Unilogo

27
Jan
2005

Dialog der Hemisphären

Der Dialog der Hemisphären überrascht uns bisweilen, wenn wir uns bei einem Selbstgespräch ertappen. In der Regel handelt es sich um eine ganz banale Alltagssituation.

dialog-hemisphaeren

In einer schwierigen Situation findet das Selbstgespräch, gewöhnlich unbemerkt, als innerer Dialog statt. Sokrates hat für diese Erscheinungsform des Bewusstseins den Namen „Innere Stimme“ geprägt. In der religiösen Erziehung wird diese bisweilen auch als „Stimme des Gewissens“ bezeichnet.

Es gibt einen recht zuverlässigen Ausdruck der Hemisphärentätigkeit, nämlich das Sprechen und Schreiben eines Menschen.

Eine bilderreiche, konkrete Sprache ist in der Regel Ausdruck der Tätigkeit der rechten Gehirnhälfte. Umgekehrt drückt eine bilderarme, abstrakte Sprache vorwiegend links-hemisphärische Aktivität aus.

Lyrik, Philosophie, Mathematik (!) und modulares Programmieren verlangen eine extrem intensive Arbeit der rechten Hemisphäre. Das, was sich da für ‚Außenstehende’ wie Abstrakta ansieht, sind für Lyriker, Philosophen, Mathematiker in Wahrheit sehr komplexe Bilder.

Dagegen stehen alltäglicher Austausch, Nachrichten oder Aussagen der ‚weichen’ Wissenschaften eher für die Aktivität der linken Hemisphäre. Der Grund für den Wechsel der Hemisphären-Dominanz liegt in der Mitteilungsgeschwindigkeit. Die rechte Hemisphäre braucht gewöhnlich mehr Zeit, um etwas zur Sprache zu bringen.

Übung: Hören Sie sich einmal beim Reden zu. In welchen Situationen dominiert welche Hemisphäre? Sie können diese Frage intuitiv beantworten, rechtshemisphärisch do-minant also.

26
Jan
2005

Philosophie

Die vorsokratische Philosophie ist die intuitive Seite der Wissenschaft.

philosophie2

Philosophie ist der griechische Name für die Liebe zur Weisheit. Weisheit ist jener Zustand unseres Bewusstseins, welcher uns den Zugang zur Wahrheit schenkt. Der weise Mensch begegnet der Wahrheit, indem sich ihm das Werden selbst eröffnet und er das Wesentliche schaut.

Philosophie ist sowohl der Weg zur Offenheit des Seins als auch der Aufenthalt in diesem Licht des Denkens.

Jeder muss diesen Weg für sich allein gehen. Es ist sein Weg, den er entdecken muss.

Gedicht "Schicksalstage" aus "Zarathustras Wiederkehr"

Wenn die trüben Tage grauen,
Kalt und feindlich blickt die Welt,
Findet scheu sich Dein Vertrauen,
Ganz auf sich allein gestellt.
Aber in dich selbst verwiesen,
Aus der alten Freuden Land,
Siehst Du neuen Paradiesen,
Deinen Glauben zugewandt.
Als dein eigenstes erkennst du,
Was dir fremd und feind erschien,
Und mit neuem Namen nennst du,
Dein Geschick und nimmst es hin.
Was dich zu erdrücken drohte,
zeigt sich freundlich atmet Geist,
Ist ein Führer ist ein Bote,
Der dich hoch und höher weist.

Friedrich Nietzsche

25
Jan
2005

Sinnliches und geistiges Wahrnehmen

Sinnliches und geistiges Wahrnehmen vollziehen sich natürlicherweise als Wechsel- bzw. Zusammenspiel.

intuition2

Dominiert sinnliches Wahrnehmen, dann regelt es Betrachten, Beobachten und Bestimmen von Zusammenhängen (Begreifen).

Dominiert geistiges Wahrnehmen, dann regelt es Fantasie, Spiel und Gestalten von Zusammenhängen ((an-)schauen).

Mit Hilfe sinnlicher Wahrnehmungen werden Erscheinungen durch die Wissenschaft in Gesetze überführt.

Mit Hilfe geistiger Wahrnehmungen werden Erscheinungen durch die Kunst ins Werk gesetzt.


Intuition

Sehen statt sichten,
Fühlen statt gewichten.

Schauen statt betrachten,
Kein Beobachten.

Wahrheit statt Richtigkeit,
Offenheit statt Wichtigkeit.

Spielen statt vereinnahmen,
Außerhalb statt im Rahmen.

Fühlen und berühren,
zum Leben verführen!

24
Jan
2005

Intuition - Frauen haben Intuitionen statt Definitionen

Definitionen sind eingefrorene Intuitionen. Definitionen erfassen das Sein von etwas, Intuitionen das Werden.

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Intuitionen sind Gebilde, die im Unbewussten bzw. Unterbewussten wachsen und als Eingebungen bewusst werden. Definitionen geben Antworten, Intuitionen schenken Fragen.

Antworten erscheinen als fertige, linear angeordnete Gedanken. Der Algorithmus (Steuerung der Folge, in der Gedanken und deren Umsetzung als Handlungen ablaufen) ist der Prototyp des Definierens. Definitionen liefern Ausschnitte oder Aspekte von Welt.

Fragen erscheinen als offene, verzweigte Gedanken. Die Mindmap (Regelung des Wachstums von Gedanken) ist der Prototyp intuitiven Erfassens. Intuitionen verhelfen zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung von Welt.

In der männlich bestimmten Welt der Philosophie des Abendlandes wurde das Wesen der Intuition nicht gedacht. Die Folge ist, dass ein Denken dominiert, das einseitig von der linken Hemisphäre gesteuert wird.

Definitionen und Intuitionen bilden zusammen die Einheit des Gegensätzlichen, das in dem Wort Bild-er-leben zum Ausdruck gelangt.

Soll "Intuition" philosophisch nutzbar gefasst werden, dann ist das Wort "(gefühlte) geistige Wahrnehmung" besser geeignet als "Eingebung".

„Intuitives Denken ist wahrnehmungsähnlich, schnell und mühelos.“ (Daniel Kahnemann, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 2002)

23
Jan
2005

Denken - Denkend bin ich Ich (nach Descartes)

Unser Gehirn denkt zuerst, bevor es redet. Das, was wir gewöhnlich als Denken bezeichnen, ist schon immer das Mitteilen von längst Gedachtem.

denken2

Gewöhnlich aber haben wir doch den Eindruck, als wären wir es, die das alles zustande bringen. So betont Descartes geradezu "Ich denke, also bin ich." Die Überzeugung „Ich-Bewusstsein“ ist so tief in uns verwurzelt, dass jede Kritik daran erst einmal absurd erscheint.

Aber erinnern Sie sich. Die besten Einfälle sind Ihnen gleichsam zugeflogen. Sie mussten nur noch die Gelegenheit nutzen, um etwas daraus zu machen. Im Nacht- und Tagtraum gar haben Sie überhaupt keine Chance mehr einzugreifen. Da spielt das Hirn nun ganz offensichtlich ohne Sie.

Und was geschieht eigentlich im Augenblick? Ich schreibe. Genau genommen werden Ergebnisse der vom Gehirn durchgespielten Vorgänge bewusst und sofort von mir aufgeschrieben.

Das Spielen des Gehirns wird fortdauernd als Ich bewusst. "Ich denke.", das bedeutet das Wahrnehmen eines inneren Geschehens.

Das Spiel des Gehirns vollzieht sich vielfach zugleich. Deshalb erfährt sich das Ich räumlich und zeitlich. Diese Raum-Zeit-Erfahrung erlebt es als seine Geschichte. Aus der persönlichen Lebensgeschichte kristallisieren sich durch viele Versuche und Irrtümer schließlich bleibende Verhaltenseigenschaften heraus. Die Verlässlichkeit solcher Merkmale bezeichnen wir als die Persönlichkeit eines Menschen.

Für das Gehirn ist dies das allen Verhaltensweisen gemeinsame Grundmuster. Als Ich erfasst es dies als Sein, als das Bleibende in allem. Auf diese Weise in sich zu Hause widersteht das Ich leichter den Widerwärtigkeiten alles Vergänglichen.

22
Jan
2005

Denken – Was man dazu braucht

Um denken zu können, müssen mindestens folgende drei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Denken braucht klare Vorstellungen. Denken macht innere und äußere Wahrnehmungen eindeutig. 2. Denken braucht klare Worte. Worte sind klar, sobald sie für Bilder stehen. 3. Denken braucht Bewegung. Ohne Ausprobieren läuft gedanklich nichts.

denken

Als Grundbedürfnis treibt uns Denken unterschiedlich an: Wenn es uns veranlasst, nur einmal kurz hinzuschauen, um das Auffällige (...was interessiert) zu erfassen (Apperzeption), wenn es uns einlädt, uns Zeit zu nehmen, um uns mit Wahrnehmungen eingehender befassen zu können (Reflexion), wenn es uns drängt, Zusammenhänge festzustellen, um zu begreifen (Induktion), wenn es uns ermuntert, Annahmen in der Praxis zu überprüfen, um herauszufinden, was zutrifft und was nicht (Deduktion), wenn es uns auffordert, die Sache auf den Punkt zu bringen, um uns das Ganze leichter merken zu können (Definition).

Eine Definition ist: 1. eine Erklärung, die für alle Fälle zutrifft, 2. ein allgemeingültiger Inhalt, der sich versinnlichen, also demonstrieren lässt, 3. eine Anwendung, die ich selbst vorführen kann. Allem Reflektieren intendiert das Definieren, also Zeigen, Demonstrieren, Vorführen. Das Grundbedürfnis Denken treibt den Menschen als Abenteurer in die Welt. Gewöhnlich aber dringt Denken nicht so weit ins Bewusstsein vor. Es wird in der Regel schon durch vorhandene Modelle daran gehindert, über das bloße Erfassen von Wahrgenommenem hinauszugehen.

Es gibt dafür sogar einen sehr plausiblen Hinderungsgrund. Wenn wir modellieren, sobald wir wahrnehmen, beschleunigen wir unsere Auseinandersetzung. Vorhandene Modelle und verfügbare Erfahrungen sparen Zeit. Diese Zeiteinsparung hat ihren Preis.

21
Jan
2005

Charakterisieren

Charakterisieren, das bedeutet die Merkmale von etwas beschreiben. Das Charakterisieren gehört zu jenen Übungen, welche die Sehschärfe und die Trennschärfe des Denkens erhöhen helfen soll.

charakterisieren

Wie schwer uns das fällt, stellen wir spätestens dann fest, wenn wir eine Person oder einen Unfallhergang beschreiben sollen. Untersuchungen zeigen, dass da selbst Profis wie Polizisten in Schwierigkeiten geraten. Der Grund hierfür liegt vor allem in der unscharfen Aufnahme während des Wahrnehmens. Uns genügen in der Regel Anhaltspunkte, um uns orientieren zu können.

Charakterisieren nach Dreiplusneun bezieht sich vor allem auf die gleichzeitig ablaufenden Vorgänge im Kurzzeitgedächtnis. Sie können die Fähigkeit zu charakterisieren durch eine Art Überblendungstechnik trainieren.

Dazu folgender Vorschlag: Stellen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz vor (wahrnehmen). Schauen Sie sich bei der Arbeit zu (betrachten). Mit welcher Aufgabe beschäftigen Sie sich gerade (beobachten)? Beurteilen Sie selbst Ihre eigene Arbeit (begreifen). Wie fällt Ihre Beurteilung aus (bewerten). Warum fällt Ihre Bewertung so aus (beurteilen)? Erhalten Sie spontan die gewünschten Auskünfte aus Ihrem Unterbewusstsein, dann ist für Sie selbstkritisches Handeln vertraut. Sie brauchen diese Übung nicht zu wiederholen.

Charakterisieren ist ein Bewusstseinsvorgang, der die typischen Eigenschaften eines bewussten Verhaltens mit diesem zusammen vergegenwärtigt und damit jederzeit die Möglichkeiten und Grenzen eines Tuns überprüft. Spontanes Handeln setzt das schnelle Vergegenwärtigen der Charakteristika eines Vorgehens voraus. Letztlich machen alle Module Charakteristika informationeller Vorgänge bewusst.

20
Jan
2005

Botenstoffe – Wertmaßstäbe

Während wir wahrnehmen vergleichen wir auch. Wir stellen ständig Gleichheit, Ähnlichkeit, Verschiedenheit oder Gegensätzlichkeit her. Die Qualität des Vergleichens hängt u. a. davon ab, in welchem Verhältnis zu Anderem uns etwas erscheint.

werten6

Verhalten bedeutet ja im wortwörtlichen Sinn Verhältnisse eingehen oder verändern. Sobald wir wahrnehmen, werten wir auch. Welche Maßstäbe wir dabei ansetzen, das hängt von unseren Erfahrungen und von unserer momentanen Situation ab.

Auf das Bewerten und Einschätzen haben wir keinen unmittelbaren Einfluss. Das Auffällige oder Ungewöhnliche der Erscheinung entscheidet darüber, ob sich sinnlich Vernehmbares wie Größe, Gewicht oder Geschwindigkeit oder geistig und allenfalls vielleicht intuitiv Vernehmbares wie Werte in den Vordergrund spielt.

Übung: Das situationsgerechte Herstellen von Verhältnissen ist ausschlaggebend für angemessenes Verhalten. Sie können das mittelbar beeinflussen, indem sie das Vergleichen trainieren.

Stellen Sie sich drei Personen vor. Wechseln Sie diese Personen nicht aus während Sie üben. Vergleichen Sie nun diese Personen zuerst nach Größe und stellen Sie diese entsprechend in einer Reihe vorstellungsmäßig auf.

Vergleichen Sie nun diese Personen nach der Bedeutung, die sie für Sie haben und korrigieren Sie gegebenenfalls die erste Aufstellung. Nur ein Zufall würde keine Korrektur erfordern.

Nach dieser eher rechtshemisphärischen Vorübung vergleichen Sie nun folgende Begriffe und finden Sie heraus, ob Sie die Unterschiede spontan erklären können. Es handelt sich insgesamt um Wertmaßstäbe: Werte und Normen, Gebote und Verbote, Regeln und Gesetze.

19
Jan
2005

Botenstoffe – Zoomen

Stellen Sie sich das Haus vor, in dem Sie wohnen. Wir wollen uns jetzt einmal an dieses Haus zoomen (Zoom in): Haus – Haustür – Haustürfenster – Haustürfensterglas – Haustürfensterglasscheibe – Haustürfensterglasscheibenrahmen.

Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass Sie so genau noch gar nicht hingesehen haben. Erfassen Sie durch Zoomen nun etwas, das Sie ständig ansehen. Nehmen Sie das Zoomen aber bitte zunächst rein vorstellungsmäßig vor. Nicht spicken!

bootenstoffe-zoomen

Uhr – Armbanduhr – Armbanduhrziffern – Armbanduhrziffernblatt – Armbanduhrziffernblattoberfläche – Armbanduhrziffernblattoberflächengestaltung.

Auch hier werden Sie feststellen, dass Sie das alles gar nicht so genau wissen. Das ist natürlich, weil Sie sich ja nicht für die Details Ihrer Uhr interessieren, wenn Sie die Uhrzeit ablesen. Das haben Sie vielleicht getan, als Sie sie kauften oder geschenkt bekamen.

Üben Sie einmal täglich das Zoomen vorstellungsmäßig mit irgendeinem Gegenstand. Kontrollieren Sie anschließend durch Vergleichen von Vorstellung und Wirklichkeit (Bild und Original), wie genau Ihnen das gelungen ist.

Sie trainieren auf diese Weise Ihr Bewusstsein, mehr auf Details bei für Sie wichtigen Dingen zu achten. Mit anderen Worten: Sie erhöhen die Trennschärfe Ihrer sinnlichen und geistigen Wahrnehmung. Das wirkt sich sehr rasch positiv auf den Umgang mit alltäglichen Dingen aus. Sie werden schlichtweg zukünftig genauer hinsehen.

Zoomen, also das Annähern an ein Objekt und das Entfernen von diesem, ist nur eine von vier Schärfeeinstellungen des Bewusstseins. Durch Training können Sie das Behalten von Fakten und Daten erheblich beschleunigen. Unser Gehirn behält das, was es sieht, hört, riecht, tastet, schmeckt, empfindet oder denkt, und zwar so genau, wie Sie sich das während der Aufnahme vergegenwärtigt haben.

18
Jan
2005

Botenstoffe – Zu denken geben

In der Neurowissenschaft gilt die Annahme, dass die grundlegenden Lernprozesse in früher Kindheit ablaufen als überholt. Das Gehirn lässt sich trainieren und so veranlassen, nicht nur alte neuronale Verbindungen zu erweitern, sondern auch ganz neue Verbindungen zu schaffen. Das lässt sich sowohl durch körperliche als auch durch geistige Bewegungen bewerkstelligen.

botenstoffe-zoomen

Was im körperlichen Bereich das Joggen und Wandern ist, das ist im geistigen Bereich das Denken. Denken in diesem Sinn findet aber erst dann und nur dann statt, wenn sich linke und rechte Hemisphäre synchronisieren.

Als interhemisphärische Synchronisation vollzieht sich Begreifen als Umgehen mit Handlungsbildern. Ein Handlungsbild, das ist eine ganz klare Vorstellung von dem, wie etwas gemacht wird. Begriffe, die eine solche Vorstellung nicht zum Inhalt haben, sind leer. Es sind bloße Begriffshülsen oder –attrappen.

Denken bedeutet, mir genaue Vorstellungen von dem zu verschaffen, was ich in die Tat umsetzen möchte. Das geschieht sowohl sprachlich als auch bildlich. Ich muss mir ein beschriebenes Verhalten wie einen Film im Kopf ansehen können. Begreifen ist Kopfkino.

Jedem Substantiv muss eine Person, ein Gegenstand, ein Ereignis oder eine Situation zugeordnet werden können. Jedem Verb muss ein Vorgehen oder ein Geschehen zugewiesen werden können. Ohne solche Wort-Verbindungen geschieht in unserem Kopf nichts. Worte ohne Bilder sind Schall und Rauch. Sie vernebeln unser Bewusstsein.

Mit Hilfe der Sprache adressiert unser Gehirn Erfahrungsbilder. Mit Hilfe von Sprache können sie erinnert und vorstellungsmäßig verändert werden. Worte und Sätze beeinflussen die Transmissionen (Übertragungen) in unserm Gehirn und verändern die sogenannten Transmitter (Botenstoffe). Während der Lektüre oder dem Sehen eines hoch spannenden Krimis lässt sich das sogar spüren.

17
Jan
2005

Blödheit ist eine Krankheit

Wir unterscheiden zwar zwischen Seele, Körper und Geist, aber kaum jemand redet von der geistigen Gesundheit. Es wird geradezu tabuisiert, dass es sich bei dem, was wir mit Blödheit meinen um eine geistige Erkrankung handelt, vergleichbar mit Sehschwäche.

Der Verstand leidet unter erheblicher Unschärfe des Denkens und zeigt sich so nicht mehr in der Lage, klare Gedanken zu fassen bzw. eindeutige Entscheidungen zu treffen.

bloedheit

Im Gegensatz zur Dummheit hat Blödheit weder etwas mit mangelnder Intelligenz noch mit fehlender Begabung zu tun. Blödheit ist eine Eintrübung des Geistes, die nach außen hin unter Umständen überhaupt nie auffällig wird. Bei der Blödheit versagt die Regelung der Vorstellungskraft. Man kann sich plötzlich Dinge vorstellen, die man früher für undenkbar gehalten hätte.

Die Schwächung der Vorstellungskraft bewirkt eine Veränderung der Einstellung den eigenen Werten und Normen gegenüber. Man fängt unversehens an, gegen sich selbst zu handeln und findet sogar noch gute Gründe dafür.

Typisch für die Verblödung ist das Jammern, wenn ein Fehlverhalten plötzlich ganz offensichtlich wird. "Ach hätte ich doch nicht ..." oder "Wie konnte ich nur ..." sind Teile fast standardisierter Klagesätze. Die Verstellung ist groß, denn wäre man nicht aufgefallen, man hätte alles so weiter gemacht wie bisher.

Blödheit kann sich gewöhnlich erst dann entwickeln, wenn sich die Bedürfnispyramide gleichsam auf den Kopf stellt, d.h. wenn elementare körperliche Bedürfnisse dominieren. In diesem Fall kommen dann übereilte Entscheidungen beispielsweise wegen Übermüdung zustande oder es kommt gar zu grenzüberschreitendem Verhalten, ausgelöst durch einem sexuellen Impuls. Letzteres tritt zwar seltener auf, aber manche Frauen sagen Männern nach, dass dies unterschwellig ständig eine Rolle spiele.

Blödheit lässt sich nicht durch Vernunft verhindern, sondern durch persönliche Stabilität.

16
Jan
2005

Bilderleben

Das Gehirn entwickelt während der Kindheit alle für das spätere Leben erforderlichen Strategien. Durch Versuch und Irrtum findet es heraus, welche Verhaltensweisen sich als erfolgreich erweisen und welche nicht. Alle erfolgreichen Verhaltensweisen sind immer noch vorhanden und stehen Ihnen zur Verfügung. Viele davon nutzen Sie unbewusst. Aber auch nicht wenige der erfolgreichen Verhaltensweisen liegen brach. Dreiplusneun hilft durch geeignete Übungen, diese wieder zu reaktivieren.

bilderleben6

Das lässt sich mit Hilfe Ihrer Fantasie bewerkstelligen. Mittels Fantasie gelangen Sie in jene Zeit zurück, in welcher Ihr Gehirn damit beschäftigt war, erfolgreiche Verhaltensweisen zu entwickeln. Machen Sie also eine Zeitreise zurück in Ihre Kindheit, indem Sie Situationen und Ereignisse wieder bildhaft lebendig werden lassen. Das hat übrigens mit Meditation nichts zu tun. Es handelt sich um eine einfache natürliche Gedächtnisübung. Das Gehirn vergisst nichts. Wir vermögen oft nur nicht, uns auf geeignete Weise zu erinnern.

Übung: Unbewusstes Bilder-Leben wird zum bewussten Bild-Erleben.

Vergegenwärtigen Sie jenes Haus, in welchem Sie kurz vor Beginn Ihrer Grundschulzeit aufgewachsen sind. Zeichnen Sie einen Grundriss des Hauses oder der Wohnung. Versuchen Sie sich bildhaft vorzustellen, wie die einzelnen Räume aussahen. Es macht gar nichts, wenn Sie im Augenblick nicht alles klar oder auch gar nicht erkennen können. Wenn Sie alle Übungen dieses Buches durchgeführt haben, werden sich solche "Erinnerungslücken" zu Ihrer großen Überraschung ganz natürlich geschlossen haben. Zurück zur Übung. Sie sind dabei, sich im Alter zwischen fünf und sechs Jahren jene Wohnräume zu vergegenwärtigen, in welchen Sie sich als Kind aufgehalten und gespielt haben. Welche Personen in welchen Situationen begegnen Ihnen während dieser Übung?

15
Jan
2005

...

Bewusstwerden
– Was wir alles nicht mitbekommen

Bewusstsein ist nur ein sehr geringer Teil von dem, was im Gehirn geschieht oder unterbewusst längst an Entscheidungen vorbereitet worden ist.

bewusstwerden1

Was ist der Unterschied zwischen "Unbewusstsein" und "Unterbewusstsein". Unbewusst geschieht, was ohne unser Hinzutun ausgefiltert wird. So beachten wir gewöhnlich alles das nicht, was nichts mit unserer augenblicklichen Beschäftigung zu tun hat, zum Beispiel Geräusche oder Stimmen um uns herum. Unterbewusst geschieht, was ohne unsere unmittelbare Einflussnahme an Verarbeitung von Informationen geschieht, zum Beispiel das Entwickeln von Einfällen bzw. Ideen, Wünsche und Bedürfnisse, die wir haben.

Bewusst werden ungewöhnliche, auffällige oder störende Ereignisse in meiner Umgebung oder außergewöhnliche, aufdringliche oder unerledigte Dinge aus meinem Gedächtnis, damit ich entsprechend reagieren kann.

Die Erfahrung solchen Bewusstwerdens erleben wir als "Ich". Unsere gefühlsmäßige Stellungnahme empfinden wir als SelbstBewusstsein.

Die Ich-Erfahrung vermittelt uns den Eindruck von unmittelbarer Selbstbestimmung. Aber das Empfinden, Bewusstgewordenes steuern zu können, täuscht. Wir Menschen sind geschichtliche Lebewesen. Wir bestimmen unser Ich über unsere eigene Lebensgeschichte. Bewusst wird immer nur ein Teil dieser Geschichte. Diese Geschichte ist eine Lern und Erfahrungsgeschichte. Aus diesem Grund können wir bewusstgewordenes Verhalten gewöhnlich auch nicht spontan ändern. Alles was wir gelernt haben, das müssen wir erst einmal wieder verlernen.

Als kleiner Ausschnitt unserer Lebensgeschichte gewährt uns das Bewusstsein nur jeweils sehr begrenzt Veränderungsmöglichkeiten. Wir haben bisweilen den Eindruck, etwas zu verdrängen. Das ist dann das, was uns das Unterbewusstsein aus bestimmten Gründen vorenthält.

14
Jan
2005

Bewusstsein - Zoomen

Um Perspektiven des Wahrnehmens und Aspekte des Denkens möglichst trennscharf einstellen zu können, verfügt unser Bewusstsein über besondere Fähigkeiten. Das lässt sich am ehesten mit einer Kamera oder mit einem Mikroskop vergleichen. Wir können Gegenstände aus großer Ferne oder Nähe abbilden.

zoomen

Im einzelnen vermag das Bewusstsein folgende Einstellungen vorzunehmen, wobei die Übergänge fließend sind: entfernen bzw. verkleinern (1), annähern bzw. vergrößern (2), Unschärfe bzw. angleichen (3), Schärfe bzw. unterscheiden (4), Weite bzw. hinzufügen (5), Enge bzw. weglassen (6), Situation oder Ereignis bzw. verdichten (7) und Geschehen bzw. auflösen (8).

Schauen wir uns diese Fähigkeiten einmal genauer an: Ferne (1): ein Wohnhaus aus der Vogelperspektive, Nähe (2): Vorderansicht eines Wohnhauses, Unschärfe (3): irgendein Gebäude, Schärfe (4): mein Elternhaus, Weite (5): Umgebung meines Elternhauses, Enge (6): Eingang meines Elternhauses, Ereignis oder Situation (7): mein Elternhaus mit Baugerüst, Geschehen (8): mein Elternhaus wird gebaut (Film).
Wir haben uns diese Fähigkeiten unseres Bewusstseins am Beispiel von erinnerten Wahrnehmungen angesehen. Können Sie das auf einen Gedankengang übertragen, beispielsweise auf das Planen eines Vorhabens bzw. Projekts?
Ferne (1): Verfassen eines Beitrags, Nähe (2): Gedanken zur Leserschaft, Unschärfe (3): noch vage Überlegungen zum Thema, Schärfe (4): Titel des Beitrags, Weite (5): vorhandene Literatur zum Thema, Enge (6): eigene Gedanken, (7): Gliederung, Geschehen (8): Planen und Festlegen der einzelnen Schritte.

Übung: Machen Sie sich die beschriebenen Fähigkeiten des Bewusstseins an einem eigenen Beispiel klar. Das kann ein Projekt, die Vorbereitung eines Festes, eine Reise oder schlichtweg Ihr Berufsalltag sein.
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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