Drei in eins
© urs
Fantasie, Vernunft, Verstand bilden in eins zugleich den inneren Strom des Denkens. Die Fantasie initiiert und gestaltet das Bilderleben, die Vernunft erfährt sich als Bilder-Leben und der Verstand reflektiert sich im jeweiligen Bild-Erleben.Die Quelle dieses Stroms liegt in den Tiefen des Unterbewusstseins. Intuitiv fließt er als Bewusstwerden und gelangt als Instinkt oder Intuition, Stimmung und Einstellung zum Vorschein. Und das Gehirn schafft sich Rollen, weil es kritische Bilder liebt. Solche Rollen entstehen je nach Glauben und Geschmack des einzelnen Wesens. Im Fall dieser neuronalen Intuitionen sind das mehr oder weniger zufällig Fantasie, Vernunft und Verstand.
Obgleich die Fantasie mitwirkt, bleibt die Vorstellung der drei ‘Figuren’ gleichsam konkret unsichtbar, weil deren Rollen in Abstraktionen aufgehen. Hierin sieht die Vernunft ein schwerwiegendes Problem, denn viele mögen Abstraktionen nicht. “Ich kann nun einmal nicht als Micki Maus gehen!”, bemerkt die Fantasie scherzend. Und die Vernunft klagt: ”Ich habe mich schon als Kriminalkommissarin Aesthe Logkat versucht, aber mir fehlten Ideen für Fälle, die interessant genug gewesen wären!” Der Verstand pflichtet den beiden bei: “Ich habe es mit historischen Gestalten versucht, und das führte auch zu nichts!”
Die innere Stimme schweigt zunächst zu diesen Selbstkritiken, bemerkt dann aber doch, dass es wohl nur an zureichender Vorstellungskraft gefehlt habe. “Worin liegt das Problem, Gedanken als Figuren zu transportieren wie beispielsweise als Tiere in Fabeln?” Der Verstand gibt sich bescheiden und sagt, dass es ihm vollkommen genüge, Gedanken zu personifizieren. “Schließlich sind uns dreien Gedanken doch am nächsten!”, begründet er sein Anliegen.
Durch Personifizierung innerer Vorgänge schafft es das Bewusstsein, dem Selbst einen Spiegel gegenüberzustellen, um sich durch diese Selbst-Betrachtung verstehen zu lernen. Das lässt sich mit einem Autor vergleichen, der versucht, sich mit Hilfe eines Romans bzw. einer Romanfigur frei zu schreiben. Um sich zu verstehen, braucht das sich selbst organisierende und selbst reparierende Bewusstsein Bilder, denn mittels Abstraktionen ist es nicht in der Lage, sich zu helfen.
Fantasie, Vernunft und Verstand sehen sich beroffen an. “Ich wusste gar nicht, dass wir alle drei so hilfsbedürftig, weil behindert sind”, sagt die Vernunft betroffen. “Wir sollten gemeinsam die Ursachen und Gründe für diesen Mangel herausfinden!”, ergänzt der Verstand.
Die Fantasie bittet zu bedenken, dass das Ungleichgewicht bzw. Disharmonien zwischen Fantasie, Vernunft und Verstand auf das Fehlen des eigenen Urgrundes zurückzuführen ist. Die Vernunft will von der Fantasie wissen, was sie darunter versteht. “Ich verstehe darunter den existentiellen Beweggrund, das Grundmotiv des persönlichen Lebens!” Und wie findet jemand das heraus?” Die Fantasie erklärt: “Die Fantasie träumt, die Vernunft glaubt, und der Verstand rechnet mit beiden... Der Verstand sucht also die Träume, die jemand hat und an die er glaubt, zu verwirklichen!” “Dann muss ich also nur betrachten, wovon ich träume?”, fragt die Vernunft. “So ist es!”, lautet die kurze Antwort der Fantasie.
wfschmid - 24. Februar, 05:05
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