Die schönste Tochter der Wahrheit

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Das Gehirn erzählt uns über sich in den Bildern der Fantasie. Diese Bilder können wir als Vorstellungen in unserem Bewusssein wahrnehmen, betrachten und interpretieren. Je nach unserer Begabung handelt es sich um religiöse, philosophische, künstlerische, wissenschaftliche Werke, sportliche oder handwerkliche Vorstellungen.Wir können auch Vorhaben, bevor wir sie ausführen, in unserer Fantasie schon einmal durchspielen. Spitzensportler stellen sich auf diese Weise auf unmittelbar bevorstehende Höchstleistungen ein, und Schwerkranke heilen sich, indem sie sich vorstellen, wie sie wieder gesunden. Die Fantasie lässt sich oft vom Glauben helfen, um sogar Möglichkeiten, die für unwahrscheinlich gehalten werden, zu verwirklichen. Die Kraft des Glaubens durch Fantasie kann Wunder bewirken. “Glaube kann Berge versetzen!” Diesen Spruch bestätigen sogar Schulmediziner, die mit schweren Krankheitsfällen zu tun haben.
Die Fantasie ist jene neuronale Kraft des Gehirns, welche unser Sein als unsere Existenz hervorscheinen und uns unsere Umgebung für uns im günstigen Licht erscheinen lässt. Nicht selten entscheidet fantasievolles Schönfärben über unser Glück.
Die Fantasie gilt als schönste Tochter der Wahrheit. Sie offenbart sich in unserem Bewusstsein als Bilderleben. Die Vernunft erfährt dieses Bilderleben als Bilder-Leben. Der Verstand analysiert das Bilderleben als jeweiliges Bild-Erleben.
Jene Wesen, welche auf diese Art und Weise das Bewusstwerden erfahren, nennen sich seit jeher denkende Wesen. Jedoch sind viele von ihnen nicht in der Lage, sich das Wahrnehmen als Gestalten der Fantasie, das Betrachten als Vergegenwärtigen der Vernunft und das Interpretieren als Beobachten des Verstandes bewusst zu machen, obgleich sich das Begreifen als das Denken immer nur aus Wahrnehmen, Betrachten und Beobachten zugleich entwickelt.
Jedes denkende Wesen hat die Möglichkeit, das eigene Denken wahrzunehmen, zu betrachten und zu beobachten, um es zu beschreiben und zu begreifen. Leute, die diese Selbstbeobachtung professionell betreiben, bezeichnen sich von Anfang an als Philosophen. Zu den Freunden der Weisheit gehören alle, die das Vermögen erworben haben, zur Verbesserung der Fähigkeit der Selbstbeobachtung beizutragen.
Unter den Philosophen der ersten Stunde herrscht von Anfang an Einvernehmen darüber, dass das denkende Wesen durch Selbstbeobachtung auch in die Lage versetzt wird, die Grenzen des sinnlich Vernehmbaren zu überschreiten, um bereits zu Lebzeiten einen Einblick in die andere Seite der Welt zu erhalten. Das Vermögen, einen solchen Einblick zu gewinnen, nennen sie ιδείν (idein), und sie sind der Ansicht, dass alle denkenden Wesen über diese Fähigkeit von Natur aus verfügen.
Die Neuropoems stellen dies Fähigkeit in Bildern dar.
wfschmid - 21. Januar, 05:45
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