Aristoteles 2 – Die Entdeckung der Wissenschaft
Im Gegensatz zu den griechischen Naturphilosophen betrachtet Aristoteles nicht mehr das Werden als Ursache und Grund allen Seins sondern befragt das Sein selbst. "Worin besteht die Ursache allen Seins?"

Mit dieser Fragestellung löst sich die Philosophie von den eingegangenen Verbindlichkeiten mit der Natur und begründet ihren Gegenstandsbereich unabhängig von allem Werden. Damit wird die Einheit von Theorie gespalten und Theorie wird fortan zum Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen des Denkens selbst. Das ist der eigentliche Geburtsvorgang wissenschaftlicher Theorie. Aristoteles entdeckt letzlich die Möglichkeit für das Denken, sich selbst zu denken.
Seitdem bemüht sich jede Wissenschaft, vor aller Erfahrung zunächst einmal ihre Art und Weise des Vorgehens zu klären (Methodik), bevor sie sich auf empirische Untersuchungen einlässt. Dass das funktioniert beweist die Mathematik und deren Anwendung durch die Naturwissenschaften. Dagegen folgt die Physik noch nahezu zwei Jahrtausende der Vorgehensweise der griechischen Naturphilosophen und entwickelt ihre Gesetze aufgrund von Experimenten. Eine Kehre von "Theorie aufgrund von Experimenten" zu "Experimente aufgrund von Theorie" erfolgt erst im letzten Jahrhundert. Albert Einstein ist der bekannteste Repräsentant dieser Kehre.
Das Problem, das sich die Wissenschaft durch die Abkehr von der Unmittelbarkeit des Werdens einhandelt, zeigt sich heutzutage besonders deutlich in der Medizin, die nicht mehr den einzelnen Menschen, ja nicht einmal den menschlichen Körper insgesamt wahrnimmt, sondern hochspezialisiert nur noch einzelne körperliche Funktionen betrachtet. Aus der Sicht der Medizin ist das nicht anders zu machen, denn kein Arzt wäre auch nur entfernt in der Lage, das medizinische Wissen gegenwärtig zu haben. Das hoch spezialisierte Vorgehen der Medizin kann den zureichenden Grund durch eine deutliche Verlängerung des menschlichen Lebens ausweisen.
Während das Problem für die Medizin durch die Entscheidung für die Verlängerung der Lebenszeit gelöst erscheint, tun sich andere Wissenschaften sehr schwer damit. So hat beispielsweise die Pädagogik gerade durch ihre Theorien die Praxis aus den Augen verloren. Trotz aller reformpädagogischen Bemühungen, diese Wissenschaft doch wieder vom Menschen aus zu betreiben, setzt die Pädagogik vor alle Praxis immer noch eine ihrer vielen Theorien. Pädagogik erweist sich so als eine Wissenschaft, die wahrscheinlich Aristoteles am gründlichsten mißverstanden hat, wohl aus Unwissenheit über das, was Aristoteles "praktische Wissenschaft“ nennt.

Mit dieser Fragestellung löst sich die Philosophie von den eingegangenen Verbindlichkeiten mit der Natur und begründet ihren Gegenstandsbereich unabhängig von allem Werden. Damit wird die Einheit von Theorie gespalten und Theorie wird fortan zum Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen des Denkens selbst. Das ist der eigentliche Geburtsvorgang wissenschaftlicher Theorie. Aristoteles entdeckt letzlich die Möglichkeit für das Denken, sich selbst zu denken.
Seitdem bemüht sich jede Wissenschaft, vor aller Erfahrung zunächst einmal ihre Art und Weise des Vorgehens zu klären (Methodik), bevor sie sich auf empirische Untersuchungen einlässt. Dass das funktioniert beweist die Mathematik und deren Anwendung durch die Naturwissenschaften. Dagegen folgt die Physik noch nahezu zwei Jahrtausende der Vorgehensweise der griechischen Naturphilosophen und entwickelt ihre Gesetze aufgrund von Experimenten. Eine Kehre von "Theorie aufgrund von Experimenten" zu "Experimente aufgrund von Theorie" erfolgt erst im letzten Jahrhundert. Albert Einstein ist der bekannteste Repräsentant dieser Kehre.
Das Problem, das sich die Wissenschaft durch die Abkehr von der Unmittelbarkeit des Werdens einhandelt, zeigt sich heutzutage besonders deutlich in der Medizin, die nicht mehr den einzelnen Menschen, ja nicht einmal den menschlichen Körper insgesamt wahrnimmt, sondern hochspezialisiert nur noch einzelne körperliche Funktionen betrachtet. Aus der Sicht der Medizin ist das nicht anders zu machen, denn kein Arzt wäre auch nur entfernt in der Lage, das medizinische Wissen gegenwärtig zu haben. Das hoch spezialisierte Vorgehen der Medizin kann den zureichenden Grund durch eine deutliche Verlängerung des menschlichen Lebens ausweisen.
Während das Problem für die Medizin durch die Entscheidung für die Verlängerung der Lebenszeit gelöst erscheint, tun sich andere Wissenschaften sehr schwer damit. So hat beispielsweise die Pädagogik gerade durch ihre Theorien die Praxis aus den Augen verloren. Trotz aller reformpädagogischen Bemühungen, diese Wissenschaft doch wieder vom Menschen aus zu betreiben, setzt die Pädagogik vor alle Praxis immer noch eine ihrer vielen Theorien. Pädagogik erweist sich so als eine Wissenschaft, die wahrscheinlich Aristoteles am gründlichsten mißverstanden hat, wohl aus Unwissenheit über das, was Aristoteles "praktische Wissenschaft“ nennt.
wfschmid - 30. Mai, 06:23
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V - 31. Mai, 09:37
Ja, die Pädagogik bzw. die Erziehungswissenschaft (alleine schon die immer noch, vorallem von der erziehungswissenschaftlichen Seite, streng aufrechterhaltene Trennung der beiden Begrifflichkeiten macht es deuitlich) hat ein erhebliches Problem mit dem Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Theorienbildung und praktischer pädagogischer Anwendung. Das war schon zu Zeiten meines (erziehungswissenschaftlichen) Studiums so, und hat sich, bei allem, was ich weiß, bis heute nicht geändert.
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