Selbstfindung
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Selbstfindung ist der die Pubertät maßgeblich bestimmende Prozess. Das Ich beginnt sich auf den Weg zu machen, um sein Selbst zu suchen. Die Fantasie orientiert sich an Vorbildern und entwirft Ideen, die Vernunft eifert Idolen nach und engagiert sich für Ideale, und der Verstand erforscht bzw. erfragt Möglichkeiten, indem er Modelle durchspielt, um für sich ein tragfähiges Vorbild zu entdecken, das die Selbstverwirklichung antizipiert.Die Selbstfindung während der Pubertät beruht auf der Ichfindung während der ersten Lebensmonate. Die Ichfindung wird durch Empfinden, sinnliches Erfassen und durch Erfahren ermöglicht. Durch das Wechselspiel von gefühltem aufmerksamen Aufnehmen und gefühltem, konzentriertem Erinnern entstehen sich wiederholende neuronale Regelungen. Aus den positiv empfundenen Wiederholungen des immer Gleichen erwachsen Regler für angesagtes und nicht angesagtes Verhalten.
So wird erfolgreiches Schreien von weniger erfolgreichen Verlautbarungen unterschieden und nach und nach eingesetzt bzw. als neuronale Grundmuster ausgeprägt. Erfolge verhelfen zu beschleunigtem Differenzieren der Verlautbarungen und so zum Fortschreiten des Spracherwerbs. Das gelingt allerdings vorwiegend nur dann, wenn sich die Bezugspersonen liebevoll und schlüssig verhalten.
Inkonsequentes Verhalten dagegen liefert nicht nur keine brauchbaren Verhaltensvorlagen, sondern chaotisiert auch neuronale Netze. Inkonsequentes Verhalten der Bezugspersonen bzw. widersprüchliches Verhalten zwischen den Bezugspersonen verhindert das Entstehen wichtiger Konstituenten für geordnetes, zielgerichtetes Verhalten. Es können dann kaum mehr erfolgreiche Strategien entwickelt werden.
Um durch solche möglichen neuronalen Missbildungen nicht lebenslang gehemmt und behindert zu werden, unternimmt das Gehirn während der Pubertät radikale selbstreparierende Maßnahmen. Unbrauchbare neuronale Bindungen werden dann schlichtweg aufgelöst und gelöscht. Dieser Maßnahme fallen dann auch frühe Kindheitserinnerungen zum Opfer. Für die gesamte spätere Entwicklung des Gehirns sind solche Streichungen aber nicht bedeutsam, bis vielleicht auf die Tatsache, dass in derartigen Fällen Gehirne zu radikalen Löschungen (Vergessen) neigen. Diesem neuronalen Radikalismus lässt sich aber wiederum durch geeignetes Training entgegenwirken.
Der Verstand unterbricht die Darstellung der introspektiven Fantasie.”Was mir an dieser Darstellung missfällt, das ist die einseitige Betonung des informativen oder geistigen Aspekts! Es gibt doch auch unbestreitbare nachteilige körperliche Einflüsse auf das Gehirn oder etwa nicht?” Die Fantasie blickt den Verstand sehr erstaunt an: “Das ist doch auch eine Frage der Priorität! Das Gehirn jedenfalls hält es mit dem Grundsatz, dass das Sein und damit auch das Dasein im Bewusstsein entschieden wird und insofern jeder wird, was er sich vorstellt! Wie Du Dich selbst im Spiegel siehst, das strahlst Du auch aus!” Die Vernunft will von der Fantasie wissen, warum es denn so schwer für das Ich ist, das Selbst zu sehen. “Das Selbst erscheint dem Ich in seinen Träumen und Tagträumen. Deren Bejahung in täglichen kleinen Schritten, das ist der Weg!”
wfschmid - 25. Februar, 04:55
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