Offenes Denken
Von Natur aus gelangt Denken als spontanes, kindliches Spiel der Fantasie zum Vorschein.
Das Spielen des Kindes gestaltet sich unbekümmert aus dem Bilderleben des Augenblicks.
Bilder, welche das Kind vergegenwärtigt, setzt es unmittelbar handelnd um.
Diese Bilder sind noch keine Handlungsvorlagen, sondern stellen Rollen dar, welche das Kind je nach Lust oder Laune übernimmt und spielt.
Aber es spielt diese Rollen nicht einfach um, sondern passt sie situativ an.
Das angepasste Rollenspiel behält das Kind gewöhnlich für sich.
Zänkische Eltern merken nichts von der unmittelbaren Bedrohung durch den Herrscher des Universums, der scheinbar teilnahmslos mit am Tisch sitzt und verträumt seine Suppe löffelt.
Das heimliche Spiel kindlicher Fantasie entlehnt seine Kulissen und Rollen aus der unmittelbaren Umgebung entweder durch gehörte, gesehene oder erlebte interessante tatsächliche Geschehnisse oder medial vermittelte Geschichten.
Natürliches Denken wächst mit den Bildern aus dem jeweiligen Milieu heran.
Versuche, diesen Werdegang erzieherisch zu beeinflussen, perlen an den Heldentaten der Fantasie in aller Regel nahezu wirkungslos ab.
Mit zunehmenden Alter werden durch die Fantasie vorgegebene Rollen günstigenfalls mit Rollen, die vorbildliche Erwachsene innehaben, ausgetauscht.
So kann sich der Herrscher des Universums zum Bus- oder U-Bahn-Fahrer wandeln oder als Lehrer seinen Dienst tun, als Forscher experimentieren oder sich als Arzt um Kranke kümmern.
Das freie Spiel kindlicher Fantasie wird mit Beginn der Schulzeit ernsthaft gefährdet.
wfschmid - 1. März, 03:10
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