Die Natur offenbart die Gesetze des Lebens
Tradierte Lehrer begreifen nicht, dass Lernen nicht ihre Angelegenheit ist, sondern die der Lernenden. Diesen Lehrern verengten Bewusstseins scheint Unterricht ohne sie undenkbar. Sie planen Unterricht sehr akribisch linear, weil Nebenwege sie mangels fachlicher und sozialer Kompetenz ängstigen würden. Ein Lehrer aber muss um so genauer planen, je weniger fachlich und sozial kompetent er ist. Bei ihm sind auch keine Fragen erlaubt, die seiner Meinung nach nicht in seinen Unterricht gehören. Der fachlich arme und sozial inkompetente Lehrer vertraut weder seinen Schülern noch traut er ihnen etwas zu. Ein solcher Lehrer bzw. Leerer darf nicht unterrichten. Der wahre Lehrer aber fördert Lernende, indem er von ihnen unterrichtliche Selbstorganisation fordert. Förderungen durch solche Forderungen aber vermögen Lernende erst dann und nur dann anzunehmen, wenn sich ihr Lehrer in ihren Augen nicht nur als Persönlichkeit, sondern auch als vorbildlicher sehr kompetenter, mediengerechter Vermittler von Information erwiesen hat. Angesichts dieser Anforderungen wird offensichtlich, dass der Beruf des Lehrers maßlos unterschätzt wird und von daher nur geringe Anforderungen an die Ausbildung gestellt werden. So entsteht bei Studierenden häufig der Eindruck, dass man schließlich, wenn man zu anderen Fächern nicht taugt, immer noch Lehrer werden kann. Aber Lehrer ist weniger Beruf als vielmehr Berufung. Es ist die innere Stimme, die zu dieser anspruchsvollen Aufgabe ruft. Eine solche Berufung erfolgt nur bei hinreichender Begabung und Intelligenz. Es ist die innere Natur eines Menschen, die ihm diesen Ruf erteilt. Und es ist auch die innere Natur, die dem Bewusstwerden während des Unterrichtens spontan offenbart, was im Augenblick anliegt und was gerade zu tun ist. Der schöpferische Lehrer organisiert Lernen intuitiv. Natürlich muss er sich in Gruppendynamik und Sozialverhalten von Lernenden auskennen. Dieses Wissen erwirbt er sich nur durch Erfahrung im Umgang mit Lernenden. Deshalb sollte das Studium der Pädagogik durchgängig von Praktika begleitet werden, denn Erfahrung in der Praxis zeigt immer mehr, als man in der Theorie denkt.
wfschmid - 15. August, 05:06
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