Sprache

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Sprache ist Verständigungsmittel. Etwas, das ist, nutzt dieses Mittel zum Zweck seines Ausdrucks. Dieser Ausdruck kann entweder unmittelbar durch das Verhalten des sich Ausdrückenden selbst geschehen oder durch Zeichen, die mittelbar für das, was ausgedrückt werden soll, stehen. Der unmittelbare Ausdruck ist der zugänglichste. Er lässt sich instinktiv oder intuitiv verstehen und muss nicht erst gedeutet werden. Der Ausdruck allen Werdens durch das Werden selbst ist direkt.Er ist einfach und offen, weil geradewegs und augenblicklich. Der unmittelbare Ausdruck ist wahr, weil unverschleiert. Ein Baum teilt sein Leben mit durch die Art und Weise mit wie er gewachsen ist. Beim Menschen übernimmt diese Rolle vor allem der Ausdruck seines Gesichts. Während des Alterns offenbart die Natur Lebenserfahrungen allen Gewachsenen. Während des Alterns verlieren sich die Zeichen und die Mitteilungen werden wieder einfach, weil ungekürzt. Die Sprache befreit sich im Alter aus dem Zwang, zwischen Zeichen wählen zu müssen, um abkürzen zu können. Das Alter kommt wie die Jugend wieder ohne Umschweife zur Sache. Die Fähigkeit des Lebewesens, Zeichen zu erfinden, um abkürzen und verkürzen zu können, um nicht alles sagen zu müssen, gilt als Vernunft. Das sprachbegabte Lebewesen ist allein das vernunftbegabte Lebewesen. Und die Fähigkeit, Prozesse verkürzt abgekürzt vorstellen und darstellen zu können, wird gemeinhin als Denken gefeiert. Insofern denkt die Natur nicht. Und die Schöpfung samt Schöpfer ist wesentlich gedankenlos. Aus diesem Grund kann es keine versprachlichten Offenbarungen geben, denn ein Gott spricht so nicht. Die Schöpfung braucht keine Zeichen, weil sie für sich spricht.
Allerdings muss die Fähigkeit des unmittelbaren Verstehens erst wieder zurückgewonnen werden. Die Kunst versucht dies, indem sie Bilder ins Werk setzt. Dabei wagt sie sich in die Schwierigkeiten der Natur, denn oft machen die unmittelbaren Bilder der Kunst sprachlos.
Künstlerische Bilder, gleichgültig, ob Malerei, Musik, Dichtung oder Tanz, machen sprachlos, weil sie sich allein intuitiv oder instinktiv öffnen. Kunst, Natur und Gott sprechen nicht, weil sie sich allein über das Staunen mitteilen.
wfschmid - 24. Dezember, 05:15
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