Wege der Fantasie

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Der Fantasie stehen vor allem drei Möglichkeiten des existenziellen Gestaltens offen, nämlich durch künstlerisches Betrachten, durch empirisches Beobachten oder durch wissenschaftliches Begreifen. Jene Grenzen, welche die Fantasie in ihrem Gestalten erfährt, ergeben sich vor allem von den Bedingungen her, welche sich von den Möglichkeiten einer praktischen Umsetzung ergeben.Während das Bewusstwerden der Fantasie die Formen ihrer Gestaltung hervorscheinen lässt, regeln Werk-, Material- und Denkerfahrungen das Fantasieren selbst. Gewöhnlich kümmert sich niemand darum, ob in seinem Erleben gerade die Fantasie, die Vernunft oder der Verstand dominiert. Selbst nach einigen Überlegungen könnte jemand das nur vermuten. Diese Ununterscheidbarkeit beruht auf der Einheit von Bilder-Leben, Bild-Erleben und Bilden.[1]
Sehr wohl vermag aber die Fantasie ihre Kräfte zu personifizieren und dementsprechend als Personen vorstellungsmäßig auch in der idealen Welt zu erleben, beispielsweise als innerer Lehrer oder Ratgeber. Der Möglichkeit nach könnte auch die Lichtgestalt eine von der Fantasie personifizierte Kraft sein oder auch umgekehrt eine Energie, welche die Fantasie nutzt, um sich zum Vorschein bringen zu können.
Wie auch immer, entscheidend für die Fantasie ist es, wie sie das bewusst erfahrend erlebt. Überhaupt ist die Fantasie frei von Ansprüchen auf Ausweisbarkeit und nicht davon abhängig wie Vernunft und Verstand. Das vernunftbegabte Lebewesen täte also gut daran, sich eher als fantasievolles statt als vernunfbegabtes Wesen zu betrachten und zu verhalten. So könnte es sich freier und weniger gemaßregelt fühlen.
Die Fantasie ist jene wesenhafte Kraft, in welcher sich die Bedürfnisse der Seele am klarsten zeigen. Allerdings geschieht das im Blick auf die reale Welt vielleicht zu ungeschützt, weil zu offen. Aber wie gesagt, die Fantasie kümmert sich so gut wie gar nicht um Grenzen und Eingrenzungen, wie sie durch die Optik falsch geschliffener Gläser engstirnig modellierter Welten entstehen.
Die Fantasie will das Glück der Spiele unverbindlicher Existenzen, die sich weder vorzeitig Grenzen setzen noch von irgend jemanden Freiheiten nehmen lassen.
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[1] Abbilden von Ideen als Bilder
wfschmid - 12. Januar, 05:05
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