1.1 Wie wird gelernt?
In einer Informationsgesellschaft wir vor allem sprachlich gelernt. Angesichts der Informationsflut, die tagtäglich auf uns einströmt, besteht jedoch die Gefahr, dass wir keine Zeit mehr finden, um alles hinreichend zu filtern.
Was aber nicht ausreichend gefiltert wird, lässt sich auch nicht genau genug einprägen. Das hat zur Folge, dass sich das Gedächtnis fortwährend zu verschlechtern scheint. Tatsächlich aber lässt sich unscharf Gespeichertes auch nicht mehr leicht abrufen.
Wenn Sie Ihnen namentlich bekannte Leute sehen und Ihnen dabei deren Namen nicht mehr einfällt, dann liegt dies daran, dass bei der Erstspeicherung zu wenig Perspektiven bzw. Aspekte (Kategorien) beteiligt waren.
Versuchen Sie sich beispielsweise an Ihren gestrigen Tag so zu erinnern, dass Sie sich die Abfolge der akustischen Ereignisse nacheinander abrufen!
Und schrecken Sie nicht vor dieser Mühe zurück, denn auf jeden Fall üben Sie sich in Konzentration so stark, dass diese Übung meditativen Charakter annimmt.
Oder versuchen Sie sich doch einmal mit einem Gedächtnis-Wochen-Protokoll! Pro Wochentag halten Sie das wichtigste Ereignis in einer vorgestellten Fotografie fest und merken sich dazu eine Notiz, also pro Tag der Woche ein Bild mit Merksatz!
„Repetitio est mater studiorum!“ Die Wiederholung ist die Mutter der Studierenden. Ohne Wiederholungen verliert sich für das Gedächtnis die Möglichkeit eines Zugriffs auf Eingeprägtes.
Wiederholungen wirken der Abschwächung von Gedächtnisinhalten entgegen. Und je unklarer die Vorstellungen von einzuprägenden Gedächtnisinhalten sind, um so schneller schwächen sie sich auch ab! Manche Dinge, die wir so gar nicht behalten können, sind von Anfang an viel zu vage in Szene gesetzt, um eingeprägt werden zu können.
Der Lehrer Andreas Jorde beschreibt das auf seiner Webseite "Lernen des Lernens" so:
(vgl.:
Zeitsteuerung )
1. UKZG - Das Ultrakurzzeitgedächtnis ist vergleichbar mit Wellen auf dem Teich: Ein Sinneseindruck ruft die Schwingungen hervor, und nach ungefähr 20 Sekunden sind die Wellen verebbt; die Information ist verloren.
2. KZG - Das Kurzzeitgedächtnis speichert die Information in einem "weichen" Molekül, es kann z.B. mit einer Kartoffel für den Kartoffeldruck verglichen werden. Nach ungefähr 30 Minuten ist es "verschrumpelt" und die Information verloren.
3. LZG - Im Langzeitgedächtnis geht nichts mehr verloren, ein "festes" Molekül beinhaltet die Information; es kann aber verschüttet und durch andere, "wichtigere" Informationen überlagert werden. Sie ist noch da, wir "finden sie nur nicht".
Man merkt sich sofort, was für den Alltag wichtig ist. Bilder und Geschichten kann man sich leichter merken als Silben und Wörter. Gezielt und absichtlich kann man eine Information ins LZG bringen, indem man sich bewusst erinnert, kurz bevor sie vergessen ist. Das Gedächtnis begreift dann, dass sie wichtig ist, und setzt sie in die nächste Gedächtnisstufe: "Die Welle formt einen Druckstock, der Druckstock druckt direkt ins Hirn."
Aber auch im Langzeitgedächtnis kann man den Zugriff und damit das langfristige Erinnern gezielt ermöglichen, indem man in größer werdenden Zeitabständen wiederholt. Sinnvoll ist eine Verdoppelung der Abstände: 1 Tag, 2 Tage, 4 Tage, 8 Tage, 16 Tage - Schluss!