Unilogo

2
Feb
2020

Gegenwart Gottes

Einer der beliebtesten religiösen Vergegenwärtigungen ist das Leben in der Gegenwart Gottes. Diesem Tun widmen sich vor allem kontemplative Orden.

Erreicht wird ein solches meditatives Leben so-wohl durch asketische als geistige Maßnahmen wie das Versenken durch immerwährende Gebete.

Der Glauben an unmittelbares Sein in Gott vollzieht sich als Einbildung aufgrund selbstsuggestiver frommer Maßnahmen. Das fromme Ich des tief Gläubigen löst sich im intensiven Fühlen auf und Existieren verschwimmt im emotional Vagen.

Da das Ganze vor allem gefühlsmäßig maßgeblich bestimmt wird, ist es schwierig, dem mit Mitteln der Vernunft beizukommen.

Er lässt die Vernunft die Wahrheit über das Leben vergegenwärtigen.

Hoffen auf Nichts wird als zutiefst befreiend empfunden. Dieser gefühlte Gedanke erscheint so stark, dass geglaubt wird, in der Gegenwart Gottes zu leben.

Irritation, ist doch klar, dass da niemand ist, der erspürt werden kann. Deshalb stößt auf Ableh-nung, was die innere Stimme zuzuflüstern versuchst. Vergewisserung, dass es nichts als fromme Erinnerungen vergangener religiöser Erziehungsversuche sind, die das Zurückzuholen versuchen.

1
Feb
2020

ERSTE INTUITIVE BOTSCHAFT

Bilderleben scheint als Denken hervor und offenbart sich als Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben der Vernunft. Bewusstwerden spiegelt diese natürliche Duplizität unmittelbar.
Reflexionen dieser Vergegenwärtigung lassen diese inneren Vorgänge betrachten und beobachten, um sie als solche verstehen zu lernen. Sobald diese Möglichkeit begriffen wird, lässt sie sich auch spontan praktisch nutzen.
Namentlich überliefert wird diese Nutzung als Philosophie. Aus diesem natürlichen Gedankenspiel ergeben sich Eingebungen, die nicht selten als schöpferische Ideen hervorscheinen.
Ob diese als solche erkannt werden, das hängt vor allem von Begabung und Intelligenz ab. Genies erfassen schöpferische Möglichkeiten spielerisch intuitiv.
So können spielerische Versuche auf einer Klaviertastatur, mit einem Ball, mit einem Malstift künstlerische Talente wecken und Herausforderungen suchen, um sich zu entwickeln.

31
Jan
2020

Schwärmerei

Vernunft, die sich ohne Verstand in ausschweifende Fantasien aufgeht, fühlt sich zwar wie im Paradies unter göttlicher Obhut, aber sie wird aus dieser Selbsttäuschung vertrieben, sobald der Verstand diesen Ort übernimmt.

Durch den Verstand wird durch hinreichenden Abstand klar, dass das Paradies nicht mehr als Bedürfnis bedingte religiöse Träumerei ist.

Wenn die Seele träumt, spielt sie mit religiösen Vorstellungen göttlicher Räume. Sie erschafft für sich durch eingebildete Visionen neue Spielräume.

30
Jan
2020

Schein

Versuche, das Ich zu denken, führen ins Abseits der Vernunft, solange nicht das Denken selbst kri-tisch betrachtet wird.

„Denken“ ist eine Erscheinungsform des Be-wusstwerdens. Vielfach bleibt unbewusst, dass Denken als Bilderleben wesentlich eine Tätigkeit der Fantasie ist.

„Denken“ lässt nicht als Vorscheinen von Wirklichkeit verstehen, sondern vielmehr durch Fantasie als Bilder-Leben in Gestalt von Modellen begreifen.

Wer annimmt, denkend über Wirklichkeit zu verfügen, besitzt in Wahrheit nur Schein statt Sein. Die Vorstellungskraft gestaltet Denken nach Lust und Laune, schafft also eher Traum als Wirklichkeit.

29
Jan
2020

Gott ohne Gott (Update)

In den seltenen Augenblicken tiefster Innerlichkeit offenbart sich das Wesen des Ichs. Für sehr kurze Zeit zeigt es sich im Licht der Vernunft.

Doch angesichts verwirrender Vielfalt des Ich-Vorscheins erscheint Geist wie gelähmt. Zudem macht ihm die Seele das Denken streitig.

Denken sei nicht der Weg zu einer erfolgreichen Begegnung mit dem Ich. Wer dem Ich begegnen will, muss das Selbst als das Gebäude des Geistes verlassen. „Ich“ lässt sich nämlich nicht denken, da niemand sich selbst ins Gesicht sehen kann. „Ich“ scheint niemals durch Selbst-Reflexion her

28
Jan
2020

Sackgasse

Zuückliegende Gedanken müssen wesentlich korrigiert werden

27
Jan
2020

Warum hast Du Dich von mir losgesagt? (überarbeitet)

Der alte Gott will nicht zulassen, dass sich von ihm losgesagt wird. Aus der Tiefe der Seele ruft er zu. Schweigend droht er mit Strafen, indem er er-mahnt, sich nicht gegen ihn zu versündigen.

Es befriedigt den Untoten, dass Zweifel aufkom-men. „Warum wird von mir losgesagt?“, will er wissen. „Dein Wesen wird zu widersprüchlich empfunden!“, lautet die Antwort. „Zudem ist es unerträglich, dass Du Dich nicht unmittelbar mit-teilst, sondern Beamte damit beauftragst, Deine Worte zu verkünden!“

„All das macht Dich unglaubwürdig!“, weil nur ein Gott ohne Worte erfahren wird. Aber es fasziniert erneut jene Kraft, welche sich als Nichts offenbart, ohne dass Leere gespürt wird.

26
Jan
2020

Gott ohne Gott

In den seltenen Augenblicken tiefster Innerlichkeit offenbart sich Dir Gott. Für sehr kurze Zeit nimmt er Dir die Furcht vor dem Tod. Er lässt Dich vergegenwärtigen, dass auf Dein Leben nichts mehr folgt.

Du empfindest das Hoffen auf Nichts als zutiefst befreiend. Dieser gefühlte Gedanke in Dir erscheint Dir so stark, dass Du glaubst, in der Gegenwart Gottes zu leben.

Du bist irritiert, ist Dir doch klar, dass da niemand ist, den Du spürst. Deshalb lehnst Du ab, was Dir Deine innere Stimme zuzuflüstern versuchst. Du vergewisserst Dich, dass es nichts als fromme Erinnerungen vergangener religiöser Erziehungsversuche sind, die Dich zurückzuholen versuchen.

25
Jan
2020

Wissenschaft beginnt mit Staunen

Zu meiner Verwunderung gelang mir meine unter-richtliche Arbeit gerade deshalb, weil ich mit Leh-rerausbildung kaum etwas zu tun hatte.
So war ich das angewiesen, was mir in der jeweili-gen unterrichtlichen Situation intuitiv spontan ein-fiel. Zu meinem Erstaunen gelang mir das besser als mit Hilfe tradierter schulpädagogischer Metho-den.
So versuchte ich diese meine Erfahrungen auf die Lehrerausbildung zu übertragen. Als maßgeblich bestimmende Frage ergab sich vor allem, auf wel-che Art und Weise sich unterrichtliche Intuition för-dern lässt.
Es stellte sich mir vor allem die Frage, warum mir im Unterricht gelingt, woran andere ganz offensichtlich scheitern. Es war mir beispielsweise durchaus rät-selhaft, warum ich keine Mühe hatte, Lernende zur Mitarbeit zu motivieren.
Mit der Zeit fand ich heraus, dass es sehr wichtig ist, im Unterricht nicht etwas ausführen zu wollen, das sich nicht praktisch belegen ist.
Ist das aufgrund der Vermittlung bloßer Fakten nicht möglich, dann wird es außerordentlich wichtig, mul-timedial zu vermitteln.
Was ich für mich für den Unterricht forderte, das galt natürlich vor allem auch für die Vorlesungen. Natürlich ist das nicht ohne entsprechenden Aufwand zu machen.
Durch den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen erfuhr ich, dass lebendige Vermittlung weitaus ver-breiteter ist als in der Schulpädagogik. Besonders gut in Erinnerung sind mir die Physikveranstaltungen von Lutz Fiesser oder die in Mathematik von Kristina Reiss.
Für mich waren solche Veranstaltungen wegen des hochschuldidaktischen Lernzuwachses sehr hilfreich.

24
Jan
2020

Wurzeln des Denkens

Wie Wurzeln Pflanzen im Boden verankern, so gründen Gedanken in einem vor- bzw. unbewussten System als deren Netzwerk. Ein Gedanke ist erst dann und nur dann verwurzelt, wenn er seinen Inhalt durch charakteristische Merkmale definiert, in einem sowohl ideellen als auch kausalen Zusammenhang steht, eine Verwirklichung nach dem ökonomischen Prinzip gewährleistet, eine eindeutige Vernetzung mit anderen Gedanken ausweist und als praktische Antizipation gilt.

Zudem muss ein verwurzelter Gedanke unvoreingenommen und vor allem intuitiv generiert werden. Beeinflussung durch Gebrauchtreflexionen mittels Zitaten sollte möglichst vermieden werden.

Alle Lebewesen sind vernunftbegabt. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das mit Hilfe seiner Vernunft den eigenen Lebensraum zerstört. Vernunft ist die körperliche, seelische und geistige Kraft, existentiell zu gestalten.

Es ist ungewöhnlich, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen und zu erforschen, was sich einem intuitiv offenbart. Die Frage stellt sich natürlicherweise, was sich dem Bewusstwerden als Denken offenbart. Wird auf das geschaut, was sich dem Bewusstsein zunächst zeigt, dann sind das ´Bilder im Kopf´.

Diese Bilder beinhalten vorwiegend Erinnerungen, die einem gerade einfallen. Darüber hinaus erscheinen geplante Vorhaben, die jemanden beschäftigen. Zusammengefasst handelt es sich beim Bewusstwerden um ein Bildergeschehen. Dieses Geschehen lässt sich bewusst beeinflussen. Man kann diese Aktivität „Denken“ nennen, um dann zu beobachten, welche Modi unterschieden werden können. Bei allem, das sich aus solchen Beobachtungen ergibt, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Ergebnisse möglichst auf breite Zustimmung treffen.

Alle Erfahrungen sprechen dafür, „Denken“ als Inszenieren oder Modifizieren inneren Bildergeschehens zu begreifen. Unsere 1. Feststellung hält folglich „Denken“ als Definition fest.

§ 1 Denken inszeniert oder modifiziert inneres Bildergeschehen.


Diese für Jedermann nachvollziehbare Definition beinhaltet die Aufgabe, zu beschreiben, wie das gehandhabt werden soll, um verlässliche Einsichten erreichen zu können.

Die Definition des Denkens gilt als einsichtig, weil sie sich für alle als nachvollziehbar erweist. Aber reicht das Kriterium der Nachvollziehbarkeit aus, um etwas „einsichtig“ zu nennen? Das folgende Beispiel zeigt, dass Nachvollziehbarkeit nicht ausreicht, um etwas einsichtig nennen zu können.

Jemand verlässt an einem schönen Sommertag früh morgens das Haus und stellt fest, dass die Straße nass ist. Seine Erfahrung erklärt ihm, dass es wohl geregnet hat. Aber der unbewölkte, blaue Morgenhimmel scheint diese Vermutung zu widerlegen. Also sieht er sich um und stellt fest, dass die Pflanzen keinerlei Regentropfen aufweisen. Schließlich entdeckt er in der Ferne noch den Wasserspritzwagen, der die Straße mit Wasser besprengt. Die Einsicht, dass es geregnet hat, stellt sich also im Nachhinein als unzutreffend heraus.

Wie lange muss also beobachtet werden, um sich seiner Einsicht sicher sein zu können? Es zeigt sich aber nunmehr, dass das Kriterium der Nachvollziehbarkeit keineswegs ausreicht. Infolgedessen drängt sich die Forderung nach Sicherheit aufgrund von Beweisen auf. „Nachvollziehbarkeit“ reicht offensichtlich nicht aus. Im Fall der regennassen Straße kann der Beweis durch einen sinnlich überprüfbaren Beleg erbracht werden kann, nämlich durch das Sichten des Wassersprengwagens. Festzuhalten gilt, dass von Einsicht dann gesprochen werden kann, wenn das, was behauptet wird, auch sicher bzw. überprüfbar zu belegen ist.

§ 2 Einsicht muss praktisch bzw. empirisch bewiesen werden können.


Die Auseinandersetzung mit dem Denken offenbart, dass die diesem geistigen Vorgang zugrundliegenden Werte und Normen, Regeln und Gesetze Schritt für Schritt erarbeitet werden müssen. Aber vermag dies jemand aus eigener Kraft zu bewältigen?

Mögliche Ursache einer katastrophalen Selbstzerstörung ist hoch wahrscheinlich die beschriebene Selbstentfremdung.

23
Jan
2020

Selbst-Spiegel

Narkissos ( Νάρκισσος) ist in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leiriope, der die Liebe anderer zurückweist und sich in sein eigenes Spiegelbild. Dies geschieht, als er in einer Wasserquelle sein eigenes Spiegelbild betrachtet, ohne zu erkennen, dass er sich selbst sieht. Ovid erzählt, dass Narziss die Unerfülltheit seiner Liebe zwar erkennt, aber ohne dass es ihm hilft, denn er verzehrt sich und verschmachtet vor seinem Ebenbild bis zum Tod. Seine letzten Worte wiederholt Echo: “Ach du hoffnungslos geliebter Knabe, lebe wohl!“ Statt seines Leichnams finden die Dryaden eine Narzisse.

Komisch tragisch wird hier Narziss beschrieben, ohne sich klar zu werden, dass dieses Ereignis für die Geschichte des Denkens steht. Denken lässt Bewusstwerden als Bilderleben geschehen und gaukelt damit dem Ich vor, was sein Selbst vorweg für es dichtet. Das Sein der Metaphysik ist nicht mehr als der schöne Schein von Selbst-Spiegelungen. Das veranlasst den Philosophen Friedrich Nietzsche in seinen Unzeitgemäßen Betrachtungen zu folgender Kritik:
„ … wir sind ohne Bildung, noch mehr, wir sind zum Leben, zum richtigen und einfachen Sehen und Hören, zum glücklichen Ergreifen des Nächsten und Natürlichen verdorben und haben bis jetzt noch nicht einmal das Fundament einer Kultur, weil wir selbst davon nicht überzeugt sind, ein wahrhaftiges Leben in uns zu haben.“
„Wir nehmen nicht wahr, was ist, sondern vielmehr projizieren ein uns gefälliges Sein ins Bewusstwerden. Diesen schönen Schein halten wir dann für wahr.“
Aus Wahrnehmen wird in Wahrheit Wahr Nehmen. Kann angesichts der Dauer solcher Täuschung noch die Möglichkeit einer Selbst-Befreiung existieren?

Diese Möglichkeit setzt voraus, Denken von Grund auf wesentlich anders zu denken. Das bedeutet, Bilderleben als Modellieren von Wirklichkeit bewusst werden zu lassen und diesem Bewusstsein eine echte Alternative gegenüberzustellen.

Ob das gelingt, hängt vor allem davon ab, ob sich Denken als radikales Reflektieren begründen lässt. Das lateinische Wort „radix“ bedeutet „Wurzel“. „Radikal“ ist infolgedessen eine Methode, die Denken von seiner Wurzel her vollzieht. Tradiertes Denken wurzelt vor allem in vor- bzw. unbewussten Momenten, folglich in natürlichen Gegebenheiten a priori.

Sein aus Nichts

Ein schöpferischer Funke überfällt blitzartig die innere Leere jenes neuronalen Raumes, welcher gemeinhin Bewusstsein genannt wird. Durch dieses Blitzlicht erwachen Intuition, Fantasie und Vernunft.

Umsehen, Ansehen, um einzusehen, was ist. Einsicht aus Umsicht und Ansicht ist der schöne Schein, der dem Ich das Selbst verschenkt. Diese Gabe dank natürlicher Begabung ermöglicht dem werdenden Wesen ein inneres Zuhause. Intuitionen gestalten diesen inneren Raum als Bilderleben.

Die Vernunft betrachtet das Bilder-Leben der Fantasie, um in jenem Bild-Erleben zu verweilen, in welchem sie sich heimisch fühlt. Ahnungslos, weil ohne Erfahrung, begegnet die Vernunft dem Zufall, der mit ihren Einbildungen spielt. Durch günstige Verbindungen scheinen Visionen hervor, die Ideen offenbaren.

Dem werdenden Ich mangelt es noch an Geist, um diese Ideen für sich nutzen zu können. Ein Instrument verlautbart sich jedoch durch einen zufällig erzeugten Ton. Wiederholte Versuche erspielen schräge Melodien. Aber trotz des Missklangs entdeckt natürliche Begabung vorhandenes musikalisches Talent und verschafft dem Ich die Lust, es weiterhin zu versuchen.

Es kann auch ein Ball sein, der dem Talent sportlicher Begabung Spielfreude verschafft. Wer ausdauernd genug ist, all seine Versuche und Irrtümer zu überstehen, der wird nicht mehr loslassen und sich fördern, indem er sich selbst geduldig fordert. Im Glückfall wird das hervorscheinende Talent entdeckt.

21
Jan
2020

Selbststruktur Das Strukturieren des Selbst

bst vollzieht sich vor allem auf Grund emotional erfolgreicher Erfahrungen. Erfolg meint in diesem Zusammenhang vor allem den Grad seelischer und/oder geistiger Selbstbefriedigungen. So steht das Moderieren der eingebildeten Hitparaden für das Differenzieren des Bewusstwerdens als Bilderleben, das sich zufolge des spielerischen Trainings ordnet als Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben der Vernunft. Bilderleben vollzieht sich dann dementsprechend als Synthethisieren von Fantasie und Vernunft. Diese grundsätzliche Prägung begründet später das Reflektieren des Denkens, wobei es die dominante Fantasie über die Grenzen erfahrenen Denkens hinausdrängt. Dieser Drang begründet eine Jahrzehnte lange religiöse Phase der Gottessuche. Diese Suche wiederum offenbart sich dann als Ausflucht einer ansonsten allzu trägen Existenz.

20
Jan
2020

Eigensinn

Ist es stur, alles selbst herausfinden zu wollen? Bin ich ein dickköpfiges Kind? Möglicherweise. Jedenfalls habe ich mich so noch nicht gesehen. Erinnerungen gebe mir keine Hinweise auf unnachgiebiges Verhalten.
Tatsächlich erlebe ich mich als trotzig, denn ich habe Schwie-rigkeiten, mich dem Willen anderer zu fügen. Noch heute ha-be ich Probleme, Ansichten anderer einzubeziehen. Das beste Beispiel hierfür ist doch das eigenwillige Reflektieren des Denkens. Warum muss ich das eigentlich unbedingt selbst herausfinden? Ich könnte ja die Geschichte der Philosophie Schritt für Schritt durchgehen, um das zu erfahren, was mir wichtig ist.
Irgendwie ärgert mich gerade dieses Gefühl von Arroganz. Ich empfinde das jedenfalls so. Aber die innere Stimme wi-derspricht und weist mich darauf hin, dass ich eher sehr kri-tisch als arrogant bin. So kann ich es nur sehr schwer ertra-gen, wenn ich etwas nicht verstehe. Genau dann werde ich nämlich stur und gebe nicht nach.
Ich erinnere mich an die ersten Philosophie-Vorlesungen von Professor Karl-Heinz Volkmann-Schluck. Intuitiv faszinierte mich die Trennschärfe seiner Sprache und die große Klarheit seiner Darstellungen. Dennoch fiel es mir sehr schwer, seinen Ausführungen so schnell zu folgen, dass ich sie auch verste-hen konnte.
Als ging ich nach einer Vorlesung zu ihm hin, um ihm meine Unzulänglichkeit, seine Gedanken hinreichend zu verstehen. Nachdem er sich das ruhig angehört hatte, stellte er mir eine höchst erstaunliche Frage: „Ja, aber haben Sie denn keine ei-genen Gedanken?“ Gemeint war, dass uneigene Gedanken durch eigene adaptiert werden müssen, um verstanden zu werden. Ich war erfreut über diese indirekte Bestätigung mei-ner Vorgehensweise. Diese Selbst-Bestätigung wird mittelbar zur Führungsgröße in Bezug auf die Regelung meiner späte-ren beruflichen Tätigkeit. So fiel in meinen Vorlesungen bis-weilen der Schlüsselsatz: „Meine einzige Aufgabe ist es, Euch aufzuwecken!“ Gemeint war die „schlafende Vernunft“. Für die Schulpädagogik bedeutet das: „Steuernde unterrichtlich Vorgaben minimieren – eigene unterrichtliche Initiativen ma-ximieren!“. Dieses Prinzip fand dann die Höchstform seiner Anwendung im Kinderunterricht. Kinder lernen zusammen, indem sie sich gemeinsam mittels professioneller Moderation lehren. Leider fehlte mir der lange Atem, das auch hinrei-chend zu veröffentlichen. Allerdings wurde das durch viele Staatsarbeiten dokumentiert. Die Anwendung des genannten Prinzips fand schließlich auch in Staatsprüfungen Anwendung. Es wurden keine Themen geprüft, sondern das angeschaut, was Kandidaten und Kandidatinnen von sich aus an Fähigkei-ten thematisierten. Zu meiner großen Überraschung fand die-se Verfahrensweise bei Vertretern der maßgeblichen Kultus-abteilungen ein sehr positives Echo.
In der beruflichen Praxis erwies sich als meine ´gewachsene´ Eigenwilligkeit also als außerordentlich hilfreich.
Dennoch, die Frage nach Grund und Ursache solch eigensin-nigen Verhaltens erweist sich nach wie zuvor als unbeantwor-tet. Aber auf Grund der Beschäftigung damit bringt die Erin-nerung etwas zum Vorschein, woran ich nicht gedacht habe. Es ist mein Vater, der aufgrund seiner Behinderung gelernt hatte, sich auf sich selbst verlassen zu müssen, wenn er nicht in Gefahr geraten will.
Das habe ich wohl unbewusst übernommen und mir zueigen gemacht. Überhaupt nehme ich an, dass ich von meinem Va-ter mehr für das praktische Leben gelernt habe als durch das gesamte Studium. Der große Nachteil des enormen Vorteils des Prinzips, sich eigensinnig und eigenwillig zu verhalten, ist die Entwicklung einer Persönlichkeit, die ziemlich stark in sich zurückgezogen aus sich heraus, allzu oft, völlig überraschend für andere handelt. Das erweckt bisweilen durchaus einen ge-wissen Anschein von Selbstherrlichkeit und das Vorurteil, für einen Angeber gehalten zu werden. Ich kann das niemand verübeln, weiß ich doch selbst allzu gut, was ich von mir halte; ich befürchte sogar ein übersteigertes Selbstbewusstsein. So bilde ich mir ein, wahrhaft philosophieren, also das Denken zureichend reflektieren zu können. Ob das praktisch in etwa zutrifft, wird sich hier überprüfbar erweisen.
Eigensinn verlangt im wörtlichen Sinn zuerst die Bestimmung des zureichenden Grundes. Es drängt sich sofort auf, dass es sich um Neugier. Als Lust, Neues zu entdecken, erweist sich Entdeckungsfreude als natürlicher Antrieb, gleichsam eine Spielart des Grundbedürfnisses, sich zu verändern. Grund der Neugierde ist irgendeine Form von Langweile, unfähig zu ge-stalten. Um dem entrinnen zu können, muss Neugier mit Ein-fallsreichtum gepaart sein.
Da Kinder natürlicherweise über diese Paarung verfügen, können sie einer misslichen Situation spontan dadurch entrin-nen, dass sie spontan in eine andere Rolle schlüpfen. So wehrt sich ein erzieherisch unterdrücktes Kind als ein kriegerischer Indianer oder eine andere vergleichbar aggressive Spielfigur. So schlüpfte ich während der Lektüre der gleichnamigen Buchreihe gern in die Rolle des Dschungelboys Bomba.
Bomba hat es in der Handlung mit verschiedensten Gefahren und Abenteuern zu tun; Auslöser ist die Suche nach seinen Eltern, die ihn auf diverse Inseln und zu geheimnisumwitter-ten Städten führt. Dabei rettet er mal eine weiße Familie vor Kopfjägern, mal hilft er Forschern bei der Entdeckung einer Heilpflanze. In Afrika hat er es mit Pygmäen, Kannibalen und Urwaldkriegern zu tun; er hat mittlerweile seinen Vater ge-funden und möchte mit ihm in die „Neue Welt“ zurückkeh-ren.
Entdeckt hatte ich das Buch in der Jugendabteilung der Pfarrbücherei St. Josef. Da sich Bomba fast nackt durch den Dschungel bewegt, übernahm ich die Rolle vorzugsweise, wenn ich allein in der Wohnung war. Da ich dadurch meine Freude, nackt in der sonst hoch prüden Umgebung zu sein erlebte und dabei zugleich meine sexuelle Lust entdeckte, fas-zinierten mich die eigengebildeten Abenteuer im Dschungel. Erst später beschäftigte es mich, warum ich in diesen oder vergleichbaren Spielen immer derjenige sein musste, der bru-tal gewalttätig bestraft wurde. Es liegt nahe, dass der Verdacht auf sexuellen Missbrauch aufkam. Aber keine einzige Erinne-rung konnte mir den aufgekommenen Verdacht bestätigen.

Bewusstwerden erfahren

Nach innen schauen verlangt, wahrzunehmen, was innerlich geschieht. Aber ich stelle fest, dass ich nichts sehen kann, wenn sich mir nichts vergegenwärtigt, das ich betrachten und beobachten kann. Ich begegne genau jenem Nichts, welches ich schaue, sobald ich die Augen schließe.
Allerdings erlebe ich diese Innenschau nur sehr kurz. Dann beginnen innere Bilder vor dem inneren Auge an zu tanzen. Es sind Erinnerungen, die mir mehr oder weniger zufällig vergangene Erfahrungen zeigen.
Das sehe ich mit Kindern im Niederhof spielen. Während ich uns beim Spielen von Himmel und Hölle oder beim Verste-cken Spielen zuschaue, rollen Glasmurmeln ins Bild und ver-ändern schlagartig die Szenerie. Mir fällt ein, dass ich doch herausfinden möchte, was geschieht, wenn ich denke.
Meine innere Stimme raunt mir zu, reichlich naiv zu verfah-ren, da dies doch längst von Philosophen geklärt wird. Aber genau dagegen wehre ich mich, weil ich das selbst herausfin-den möchte.

18
Jan
2020

Frühe Suggestion des Ich

“Das Gemüt findet nur in sich selbst, in seinem Wesen, nur in einem Gotte, der ist, wie und was das Gemüt [ist], seine Befriedigung.“

Das Ich erschafft zuerst das Selbst als sein inneres Zuhause, in dem es sich geborgen fühlt. Diese ureigene emotionale Form offenbart sich dem Ich in Gestalt übernommenen Fiktionen. Eines der frühesten Bilder ist die Kinderschreckfigur-Vorlage „Schwarzer Mann“.

Den Kindern wird gedroht, dass der Schwarze Mann kommen und sie „holen“ wird, wenn sie nicht brav sind. Solche Schreckbilder werden suggeriert, um Gebote und Verbote leichter durchzusetzen. Der Vorteil dieser Bilder liegt in deren verschwommenen Inhalten. So müssen sich Kinder selbst ausmahlen, wie sie sich dieses Schreckgespenst in ihrer Angst vorstellen.

„Der liebe Gott sieht alles!“ ist eine vergleichbare Drohung. Gott sieht uns, ja er sieht wirklich alles: was du tust und lässt, was du denkst und redest, wo du gerade bist und wie du lebst. „Glaube ja nicht, du könntest dich seinem Blick entziehen! Stets verfolgt er dich ... er kennt dich besser als du dich selbst ... jederzeit prüft er dich ... „sind Beispiele entsprechend bedrohlicher Aussagen.

Durch diese negative Beeinflussung wird dem Selbst eine Art Grundangst des Daseins suggeriert. Das Ich erfährt, dass es dieser Angst nur entkommen kann, wenn es opfert. Durch religiöse Erziehung werden die Möglichkeiten der Kompensation differenziert angeboten. Diese Angebote des Ausgleichs fressen sich so tief in die junge Seele ein, dass sich „Gott“ zur existentiellen Führungsgröße herauskristallisiert und das Dasein mittels Gewissen regelt oder gar steuert. Der Glaube an Gott ist geboren, und dessen Existenz wird von nun an wahrscheinlich ein Leben lang für möglich gehalten.

Gottesbilder sind die ersten die Existenz des Ichs maßgeblich bestimmenden Bilder. Sie schränken die Entwicklung des Selbst-Bewusstseins gravierend ein.
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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