Ohne Verstand[1]

© urs
Im Alter versucht das sich erneuernde Gehirn noch einmal radikal das, was es schon während der Pubertät als Erste neuronale Restauration, Umwandlung oder Erneuerung nicht geschafft hat. Die Vernunft verliert ihren Halt durch den Verstand während sie sich radikal von Grund auf reorganisiert.Vorwiegend verstandesbetonten Wesen bleibt jeglicher Einblick in diesen Vorgang verwehrt, weil er sich auch gerade nicht mit herkömmlichen Mitteln des Verstandes beeinflussen lässt. Der Verstand beklagt dies vielmehr als unheilbare Krankheit. So unterstützt niemand die Vernunft mit ihren ureigenen Mitteln bei ihrer grundsätzlichen Arbeit.
Will man das Wagnis einer totalen neuronalen Restauration erst gar nicht eingehen, dann muss man rechtzeitig selbst mit der vorgesehenen neuronalen Umwandlung beginnen. Hierfür gibt es von Natur aus einige wenige Regeln, nämlich Trainung der Verarbeitungsgeschwindigkeit, der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der Fähigkeit, Probleme zu lösen und der Beweglichkeit. Diese Anforderungen lassen sich gleichsam in der Forderung nach origineller schöpferischer Arbeit zusammenziehen.
Da es um eine Erneuerung von Grund auf geht, geht es nicht darum, das Vorhandene zu erweitern und fortzusetzen. Erneuerung von Grund auf, das bedeutet vor allem, das Vorhandene radikal in Frage zu stellen, um es gegebenenfalls von seinem Gegensatz her zu denken.
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[1] lat. dementia (mens Verstand)
wfschmid - 27. Dezember, 05:45
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