G O T T
Gott ist ein Name für jenes Phänomen, welches Religionen als Ursprung alles Seins betrachten. Als Schöpfer gilt Gott als übernatürliches Wesen, das allgegenwärtig ewig existiert.
Die Gott zugeschriebenen Eigenschaften sind für vernunftbegabte Lebewesen nicht zu begreifen. Als erster Ursprung bzw. Schöpfer und Gestalter aller Wirklichkeit lässt er sich zwar behaupten, aber eben nicht nachweisen.
Protagóras vertritt die Auffassung, die Vorstellungen von Göttern seien erst im Laufe der Kulturentwicklung in den Menschen entstanden; angesichts der beschränkten menschlichen Erkenntnisfähigkeit sei aber eine Aussage über Existenz und gegebenenfalls Gestalt der Götter nicht möglich: Sein Homo-mensura- Satz ( „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“) bricht mit den vorhandenen Gottesvorstellungen und setzt den Menschen als Maß – auch der Gottesvorstellungen.
Pródikos meint, die Göttervorstellungen seien Erfindungen der frühen Menschheit, entstanden aus ehrfürchtiger Verehrung der für sie nützlichen Naturerscheinungen und Naturkräfte: Er leugnet damit die Existenz von Göttern und sieht den Menschen als den Schöpfer der Götter.
Kritías schreibt in „Sisyphos“ (nach B 25 Sextus Empiricus, Adversus mathematicos IX 54):
„Es gab eine Zeit, als das Leben der Menschen ungeordnet war und dem der Tiere ähnlich und der Stärke Diener.
Als es noch keinen Wettkampf für die Edlen gab noch auch Züchtigung den Schlechten zuteil wurde.
Und dann scheinen mir die Menschen die Gesetze als Züchtiger aufgestellt zu haben, damit das Recht der Herrscher sei (zugleich für alle), den Frevel aber als Sklaven halte: bestraft wurde einer, wenn er die Regeln verletzte. Darauf dann, da die Gesetze die Menschen zwar mit Gewalt hinderten, offenbar Unrecht zu tun taten sie es im Verborgenen; zu diesem Zeitpunkt scheint mir zuerst ein verständiger und weiser Mann die Furcht der Menschen vor den Göttern erfunden zu haben, damit die Schlechten Furcht hätten, auch wenn sie etwas heimlich täten oder sprächen oder dächten.
Ausgehend von diesem Gedanken nun führte er das Göttliche ein, dass es eine Gottheit gibt, in unzerstörbarem Leben blühend, mit Aufmerksamkeit hörend und schauend und über die Maßen bei Verstand, der das auffasst. Diese Gottheit hat eine göttliche Natur, die jedes unter den Menschen gesagte Wort hören wird,
die jedes Getane sehen können wird;
wenn du aber im Stillen etwas Übles planst, wird das nicht vor den Göttern verborgen bleiben. Die Verstandestätigkeit
ist nämlich zu stark (bei ihnen). Indem er diese Reden sprach, führte er den angenehmsten Lehrsatz ein, verbarg er doch die Wahrheit mit einer falschen Rede.
Er behauptete - damit er die Menschen mit dieser Rede besonders erschrecken könnte -,dass die Götter dort wohnen,
von wo, wie er erkannt hatte, den Menschen die Furcht erwüchse und die Hilfen bei ihrem mühseligen Leben, aus dem äußeren Umlauf (der Gestirne), wo er die Blitze sah, furchtbare Donnerschläge, die sternenfunkelnde Gestalt des Himmels, das schöne Buntgebilde des weisen Baumeisters Chronos (Zeit), wo die strahlende Masse des Sonnensterns ihre Bahn zieht und der feuchte Regen herabkommt.
Mit dieser Furcht umgab er die Menschen,
durch welche dieser die Gottheit schön in seiner Argumentation ansiedelte und an einem geziemenden Ort und die Gesetzlosigkeit durch die Gesetze löschte …..
So aber glaube ich, dass zuerst einer der Sterblichen überzeugt war, an das Geschlecht der Götter zu glauben.“
Auch Heraklit hielt Gott für eine Fiktion (VS 22 B 30):
„Diese Welt, dieselbe für alles, hat weder ein Gott noch ein Mensch erschaffen, sondern sie war immer und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer, das periodisch aufflammt und wieder erlischt.“
Götter gelangen ursprünglich vor allem als Angstmacher zum Vorschein und verantworten auch heutzutage noch die Angst vor dem Tod, und zwar als Mittel zum Zweck kirchlicher Macht.
wfschmid - 2. April, 09:05
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks