Reinigung

© urs
Wer auf der Suche ist, spürt den Drang, in sich zu gehen, um Antworten zu finden, was ihm von seinem Wesen her aufgegeben ist. Diese Entdeckung aber setzt voraus, dass das Ich bzw. Ego sein Selbst gefunden hat. Solange sich nämlich jemand mit Selbstfindung beschäftigt, vermag er die inneren Augen nicht zu öffnen. Er kann gerade nicht die Wahrheit finden, die er doch sucht. Selbstfindung ist die vom Ich inszenierte Tragödie, um sich durch Leiden zu reinigen. Die Selbstreinigung ist tragisch, da Leiden nicht durch Leiden aufgelöst werden kann. Die Dramaturgie solcher Selbstinszenierung liegt gewöhnlich beim nicht wollenden Wille, Ausdruck eines tief sitzenden Phlegmas, das fast alle Betroffenen hartnäckig leugnen.Gleichgültigkeit ist häufig eine neuronale ‘Schläfrigkeit’, die damit zusammenhängt, dass sich viele Wege als Sackgassen herausstellen. Dies führt zur Abstumpfung gegenüber neuronalen Impulsen. Der Geist ist zu schwerfällig, um noch auf neue Impulse reagieren zu können. Das Suchen gleicht schließlich einem neuronalen Kreisverkehr ohne Verbindungen in andere neuronale Netze. Die Folge ist Einfallslosigkeit.
Möglichkeiten, die zu verwirklichen wären, zeigen sich nicht mehr. Kein Wunder also, dass das Ego verzweifelt versucht, auszubrechen und dann ziellos durch die Gegenden möglicher Interessen irrt.
Es ist die jedem Ego vertraute lange Nacht der abfließenden Energien, die nach den Gesetzen der Natur wieder zurückfluten. Wie die Anziehungskraft des Mondes, so holen sie die unerschöpflichen Kräfte der schöpferischen Seele zurück, um die Neugier wieder erwachen zu lassen.
wfschmid - 25. Januar, 05:00
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