Selbstentfremdung
Als Grundbedürfnis treibt uns Denken unterschiedlich an: Wenn es uns veranlasst, nur einmal kurz hinzuschauen, um das Auffällige (...was interessiert) zu erfassen (Apperzeption), wenn es uns einlädt, uns Zeit zu nehmen, um uns mit Wahrnehmungen eingehender befassen zu können (Reflexion), wenn es uns drängt, Zusammenhänge festzustellen, um zu begreifen (Induktion), wenn es uns ermuntert, Annahmen in der Praxis zu überprüfen, um herauszufinden, was zutrifft und was nicht (Deduktion), wenn es uns auffordert, die Sache auf den Punkt zu bringen, um uns das Ganze leichter merken zu können (Definition).
Eine Definition ist: 1. eine allgemeine Erklärung, die für alle einzelnen Fälle zutrifft, 2. ein allgemeingültiger Inhalt, der sich versinnlichen, also demonstrieren lässt, 3. eine Anwendung, die ich selbst vorführen kann. Allem Reflektieren intendiert das Definieren, also Zeigen, Demonstrieren, Vorführen.
Das Grundbedürfnis Denken treibt den Menschen als Abenteurer in die Welt. Gewöhnlich aber dringt Denken nicht so weit ins Bewusstsein vor. Es wird in der Regel schon durch vordergründige Modelle daran gehindert, über das bloße Erfassen von Wahrgenommenem hinauszugehen. Auf Grund unkritischer, weil unsensibler Erziehung und Bildung modellieren wir, sobald wir vorbewusst wahrnehmen. Wer durch Erziehung sich selbst entfremdet ist, vermag nicht mehr vorurteilsfrei wahrzunehmen.
wfschmid - 15. September, 05:30
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://wolfgangschmid.twoday.net/stories/6506792/modTrackback