Was wir nicht alles mitbekommen
Bewusstsein ist nur ein sehr geringer Teil von dem, was im Gehirn geschieht oder unterbewusst längst an Entscheidungen vorbereitet worden ist.
Was ist der Unterschied zwischen "Unbewusstsein" und "Unterbewusstsein"? Unbewusst geschieht, was ohne unser Hinzutun ausgefiltert wird. So beachten wir gewöhnlich alles das nicht, was nichts mit unserer augenblicklichen Beschäftigung zu tun hat, zum Beispiel Geräusche oder Stimmen um uns herum. Unterbewusst geschieht, was ohne unsere unmittelbare Einflussnahme an Verarbeitung von Informationen geschieht, zum Beispiel das Entwickeln von Einfällen bzw. Ideen, Wünsche und Bedürfnisse, die wir haben.
Bewusst werden ungewöhnliche, auffällige oder störende Ereignisse in meiner Umgebung oder außergewöhnliche, aufdringliche oder unerledigte Dinge aus meinem Gedächtnis, damit ich entsprechend reagieren kann.
Die Erfahrung solchen Bewusstwerdens erleben wir als "Ich". Unsere gefühlsmäßige Stellungnahme empfinden wir als SelbstBewusstsein.
Die Ich-Erfahrung vermittelt uns den Eindruck von unmittelbarer Selbstbestimmung. Aber das Empfinden, Bewusstgewordenes steuern zu können, täuscht. Wir Menschen sind geschichtliche Lebewesen. Wir bestimmen unser Ich über unsere eigene Lebensgeschichte. Bewusst wird immer nur ein Teil dieser Geschichte. Diese Geschichte ist eine Lern- und Erfahrungsgeschichte. Aus diesem Grund können wir bewusstgewordenes Verhalten gewöhnlich auch nicht spontan ändern. Alles was wir gelernt haben, das müssen wir erst einmal wieder verlernen.
Als kleiner Ausschnitt unserer Lebensgeschichte gewährt uns das Bewusstsein nur jeweils sehr begrenzt Veränderungsmöglichkeiten. Wir haben bisweilen den Eindruck, etwas zu verdrängen. Das ist dann das, was uns das Unterbewusstsein aus bestimmten Gründen vorenthält.
Es ist schon sehr erstaunlich, dass uns die Natur in einem lebenswichtigen Bereich mit einem sehr schlechten Rückkopplungssystem ausgestattet hat. So werden Prozesse, die für uns sogar lebensgefährlich werden können, überhaupt nicht bewusst wie z.B. zu hoher Blutdruck, lebensbedrohliche Gefäßverengungen oder auch Diabetes. Dieser Darstellung werden Menschen widersprechen, die sich beispielsweise mit Techniken körperlichen Trainings wie Yoga, Tai Chi oder Zazen beschäftigen. Sie werden sagen, dass man die Fähigkeit der körperlichen Rückkopplung sehr wohl durch Sensibilisierung erwerben kann. Das widerlegt nicht die Tatsche, dass das Vermögen, körperlich zu empfinden von Natur aus schlecht ausgebildet ist. Nun ist aber auch die Wechselwirkung zwischen körperlichen und geistigen Prozessen seit alters her hinlänglich bekannt wie das der lateinische Spruch „Mens sana in corpore sano“ (Gesunder Geist in einem gesunden Körper) zum Ausdruck bringt. Letztlich läuft das auf eine Entscheidung hinaus. Man muss schon bereit sein, sehr viel Zeit in das körperliche Training zu investieren, denn mit Joggen oder Nordic Walking ist es nicht getan. Und das Philosophieren während des Radfahrens erlaubt wiederum die Begrenztheit des Kurzzeitgedächtnisses nicht, denn was helfen die besten Gedanken, wenn sie in Vergessenheit geraten?
wfschmid - 7. September, 05:41
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