Über die Unsterblichkeit der Seele
Ob Zeichen Verstorbener wirklich gegeben werden oder nur eingebildet sind, kann man nur herausfinden, wenn sich entdecken lässt, auf welche Art und Weise eine entsprechende Form der Existenz dies überhaupt ermöglichen könnte.
Der Gedanke, dass die Seele unsterblich sei, ist bereits bei den frühen Philosophen lebendig. Zwischen 385 und 378 v. Chr. entwickelt Platon den Dialog „Phaidon“. In diesem Dialog geht es um das letzte Zusammentreffen des Sokrates mit seinen Freunden vor dessen bevorstehender Hinrichtung. Das gegen Sokrates verhängte Todesurteil begründet sich auf dessen verderblichen Einfluss auf die Jugend sowie auf die Missachtung der Götter. Sokrates’ Freunde sind sehr erstaunt darüber, dass er angesichts des bevorstehenden Todes solch einen glücklichen Eindruck macht. Natürlich wollen sie von ihm erfahren, warum er sich so fühlt. Sokrates erklärt ihnen, dass der Tod der Seele die lang ersehnte Unabhängigkeit vom Körperlichen verschafft und körperliche Triebe und Bedürfnisse nicht mehr den Weg zur wahren Erkenntnis behindern. Durch den Tod befreit sich die Seele von den Fesseln des Körpers und ist nun endlich für sich allein. Erst jetzt vermag sie die Dinge an sich zu schauen. So wäre es nach Sokrates’ Auffassung töricht und unklug, sich vor dem Tod zu fürchten.
Nach Platons Ansicht stirbt mit dem Tod allein der Körper, jedoch die Seele bleibt erhalten. Aber die Freunde sind mit dieser Erklärung des Sokrates so nicht einverstanden. Sie verlangen Beweise, wenn diese nicht mehr als eine schöne Hoffnung sein soll. Sokrates argumentiert mit mit dem Werden aus dem Gegensätzlichen, das einander hervorbringt wie die Finsternis das Licht, die Nacht den Tag, die Kälte die Wärme, das Leben den Tod und der Tod das Leben wie der Körper die Seele. Sokrates bezieht sich hierbei auf Heraklit, für den der Streit der Gegensätze, den Vater aller Dinge bedeutet. Weiterhin argumentiert er, dass das Wesen der Seele Leben bedeute und sie dem Körper Leben einhauche. Ihr Wesen aber bleibt, auch wenn der Körper vergeht. Die Seele ist Träger des Lebens.
Das Problem dieser Beweisführung besteht darin, dass Vernunft allein das zu erfassen vermag, was materiell zum Vorschein gelangt. Das immaterielle bzw. übernatürliche Konstituente von Unsterblichkeit bleibt für Vernunft und Verstand unerreichbar. Sokrates’ Überzeugung lässt ihn also glücklich auf den Tod zugehen, nicht dessen Beweisführung.
wfschmid - 17. April, 02:23
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