Die fünfte Jahreszeit der Seele

Das Leben und besonders das Altern des Menschen wird gern mit den Jahreszeiten verglichen. Der Frühling gehört der Jugend, der Sommer den jungen Erwachsenen und der Herbst den Alten, die sich bereits um das Winterquartier auf dem Friedhof oder im Altenheim kümmern. "Sobald der Mensch geboren wird, ist er alt genug zu sterben!“ (J.P. Sartre) Aber je älter er wird, desto mehr wird ihm das auch bewusst. Da ist es nur allzu verständlich, dass er einmal aus dieser Zwangsläufigkeit ausbrechen will und sich für diesen Ausbruch eine eigene Jahreszeit verschafft.
Als fünfte Jahreszeit gilt der Karneval, Fastnacht oder Fasching. Das ist die große Zeit des Unbewussten. An Karneval verliert das Bewusstsein die Kontrolle über sich selbst und veröffentlicht, was es das ganze Jahr nur heimlich treibt. Das Wort "Persönlichkeit" (persona (lat) = Maske eines Schauspielers) beinhaltet die Kunst, sich zu maskieren und sich so zu verstellen, dass man seiner Umgebung (Bühne) möglichst erfolgreich oder glücklich erscheint. Die eigene Maske wurde von der individuellen Erziehung gefertigt und jeder tut gut daran, sein Schauspiel einmal unter dem Aspekt seiner Erziehungsgeschichte zu überprüfen. Karneval muss ja nicht das ganze Leben dauern. Es gibt wahrscheinlich Begegnungen, da lebt es sich ohne Maskierung besser.
wfschmid - 1. Februar, 05:10
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