BEWUSSTWERDEN - Vergegenwärtigen
Das Bewusstwerden vollzieht sich körperlich, seelisch und geistig. Körperlich und seelisch organisiert sich das Bewusstwerden als Wahrnehmen.
Wahrnehmen steht für das sinnliche Erfassen wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten.
Wahrnehmungsinhalte können durch Worte vertreten werden. Wenn ich beispielsweise sage: "Ich sehe ein Auto!", dann stellen Sie sich ein ganz bestimmtes Auto vor. In der Regel wird mit dem Lesen ei-nes Wortes also auch ein entsprechendes Bild dazu vom Verstand ins Bewusstsein projiziert.
Selbst das Wort "Wahrnehmen" sollte eine konkrete Wahrneh-mungssituation projizieren. Wird aber mit dem Lesen eines Wortes nicht zugleich auch eine konkrete Vorstellung (Innenbild) dazu be-wusst, dann wird entweder nicht aufmerksam bzw. konzentriert ge-nug gelesen oder das Wort ist unbekannt.
Seelisch vollzieht sich Bewusstwerden als gefühlsmäßig rückgekop-pelte Wechselwirkung von Körpersinn und limbischem System und auch als gefühlsmäßige Widerspiegelung während des Erinnerns.
Der Körpersinn wird uns nur selten bewusst. Es wird kaum klar, auf welche Weise er uns organisiert. Ohne den Körpersinn könnten wir uns weder leicht fortbewegen noch Geräte bedienen, weder Sport treiben noch im Dunkeln hantieren. Und nicht nur unseren Körper erfühlt dieser sechste Sinn: Mit ihm spüren wir, wie der Sessel, auf dem wir sitzen, geformt ist. Wir können schätzen, wie viel noch in der Milchtüte ist, wenn wir sie bloß anheben und etwas schwenken.
Der Körpersinn informiert uns über Masseverteilung, Schwerpunkt und Balance, darüber, welche Wirkung welche Kräfte auf Bewegun-gen haben. Mit seiner Hilfe navigiert der Kellner ein überladenes Tablett über den Köpfen der Gäste.
Der Körpersinn lässt Werkzeuge wie Messer und Gabel, Hammer oder Schere, sogar das Auto zu Körperteilen werden. Einen Pinsel spüren wir bis in die Spitze.
Anders als beim Riechen oder Hören hat der Körpersinn kein spezi-fisches Organ. Wir nehmen den Körper und seine Haltung mit meh-reren Teilsinnen wahr: Mit dem Tastgefühl und eben auch mit dem Gleichgewichtssinn, vor allem aber mit sogenannten Tiefensensoren in Muskeln, Sehnen und Gelenken. Winzige Messstationen infor-mieren unser Gehirn dauernd über Stellung, Spannkraft und Bewe-gung der Körperteile. In den Armen, im Rumpf und den Beinen do-minieren sie den Körpersinn. Das Gefühl für die beim Menschen be-sonders hoch entwickelten Hände entsteht dagegen gleichermaßen aus Tiefen- und Tastsinn.
Eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung des Körpers spielt das Gedächtnis, denn die Interpretationen von Tiefensinn und Tastgefühl müssen nach der Geburt erst erlernt werden.
Wie fühlt es sich an, eine Tür zu öffnen? Viele Male muss ein Kind zugreifen. Doch wenn es genug Erfahrung gesammelt hat, sieht es einer Tür von weitem an, wie schwer- oder leichtgängig sie ist. Auch eine große Eisenkugel sieht aus der Entfernung schwer aus, wenn wir mit Eisen schon hantiert haben.
Wechselwirkungen zwischen Vernunft und Verstand bzw. zwischen Bilder-Leben und Bild-Erleben gelangen wie gesagt seelisch zum Ausdruck. Gefühle vergegenwärtigen jeweilige Verhältnisse zwi-schen wahrnehmender Vernunft und wahr nehmenden Verstand. Unzufriedenheit fordert entweder die Kritik am aktuellen Bilder-Leben oder am gegenwärtigen Bild-Erleben heraus.
Das Gefühl der Unzufriedenheit gibt das Suchen nach möglichen Gründen an die Vernunft zurück und diese veranlasst den Verstand, das zu klären.
Gelingt das nicht, entsteht angesichts solcher Unentschiedenheit un-ter Umständen ein schwerer Konflikt zwischen Vernunft und Ver-stand. Bei wichtigen existentiellen Unentschiedenheiten kommt es gar zur körperlichen Erkrankung.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen."
Die Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Verstand kann sich auf einen Streit zwischen Glauben bzw. persönlich akzeptiertes Bil-der-Leben und Wissen bzw. bewiesenes, verallgemeinertes Bild-Erleben zuspitzen. So führt beispielsweise die Frage nach der Exis-tenz Gottes zwangsläufig in eine Entscheidung zwischen Glauben und Wissen.
Die Frage nach der Existenz Gottes ist keine Wissensfrage, sondern eine Glaubensfrage. Solange sich der Verstand nicht systematisch damit befasst, bis eine Antwort gefunden wird, bleiben quälende Zweifel.
Es existieren vor allem zwei informative Kräfte, gegen die man sich gewöhnlich nicht wehren kann, die äußere Kraft sinnlichen oder körpersinnlichen Wahrnehmens und die innere Kraft fantastischen Vorstellens.
Wir nehmen ständig wahr projizieren oder fantasieren.
Die Fantasie setzt Unbewusstes spielerisch um und beschäftigt uns zwei Drittel eines Tages mit Träumen von unserer Zukunft oder von unserer Vergangenheit in Nachträumen.
Während der Verstand sinnliche Wahrnehmungen auf Grund von Erfahrungen leicht deuten kann, tut er sich mit der Deutung von Fan-tasien oft schwer.
Die Fantasie lässt dichten, zeichnen, malen, komponieren oder Neu-es entwerfen und technisch entwickeln. Als Vermittlerin schöpferischer Kräfte des Unbewussten fördert sie Unbekanntes zutage oder inszeniert auch Visionen des Göttlichen.
Die Fantasie übersetzt gefühlte Schwingungen in unverbindlich spie-lerisches Bilder-Leben für den Verstand, bisweilen sogar unter dem Motto "Hic Rhodus, hic salta!"
Fantasie ist schöpferisches Umgestalten erinnerter Erfahrungen, be-vor Verstand Bild-Erleben projiziert. Seele ist vorbewusstes Emp-finden und Abstimmen von Reizen auf Bedürfnisse und Erfahrungen, bevor Vernunft Bilder-Leben inszeniert. Weil Erfahrungen mit einfließen, wirkt Fantasie mittelbar mit.
Bewusstwerden wird vom Unbewussten vorbewusst geformt und von Fantasien gestaltet. Bewusstwerden vollzieht sich als nachträgliches Schauen dieses Geschehens.
Wir nehmen zu spät wahr, was geschehen ist. Der Verstand erfährt die Vernunft nachträglich.
Wahrnehmen steht für das sinnliche Erfassen wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten.
Wahrnehmungsinhalte können durch Worte vertreten werden. Wenn ich beispielsweise sage: "Ich sehe ein Auto!", dann stellen Sie sich ein ganz bestimmtes Auto vor. In der Regel wird mit dem Lesen ei-nes Wortes also auch ein entsprechendes Bild dazu vom Verstand ins Bewusstsein projiziert.
Selbst das Wort "Wahrnehmen" sollte eine konkrete Wahrneh-mungssituation projizieren. Wird aber mit dem Lesen eines Wortes nicht zugleich auch eine konkrete Vorstellung (Innenbild) dazu be-wusst, dann wird entweder nicht aufmerksam bzw. konzentriert ge-nug gelesen oder das Wort ist unbekannt.
Seelisch vollzieht sich Bewusstwerden als gefühlsmäßig rückgekop-pelte Wechselwirkung von Körpersinn und limbischem System und auch als gefühlsmäßige Widerspiegelung während des Erinnerns.
Der Körpersinn wird uns nur selten bewusst. Es wird kaum klar, auf welche Weise er uns organisiert. Ohne den Körpersinn könnten wir uns weder leicht fortbewegen noch Geräte bedienen, weder Sport treiben noch im Dunkeln hantieren. Und nicht nur unseren Körper erfühlt dieser sechste Sinn: Mit ihm spüren wir, wie der Sessel, auf dem wir sitzen, geformt ist. Wir können schätzen, wie viel noch in der Milchtüte ist, wenn wir sie bloß anheben und etwas schwenken.
Der Körpersinn informiert uns über Masseverteilung, Schwerpunkt und Balance, darüber, welche Wirkung welche Kräfte auf Bewegun-gen haben. Mit seiner Hilfe navigiert der Kellner ein überladenes Tablett über den Köpfen der Gäste.
Der Körpersinn lässt Werkzeuge wie Messer und Gabel, Hammer oder Schere, sogar das Auto zu Körperteilen werden. Einen Pinsel spüren wir bis in die Spitze.
Anders als beim Riechen oder Hören hat der Körpersinn kein spezi-fisches Organ. Wir nehmen den Körper und seine Haltung mit meh-reren Teilsinnen wahr: Mit dem Tastgefühl und eben auch mit dem Gleichgewichtssinn, vor allem aber mit sogenannten Tiefensensoren in Muskeln, Sehnen und Gelenken. Winzige Messstationen infor-mieren unser Gehirn dauernd über Stellung, Spannkraft und Bewe-gung der Körperteile. In den Armen, im Rumpf und den Beinen do-minieren sie den Körpersinn. Das Gefühl für die beim Menschen be-sonders hoch entwickelten Hände entsteht dagegen gleichermaßen aus Tiefen- und Tastsinn.
Eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung des Körpers spielt das Gedächtnis, denn die Interpretationen von Tiefensinn und Tastgefühl müssen nach der Geburt erst erlernt werden.
Wie fühlt es sich an, eine Tür zu öffnen? Viele Male muss ein Kind zugreifen. Doch wenn es genug Erfahrung gesammelt hat, sieht es einer Tür von weitem an, wie schwer- oder leichtgängig sie ist. Auch eine große Eisenkugel sieht aus der Entfernung schwer aus, wenn wir mit Eisen schon hantiert haben.
Wechselwirkungen zwischen Vernunft und Verstand bzw. zwischen Bilder-Leben und Bild-Erleben gelangen wie gesagt seelisch zum Ausdruck. Gefühle vergegenwärtigen jeweilige Verhältnisse zwi-schen wahrnehmender Vernunft und wahr nehmenden Verstand. Unzufriedenheit fordert entweder die Kritik am aktuellen Bilder-Leben oder am gegenwärtigen Bild-Erleben heraus.
Das Gefühl der Unzufriedenheit gibt das Suchen nach möglichen Gründen an die Vernunft zurück und diese veranlasst den Verstand, das zu klären.
Gelingt das nicht, entsteht angesichts solcher Unentschiedenheit un-ter Umständen ein schwerer Konflikt zwischen Vernunft und Ver-stand. Bei wichtigen existentiellen Unentschiedenheiten kommt es gar zur körperlichen Erkrankung.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen."
Die Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Verstand kann sich auf einen Streit zwischen Glauben bzw. persönlich akzeptiertes Bil-der-Leben und Wissen bzw. bewiesenes, verallgemeinertes Bild-Erleben zuspitzen. So führt beispielsweise die Frage nach der Exis-tenz Gottes zwangsläufig in eine Entscheidung zwischen Glauben und Wissen.
Die Frage nach der Existenz Gottes ist keine Wissensfrage, sondern eine Glaubensfrage. Solange sich der Verstand nicht systematisch damit befasst, bis eine Antwort gefunden wird, bleiben quälende Zweifel.
Es existieren vor allem zwei informative Kräfte, gegen die man sich gewöhnlich nicht wehren kann, die äußere Kraft sinnlichen oder körpersinnlichen Wahrnehmens und die innere Kraft fantastischen Vorstellens.
Wir nehmen ständig wahr projizieren oder fantasieren.
Die Fantasie setzt Unbewusstes spielerisch um und beschäftigt uns zwei Drittel eines Tages mit Träumen von unserer Zukunft oder von unserer Vergangenheit in Nachträumen.
Während der Verstand sinnliche Wahrnehmungen auf Grund von Erfahrungen leicht deuten kann, tut er sich mit der Deutung von Fan-tasien oft schwer.
Die Fantasie lässt dichten, zeichnen, malen, komponieren oder Neu-es entwerfen und technisch entwickeln. Als Vermittlerin schöpferischer Kräfte des Unbewussten fördert sie Unbekanntes zutage oder inszeniert auch Visionen des Göttlichen.
Die Fantasie übersetzt gefühlte Schwingungen in unverbindlich spie-lerisches Bilder-Leben für den Verstand, bisweilen sogar unter dem Motto "Hic Rhodus, hic salta!"
Fantasie ist schöpferisches Umgestalten erinnerter Erfahrungen, be-vor Verstand Bild-Erleben projiziert. Seele ist vorbewusstes Emp-finden und Abstimmen von Reizen auf Bedürfnisse und Erfahrungen, bevor Vernunft Bilder-Leben inszeniert. Weil Erfahrungen mit einfließen, wirkt Fantasie mittelbar mit.
Bewusstwerden wird vom Unbewussten vorbewusst geformt und von Fantasien gestaltet. Bewusstwerden vollzieht sich als nachträgliches Schauen dieses Geschehens.
Wir nehmen zu spät wahr, was geschehen ist. Der Verstand erfährt die Vernunft nachträglich.
wfschmid - 7. März, 04:15
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