Unilogo

29
Jul
2012

Bei aller Aufregung übersehen

 
Bei aller Aufregung um das Auftreten der Kybernetik wurden vor allem von der Pädagogik die Chancen für eine eigenständige wissenschaftliche pädagogische Forschung übersehen. Statt Methoden der Forschung bei anderen Wissenschaften zu entlehnen, bietet Helmar Frank mit der Kybernetik der Pädagogik eine eigenständige Forschungsmethode an. Der zureichende Grund hierfür sei noch einmal wiederholt.

In der Einleitung zu seinem Buch „Kybernetische Grundlagen der Pädagogik“ spricht Helmar Frank über den „Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Pädagogik“: „Die sogenannte ‘Erziehungswissenschaft’ erfährt von zwei Seiten eine mehr oder minder offene Geringschätzung: von seiten vieler Erzieher und von seiten vieler Wissenschaftler. Letztere bestreiten in der Regel nur den wissenschaftlichen Rang der gegenwärtigen Pädagogik, die ersteren oft sogar die Möglichkeit einer Erziehungswissenschaft überhaupt. Bisher hatte sich fast jeder Lehrer zu Anfang seiner Berufspraxis mit dieser Geringschätzung irgendwie abzufinden. Bei manchen nahm sie die Form einer schlagartigen Enttäuschung an. Bei anderen bestand sie in allmählich aufkeimenden Zweifeln über den praktischen Nutzen angelernter pädagogischer Theorien. Wieder andere hatten ihre pädagogische Praxis begonnen, ohne eine Hilfe von einer wie auch immer gearteten pädagogischen Theorie zu erwarten und erkannten plötzlich die Bedauerlichkeit des Fehlens dieser Hilfe.“ (Frank 1971, 15)
 

28
Jul
2012

Fehleinschätzungen

 
In der gesamten Geschichte der Pädagogik existiert kein Denken, das zu einer radikalen Neubesinnung oder wenigstens zu einer Selbstkritik geführt hätte.
Das Geschäft der Pädagogik wurde seit Protagoras (490 - 411 v.Chr.) von den Pädagogen selbst niemals wesentlich in Frage gestellt und Kritik von außen, insbesondere seitens der Philosophie, führte in Theorie und Praxis zu keinen ernsthaften Konsequenzen.


Das mag u.a. daran liegen, dass Pädagogen zu ihrem Fach so wenig Abstand haben, dass sie mit Kritik nicht angemessen umzugehen verstehen und sich sogleich persönlich angegriffen fühlen. Auf der persönlichen Ebene aber lässt sich keine Diskussion führen. So veröffentlicht der Schulpädagoge Werner S. Nickis 1967 das Buch "Das Bild des Menschen in der Kybernetik" (Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft), welches schon in seinem Titel das Grundproblem der Pädagogik zum Ausdruck bringt, nämlich sich auf das Betrachten von Bildern vom Menschen zu beschränken.
Die Kybernetik aber betrachtet den Menschen als natürliches kybernetisches System. Franks Idee, das an einem Lehrautomaten aufzuzeigen, führte in der Folge zu bösen Missverständnissen. Die Pädagogen sahen darin den Menschen auf einen intelligenten Automaten reduziert.

Dieser nimmt Information auf, speichert, verarbeitet sie und gibt wiederum Information an den Schüler ab. Die Maschine registriert jede Leistung und Fehlleistung, jeden Fortschritt und jede Hemmung und schafft sich ein anpassungsfähiges Modell des Lernprozesses des Schülers. Dieses Modell hat die Funktion eines Reglers, der ständig alle Aktionen des Schülers überwacht (wie ein Thermostat die Temperaturschwankungen in einem Raum) und der dafür sorgt, dass ein Gleichgewichtszustand (Homöostase) zwischen den Anweisungen der Lehrmaschine und den Aktionen des Schülers zustande kommt bzw. bestehen bleibt.

Klaus Reblin geht noch einen Schritt weiter und überhöht die Kybernetik zur Weltanschauungsfrage (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: Klaus Reblin, Kybernetik und Menschenbild, Information Nr.32 Stuttgart V/1968)

Heutzutage schafft das jedes Lehrprogramm, und Lernprogramme haben längst Einzug in die Schulen gehalten und niemand regt sich mehr darüber auf. Inzwischen ist die Kybernetik aus der Medizin nicht mehr wegzudenken.
 

27
Jul
2012

Ohne Folgen

Es existieren historische Ereignisse, die folgenlos bleiben. Das erste ist die Grundlegung der Philosophie durch den Mathematiker Thales im Jahr 585 v. Chr.
Das zweite Ereignis ist die Grundlegung der Kybernetik durch den Mathematiker Helmar Frank im Jahr 1967.
Beiden Denkern ist gemeinsam, dass sie nicht in abstrakten, sondern konkreten Bildern denken. Beiden ist das Denken Mittel zum Zweck, natürliche Phänomene durch Mathematisierung zu analysieren und das Ergebnis der Analyse durch Objektivierung zu belegen. Dass sie "praktisch" dachten, lag wohl daran, dass sie beide zugleich auch Physiker und Ingenieure waren.

Während Aristoteles sehr wohl Thales als einer der ersten Philosophen und Wissenschaftler würdigte, findet sich bei Frank kein namhafter Wissenschaftler, der dessen vergleichbare Verdienste gewürdigt hätte. Ich vermute den zureichenden Grund in der Tatsache, dass Helmar Frank als ehemaliger Gymnasiallehrer sich ausgerechnet ein Feld ausgesucht hatte, das als Forschungsbereich unter Wissenschaftlern das geringste Ansehen genießt: die Pädagogik. Die Pädagogen dagegen verstanden wegen gewöhnlich fehlender mathematischer, philosophischer und technischer Bildung wiederum die Kybernetik nicht.

26
Jul
2012

Wahr lehren bedeutet richtig zeigen

 
Die beste Art, etwas zu lernen, ist, es selbst herauszufinden. Wer etwas finden will, muss suchen können. Und wer etwas entdecken will, muss gut hinsehen lernen. Dazu brauchen wir jemanden, der uns das zeigt. Sehen lernen bedeutet zunächst einmal Wahrnehmen erfahren, empfinden, dass Wahrnehmen sich dreifach vollzieht: körperlich, seelisch, geistig. Das körperliche Wahrnehmen erfasst etwas so wie es sich den Sinnen zeigt. Das seelische Wahrnehmen kommentiert das gefühlsmäßig, was sich den Sinnen zeigt. Das geistige Wahrnehmen gestaltet das, was sich sinnlich vernehmbar und gefühlsmäßig bewertet präsentiert und legt es für den Wahrnehmenden auf geeignete Weise zurecht. Jeder kennt das: Was wir negativ bewerten, nehmen wir anders wahr als das, was wir positiv bewerten. Untersuchungen zeigen, dass Leute, die Beamte oder Bauarbeiter als faul bezeichnen, Beamte oder Bauarbeiter vor allem dann wahrnehmen, wenn sie gerade Pause machen. Umgekehrt nehmen Leute, die Beamten und Handwerkern gegenüber positiv eingestellt sind, diese vor allem bei der Arbeit wahr.[1]

[1] Negative Gedanken sind eine Form von Vorurteilen. Und dass diese Einfluss auf unsere Wahrnehmung haben, ist wissenschaftlich bestätigt. Vor zwei Jahren hat eine Untersuchung der Universität von Toronto folgendes ergeben: Wer der Auffassung ist, andere Menschen würden einen vorschnell einem Klischee zuordnen, nimmt vorrangig genau jene Anzeichen wahr und interpretiert dementsprechend. Dies führt für die entsprechende Person zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: University of Toronto, “Expecting To Be Treated With Prejudice May Be Self-fulfilling Prophecy, Study Suggests., June 2008”

 

25
Jul
2012

Grenze der Objektivität

In der Geschichte des Abendländischen Denkens gerät das vernunftbegabte Lebewesen zunehmend mehr in das Dilemma von Richtigkeit und Wahrheit. Vereinfacht gesagt: Je mehr der Mensch versucht, etwas richtig zu machen, desto unwahrer wird es.

Durch die Delegation von Lehrprozessen an elektronische Medien verliert sich das Wesen des persönlichen Bezugs zwischen Lehrenden und Lernenden. Auch bei didaktisch und methodisch optimaler Aufbereitung eines Unterrichts gehen wesentliche Konstituenten Lehren und Lernens verloren, sobald Unterricht objektiviert wird. Angesichts der vielen Vorteile einer Objektivation gerät das zugleich wesentlich Subjektive in Vergessenheit, denn "Information" besteht nicht nur aus dem zu vermittelnden Objekt, sondern zugleich auch aus dem persönlichen Bezug des vermittelnden Subjekts dazu.

Die Organisation des Bewusstseins geht nicht nur darin auf, Nachrichten zu verarbeiten, sondern will immer zugleich gefühlsmäßig bewerten, was es da verarbeitet. Ohne unmittelbaren sozialen Bezug ist Lernen auf Dauer nicht möglich.

24
Jul
2012

Richtig ist nicht wahr!

 
Während der kybernetische Begriff die Überführung vom metaphysisch bestimmten Sein ins naturwissenschaftlich bestimmte Werden vorbereitend beinhaltet, stellt der Kalkül die Bedingungen der Möglichkeit einer Berechnung zur Verfügung. Das setzt wiederum voraus, dass ein Kalkül mathematisiert, also berechenbar werden kann. Damit springt auch ein wesentlicher Unterschied zwischen philosophischem und kybernetischem Begriff heraus.

Im Gegensatz zur Philosophie strebt die Kybernetik nicht nach Wahrheit, sondern nach Richtigkeit. Ob etwas wahr sein kann, lässt sich formal logisch prüfen oder glauben. Ob etwas richtig ist, lässt sich messen oder wissen. Was also veranlasste den Philosophen Martin Heidegger, die Aufgaben der Metaphysik an die Kybernetik zu delegieren?
Im Denken des Menschen vollzog sich eine radikale Wende. Das Objekt des Denkens offenbart sich nicht mehr dem Denken als wahr, sondern das Denken erschließt sich das Objekt als richtig, wobei sich die Richtigkeit erst durch Objektivation bzw. Simulation beweist. Eine Situation lässt sich nicht mehr nur denkend, sondern berechnend antizipieren. Eine medizinisch komplizierte Operation lässt sich durchrechnen, bevor sie computertechnisch oder zumindest computerunterstützt durchgeführt wird. Magnetresonanztomographische Verfahren sind heutzutage aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Bildgebende Verfahren sollen darstellen, was ist und zugleich "objektiviert" zeigen, was damit auf einen Menschen zukommt.

Helmar Frank schlägt vor, die Objektivation menschlichen Denkens in drei Schritten durchzuführen. Weil es sich bei den nachrichtenverarbeitenden Prozessen um humanwissenschaftliche Themen handelt, helfen Mittel der Philosophie, um sich einem solchen Phänomen anzunähern. Er verwendet dazu die „phänomenologische“ Beschreibung. Im zweiten Schritt werden naturwissenschaftliche Vorgehensweisen mit dem Ziel eingesetzt, einen „Kalkül“ zu entwickeln und durch den Einsatz der Mathematik Komplexität zu reduzieren. Eine solche Formel stellt dann die Grundlage für den dritten Schritt der technischen Objektivation dar. Die Ergebnisse werden dadurch von der Person des Untersuchenden gelöst und erhalten einen anderen Grad der Objektivität. Diese drei Schritte ermöglichen es, humanwissenschaftliche Themen mit naturwissenschaftlichen Mitteln zu untersuchen.

Das Problem: Dass jemand an Krebs sterben wird, kann richtig, muss aber nicht wahr sein. Das beweisen beispielsweise viele Fälle von Spontanheilung.

________________


Frank, H. G. und Meder, Brigitte S.: Einführung in die kybernetische Pädagogik. 1971. Frank, H. G.: Philosophische und kybernetische Aspekte der Pädagogik. In: Kybernetische Pädagogik – Schriften 1958 - 1972. Bd. 1. 1974. S. 521. F. zeichnet in diesem Artikel sein Verständnis einer kybernetischen Pädagogik, die sich an naturwissenschaftlichen Vorgehensweisen orientiert. Dabei spielt der Kalkül für die Exaktheit der Wissenschaft eine zentrale Rolle. Vgl. Frank, H. G.: Bildungskybernetik. 1996. S. 15ff. „Kennzeichen der modernen (d.h. nach-galileischen) Naturwissenschaft ist die Anwendung der cartesischen Methode. Für die Kybernetik (speziell die Bildungskybernetik) ist die Anwendung derselben Methode auf Gegenstände der Humanwissenschaften (...) kennzeichnend, also auf Information statt auf Materie und Energie.“

Vgl. Frank, H. G.: Was ist Kybernetik. 1964. S. 26. F. verbindet mit der Kybernetik das Ziel, den „wahrnehmenden, denkenden und planmäßig handelnden Menschen (...) in diesen Funktionen zu objektivieren”. Es geht sicher nicht darum, festzustellen, wer die älteren Rechte an diesem Forschungsgegenstand der informationellen Prozesse hat. Dennoch möchte ich festhalten, dass meiner Meinung nach durch die Kybernetik der Boden für die Objektorientierung vorbereitet worden ist.

 

23
Jul
2012

Kalkül (aktuelle Frage)

 
Das lateinische Wort "calculus" von "calx" (Kalk oder Kalkstein) bedeutet "Rechenstein, Spielstein". Der Rechenstein diente während der Entwicklung der Hochkulturen (Ägypter, Sumerer, Babylonier) zum Abbilden von Zahlen, war also wie die calculi auf einem Abakus ein Hilfsmittel, um sich das Rechnen zu erleichtern. In den formalen Wissenschaften ist der Kalkül ein System von Regeln, mit deren Hilfe sich aus gegebenen Aussagen weitere Aussagen gewinnen lassen. Als Repräsentantin des Denkens bedienen sich die Sprachen der Kalküle, um die Abfolge von Gedanken neuronal zu regeln. Der 'einfachste' Kalkül ist der Satz. Das Subjekt des Satzes initiiert über das Prädikat wie, wer oder was als 'Regler' einem wahrgenommenen oder vorgestellten und durch den Satz vermittelten Objekt (Objekt des Satzes) sich verhielt, verhält oder verhalten wird.

Mit dem Begründungsvorgang der Kybernetik durch Helmar Frank erfährt der Begriff, indem er zum Kalkül erhoben wird, eine wesentliche Erweiterung. Der Begriff wird nun zwar nur als ein Hauptsatz formuliert, aber das Prädikat drückt zugleich eine Handlung aus, welche sich eigens als Regelung ableiten lässt.

SUMMA
Begriff: "Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen."
Kalkül: Der Mensch entwickelt sich zum vernunftbegabten Lebewesen.
 
Regelkreis-Kalkuel
 

22
Jul
2012

Was ist ein Begriff? (aktuelle Frage)

Nach Aristoteles ist Sokrates der erste gewesen, der nicht nur danach fragte, woraus etwas geworden ist, sondern danach, was es ist (τί ἐστι). Ziel des sokratischen Fragens war eine allgemein gültige, unbezweifelbare Definition (ὁρισμός), die er in Gesprächen mit seinen Gesprächspartnern entdecken wollte. Dabei gibt sich Sokrates nicht mit einzelnen Fällen oder Beispielen einer Sache zufrieden. So fragt er nicht nach Beispielen gerechten Handelns, sondern möchte wissen, was die Gerechtigkeit selbst ist. Er forderte seine Gesprächspartner auf, das Allgemeine (καθόλου, wörtlich: hinsichtlich des Ganzen) aus dem Einzelnen (ἕκαστον) herauszuarbeiten. Das ist das, was bei aller Mannigfaltigkeit der Einzelfälle immer identisch bleibt.

(vgl. Chr. Axelos: Allgemeines, Besonderes, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie 1, S. 164 f.; ebenso: Gernot Böhme: Platons theoretische Philosophie, Metzler Verlag, 2000 (Lizenzausgabe der WBG S. 116)

„Zweierlei ist es, was man mit Recht dem Sokrates zuschreiben kann: die Induktionsbeweise und die allgemeinen Definitionen; dies beides nämlich geht auf das Prinzip der Wissenschaft. Sokrates setzte das Allgemeine und die Begriffsbestimmungen nicht als abgetrennte, selbständige Wesen; die Anhänger der Ideenlehre aber trennten es ab und nannten dieses Ideen der Dinge."

(Aristoteles: Metaphysik, 1078b, übersetzt von Hermann Bonitz)

Aristoteles nennt das Allgemeine, das vielem Besonderen zukommt, das Wesen (οὐσια) einer Sache. Er nennt den Begriff auch oft "λόγος und ὅρος", um die Notwendigkeit der sauberen Ab- oder Eingrenzung in Bezug auf das vielerlei Einzelne aufzuzeigen. Daher rührt auch der lateinische Ausdruck für Begriff "definitiv" (Abgrenzung).

SUMMA: Ein Begriff (Definition) umfasst zwei Teile. Der erste ordnet den Begriff in eine Gruppe von Begriffen ein (Der Mensch ist ein Lebewesen). Der zweite Teil ordnet dem Begriff das zu, was ihn in der Gruppe besonders (wesentlich) auszeichnet (Vernunft --> "vernunftbegabtes Lebewesen").

21
Jul
2012

Hoheslied der Liebe

Hoheslied der Liebe
(1. Korinther 13)

Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.

Apostel Paulus

20
Jul
2012

Hoheslied der Kunst

Kunst ist Natur der Natur.
Sie offenbart dem Leben das Leben.
Kunst ist Freiheit.
Sie setzt Wahrheit ins Werk.
Kunst ist Reichtum der Intuition.
Sie zeigt nicht Sichtbares, sondern macht sichtbar.
Kunst ist Philosophie der Seele.
Sie denkt in inneren Bildern.
Kunst ist persönliches Geschenk der Natur.
Sie kann nicht verdient werden.
Kunst ist Leben.
Sie gebärt Religion, Philosophie, Wissenschaft.
Kunst ist Glauben, Hoffen, Lieben.
Sie ist für die Augen unsichtbar und nur mit dem Herzen zu sehen.

Abgewandeltes Zitat:
Z4 Martin Heidegger
Z6 Paul Klee
Z14 Antoine de Saint-Exupéry

19
Jul
2012

Ich-Vertrag

Der Ich-Vertrag ist keine Autosuggestion. Da er den Glauben an sich selbst voraussetzt, hat es zwar zunächst den Anschein von Selbstsuggestion, aber das ist nicht verwunderlich, da die vom Gehirn formulierten Ich-Zusagen allesamt Initiationscharakter haben.

Das Ich entsagt allen Einflüssen der Selbstentfremdung. "Ich bin ich!". Es ist daher gleichgültig, ob ich positiver oder negativer Erziehung ausgesetzt war. "Ich habe mich selbst!" Es ist daher gleichgültig, welche Bildung ich genossen habe. "Deshalb tue ich nur das, was ich (von mir aus) selbst kann!" Es ist daher gleichgültig, ob mir mein Können durch andere bestätigt und dokumentiert wurde. "Deshalb wähle ich die Kunst, die sich durch das, was sie ins Werk setzt, selbst bestätigt. "Der künstlerische Beruf ist durch das Ich gewährte Selbst-Berufung!" Dieser Beruf ernährt sich nicht durch Wissen, sondern ausschließlich durch den Glauben (emotionale Intelligenz). "Meine einzige anerkannte Lehrmeisterin ist die Intuition!" Deshalb vertraue ich ihr allein.

18
Jul
2012

Freiheit

Freiheit bedeutet die Verfügbarkeit eigener Möglichkeiten und das Vermögen, diese auch verantwortungsvoll zu verwirklichen. Dieses Vermögen wird körperlich durch die Bedürfnisse, seelisch durch das Gewissen und geistig durch die Begabung geregelt. Erziehen bedeutet dieses Selbstdenken als das intelligente, kritische Organisieren dieser Regelung bilden.
Als Fördern durch Fordern der Intelligenz setzt Erziehung wiederum das motorisch, emotionale und/oder geistig intelligente Vorbild voraus.

Hier aber tut sich ein Problem auf. Durch die Delegation von Erziehung an Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen wird Bildung bürokratisiert. Der Erzieher erzieht nicht mehr aus Berufung, sondern von Berufs oder Amts wegen. Statt Vorbildlichkeit wird die Rolle in der Hierarchie ausschlaggebend. Der Erzieher als Vorbild wird curricular erstickt. Erzieher-Attrappen statt Vorbilder glänzen nicht mehr durch pädagogische Ideen, sondern durch sprachlich kaschiertes Machtgehabe.

Was aber unternimmt ein Mensch, der nicht das Glück der Erfahrung einer helfenden, befreienden Erziehung hatte?

Diese Frage übergeht, dass die Natur neben ihrer Abhängigkeit von Erziehung zugleich auch ein Notprogramm gegen Unterdrückung aufweist. "Wo die Not am größten, wächst das Rettende auch!". Diese Erfahrung Hölderlins offenbart die Möglichkeit der Selbsthilfe durch die eigene Natur. Der Mangel an Erfahrungen mit Vorbildern versetzt das Gehirn in höchste Alarmbereitschaft, die Selbstorganisation beginnt, sich nur noch auf sich selbst zu verlassen. Um der Not zu entfliehen, wird die eigene Begabung bis an ihre Grenzen gefordert.

==>> Ich-Vertrag
 

17
Jul
2012

Leitfaden

Der innere Leitfaden eines Menschen ist gleichsam eine neuronale "rote Linie". Diese Linie wird durch Bildung, Erziehung und Charakter vorgezeichnet. Bildung und Ausbildung werden vor allem durch positive oder negative Vorbilder geregelt und unter Umständen durch die Persönlichkeit eines Menschen mehr oder weniger gestört.
Vor allem in der Pubertät wird die gesamte Entwicklung gewöhnlich radikal kritisiert. Es ist die Zeit, in der sich das gesamte neuronale Netz hormonell bedingt umorganisiert. Unter Umständen wendet sich der Jugendliche sogar gegen seine bisherigen Vorbilder.

Während der Zeit des neuronalen Umbaus ist das Gewähren der Freiheit der Selbstfindung außerordentlich wichtig. Nur so viel Hilfe zur Selbsthilfe wie unbedingt notwendig und damit so wenig möglich.

In seiner neuronalen Lebenslinie offenbart sich einem Menschen eine persönliche Wahrheit, die sich ihm in inneren Bildern der Seele zeigt. Diese Wahrheit lässt sich allein intuitiv erfahren und deshalb auch nicht sprachlich erfassen. In nicht wenigen Fällen gestalten sich frühe Bilder zu einer beruflichen Vorstellung oder besser: zur Berufung für eine ganz bestimmte Aufgabe oder einen ganz bestimmten Dienst wie zum Beispiel Lehr- und Heilberufe.

Seelisch vermittelte Bilder wie der Schutz durch eine göttliche Macht lassen sich immer nur im Nachhinein verstehen und als günstige Fügungen verstehen. Dieser Vorgang entzieht sich auch jeglicher wissenschaftlichen Beschreibung, da sich nun einmal Phänomene des Unendlichen nicht endlich definieren lassen.

Aber unbegrenztes Glauben und Vertrauen vermag die Grenzen begrenzten Wissens und ständigen Sich Vergewisserns zu überschreiten. Die Seele kann glauben, was der Verstand nicht weiß. In Angelegenheiten des Glaubens aber ist allein die innere Stimme der Seele zuständig und nicht etwa Ratschläge des Verstandes. Handeln, das sich am inneren Leitfaden orientiert, geschieht mit Kopf, Herz und Hand.    

16
Jul
2012

Bilder statt Erinnerungsbilder

Bei Erinnerungsbildern droht die Gefahr, sich in vergangenen Ereignissen zu verlieren, statt in ihnen Momente einer Entwicklung zu sehen. In der Freude, sich an gewisse Situationen wieder erinnern zu können, geht die eigentliche Absicht unter, sich als sich selbst zu entdecken.
Die Möglichkeit, sich dabei zu verlaufen, liegt in der Natur der Sache, denn je mehr sich das Betrachten Details zuwendet, um so eher hemmt sie zugleich das Bemühen um Verallgemeinerung. Verallgemeinerung ist aber die Bedingung der Möglichkeit des Erkennens eines Weges. Einen Weg erkennt man nicht, indem man sich auf einzelnen Stellen konzentriert, sondern den gesamten Verlauf im Blick behält.

Im Gegensatz zu Erinnerungsbildern werden Vorbilder im Nachhinein eher unter einem Gesichtspunkt der eigenen Entwicklung betrachtet. Es treten bestimmte Personen mit ihren Einstellungen und Wertvorstellungen, die ein Leben beeinflusst haben mehr oder weniger deutlich in den Vordergrund. In manchen Fällen haben sie wichtige Entscheidungen getroffen oder Ideen gehabt. Es kann sogar sein, dass diese bis ins gegenwärtige Tun. unter Umständen über Jahrzehnte, hineinwirken.

==>> Leitfaden
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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