Berta und Anton
Während die Mittagssonne heiß auf ihren Bauch scheint, träumt die dicke Kuh Berta von einem riesengroflen Eis! Als sie es gerade vor ihren Augen sieht und Appetit bekommt, wird sie unsanft aus ihren Träumen gerissen. Anton, der galante Hengst vom Bauernhof nebenan ruft zu ihr hin¸ber: "Berta, wach auf! Ich muss dir etwas erzählen. Ich habe heute Vormittag den Bauernsohn belauscht, als er mit zwei Freunden Hausaufgaben gemacht hat." Berta fragt: "Na und? Was ist an Hausaufgaben schon besonders?" Anton erwidert: "Ja du hast Recht, meistens rechnet oder schreibt man in der Schule nur. Aber heute haben sie erzählt, dass sie einen Versuch gemacht haben." "Erzähl' schon weiter", ruft Berta ungeduldig.
Anton fängt an, die ganze Geschichte zu erzählen: "Hans, der Sohn vom Bauern, hatte heute eine Schulstunde, in der erklärt wurde, wie man ein Ereignis in seinem Kopf verarbeitet. Z.B., wenn man eine neue Kuh kennen lernt oder noch lieber eine wunderschöne Stute."
"Ja, ja du alter Schlawiner", antwortet Berta. Sie wollte aber mehr erfahren und bat Anton ihr zu erzählen, wie so ein Vorgang im Kopf abläuft. Anton begann erneut zu erzählen: "Nehmen wir einmal an, ich begegne einer Stute. Im ersten Moment nehme ich sie erst einmal wahr. Diese erste Begegnung nannte Hans "Identifikation"!" "Was ist Identifikation?" fragte Berta. Anton fing an zu erklären: "Du nimmst die Gestalt wahr und benennst bzw. bezeichnest sie. Wenn ich die Stute identifiziert habe, bin ich aufmerksam geworden und habe wahrgenommen. Nun wäre es gut, wenn ich den Namen der Stute erfahren könnte, das sogenannte Wort", führte Anton weiter aus. Berta wird immer neugieriger und unterbricht Anton: "Was passiert dann, magst du die Stute?" "Wenn du mich nicht andauernd unterbrechen würdest, könnte ich fortfahren", sagt Anton und erzählt weiter. "Nun habe ich die Stute wahrgenommen und spüre, was ich empfinde. Ich entscheide mich in meinem Kopf, ob die Stute positiv oder negativ in meinem Gedächtnis bleibt. Dieser Vorgang dauert gerade 'mal drei Sekunden und entscheidet, ob mir die Stute gefällt oder auch nicht."
"Wie nennt man dieses Verhalten?", fragt Berta neugierig. "Du steckst die Person in eine 'Schublade' und sprichst von Interpretieren und Einordnen", antwortet Anton. "Mir fällt noch ein, die Konzentration wäre fast vergessen worden. Die Konzentration signalisiert mir, ob die Stute positive oder negative Eigenschaften hat. Das Bild vom ersten Augenblick bleibt nun für eine ganze Weile haften", erzählt Anton seine Geschichte zu Ende. Berta sitzt mit großen Augen und offenem Maul auf der Wiese und stellt erstaunt fest: "Anton, das alles entscheidet mein Gehirn. Hans lernt viele interessante Sachen in der Schule, aber die Geschichte ist einmalig. Nun würde mich aber interessieren, ob das alles so klappen würde. Lass` uns doch ein bisschen spazieren gehen - ich würde gerne andere Kühe kennen lernen, um diesen Versuch 'auszutesten'."
Anton freut sich und macht sich mit Berta auf den Weg.
Kristina Kunstmann
wfschmid - 4. Februar, 06:11
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://wolfgangschmid.twoday.net/stories/6171475/modTrackback