Namen beim Wort genommen
Ein Wort versammelt um sich jene Erfahrungen, an welche es durch seine Vergegenwärtigungen erinnert. Das Wort „Dreieck“ erfasst alle gewesenen, gegenwärtigen und zukünftigen dreieckigen geometrischen Figuren.
Das Wort „Dreieck“ ist ein besonderes Wort, weil es eine ganze Gruppe oder Menge gleicher Elemente erfasst. Ein solches allumfassendes Wort trägt den Beinamen „Begriff“. Weil ein Begriff allein gemeinsame Eigenschaften von unterschiedlichem sinnlich Vernehmbaren bestimmt lässt sich das, was er benennt, selbst nicht sinnlich erfassen, sondern allein denken.
Mit dem Denken des Allgemeinen vollzieht sich eine weitere Innenwendung. Mit dieser Innenwendung erreicht das Bewusstwerden die höchstmögliche Stufe der Wachsamkeit (Vigilanz). Dieser Wachsamkeitsgrad bzw. diese größtmögliche Erweiterung des Bewusstseins ermöglicht das Vergegenwärtigen des metaphysischen Raumes bzw. des sinnlich nicht mehr vernehmbaren Bereiches. Seit Sokrates und besonders seit Platon, seinem Schüler macht es sich Philosophie zur Aufgabe, dem Denken den Weg in das sinnlich nicht mehr Vernehmbare bzw. allein Denkbare zu bereiten. Das Vorbereiten dieses Weges wird von Platon als Bildung verstanden. In seinem Höhlengleichnis beschreibt er diesen Weg.
Wie lässt sich nun für mich dieser Weg am einfachsten bzw. möglichst anschaulich beschreiben? Folgendes Gedicht von Goethe soll mir dabei helfen.
Ich ging im Walde so vor mich hin
Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus,
Und trugs zum Garten
Am hübschen Haus.
Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort;
Nun zweigt und blüht es
Mir immer fort.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Das innere Betrachten der kleinen Blume vollzieht sich von Anfang an philosophisch, weil die Blume als Begriff abstrakt ist. Sie kann für alle möglichen Blumen stehen. Allein die Fantasie vermag der kleinen Blume zu einem konkreten Aussehen verhelfen.
Der Dichter führt den Leser ins Denken, um ihn erkennen zu lassen, was im sinnlich vernehmbaren Bereich höchst selten gelingt, nämlich die Bewegung der eigenen Seele. Die Seele lässt sich bereitwillig grundtriebhaft dazu verführen, sich die kleine Blume bedenkenlos anzueignen.
Aber sie wehrt sich, indem sie die innere Stimme sprechen lässt. Dennoch verliert sie ihr Zuhause und wird verpflanzt. Aber sie gibt in der Fremde nicht auf. Der Selbserhaltungs- oder Lebenstrieb rettet sie. Vielleicht war dieses Gedicht in meiner Jugend mein Lieblingsgedicht, weil es mir vergleichbar erging.
Das Wort „Dreieck“ ist ein besonderes Wort, weil es eine ganze Gruppe oder Menge gleicher Elemente erfasst. Ein solches allumfassendes Wort trägt den Beinamen „Begriff“. Weil ein Begriff allein gemeinsame Eigenschaften von unterschiedlichem sinnlich Vernehmbaren bestimmt lässt sich das, was er benennt, selbst nicht sinnlich erfassen, sondern allein denken.
Mit dem Denken des Allgemeinen vollzieht sich eine weitere Innenwendung. Mit dieser Innenwendung erreicht das Bewusstwerden die höchstmögliche Stufe der Wachsamkeit (Vigilanz). Dieser Wachsamkeitsgrad bzw. diese größtmögliche Erweiterung des Bewusstseins ermöglicht das Vergegenwärtigen des metaphysischen Raumes bzw. des sinnlich nicht mehr vernehmbaren Bereiches. Seit Sokrates und besonders seit Platon, seinem Schüler macht es sich Philosophie zur Aufgabe, dem Denken den Weg in das sinnlich nicht mehr Vernehmbare bzw. allein Denkbare zu bereiten. Das Vorbereiten dieses Weges wird von Platon als Bildung verstanden. In seinem Höhlengleichnis beschreibt er diesen Weg.
Wie lässt sich nun für mich dieser Weg am einfachsten bzw. möglichst anschaulich beschreiben? Folgendes Gedicht von Goethe soll mir dabei helfen.
Ich ging im Walde so vor mich hin
Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus,
Und trugs zum Garten
Am hübschen Haus.
Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort;
Nun zweigt und blüht es
Mir immer fort.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Das innere Betrachten der kleinen Blume vollzieht sich von Anfang an philosophisch, weil die Blume als Begriff abstrakt ist. Sie kann für alle möglichen Blumen stehen. Allein die Fantasie vermag der kleinen Blume zu einem konkreten Aussehen verhelfen.
Der Dichter führt den Leser ins Denken, um ihn erkennen zu lassen, was im sinnlich vernehmbaren Bereich höchst selten gelingt, nämlich die Bewegung der eigenen Seele. Die Seele lässt sich bereitwillig grundtriebhaft dazu verführen, sich die kleine Blume bedenkenlos anzueignen.
Aber sie wehrt sich, indem sie die innere Stimme sprechen lässt. Dennoch verliert sie ihr Zuhause und wird verpflanzt. Aber sie gibt in der Fremde nicht auf. Der Selbserhaltungs- oder Lebenstrieb rettet sie. Vielleicht war dieses Gedicht in meiner Jugend mein Lieblingsgedicht, weil es mir vergleichbar erging.
wfschmid - 10. Mai, 05:18
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