Der Anfang des Endes
Die Vernunft erkundigt sich bei Doxa nach der Anzahl der Räume dieses Museums. Doxa sagt, dass die niemand zählen kann. Es existieren nämlich so viele Räume, wie die Kreativität der Besucher schafft.
Die Vernunft wiederholt vorsichtshalber: “Also meine Vorstellungskraft bestimmt, in welchen Raum ich als nächsten gelange?” Doxa nickt. Weil die Vernunft gern die Heimat des Verstandes kennenlernen möchte, gelangt sie in den Raum von den Bedingungen der Möglichkeiten. Allerdings ist sie garnicht darauf gefasst, in diesem Raum überhaupt keine Orientierung mehr zu haben. Das ist wohl auch der Grund, warum sich Episteme und Piste noch nicht hier befinden. “Ich emfinde es hier unangenehm!”, stellt die Vernunft Doxa gegenüber fest. “Okay, dann lass uns in den nächsten Raum gelangen!”, schlägt Doxa vor.
Die Vernunft macht sich klar, dass sie durch die Dunkelheit erst erfährt, was Licht bedeutet. Und durch diese Vorstellung gelangt sie in den Raum des Lichts, in dem sie auch Episteme wieder trifft. Diese spiegelt sich gerade in der Polarität der Gegensätze, mit denen alle Lebewesen ständig konfrontiert werden. Jedoch neigen alle Wesen dazu, nur eine Seite wahrzunehmen. Doxa beklagt sich darüber, dass jene, welche im Licht stehen, viel zu wenig die wahrnehmen, die im Schatten stehen. Episteme bemerkt dazu: “Licht und Schatten beginnen in uns. Das, was wir an uns mögen, stellen wir ins Licht und das, was wir nicht an uns mögen, weisen wir von uns weg, stellen es in den Schatten.” Und dann fährt sie fort: “Mit Ablehnen ist es aber nicht getan, denn das Abgelehnte bleibt bestehen. Genau diesem Schatten, dem wir an uns nicht gewahr sind, begegnen wir ständig in unserem Erleben in der "Außen"-Welt. Es sind die Aspekte, die wir vehement ablehnen und bekämpfen.”
“Was im Innen nicht angenommen wird, kommt über das Außen wieder zu uns!” ergänzt Doxa. Die Vernunft indessen überlegt, was ihre Begleiterinnen in diesem Raum so gesprächig macht. Weckt der Raum des Lichts in ihnen die Furcht vor der Schattenwelt? Diese sorgenvolle Frage hindert die Vernunft daran, sich das Gegenteil vorzustellen, um weiterzukommen. Episteme flüstert der Vernunft zu, dass sie doch einen anderen Gegensatz wählen soll. Also stellt sich die Vernunft “Kein Licht!” vor.
Zur Überraschung aller finden sie sich plötzlich im Raum der Unwissenheit vor.
wfschmid - 24. Oktober, 06:20
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