Einrichtung eines Gedankenlabors
Leitender Architekt eines Gedankenlabors ist das Gehirn, welches die Areale des Bewusstseins entsprechend organisiert. Gewöhnlich erscheint Bewusstsein als Erscheinungsform zwischen unbewusstem Vorbewusstsein und Un- oder Unterbewusstsein. Im Vorbewusstsein werden für das Bewussein relevante Wahrnehmungen ausgefiltert. Dadurch werden nur Wahrnehmungen bewusst, die entweder interessant oder aufdringlich sind. Es interessiert grundsätzlich alles, was die Neugierde reizt und als aufdringlich erweist sich alles, was Bedürfnisse weckt oder Triebe erregt. Aber aufdringlich können auch Erinnerungen oder ungelöste Probleme sein. Im Unter- oder Nachbewusstsein werden alle Bewusstseinsinhalte aufbewahrt und gegebenenfalls weiter verarbeitet.
Das Gedankenlabor ist nun eine Art Zwischenbewusstsein oder auch Oberbewusstsein, welches besondere Bedürfnisse und Interessen bevorzugt behandelt und diese auf das übrige Bewusstsein maßgeblich bestimmend Einfluss nehmen lässt.
Das Gedankenlabor als solches wird durch eine besondere Form des Denkens eingerichtet. Bei genauerer, kritischer Betrachtung jedoch erweist sich schon jeder einzelne Gedanke als ein inneres Bild bzw. als Bildungsmoment des Gedankenlabors.
Dieses Innenbild ist wahr, da von innen heraus geoffenbart.
Denken ist Bilderleben, nämlich das Bild-Erleben der Seele und das Bilder-Leben ihrer Fantasie. Im Innenbild spiegelt sich ein gefühlter Augenblick des Denkens. Als wahr gilt, was gefühlt wird. Das Gefühl schenkt Vertrauen in das, was betrachtet wird. Es schenkt Sicherheit.
Der Philosoph Descartes nennt diese Selbstgewissheit den Grund allen Wissens. Descartes erklärt dazu: Der Mensch kann an allem zweifeln, aber er kann nicht daran zweifeln, dass er zweifelt.
Bedeutet das, dass ich nur wissen kann, was ich fühle? Für das subjektive Wissen trifft das zu. Aber ausser dem subjektiven Wissen existiert noch intersubjektives Wissen und objektives Wissen. Intersubjektives Wissen beruht auf der Zustimmung von mehreren Subjekten. Objektives Wissen ist unabhängig von der Zustimmung einzelner Subjekte. Objektives Wissen beruht auf wissenschaftlichen (subjektunabhängigen) Gedanken. Intersubjektives und subjektives Wissen beruhen auf persönlichen Einsichten. Der Gedanke des Wissenschaftlers besteht aus einer definierten Abbildung. Auch er glaubt an dieses Bild, weil er den Methoden der Abbildung vertraut.
Eine im Bewusstsein vergegenwärtigte Abbildung ist ein Ergebnis vorgängiger Untersuchungen im Gedankenlabor.
Um uns zurechtzufinden, müssen wir uns Bilder von der Welt machen, die aber nur Deutungen sind. Dieses Bedürfnis zu deuten ist die Ursache aller Religion und aller Wissenschaften.
wfschmid - 10. Dezember, 05:38
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