Wider und für
Mein Problem ist, dass mein wissenschaftliches Anliegen auf fast unzumutbare Weise vom persönlichen Interesse besonders stark beeinflusst wird. Normalerweise empfiehlt es sich in einer solchen Situation, den Fall abzugeben. Ich aber denke trotz aller verständlicher Bedenken, dass sich mein eigener Beweggrund sehr klar und somit deutlich von dem Inhalt der bevorstehenden Untersuchung trennen lässt. Wissenschaftliche Methoden müssen nämlich so weit objektiviert sein, dass sie nicht durch irgendwelche Subjektivismen zersetzt werden können.
Interessanter- und nicht unbedingt auch überraschenderweise sind es die Grenzen der Schulmedizin, die dringenst dazu auffordern, sich um Alternativen zu bemühen. Nicht nur die Tatsache, dass jede zweite Frau und jeder dritte Mann im hohen Alter dement wird, sondern auch die vielen Fälle einer Erkrankung, in denen die Schulmedizin nicht mehr weiterhelfen kann, stellen zunehmend dringender die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der alternativen Heilung. Da spielt dann die eigene Betroffenheit nur noch eine geringfügige, untergeordnete Rolle.
Im Zusammenhang mit dem Phänomen der Selbstheilung stößt man vor allem auf Begriffe wie zum Beispiel Bewusstsein, Unterbewusstsein oder Intuition. Und was sofort auffällt: es existiert ein überaus boomender Markt dazu. Im Internet bieten sich eine Unzahl von Leuten als Heiler an. Bei näherem Hinsehen aber stellt sich das als eine gute Einnahmequelle bis hin zur Abzocke für alle Anbieter dar. Darüber hinaus gibt es eine unüberschaubare Fülle von Autoren und Autorinnen zu diesem Thema. Es lässt sich zweifellos feststellen, dass das alles auch ein deutliches Zeichen für die Sehnsucht der Menschen ist, eine Kraft zu erfahren, die ihnen hilft, sich aus der Verflochtenheit mannigfacher krank machender Verstrickungen zu befreien. Existiert nun eine solche Kraft wirklich oder ist das nichts weiter als Firlefanz geldgieriger Irrläufer? Wie steht es dann mit der Regel: “Kräfte, die kosten, heilen nicht!”?
Gegen die vorgetragenen Bedenken muss aber auch die Tatsache schulmedizinisch ausgewiesener Fälle von Selbstheilungen gesetzt werden. Einige davon werden in “Auf den Spuren der Intuition” (2 DVD, 13-teilige BR-alpha-Serie) dokumentiert. Hinzugefügt werden können auch die medizinisch wissenschaftlich bestätigten Wunderheilungen an Wallfahrtsorten wie Lourdes (Frankreich), Fatima (Portugal) oder Altötting (Bayern). Solchen Fällen scheint gemeinsam zu sein, dass die Heilung durch Bilder im Bewusstsein (Vorstellungen) ausgelöst wird. Das scheint auch bei sogeannten Geistheilungen wie bei Jost Kundert, dem Bauern aus dem Glarner Land, der Fall zu sein.
Als er ins Kantonsspital Glarus eingeliefert wurde, hatte der Bauer aus dem Glarner Land seine Stimme verloren und er konnte auch nicht mehr laufen. Ein Vierteljahr lang fand kein Arzt die Ursache dafür, keiner wusste dem Mann zu helfen. Doch in der Klinik traf Kundert auf eine Geistheilerin, die dort seit Jahren unterstützend wirkt. Sie “sah” ihn von einer weissen Wolke umgeben – und er erinnerte sich an einen geplatzten Sack Düngemittel. Zwei Stunden später, nach einer einzigen Sitzung, war der Landwirt vollständig geheilt.
Was Professor Dr. Kaspar Rhyner, Chefarzt der Inneren Abteilung des Kantonsspitals Glarus, beim Basler “Weltkongress” über die unorthodoxe Zusammenarbeit mit der Heilerin berichtet, deckt sich mit Erfahrungen, die der Basler Psychiater Dr. Jakob Bösch mit der slowenischen Heilerin Graziella Schmidt machte, nachdem er ihr im Rahmen eines Forschungsprojekts über Geistiges Heilen in der Psychiatrie die Chance gab, sich um psychisch Schwerstkranke zu kümmern. Und er kommentierte: “Von der Zusammenarbeit zwischen geistigen Heilern und Schulmedizinern können beide Seiten profitieren. Die einen erlernen dabei kritisches Denken, die anderen Intuition.“
Geistheiler in Kliniken, Seite an Seite mit Chefärzten: Zumindest in Kontinentaleuropa ist dies vorerst noch eine Rarität, anders als in Großbritannien, wo schon Ende der fünfziger Jahre fast 200 Krankenhäuser ihre Tore für Geistheiler öffneten; bis 1992 waren bereits 1500 britische Kliniken für Heiler zugänglich. Doch auch in der Schweiz und Deutschland finden beide Seiten immer häufiger zueinander. Heiler helfen in Arztpraxen wie bei dem deutschen Radiologen Dr. Horst Schöll oder bei dem Basler Internisten Dr. Beat Schaub, der den Geistheiler Horst Krohne beschäftigt.
wfschmid - 1. April, 05:25
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