Lässt sich Unbewusstes ergründen?
Von sinnlich vernehmbaren Daten auf vorgängige geistige Prozesse zu schließen, ist wegen der Verfremdung durch das Vorbewusstsein recht fragwürdig. Selbst das Vorbewusstsein verschließt sich auf Grund der Zufälligkeiten einer zuverlässigen Analyse. Aus einem Gedicht lässt sich nicht erkennen, was sich in dem Dichter, während er das Gedicht schrieb, vor sich gegangen ist.
Fallbeispiel:
Neonuntergang
Bläue in altmodischen Scheibengardinen.
Altbaugehäuse hinter Rauhfaser.
Zerstörtes Uhrwerk in Ebenholz.
Verkümmerte Pflanzen auf dem Fensterbrett.
Rest von starkem Kaffee in ziegelroter Keramiktasse.
Staubteilchen auf milchig brauner Brühe.
Zerknüllte Notizen. Papierknäuel auf dem
Holzfußboden.
Erste Zeichen der Dämmerung zeigen sich ihm nach einer Zeit vergessenen nicht sonderlich erfolgreich durchwachten Nacht. Papierknäuel bezeugen vergebliche Anstrengungen unermüdlich wiederholter Versuche.
Warum wird diese ungute Situation eigens dichterisch ins Werk gesetzt?
Diese Situation wird als mitteilungswürdig betrachtet, also als wichtig genug, um sie dichterisch umzusetzen. Aber auf welche existentielle Situation verweist sie tatsächlich? Verkriecht sich der Schreiber ins Dunkel der Nacht, um sich vor dem Tag zu schützen? Und warum versucht er dem Licht des Tages zu entkommen? Das Gedicht gibt darauf keine Antwort.
Es lässt nicht einmal erahnen, dass kriegstraumatische Erlebnisse das Erzeugen dieses Textes betreiben. Es ist die Furcht vor Tag für Tag möglichen Zwangsmaßnahmen gegen die Freiheit. Als kleines Kind hat er derartige Zugriffe auf seine Familie, ohne sie zu begreifen, erleben müssen. Im Unbewussten wird unbegriffen Erlebtes, verankert, um sich dann unter Umständen ein Leben lang störend oder gar zerstörerisch auszuspielen.
Kurzum: Texte erscheinen keineswegs als wahre Dokumente eines dokumentierenden Subjekts.
Fallbeispiel:
Neonuntergang
Bläue in altmodischen Scheibengardinen.
Altbaugehäuse hinter Rauhfaser.
Zerstörtes Uhrwerk in Ebenholz.
Verkümmerte Pflanzen auf dem Fensterbrett.
Rest von starkem Kaffee in ziegelroter Keramiktasse.
Staubteilchen auf milchig brauner Brühe.
Zerknüllte Notizen. Papierknäuel auf dem
Holzfußboden.
Erste Zeichen der Dämmerung zeigen sich ihm nach einer Zeit vergessenen nicht sonderlich erfolgreich durchwachten Nacht. Papierknäuel bezeugen vergebliche Anstrengungen unermüdlich wiederholter Versuche.
Warum wird diese ungute Situation eigens dichterisch ins Werk gesetzt?
Diese Situation wird als mitteilungswürdig betrachtet, also als wichtig genug, um sie dichterisch umzusetzen. Aber auf welche existentielle Situation verweist sie tatsächlich? Verkriecht sich der Schreiber ins Dunkel der Nacht, um sich vor dem Tag zu schützen? Und warum versucht er dem Licht des Tages zu entkommen? Das Gedicht gibt darauf keine Antwort.
Es lässt nicht einmal erahnen, dass kriegstraumatische Erlebnisse das Erzeugen dieses Textes betreiben. Es ist die Furcht vor Tag für Tag möglichen Zwangsmaßnahmen gegen die Freiheit. Als kleines Kind hat er derartige Zugriffe auf seine Familie, ohne sie zu begreifen, erleben müssen. Im Unbewussten wird unbegriffen Erlebtes, verankert, um sich dann unter Umständen ein Leben lang störend oder gar zerstörerisch auszuspielen.
Kurzum: Texte erscheinen keineswegs als wahre Dokumente eines dokumentierenden Subjekts.
wfschmid - 9. März, 04:58
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