Selbstwahrnehmung

Der Mensch versucht auf sehr vielen Wegen, einen erfolgreichen Zugang zu sich selbst zu entdecken. Nicht wenige übergeben diese Aufgabe Therapeuten. Sie nehmen an, dass ein Therapeut in der Lage ist, die wichtigsten Störungen zu entdecken und zu beseitigen. Aber wie erkennt der Therapeut, welcher Weg für einen Menschen erfolgreich ist?
Der Therapeut untersucht die Aktivitäten eines Menschen und prüft, ob diese noch den Normen entsprechen. Eine Norm des Verhaltens gibt an, was ein Mensch in einer bestimmten Situation zu tun hat. Der Therapeut vergleicht die Norm mit dem Verhalten seines Klienten. Weichen Norm und Verhalten zu sehr voneinander ab, dann muss der Therapeut nach den Ursachen und Gründen für diese Abweichung suchen.
Nicole ist eine außerordentlich erfolgreiche Diebin. Sie ist noch niemals bei einem Diebstahl erwischt worden. Aber Nicole will nicht stehlen. Sie spürt einen inneren Zwang, die Dinge aus dem Kaufhaus ohne Bezahlung mitzunehmen. Eines Tages erzählt Nicole ihrer Mutter von ihrem Problem. Nach einem eingehenden Gespräch meldet die Mutter ihre Tochter zur Therapie an. Der Therapeut entdeckt in dem langweiligen Leben, das Nicole führt, den Grund für das Stehlen. Die Ursache für den einzelnen Diebstahl besteht also in dem Risiko, das Spannung erzeugt und die Langeweile unterbricht.
Hätte Nicole das nicht selbst erkennen können? Eine positive Antwort würde voraussetzen, dass Nicole ihre Langeweile erkannt hätte. Zudem hätte sie ihre Diebstähle als Mittel zum Zweck einer Beseitigung ihrer Langeweile sehen müssen. Dem Therapeuten ist selbstverständlich klar, dass die Störung bei Nicole nicht allein darin besteht zu stehlen. Eine solche intensive Störung der Selbstkontrolle tritt nicht isoliert auf.
wfschmid - 10. März, 05:15
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