Vorbewusstsein
Vorbewusstsein
unterschätzte Vorgeschichte vorgeburtlicher Existenz,
werdende Vernunft im wachsenden Embryo.
Nachkriegszeit voller Entbehrungen,
verzweifelte Abtreibungsversuche einer überforderten, schwächlichen Frau.
Schreckgespenstische Vorstellung von Muttersein.
Kläglich laienhafte, medizinisch naive Abwehrmechanik.
Stricknadeln sind kein geeignetes medizinisches Besteck.
"Hurra, ich überlebte trotzdem!", ist nicht der erste Schrei,
wäre wohl auch angesichts der Not im Hals stecken geblieben.
Weder reichen die Lebensmittel, noch trösten die Sirenen,
und Fluchten in Luftschutzkeller helfen wenig.
Überleben, ein Glücksfall nach missglückter Geburt?
Eine Missgeburt in den Augen der unglücklichen Mutter
auf der Suche nach Ausfluchten.
Der kriegsblinde Mann betrogen,
das Wenige zum Vergnügen verschleudert,
die Kinder samt Haushalt verwahrlost,
bis erschrockene Nachbarn helfen.
Das Kind igelt sich ein.
Sich zu schützen hat es früh gelernt.
Keine Mutfrage, sondern natürliche Abwehr.
Nichts kann es in die Schule zwingen,
der weise Grunschulrektor wirbt mit dynamischer Arbeiszeit,
Unterrichtszwang nur auf freiwilliger Basis.
Damals eine vollkommen überraschende Idee.
Erfolgreicher Deal "Leistung gegen Fleißzettel".
Mit erkaufter Freistellung rettet sich das Kind,
fortan problemloser, regelmäßiger Schulbesuch.
Natürlichres Geschenk neuronaler Selbstorganisation,
umgeben mit liebenswerter Ausstrahlung,
weckt Mitleid in sensiblen Bezugspersonen.
Die Natur schützt selten auf diese Weise
vor der Welt des Fressens und Gefressenwerdens.
Dankbarkeit gegen Unbekannt.
Frühe Suche, um zu ermitteln.
Steckbrieflich biblisch gesuchter Gott..
Ein langer Weg durch das Chaos des Nichts tut sich auf..
Lebenswelten
Die Welt die in die Erscheinung tritt,
ist die im Sehen gestaltete Welt
als Behausung des Ich.
Innen und außen, drinnen und draußen,
zu Hinsichten gestaltete Unterscheidungen,
die unmittelbar Deutungen auslösen.
Jeder lebt und existiert in seiner von ihm
gestalteten Welt - wie Embryonen, die
bewegt werden und antworten darauf
so dass sie sich als etwas anderes erleben,
innen, da drin und das spürbare andere,
das umgekehrt, von wo anders, anstößt.
Menschen berühren einander; sie spüren
die Welt des anderen und wie er sich
darin eingerichtet hat.
Welten überlagern sich,
sie müssen begrenzt werden,
um das Leben selbst wahrzunehmen,
das, wie eine weitere Welt, der Natur
angehörend, jede der Welten auflöst,
um erneut, parallel, andere entstehen zu lassen.
(urs)
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