Sprache der Seele
Die Sprache der Seele setzt mehr voraus als den Aufenthalt im Bereich der Identifikation. In einem nur mit Identifikationen befasstem Denken kann sich die Seele kein Gehör verschaffen. Die Innere Stimme schweigt. Weder Meditation noch körperliche Verrenkungen oder esoterische Zirkeltänze vermögen daran etwas zu ändern. Die Seele ist mit dem Verstand befreundet. Entweder sprechen Seele und Verstand oder keine von beiden.
Der Philosoph Kant hat den Unterschied zwischen Verstand und Vernunft besonders deutlich hervorgehoben. In der heutigen Sprache repräsentiert der Verstand das Denken der rechten Hemisphäre und die Vernunft das Denken der linken Hemisphäre. Die Beziehung zwischen Seele und Vernunft geht auf Augustinus zurück. Verstand und Vernunft teilen sich die Arbeit. Im Gegensatz zum Verstand bevorzugt die Vernunft das Sichtbare.
Im Gegensatz zur Vernunft braucht die Tätigkeit des Verstandes entweder das reine oder das schöpferische Denken. Auch das gehört zum Gedankengut des Philosophen Kant. In Texten wird der Übergang vom verstandesmäßigen zum vernünftigen Denken durch Distanzierung vom bloßen Identifizieren deutlich. In Texten geschieht das durch Abstraktion. Als Form der Distanzierung entsteht die Abstraktion entweder durch die Frage nach Ursache und Wirkung oder durch die Frage nach Grund und Zweck. Und erst mit Hilfe dieser Fragen vermögen Texte zu emotionalisieren.
wfschmid - 29. Dezember, 07:06
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