Unilogo

9
Jan
2012

Tabu

 

© urs

Dass das vernunftbegabte Wesen in Wahrheit ein Spielwesen ist, gilt unhinterfragt, strikt und bedingungslos als Tabu nahezu jeder Gesellschaft. Verstößt gar ein Staatsoberhaupt dagegen, indem er sein Spiel öffentlich aufführt, wird aus dem persönlichen Spaß unversehens Ernst. Sich aufspielen ja, aber doch nicht so, dass es jeder merkt. Ein Bundespräsident, der das Gesellschaftsspiel nicht beherrscht, verfügt über zu wenig Fantasie, um ein solches Amt innehaben zu können. Zu einem hohen Amt gehört nun einmal weit überdurchschnittliches Spielvermögen und –vergnügen.

Die Fantasie akzeptiert längerfristig nicht, was ernstgemeint wird. Ihr ist das Unterscheiden zwischen idealer und realer Welt suspekt. Als Mittel zum Zweck der Machtausübung mag es zwar nützlich sein, nicht aber doch über den jeweiligen Machtbereich hinaus.

Weil für die Fantasie wahr ist, was sie empfindet, nimmt sie ideale Möglichkeiten und reale Wirklichkeiten gleich wahr. Für die Fantasie ist eine Formel als Initiationsvorlage genau das gleiche Erleben wie der Vorgang selbst. In ihrer Fantasie ist die Künstlerin von ihrem Bild so begeistert, als ob sie es bereits ins Werk gesetzt hätte.

Das leidenschaftliche Spiel mit Möglichkeiten erfährt die Fantasie als Wirklichkeit wie Kinder, die nach Lust und Laune ihre Spielrollen wechseln, sich eine andere mögliche Situation vorstellen und auch engagiert durch­spielen. Als wesentliche Regelgröße erlebter Zeit überführt die Fantasie ideale Welten in reale und lässt es zu, dass diese sich auch wieder dorthin verflüchtigen, ohne geliebte Beziehungen aufzugeben. So liegt für die Fantasie das geliebte Wesen nicht im Grab, sondern lebt in dem Bild fort, das sie liebevoll betrachtet. Dass sie während solcher Vergegenwärtigung auch die Gegenwart des geliebten Wesens spürt, empfindet sie als natürlich.

Es ist vollkommen in Vergessenheit geraten, dass die Fantasie nicht wie Vernunft und Verstand aus dem Paradies vertrieben und in der schmerzhaften Vergänglichkeit beheimatet wurde, sondern vielmehr ihre Nähe zur Anwesenheit allgegenwärtiger Energie bewahrt hat. So bedeutet der Fantasie die Zugangsmöglichkeit zum Garten Eden geradezu eine Selbstverständlichkeit. So ist auch sie die treibende Kraft, das Begegnen mit der Lichtgestalt voranzutreiben.
 

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Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

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