Unilogo

17
Jan
2020

Selbst-Spiegel

Narkissos ( Νάρκισσος) ist in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leiriope, der die Liebe anderer zurückweist und sich in sein eigenes Spiegelbild. Dies geschieht, als er in einer Wasserquelle sein eigenes Spiegelbild betrachtet, ohne zu erkennen, dass er sich selbst sieht. Ovid erzählt, dass Narziss die Unerfülltheit seiner Liebe zwar erkennt, aber ohne dass es ihm hilft, denn er verzehrt sich und verschmachtet vor seinem Ebenbild bis zum Tod. Seine letzten Worte wiederholt Echo: “Ach du hoffnungslos geliebter Knabe, lebe wohl!“ Statt seines Leichnams finden die Dryaden eine Narzisse.

Komisch tragisch wird hier Narziss beschrieben, ohne sich klar zu werden, dass dieses Ereignis für die Geschichte des Denkens steht. Denken lässt Bewusstwerden als Bilderleben geschehen und gaukelt damit dem Ich vor, was sein Selbst vorweg für es dichtet. Das Sein der Metaphysik ist nicht mehr als der schöne Schein von Selbst-Spiegelungen. Das veranlasst den Philosophen Friedrich Nietzsche in seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen zu folgender Kritik:
„ … wir sind ohne Bildung, noch mehr, wir sind zum Leben, zum richtigen und einfachen Sehen und Hören, zum glücklichen Ergreifen des Nächsten und Natürlichen verdorben und haben bis jetzt noch nicht einmal das Fundament einer Kultur, weil wir selbst davon nicht überzeugt sind, ein wahrhaftiges Leben in uns zu haben.“
„Wir nehmen nicht wahr, was ist, sondern vielmehr projizieren ein uns gefälliges Sein ins Bewusstwerden. Diesen schönen Schein halten wir dann für wahr.“
Aus Wahrnehmen wird in Wahrheit Wahr Nehmen. Kann angesichts der Dauer solcher Täuschung noch die Möglichkeit einer Selbst-Befreiung existieren?

Diese Möglichkeit setzt voraus, Denken von Grund auf wesentlich anders zu denken. Das bedeutet, Bilderleben als Modellieren von Wirklichkeit bewusst werden zu lassen und diesem Bewusstsein eine echte Alternative gegenüberzustellen.

Ob das gelingt, hängt vor allem davon ab, ob sich Denken als radikales Reflektieren begründen lässt. Das lateinische Wort „radix“ bedeutet „Wurzel“. „Radikal“ ist infolgedessen eine Methode, die Denken von seiner Wurzel her vollzieht. Tradiertes Denken wurzelt vor allem in vor- bzw. unbewussten Momenten, folglich in natürlichen Gegebenheiten a priori.

16
Jan
2020

Sein aus Nichts

Ein schöpferischer Funke überfällt blitzartig die innere Leere jenes neuronalen Raumes, welcher gemeinhin Bewusstsein genannt wird. Durch dieses Blitzlicht erwachen Intuition, Fantasie und Vernunft.

Umsehen, Ansehen, um einzusehen, was ist. Einsicht aus Umsicht und Ansicht ist der schöne Schein, der dem Ich das Selbst verschenkt. Diese Gabe dank natürlicher Begabung ermöglicht dem werdenden Wesen ein inneres Zuhause. Fantasien gestalten diesen inneren Raum als Bilderleben.

Die Vernunft betrachtet das Bilder-Leben der Fantasie, um in jenem Bild-Erleben zu verweilen, in welchem sie sich heimisch fühlt. Ahnungslos, weil ohne Erfahrung, begegnet die Vernunft dem Zufall, der mit ihren Einbildungen spielt. Durch günstige Verbindungen scheinen Visionen hervor, die Ideen offenbaren.

Aber dem werdenden Ich mangelt es noch an Geist, um diese Ideen für sich nutzen zu können. Ein Instrument verlautbart sich jedoch durch einen zufällig erzeugten Ton. Wiederholte Versuche erspielen schräge Melodien. Aber trotz des Missklangs entdeckt natürliche Begabung vorhandenes musikalisches Talent und verschafft dem Ich die Lust, es weiterhin zu versuchen.

Aber es kann auch ein Ball sein, der dem Talent sportlicher Begabung Spielfreude verschafft. Wer ausdauernd genug ist, all seine Versuche und Irrtümer zu überstehen, der wird nicht mehr loslassen und sich fördern, indem er sich selbst geduldig fordert. Im Glückfall wird das hervorscheinende Talent entdeckt.

*

15
Jan
2020

Beweggrund

Die Frage nach der Ursache „Warum?“ wird emotional durch die Notwendigkeit der Selbstfindung beantwortet. Als Ursache dieser Notwendigkeit erweist sich das Suchen nach Sinn und Zweck eigenen Anwesens in der Welt. Neugier treibt das Ich aus seinem Selbst, und wirkt als Ursache darauf hin, dieses Bedürfnis zu befriedigen.
Das Motiv zu suchen, kann körperlich, seelisch und/oder geistig bedingt sein. Bei körperlicher Dominanz sollte auf die Trennschärfe geistiger Gestaltung besonders geachtet werden.

Im Gegensatz zur Frage „Weshalb?“ erfordert die Frage „Warum?“ eine beweiskräftige Antwort, also den Beleg durch subjektunabhängige Beobachtung und systemische Analyse.

14
Jan
2020

Sinn

Die Fragehinsicht wird durch jenes Bedürfnis gegeben, welches dazu animiert, einen vorhandenen Mangel zu beseitigen. Fragen muss nicht gelehrt werden. Neugier ist dem vernunftbegabten Lebewesen von Natur aus gegeben.

Die Frage nach dem Wesen von Etwas wird selbst wiederum durch die Fragen „Weshalb?“ und „Wofür?“ in Frage gestellt, denn es wird verlangt, deren Sinn und Zweck des Suchens zu klären. Der Sinn ergibt sich aus dem Ich, das aus dem Selbst herauswill, um sich zu finden. „Existieren“ ist der Zweck dieses Bestrebens.

Wer sich nämlich seiner selbst sicher werden möchte, muss zunächst erst einmal aus sich heraus. Die Fragen nach Sinn und Zweck stellen sich nur, wenn der existentielle Aspekt psychisch relevant wird.

13
Jan
2020

Wesen von Etwas

Die Antwort auf die Frage „Welche, Welcher, Welches?“ verallgemeinert inhaltlich jene Eigenschaften, welche Objekten, Lebewesen oder Ereignissen gemeinsam sind. Durch solche Verallgemeinerungen scheint zugleich das Wesen von Etwas auf. Es wird das klar bestimmt, was weiterhin befragt werden soll.
Das Bedürfnis, Phänomene seine Umgebung zu erforschen und zu definieren, entspringt der Notwendigkeit eigener Selbst-Versicherung. Persönliche Un-sicherheiten bilden neben dem Staunen Beweggründe zu philosophieren.

12
Jan
2020

Schöpferischer Einfall

Schöpferische Ideen werden in der Regel im Unbewussten vom Zufall gezeugt und aus dem Spiel verfügbarer Erfahrungen geboren. Der schöpferische Einfall entwickelt sich, indem zwölf Grundfragen spielerisch durchlaufen und beantwortet werden.

11
Jan
2020

Innere Unruhe

Innere Unruhe bedeutet eine leidvoll erlebte seelische Aufregung oder innere Anspannung. Sie kann anhaltend sein, vereinzelt oder immer wieder auftreten und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Verursacht wird innere Ruhe vor allem durch das Vergegenwärtigen einer ausgeprägten Ist-Soll-Diskrepanz. Es trifft das nicht ein, was sehnlichst erwartet wird. Durchgängige Frustrationen ergeben sich entweder aus unlösbaren Problemstellungen oder aus Vorhaben, die sich mangels Begabung und/oder Intelligenz nicht verwirklichen lassen.

Gefräßig krankhafter Ehrgeiz, in der Regel mit Selbstüberschätzung gepaart, treibt unaufhörlich zu einem Verhalten an, das gegebene individuelle Verhältnisse überschätzt und infolgedessen erforderliche Leistungen nicht zu erbringen vermag.

Gefährlich wird es dann, wenn dieser innere Umtrieb einer höheren Macht zugeschrieben wird, wie es Augustinus tut, wenn er von der Unruhe seines Herzens spricht und glaubt, dass dieses erst dann Ruhe finden kann, wenn es diese in Gott
erfährt.

Bei Kindern erweist sich innere Unruhe noch als natürlicher Vorschein der Neugier. Es ist das Entdecken-Müssen, das zum Erforschen der Dinge antreibt. In der Regel hält sich die Art natürlichen Zwangs an tatsächliche Gegebenheiten, und innere Forderungen führen nicht zu Überforderungen.

Jene innere Unruhe, welche zum forschenden Suchen antreibt, orientiert sich normalerweise an tatsächlichen, talentbedingten Gegebenheiten.

Die stärkste Kraft, welche Abenteuerlust ausmacht, ist das innere Suchen, das sich sprachlich als Fragen gestaltet. Fragen-Müssen bedeutet: die Antwort noch nicht gefunden haben

10
Jan
2020

3.1 Zu- und Einordnung

Auffällige und/oder aufdringliche Eigenschaften vergegenwärtigter Inhalte werden verallgemeinert und als charakteristische Bestimmung eingeordnet.
Jene Eigenschaften, welche zum Beispiel eine vergegenwärtige Figur charakterisieren, werden als Fläche eines Dreiecks eingeordnet.

„Ein Dreieck wird durch drei Punkte definiert, die nicht auf einer Geraden liegen. Sie werden Ecken des Dreiecks genannt. Die Verbindungsstrecken zwischen je zwei Ecken heißen Seiten des Dreiecks. Das Dreieck unterteilt die Ebene in zwei Bereiche, das Äußere und das Innere des Dreiecks. Der von je zwei an einem Eckpunkt zusammentreffenden Seiten gebildete Winkel ist eine wichtige Größe zur Charakterisierung des Dreiecks.“

9
Jan
2020

3. Praktische Umsetzung

Nachdem alle zwölf Kategorien mittels entsprechender Fra-gen, bestimmt worden sind, wird das Ergebnis ins Bewusstsein überführt.
Diesen Moment des Bewusstwerdens organisiert die Vernunft mittels verfügbarer Erfahrungen. Das vorbewusste Ergebnis des Unbewussten wird achtfach geordnet.

8
Jan
2020

2.6 Rechter Augenblick

Die Fragen „Wo?“ und „Wann?“ fordern als Antwort, den rechten Zeitpunkt für das Umsetzen des antizipierten Vorhabens. Alle zwölf Fragen werden innerhalb einiger Nanosekunden beantwortet und die anstehende Entscheidung gefällt.

7
Jan
2020

2.5 Maßvoll

Maßvoll

Die Fragen „Wie?“ und „Wie viel?“ beschreiben mit ihren Antworten die Art und Weise der Verwirklichung des Vorhabens sowie den erforderlichen Aufwand, wobei es gilt, dem ökonomischen Prinzip zu folgen: ‚Minimaler Aufwand – maximaler Erfolg‘.

6
Jan
2020

2.4 Widerstehen

Die Fragen „Wobei“ und „Womit“ suchen nach einer situati-onsgerechten Methode, um das o.a. Ziel zu erreichen. Dabei gilt es negative Erfahrungen zu überwinden und Vergegen-wärtigen nicht durch störende Erinnerungen beeinträchtigen zu lassen.

5
Jan
2020

2.3 Beweggrund

Die Frage nach der Ursache „Warum?“ wird emotional durch die Notwendigkeit der Selbstfindung beantwortet. Als Ursache dieser Notwendigkeit erweist sich das Suchen nach Sinn und Zweck eigenen Anwesens in der Welt. Neugier treibt das Ich aus seinem Selbst, und wirkt als Ursache darauf hin, dieses Bedürfnis zu befriedigen.

4
Jan
2020

2.2 Sinn

Die Frage nach dem Wesen von Etwas wird selbst durch die Fragen „Weshalb?“ und „Wofür?“ in Frage gestellt, denn es wird verlangt, deren Sinn und Zweck des Suchens zu klären. Der Sinn ergibt sich aus dem Ich, das aus dem Selbst herauswill, um sich zu finden. „Existieren“ ist der Zweck dieses Be-strebens. Wer sich nämlich seiner selbst sicher werden möchte, muss zunächst erst einmal aus sich heraus.

2.1 Wesen von Etwas

Die Antwort auf die Frage „Welche, Welcher, Welches?“ ver-allgemeinert inhaltlich jene Eigenschaften, welche Objekten, Lebewesen oder Ereignissen gemeinsam sind. Durch solche Verallgemeinerungen scheint zugleich das Wesen von Etwas auf.

2. Schöpferischer Einfall

Schöpferische Ideen werden in der Regel im Unbewussten vom Zufall gezeugt und aus dem Spiel verfügbarer Erfahrun-gen geboren. Der schöpferische Einfall entwickelt sich, indem zwölf Grundfragen spielerisch durchlaufen und beantwortet werden.
logo

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

Archiv

März 2025
Januar 2025
Dezember 2024
Juli 2024
Januar 2024
Dezember 2023
Oktober 2023
August 2023
Juli 2023
Juni 2023
Mai 2023
April 2023
Januar 2023
Dezember 2022
Oktober 2022
September 2022
Juni 2022
Mai 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
November 2021
Oktober 2021
September 2021
August 2021
Juli 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
Januar 2021
Dezember 2020
November 2020
Oktober 2020
September 2020
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
Oktober 2008
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005
Dezember 2004

Aktuelle Beiträge

Am Anfang war das Wort
Am Anfang war das Wort, und das Wort war das Sein,...
wfschmid - 10. März, 02:28
Schauen, was nicht zu...
Neue Publikation, auch in englischer Spreche Bestellung...
wfschmid - 22. Januar, 13:11
URSPRUNG DER INFORMATION...
Vernunft und Verstand begabter intelligenter Wesen...
wfschmid - 26. Dezember, 07:10
Bildlose Gedanken sind...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 21. Dezember, 06:11
ES GIBT DINGE, DIE GIBT...
ES GIBT DINGE, DIE GIBT ES GAR NICHT Dieser Spruch...
wfschmid - 14. Dezember, 11:22
Vernunft <--->...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 13. Dezember, 21:49
H u m o r
Gefräßige Gesellschaft www.greedype rson.com
wfschmid - 25. Juli, 12:09
Dreamed out
If a priori represents a metaphysical congruence with...
wfschmid - 9. Januar, 05:24

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7649 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. März, 02:28

Suche (AND, OR erlaubt) - Nächste (leere) Zeile anklicken!

 

Credits

 

 

Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

 wfs