Vergleich
Denken ist einerseits eine natürliche Gabe, andererseits aber auch Selbsterziehung. Selbsterziehung aber geschieht nicht in einem Vakuum, sondern ereignet sich vor allem sozial und kulturell bedingt. Wie sich Begabung und ‚Selbstanteil‘ verteilen, ist mir nicht bekannt.
Was mich selbst auf den Weg des Denkens geführt und gehalten hat, kann ich, zumindest was die ersten Schritte angeht, auch nur vermuten. So stellt meine Schilderung nicht mehr als einen Versuch dar.
Ich bin im Arbeitermilieu aufgewachsen, genauer in der Arbeitersiedlung der Suppenfabrik Maggi in der Kleinstadt Singen am Hohentwiel, nicht gerade ein städtebauliches Schmuckstück, um nicht zu sagen ein ziemlich hässliches Industriestädtchen, in dem es zudem oft nach Suppe roch. Eine Umgebung also, für die meine berufliche Laufbahn zum Hochschullehrer nicht gerade nahe liegt.
Weil ich als kleiner Junge viel mit dem Fahrrad unterwegs war, lernte ich nach und nach auch andere Gegenden kennen. Meine Neugier ermunterte mich gegen meine Ängstlichkeit, diese auch gründlich zu erkunden. Ich habe als Kind niemals gemerkt, in welcher Gesellschaftsschicht ich mich gerade aufhielt. Gewiss, einige Leute redeten geschwollener, taten vornehm und verbargen nicht, dass sie mehr besaßen als andere. Ich erinnere mich sehr wohl an einige Situationen, in denen es mir besonders darauf ankam, mein Zuhause nicht zu blamieren. Also versuchte ich möglichst rasch, die sogenannten besseren Manieren anzunehmen und gestelzt hochdeutsch zu reden und nicht alemannisch zu schwätzen.
Etwas wohler fühlte ich mich allerdings unter Leuten, bei denen ich mich nicht so zusammennehmen musste. Aber was mir anzumerken ganz wichtig ist, dass sich Menschen für mich nicht aufgrund ihrer Schichtzugehörigkeit in dem, was sie zu sagen hatten, unterschiedlich klug vorkamen. Kann durchaus sein, dass sich manche an mein Niveau sehr gut anzupassen wussten.
Im Niederhof, in jenem Arbeiterviertel, in welchem ich aufwuchs, wohnten sehr viele Gastarbeiterfamilien aus Italien, sodass es entsprechend laut, heftig und fröhlich zuging.
Wir Kinder kannten keine Unterschiede. Wir gingen in diesen Familien ebenso ein und aus. Die italienischen Kinder spielten mit uns genauso. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Erwachsenen Vorbehalte gehabt hätten. So lernte ich sehr früh, dass es keinen Unterschied macht, welchem Volk oder Nationalität jemand angehört.
Ganz so aber war es nicht. Denn als es um Wechsel von der Grundschule auf die Haupt-, Mittelschule oder Gymnasium ging, verspürte ich plötzlich Konkurrenz.
Italienische Kinder wechselten seltener auf die Hauptschule als deutsche. Als mein Freund Pedro aufs Gymnasium ging, wollte ich das unbedingt auch. Weil für mich vorgesehen war, später in der Maggi zu arbeiten, um möglichst schnell eigenes Geld zu verdienen, sollte ich die Hauptschule besuchen.
Was mich selbst auf den Weg des Denkens geführt und gehalten hat, kann ich, zumindest was die ersten Schritte angeht, auch nur vermuten. So stellt meine Schilderung nicht mehr als einen Versuch dar.
Ich bin im Arbeitermilieu aufgewachsen, genauer in der Arbeitersiedlung der Suppenfabrik Maggi in der Kleinstadt Singen am Hohentwiel, nicht gerade ein städtebauliches Schmuckstück, um nicht zu sagen ein ziemlich hässliches Industriestädtchen, in dem es zudem oft nach Suppe roch. Eine Umgebung also, für die meine berufliche Laufbahn zum Hochschullehrer nicht gerade nahe liegt.
Weil ich als kleiner Junge viel mit dem Fahrrad unterwegs war, lernte ich nach und nach auch andere Gegenden kennen. Meine Neugier ermunterte mich gegen meine Ängstlichkeit, diese auch gründlich zu erkunden. Ich habe als Kind niemals gemerkt, in welcher Gesellschaftsschicht ich mich gerade aufhielt. Gewiss, einige Leute redeten geschwollener, taten vornehm und verbargen nicht, dass sie mehr besaßen als andere. Ich erinnere mich sehr wohl an einige Situationen, in denen es mir besonders darauf ankam, mein Zuhause nicht zu blamieren. Also versuchte ich möglichst rasch, die sogenannten besseren Manieren anzunehmen und gestelzt hochdeutsch zu reden und nicht alemannisch zu schwätzen.
Etwas wohler fühlte ich mich allerdings unter Leuten, bei denen ich mich nicht so zusammennehmen musste. Aber was mir anzumerken ganz wichtig ist, dass sich Menschen für mich nicht aufgrund ihrer Schichtzugehörigkeit in dem, was sie zu sagen hatten, unterschiedlich klug vorkamen. Kann durchaus sein, dass sich manche an mein Niveau sehr gut anzupassen wussten.
Im Niederhof, in jenem Arbeiterviertel, in welchem ich aufwuchs, wohnten sehr viele Gastarbeiterfamilien aus Italien, sodass es entsprechend laut, heftig und fröhlich zuging.
Wir Kinder kannten keine Unterschiede. Wir gingen in diesen Familien ebenso ein und aus. Die italienischen Kinder spielten mit uns genauso. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Erwachsenen Vorbehalte gehabt hätten. So lernte ich sehr früh, dass es keinen Unterschied macht, welchem Volk oder Nationalität jemand angehört.
Ganz so aber war es nicht. Denn als es um Wechsel von der Grundschule auf die Haupt-, Mittelschule oder Gymnasium ging, verspürte ich plötzlich Konkurrenz.
Italienische Kinder wechselten seltener auf die Hauptschule als deutsche. Als mein Freund Pedro aufs Gymnasium ging, wollte ich das unbedingt auch. Weil für mich vorgesehen war, später in der Maggi zu arbeiten, um möglichst schnell eigenes Geld zu verdienen, sollte ich die Hauptschule besuchen.
wfschmid - 6. Juni, 03:03
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