Unilogo

11
Dez
2010

Weg gleich Ziel gleich Augenblick




Gedanken, die aus Gefühlen geboren werden und darin leben, existieren nach innen. Gefühlte Gedanken vertiefen sich, ohne sich dabei veröffentlichen zu müssen. Aus Gefühlen geborene Gedanken brauchen also keine Worte, um den Verstand zu befriedigen. Wenn sie aber die Vernunft berühren, dann werden sie über Jahre körperlich erfahren, machen gesund oder krank.

Reflexionen werden, für den Verstand unzugänglich, unbewusst erfahren. Manches Mal lässt sie ein geglückter Traum bewusst werden. Dem Bewusstsein erscheint das dann vielleicht in Gestalt einer Idee. Der Verstand empfindet sich zum Denken herausgefordert. Die Seele lässt tiefe Fragen suchen, um den wesentlichen Beweggrund zu ergründen. Der Vorhang zur Sprache öffnet sich und die Nachgeburt einer hemmungslos ichbezogenen Mutter fällt als lebenslänglicher Zweifel ab. Manche Wesen erfahren sich dabei nie nur als Schatten einer unbarmherzig gefräßigen Mutter.


10
Dez
2010

Neuronale Konferenz




Eines Tages taucht ein Neuron aus der Tiefe neuronaler Strukturen auf. Es erfährt dieses Erscheinen wie das Erwachen aus einem intensiven Traum. Woher sollte es denn auch wissen, dass aus ihm soeben ein höchst schöpferisches Teilchen des Gehirns entstanden und zu Bewusstsein gekommen ist? Jedenfalls kommt dieses Neuron des Gehirns soeben zu sich. Da es über keinerlei Verbindungen zu Erfahrungen verfügt, vermag es mit der Situation überhaupt nichts anzufangen. Der einzige Gedanke besteht in der Frage, warum es eigentlich glaubt, geträumt zu haben. Das Neuron überlegt, dass es ein Traum gewesen sein muss. Schließlich hat es doch das Gefühl, sich in einer anderen Wirklichkeit befunden zu haben. Da ihm aber bei aller Anstrengung keine Bilder bewusst werden, die helfen könnten, zu zeigen, was sonst geschehen sein könnte, versucht das Neuron gleichsam instinktiv, sich zu beruhigen und die Gefühle von tiefer Gelassenheit zuzulassen.

Es wäre falsch anzunehmen, dass das neu geborene Neuron bereits über das Wort „Traum“ verfügt. Natürlich dient dieses Wort allein der Beschreibung, um wenigstens in etwa von außen her zu vermitteln zu können, welche gefühlsmäßige Situation die Erfahrung der neuronalen Geburt bestimmt.

Das ist Spekulation! Natürlich, ich war ja nicht dabei! Es ist also introspektive Spekulation. Ich nehme einfach das wahr, was mir das Spiel der Neuronen an Erinnerung vorstellt. Ich nehme sogar an, dass es bei allen neuronalen Geburten vergleichbar zugeht.


9
Dez
2010

Alle Tage Zirkus




Manegen unseres Zirkus finden wir überall. Akrobatik, Clownerei, Zauberei, Dressuren, Träume touren durch unser Dasein. Der Zirkus gastiert in Jedermann’s Kopf. Unseren Auftritt im Zirkus der Welt erfahren wir zumeist ahnungslos als Existenz. Clowns philosophieren über unser Dasein und spielen uns unsere Rollen vor. In ihrem Spiegel kommen wir uns selbst so lächerlich vor, dass wir unwillkürlich über uns lachen, ohne das zu merken.

Unter dem Zirkuszelt des Alltags spielen wir unsere Rollen. Wir inszenieren uns selbst. Der Zirkusdirektor betrachtet amüsiert, wie unglaublich wichtig wir uns nehmen. In unserer Eitelkeit haben wir allein das Sagen. So glauben wir und tragen mit großem Ernst uns und anderen unsere Rollen vor.

Lange bevor der Bus kommt, behaupten deutsche Clowns ihren Platz, drängeln sich zum Ergötzen ihrer englischen Kollegen dann auch noch vor. Betreten sie mit ihrer Karte des bezahlten Anspruchs den Großraumwagen eines ICE, in dem noch alle Plätze außer ihrem frei sind, dann freuen sie sich auf ihren Auftritt. Genüsslich rechthaberisch fordern sie das alte Rentnerpaar auf, ihre unberechtigte gerade mit Kaffee und selbst gebackenen Marmorkuchen eingerichtete Gemütlichkeit aufzugeben und zwei andere der vielen noch freien Plätze einzunehmen. Die beiden altersweisen Artisten lächeln angesichts solch grandioser eitler Sturheit und räumen schwerfällig das Feld. Kein Publikum applaudiert den heruntergekommenen Inhabern ihres fragwürdigen, ungezogenen Anspruchs. Eine ganz gewöhnliche zirzensische alltägliche Demonstration eines verlorenen Machtanspruchs.
Eines Tages saß ich im großen leeren Lehrerzimmer einer Flensburger Gesamtschule, um auf meinen Praktikanten zu warten. Da betrat ein Lehrer den Raum, steuerte auf mich zu: "Entschuldigen Sie bitte, Sie sitzen auf meinem Platz!"


8
Dez
2010

Dichten




Worte Bilder schenken,
Bilder Gedanken lenken,
mehr als Augen sehen,
in des Seins Wesen gehen.

Worte Einsichten geben,
Bilder nach Offenheit streben.
Gedichte Ideen tragen,
die Dich zu wecken wagen.

Worte und Bilder zusammen,
die stärkste Mauer rammen,
bis der Widerstand fällt
und inneres Licht die Nacht erhellt.

Worte aus Wörtern dichten,
Bilder aus Träumen lichten,
Visionen wie aus Nichts heben,
damit Totgeglaubte wieder leben.


7
Dez
2010

Kunst




Kunst schafft mehr als Wissenschaft,
weil sie auch anschaulich macht.
Denn Gedanken brauchen Bilder
und nicht nur Worte als Schilder.

Worte weisen Gedanken Wege.
Gedankenwege sind Stege,
die über den Strom der Zeit führen
und das zeitlose Unendliche berühren.

Aber erst Bilder schaffen Welten,
die mehr als Begriffe gelten.
Und doch sind auch Bilder Definitionen,
die Gedanken mit Leben belohnen!


6
Dez
2010

Der Clown




Im Zirkus eine wichtige Gestalt,
der Spaßmacher für Jung und Alt.
Spiele mit Möglichkeiten,
nur unverbindliche Kleinigkeiten!

Ernsthafte Spiele des Lebens
lächerlich und vergebens,
Probehandeln doch nur,
im Chaos dem Zufall auf der Spur!

Akrobat der schönen Möglichkeiten,
geträumt verspielte Eitelkeiten.
Manche gebären vielleicht Ideen,
andere wie im Winde verwehen.

Es ist wirklich gar nicht sehr viel,
was der Clown zaubert aus seinem Spiel.
Und dann er fröhlich lacht,
wenn er sich 'was ausgedacht!


5
Dez
2010

Seiltanz




Ein Tanz auf dem Seil ist das Leben.
Jederzeit kann es Abstürze geben.
Die Kunst, balancierend auszugleichen,
widerstehen und zugleich auszuweichen.

Trotz allem können Abstürze geschehen.
Liebe hat die Seilkünste mit Netzen versehen.
So werden Missgeschicke aufgefangen,
und niemand braucht zu bangen.


4
Dez
2010

Kasse




Mir ist nicht geheuer,
das ist viel zu teuer.
Haben Sie Feuer
für ein kleines Ungeheuer!

Ich kann das jetzt gebrauchen,
muss unbedingt eine rauchen.
Schließlich habe ich sie gebucht,
meine heiß geliebte Sucht!

Das gab's und wird’s immer geben,
Preise bestimmen unser ganzes Leben.
Kannst Du nicht bezahlen,
dann vergüte mit Qualen!


3
Dez
2010

Woche




Sonntag ist der Tag des Herrn,
Tag der Bildung vom andern Stern.

Montag ist Einstieg ins Hamsterrad,
hält Anstrengungen und Pflichten parat.

Dienstag ist schon ein Tag vorbei
von der wöchentlichen Quälerei.

Mittwoch lässt schon Hoffnung keimen,
lässt das Wochenende durchscheinen.

Donnerstag, den muss ich noch überwinden
und mir meine Wochenend' Pläne verkünden.

Freitag ist so wie er heisst,
alle Last jäh von mir reisst.

Samstag habe ich vom Einerlei
endlich endlich wieder frei.

Wer die Woche so verbringt,
im Leben mit dem Tode ringt!


2
Dez
2010

Dompteur




Es geht mir an die Niere,
er behandelt uns wie Tiere!
Wir sind doch nur Kinder
und doch keine Sünder!

"Wir sind Eure Pädagogen",
haben sie uns vorgelogen.
Erziehung heisst ihre Dressur,
Quälereien rund um die Uhr.


1
Dez
2010

Manege




Die Manege Deines Lebens
suchst Du vergebens
draußen in der Welt allein.
Nein, es ist Dein Bewusstsein!

Ob's Dir nicht oder doch gefällt,
dort erschaffst Du Deine Welt.
Deine Pläne, Träume, Deine Spiele,
Deine Wege und Deine Ziele!

Du gestaltest selbst ganz allein Dein Leben,
diese Verantwortung ist nicht abzugeben.
Du lebst das, was Du in Dir siehst,
und was Du siehst, nur das Du kriegst !!


30
Nov
2010

Direktor




Direktor, Chef, Manager und so weiter,
ist das Mädchen für alles. Kein Leiter!
Niemand wird jemals davon abweichen:
die Hierarchie: jeder unter seines Gleichen.

Verstehen und Liebe ist das Licht,
Mächtigkeitsgehabe gibt es nicht.
Und doch geht’s nicht ohne Disziplin und Drill,
die Zirkuswelt liegt eben quer und ist schrill.


29
Nov
2010

Aufbau




Zwischen den Zelten
schlummern noch die Welten.
Alles nimmt seinen Lauf,
die Artisten bauen auf.

Alle sind sich nicht zu schade,
keiner lebt wie im Speck die Made.
Niemand hat viel Geld,
aber jeder hat seine Welt.

Zwischen Gerüst und Stangen,
werden sie schon zu üben anfangen.
Monteure, die doch Künstler sind,
bauen an der Spielwelt Montage geschwind.

Welche Anstrengung, welche Pein,
in einem Tag muss alles fertig sein.
Und niemand wird es jemals wagen
„Das kann nicht sein!“zu sagen.

Und ist wie immer alles geglückt,
alles geordnet und zurecht gerückt.
Ja, jeder kann es jetzt endlich sehen:
Chaos kann allein aus Ordnung entstehen!


28
Nov
2010

Zirkus




Hallo Ihr Leute, es ist nicht wahr,
Hurra, hurra, der Zirkus ist da!
Wir warteten nicht vergebens
auf den Zirkus unseres Lebens!

Die Freude ist groß,
Es ist ganz famos!
Unser Leid hat ein Ende,
Spielleute nehmen es in die Hände!

Tagebücher werden zum Skript,
inszenieren, was es nirgendwo gibt.
Ach, was haben wir gelacht,
Du hast Dir das doch ausgedacht.

Jetzt spitze Dein Ohr,
das Wort hat der Humor,
das freie Spiel innerer Kräfte
und der Triebe Mächte.

Es ist egal, wie Du es lenkst.
Es ist das, was Du denkst.
Oh, jetzt wird es Zeit,
der Zirkus ist nicht mehr weit!


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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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