Spielen - Denken - Lernen
Kunst ist der Vorschein eines Denkens a priori, das sich durch Betrachtung a posteriori zeigt.
Insofern "lugt hinter den Bildern der Kunst das Denken hervor" (vgl. Titel der im Verlag "Die blaue Eule" erschienenen Dissertation von Susanne M. Abel).
Das Bilderleben (Fantasie) vermag das vernunftbegabte Wesen von sich her in die Lage zu versetzen, zu schauen, was sich ereignet, bevor Handeln geschieht. Diese Art und Weise der Antizipation lässt sich mit Hilfe der Ästhetischen Mathematik, Geometrie oder darstellenden Kunst trainieren.
Das älteste Training dieser Art ist das etwa zweieinhalb Jahrtausende alte Tangram.
In der Geschichte des kleinen Jungen (siehe 18. Juni, Wenn die Fantasie knobelt) wird das Treiben des Denkens a priori inszeniert. Um zum Spiel der Fantasie zu gelangen, muss man aus der Wirklichkeit hinter die möglichen Wirklichkeiten, wirklichen Möglichkeiten und möglichen Möglichkeiten zurück gehen. Der Anlass für diesen Rückzug liegt vor allem in einer kaum beherrschbaren Wirklichkeit. Der Wunsch, da wenigstens fantasiemäßig etwas zu verändern, liegt nahe.
Es ist das Bedürfnis nach Veränderung, das die Fantasie auf den Plan ruft. In der Inszenierung ist es überhaupt das Planen, das für die Fantasie zum Programm wird und sie mit der Möglichkeit, neue Räume zu schaffen spielen lässt. Dabei wird klar, dass es einen Übergang wie die Brücke und zusätzlich einer besonderen Erlaubnis des Lichtwesens zur Überquerung bedarf. Das besondere Abriegeln des schützenden Bezirks weist deutlich auf die Sorge hin, dass die zurückgelassene Wirklichkeit das Geschehen vielleicht doch einholen könnte. Interessanterweise spielt in dieser Situation die Aggression bei dem zehnjährigen Jungen überhaupt keine Rolle. Dessen Erfahrung im fantasiegeschützten Bereich trifft zu. Je weiter jemand in sein Inneres vordringt, desto mehr abhängig ist er davon, dass ihn seine Gefühle leiten. Aber er darf davon keinen Erkenntnisgewinn erwarten. Viele, die ein Leben lang voller Erwartung auf der Suche nach dem inneren Kern, dem Ich oder Selbst sind, werden von der ausbleibenden Wirkung ihrer Erkenntnis maßlos enttäuscht. So etwas ist a priori nicht möglich, weil gefühlte Bilder keine logischen Schlüsse zulassen. Das begründet sich vor allem aus der Bindungslosigkeit der rechten Hemisphäre heraus. So ist die Enttäuschung groß. Dennoch: Im Wort Enttäuschung verbirgt sich auch das Ende einer Täuschung.
wfschmid - 20. Juni, 05:25
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://wolfgangschmid.twoday.net/stories/29742449/modTrackback