Unilogo

26
Apr
2019

Sprachproblem

Als die Gesamtheit seiner Erfahrung wird die Welt des vernunftbegabten Lebewesens sprachlich geformt und gestaltet.

Die Erkenntnis dieser Welt ist folglich eine Frage des Sprachgebrauchs. Was sich nicht sprachlich ausdrücken lässt, das kann in dieser Welt auch nicht erforscht werden.

Die mathematisierte naturwissenschaftliche Sprache der Physik verfügt auf Grund ihrer exakten Formulierungen über die größte Reichweite. Sie reicht sogar weit über den Horizont des sinnlich Vernehmbaren hinaus.

Während die Methoden und Ergebnisse der Naturwissenschaften überall stets mittels gleicher Formen ausgetauscht und global verstanden.

Im Gegensatz dazu gilt das nicht für philosophische Aussagen und existentielle Auffassungen. Das begründet sich vor allem in der sprachlichen Vieldeutigkeit verschiedener Kulturen. So lassen sich beispielsweise religiöse Grundauffassungen global nicht deutlich genug mitteilen, da sie von einer wissenschaftlichen Sprache nicht hinreichend zu bestimmen sind.

Selbst die Seinsdifferenzen verschiedener Welten erweisen sich als unzureichend erklärbar.

Angesichts der Möglichkeiten und Grenzen tradierter Sprache stellt sich die radikale Frage, ob sich der traditionelle Sprachgebrauch überhaupt dazu eignet, gewünschte Erkenntnisse über die Hori-zonte verfügbarer Welten hinaus zu ge-winnen. Versuche, diese Frage zu be-antworten, fordern die Logik als Methode des Erkenntnisgewinns heraus.

Diese Herausforderung stellt zwangsläufig zur Frage, was sich eigentlich außer-halb der Logik anbietet, um gesuchte Einsichten gewinnen zu können.

Diese Frage führt in die Zeit zurück, bevor die Logik entdeckt wurde. Es ist die Zeit des Mythos, in welcher noch Bilder statt Begriffe das Bewusstwerden organisieren.

Denken als Bilderleben vollzieht sich noch zweifach, nämlich a) als Bilder-Leben der Fantasie und b) als Bild-Erleben der Vernunft.

Was das vernunftbegabte Lebewesen erkennt, das erfasst es intuitiv, indem es das bewusst gewordene innere Bild schaut.

Dieses innere Betrachten vollzieht sich, bis Geschichten hervorscheinen, die er-zählen, was das Innenbild zeigt.

Wenn ich im Frühling eine blühende Kastanie wahrnehme, dann erzählt mir diese von der Vergänglichkeit des Lebens, indem sie mich an geliebte Verstorbene erinnert. Sie starben alle, während die Kastanien blühten: mein Vater, meine Schwester, Ulrike, meine Frau.

Bestimmt wurde die Kastanie als Symbol der Vergänglichkeit durch den Merksatz meines Großvaters: „Wenn die Kastanien blühen, ist der Sommer vorbei!“

Die Geschichte, die das innere Bild der Kastanie wortlos gefühlt erzählt, trägt also gleichsam den Titel „Memento mori“

Während ich eine blühende Kastanie wahrnehme, löst sich das Sprachproblem auf. Dieser Anblick schenkt mir spontan intuitiv wortlos eine gefühlte traurige Geschichte.

Seit 19 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

Archiv

Januar 2024
Dezember 2023
Oktober 2023
August 2023
Juli 2023
Juni 2023
Mai 2023
April 2023
Januar 2023
Dezember 2022
Oktober 2022
September 2022
Juni 2022
Mai 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
November 2021
Oktober 2021
September 2021
August 2021
Juli 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
Januar 2021
Dezember 2020
November 2020
Oktober 2020
September 2020
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
Oktober 2008
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005
Dezember 2004

Aktuelle Beiträge

Dreamed out
If a priori represents a metaphysical congruence with...
wfschmid - 9. Januar, 05:24
Crossing boundaries
Seeing changes into looking Intuition and inner voice...
wfschmid - 8. Januar, 03:48
I myself
I myself The ego encounters itself daily in the self....
wfschmid - 3. Januar, 04:35
Metaphysics
Thinking metaphysically means looking beyond what can...
wfschmid - 30. Dezember, 04:57
Fortsetzung der Metaphysik-Folge
Auf meiner Webseite wird o.a. Reihe fortgesetzt! www.wolfgan g-schmid.de
wfschmid - 26. Oktober, 11:58
Metaphysik
Metaphysik bedeutet, hinter das sinnlich Vernehmbare...
wfschmid - 19. Oktober, 10:20
Buchtitel: Paradox -...
Neues Buch Nach dem Link zu Apple Books auf"My...
wfschmid - 17. Oktober, 11:10
Buchtitel: Paradox -...
Neues Buch Nach dem Link zu Apple Books auf"My...
wfschmid - 14. Oktober, 12:35

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7182 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 9. Januar, 05:24

Suche (AND, OR erlaubt) - Nächste (leere) Zeile anklicken!

 

Credits

 

 

Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

 wfs