Neuronale Textanalyse
(6. Die Rollen des Wortes)
Auffällig ist, dass bei genialen Menschen gewöhnlich eine Befindlichkeit, eine Idee alle Gedanken beherrscht. Es kommt dann sehr darauf an, dass der eine im Denken vorherrschende Gedanke auf eine ihm gemäße Intelligenz und Begabung trifft, um sich dann auch angemessen verwirklichen zu können. Diese Verwirklichung beansprucht meistens das gesamte Leben. Wenn dann auch deren Umsetzung in eine gelungene Existenz gelingt, dann entfaltet sich hieraus gar einer der relativ seltenen weltbewegenden Vorgänge. Solche seltenen Menschen gehen dann zumeist auch in die Geschichtsbücher ein. An den Werken genialer Theologen, Philosophen, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Mediziner, Künstler wie Dichter, Maler, Komponisten oder auch Musiker lassen sich dann auch die Regeln oder Gesetze einer vollkommenen Inszenierung ablesen.
Die existentiell maßgeblich bestimmende Emotion zeigt sich beispielsweise in einer grundlegenden Tätigkeit des ins Werk Setzens (Verb!) wie meditieren, suchen, experimentieren (forschen), definieren, dichten, komponieren, malen oder musizieren. Diese Grundtätigkeit gelangt in Texten in unterschiedlichen sprachlichen Ausprägungen zum Vorschein. Diese sprachlichen Erscheinungsbilder wahren für die schöpferische Seele den inhaltlichen Zusammenhang, auch wenn dieser durch die bekannten sprachlichen Übereinstimmungen nicht mehr unbedingt unmittelbar hervorscheint.
Offenbar existieren bislang noch nicht entdeckte Verbindungen und Beziehungen, die wir allererst noch aufspüren müssen. So stellt sich beispielsweise die Frage, was ein Verb während des Bewusstwerdens aktiv treibt oder inwieweit es sich sogar passiv treiben lässt. Und was zeigt sich davon während der gleichzeitigen Versprachlichung. Da ist beispielsweise das lebendige Bild von einem Hund, der den Hof bewacht. Jeder kann sich das vorstellen und diese Situation ausmalen. Und das ist dann auch die Situation, mit der Gauner Alfonso während seines Vorhaben zu tun bekommt.
Und dann tritt der Text doch ganz anders in Erscheinung, etwa so:
Alfonso ist das Risiko klar, das von einem durch einen Hund bewachten Hof ausgeht....
Mit dem Wort „Risiko“ rückt die Momentaufnahme „Hund bewacht den Hof.“ in den Hintergrund und wird zu einem bloßen Gesichtspunkt von Alfonsos Überlegungen. Das Spannungsmoment einer Begegnung Alfonsos mit dem Wachhund gerät in den Hintergrund. Aber die Figur des Gauners, der risikobewusst vorgeht, wird anders betont.
Ist nun überhaupt eine solche Kleinigkeit von Bedeutung oder spielt sich da neuronal doch mehr ab als zunächst vermutet?
Verben sind Träger von Aktivitäten und wollen damit auch ein Geschehen beeindrucken. Aus diesem Bestreben drängen sie die Wahl der Passivform zurück.
Der Wirkungsradius von Passivformen in Texten ist geringer als der von Akivformen.
In Texten zeigt sich das Grundmotiv beispielsweise durch ein repräsentatives Verb im Aktiv. Aufgrund des wiederholten Auftretens eines solchen Verbs wird der Zusammenhang durch das existentielle Grundthema sichtbar und aufrechterhalten. Durch einen Wechsel vom Aktiv ins Passiv wird das zurückgenommen bzw. abgeschwächt.
wfschmid - 2. September, 05:20
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