Unilogo

10
Feb
2005

Gehirn – Trainieren heißt sich geistig bewegen

Wir sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, spüren und fühlen, wenn wir uns in der Natur aufhalten.

training

Auch beim unempfindlich gewordenen Stadtmenschen kehren diese Sinne allmählich zurück, und er gewinnt den Eindruck, sich langsam zu erholen.

In der Regel verursacht der Verlust der Sinne eine Krankheit, die uns zwingt, uns als Naturwesen wieder ernst zu nehmen. In den meisten Fällen können wir aber den gesundheitlichen Schaden nicht mehr beheben. Wir müssen mit der oft selbst verschuldeten Behinderung zurechtkommen. Wir haben zu lange wider besseres Wissen gelebt.

Während wir körperliche Mängel sehr ernst nehmen und sie mit allen Mitteln zu beseitigen versuchen, lassen wir geistige Beschwernisse von Anfang an auf sich beruhen.

Ich gehe spazieren. Bewege ich mich oder werde ich durch äußere oder innere Ereignisse bewegt?

Das Gehirn stellt Beziehungen zwischen gegenwärtigen und vergangenen Wahrnehmungen her oder löst diese wieder auf. Es vergleicht diese und
unterscheidet sie zufolge ihrer Gleichheit, Ähnlichkeit oder Gegensätzlichkeit. Es beschleunigt oder verlangsamt informationelle Vorgänge. Es hebt gewisse Augenblicke hervor oder vernachlässigt sie.

Diese Beweglichkeit lässt sich durch geeignetes Training nicht nur bis ins hohe Alter erhalten, sondern auch noch erhöhen. Alles, was neu und noch nicht erfahrungsmäßig ausgeprägt ist, zählt dazu.

Nicht von ungefähr kommen viele ältere Menschen auf die Idee, eine Fremdsprache zu lernen oder oft weite Reisen zu unternehmen. Das Training besteht hier letztlich nur im systematischen Bereitstellen neuer Spielmöglichkeiten für das Gehirn und in der Geduld, Angefangenes auch durchzuhalten.

9
Feb
2005

Gehirn – Diktieren statt schreiben?

Unser Gehirn ist ein höchst anpassungsfähiges Organ. In den ersten beiden Lebensjahren prägt es unsere späteren existentiellen Möglichkeiten aus.

diktieren

Diese Vorbereitung auf unsere spätere Existenz ergibt sich aus dem spielerischen Umgang mit Sinnesreizen. Wahrnehmend, betrachtend, beobachtend, Zusammenhänge erschließend und immer wieder ausprobierend entwickelt das Gehirn für sich Verhaltensmuster. Einfachste Musterformen kennt es schon aus vorgeburtlicher Zeit im Mutterleib.

Das Hirn ist von sich her nicht vorgeprägt. Es spielt mit dem Zufall des Angebots an Sinnesreizen. Je reichhaltiger dieses Angebot des Sinnenfälligen ist, desto mehr wächst die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher neuer Verbindungen.

Der Erfolg misst sich anfangs an der Befriedigung von Grundbedürfnissen. Das gekonnte Schreien zwecks Bestellen von Nahrung gehört zu den frühesten Erfolgserlebnissen eines Babys.

Wir neigen dazu, unseren Einfluss auf die Hirnaktivitäten zu überschätzen. Einfälle sind zumeist Zufälle in unbewussten Abläufen. Erspielte Zusammenhänge erscheinen spontan als sinnvolle Verbindungen. Das Schreiben vollzieht sich eher durch Beschreiben geschauter Beziehungen als durch Aushecken gedanklicher Gefüge. In freudiger Erwartung reibe ich mir die Hände, jederzeit bereit, den flüchtigen Gedanken festzuhalten. Oft stellen sich passende Worte nicht schnell genug ein, und wieder einmal mehr hat sich eine gute Darbietung verflüchtigt.

Die einzige Möglichkeit, sich davor zu retten, besteht wahrscheinlich in der Bereitschaft, das Diktat des Gehirns möglichst zu stenografieren oder ins Diktiergerät zu sprechen. Ich finde es recht erstaunlich. Schon der Versuch, auch vorhandene Gedanken mit einzuflechten, trocknet den inneren Gedankenfluss unvermittelt aus. Das Gehirn scheint radikal selbstschöpferisch spielen zu wollen oder gar nicht.

8
Feb
2005

Eine Fremdsprache erwerben bedeutet das Gehirn spielen lassen

Das Gehirn verfügt immer schon über Erfahrungen im Umgang mit Sprache. Schließlich hat es sich bereits erfolgreich die Muttersprache angeeignet. Das hätte es nicht geschafft, wenn es nicht spielerisch vorgegangen wäre.

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Das Kleinkind wird in eine Welt voller Rauschen hineingeboren. Wenn Ihr Fernseher rauscht, können Sie weder Ton noch Bild empfangen. Sie müssen
einen Sender erst suchen oder schärfer einstellen.

Allmählich treten für das Kleinkind aus dem Rauschen Geräusche hervor. Mit zunehmender Trennschärfe werden aus diesen Geräuschen beispielsweise Summen, Brummen und dann Stimmen. Es kristallisieren sich Laute bzw. Töne heraus. Es lernt durch zeitliche Nähe mit anderen sinnlichen Ereignissen, dass gewisse Laute und Töne bestimmte Bedeutungen haben.

Das kleine Gehirn entwickelt von Anfang an neuronale Verbindungen durch Erfassen von Zusammenhängen. Es erfährt wohltuende Klänge, angenehme Stille, aber auch erschreckenden Lärm. Für all diese akustischen Ereignisse ergeben sich zunächst keine Zusammenhänge. Also beginnt das Gehirn zu
suchen.

Das Suchen und Entdecken von Zusammenhängen ist bereits eine frühe Form des Denkens. Mit diesen Erfahrungen wird dann das Kind in eine Welt
hineingeboren, die voller unerklärlicher Geräusche ist.

Das macht Angst, zumal die vorgeburtlichen sanften Berührungen und Empfindungen im Mutterleib durch unsanfte taktile Erfahrungen ersetzt werden. Die tumultartigen Schallereignisse, die auf das Kind eindringen, fordern es auf, sich gegen diesen Krach zu wehren: Es schreit. Und jetzt müssen sich die erworbenen analytischen Fähigkeiten des Gehirns bewähren.

Es spielt Schreie durch, um herauszufinden, welche Zusammenhänge sich da ergeben. Das Gehirn experimentiert, um zu entdecken, welches Schreien
angenehme oder gar keine oder etwa unangenehme Folgen hat. Es ermittelt spielerisch Bedeutungen.

7
Feb
2005

Funktionen des Bewusstseins – Zweierlei Begegnung

Überlegenheits- oder auch Unterlegenheitsgefühle bilden den Beweggrund für die Gestaltung des Verhältnisses dem anderen Menschen gegenüber. Unter- und Überordnen definieren Revierverhalten.

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Sobald die Rollen klar bestimmt sind, nähert man sich dem anderen oder geht auf Abstand. Annäherung oder Entfernung drücken sich zunächst vor allem körpersprachlich aus, begleitet freilich von belanglosen Floskeln wie "Hi" oder "Hallo“.

Diese Begegnungsphasen spielen sich natürlich sehr viel schneller ab als sie erklärt werden können. Das Ganze dauert ja nur einen Augenblick, etwa drei Sekunden also. Sie vollziehen sich als das, was man Revierverhalten bezeichnet.

Das Wache bzw. Innere Auge dagegen nimmt dergleichen nicht wahr. Mit einem einzigen Blinzeln wischt es solche Erziehungsflusen gleichsam weg oder wendet sich spontan ab. Anderenfalls nimmt es Schwingungen wahr. Neuronal werden nicht Teilnetze bzw. Erfahrungsmuster aktiviert, sondern sensible neuronale Impulse, die allererst ein Netz aufbauen. Menschen, die sich so begegnen, schauen sich in die Augen und horchen.

Die gesprochenen Worte sind Laute, die durch Gedankenschwingungen entstehen. Oder besser: Die durch Gedanken erzeugten Schwingungen übertragen sich von Ich zu Ich. Worte ohne Schwingungen können wir nicht verstehen, sie wären völlig wirkungslos. Identifizieren vollzieht sich hier als Einschwingen und das Interpretieren vollzieht sich als inneres Hören der Melodie des anderen. Statt irgendwelcher Vermutungen gestalten sich intuitive Bilder, statt Rivalität entsteht Harmonie und das Zusammentreffen wird zur offenen Begegnung. Das kann kurz sein und sich überall abspielen.

6
Feb
2005

Funktionen des Bewusstseins – Utopie, Sehen, was noch nicht ist

Alles in der Natur ist zugleich auch wesentlich utopisch. Alles in der Natur treibt also aus sich heraus, um Neues zu erschaffen. Alles in der Natur ist wesentlich schöpferisch.

zwillinge

Vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden hat der Naturphilosoph Heraklit das Wesen der Natur als Spiel bestimmt. "Panta rei", alles ist in Bewegung, meint das Spiel der Natur mit sich selbst. Und mit der Aussage "Polemos pater pantôn" erklärt uns Heraklit das schöpferische Spiel der Natur. "Polemos pater pantôn" bedeutet in der Übersetzung: "Der Streit der Gegensätze ist der Anfang von allem!"

Dieser Streit spielt in Utopia eine nicht unerhebliche Rolle, sorgt er doch dafür, dass sich alles, was als Eines erscheint, aus gegensätzlichen Kräften zusammensetzt, auch wir selbst. Das bekommen wir bei guten Vorsätzen ja deutlich genug zu spüren.

Ich möchte nun zu zeigen versuchen, wie das Schlafende und das Wache Auge wahrnehmen. Ich zeige das an der Begegnung zweier Menschen auf.

Wir wollen annehmen, dass sich zwei Menschen begegnen, die einander fremd sind. Sobald sich Menschen begegnen, also sinnlich vernehmen, ordnen sie ihren Wahrnehmungen vorhandene Erfahrungen zu. Die Begegnung wird zunächst instinktiv entschieden: sympathisch oder unsympathisch, schön oder hässlich, gefährlich oder ungefährlich. (Identifikation)

Das wechselseitige Zuordnen von Wahrnehmungen und Erfahrungen dient der Möglichkeit, die wahrgenommene Person einzuordnen. "Was ist das wohl für ein Typ?"

Aber das reicht längst noch nicht. Man stellt Vermutungen über das an, was der andere wohl so treibt oder eventuell vorhaben könnte. Schließlich möchte man wissen, mit wem man es zu tun hat. Dieses spekulative Vor- und Nachordnen dient der Orientierung, aus der heraus sich Ebenbürtigkeits-, Überlegenheits- oder auch Unterlegenheitsgefühle breitmachen können.

5
Feb
2005

Funktionen des Bewusstseins - "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Wahrnehmungen werden dimensioniert, strukturiert und systematisiert, bevor sie ins Gedächtnis gelangen. Dieser Vorgang ist sehr störanfällig. Sobald nämlich Wahrnehmungsinhalte zu schwierig erscheinen, werden sie gefühlsmäßig zurückgewiesen. Im "Kleinen Prinzen" von Antoine de SaintExupéry heißt es: "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut!"

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Geistiges Sehen ist rechtshemisphärisches Wahrnehmen. Jede Theorie wird erst lebendig, wenn sie Bilder erzeugt, die uns neugierig machen. Das Wort "Theorie" hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie "geistiges Sehen". Aber das Innere Auge unseres Geistes wird durch theoriefeindlichen Unterricht in der Schule getrübt.

Es wird zu viel pseudotheoretisches Zeug angeboten. Pseudotheorie lässt alles vor unseren Augen verschwimmen, statt uns Klarheit zu verschaffen. Ein klassisches Beispiel ist bei vielen die Abneigung gegen alles, was mit Mathematik zu tun hat. Dabei ist Mathematik die beste Möglichkeit, geistiges Sehen zu lernen. In den Anfängen unserer Kultur sprachen die Griechen deshalb noch von "mathematikê téchne". Sie verstanden unter Mathematik noch die "Kunst des Lernens".

Das Innere Auge vermag ebenso wie die Sinne wahrzunehmen, zu betrachten und zu beobachten. Was uns unsere Augen vermitteln, schauen wir uns mehr oder weniger bewusst mit dem Inneren Auge unseres Geistes an. Sobald wir wahrnehmen, gestalten wir auch. Es ist das Innere Auge, das uns unsere eigene Weltsicht schafft. Das Innere Auge nimmt nicht einseitig wahr sondern ganzheitlich gegensätzlich. Die Beschaffenheit des Inneren Auges ist wesentlich bildnerisch. Es ist also besonders befähigt, Natur zu schauen.

4
Feb
2005

Funktionen des Bewusstseins - Die Inneren Augen

Die Inneren Augen haben wie die äußeren Augen die Aufgabe, innere Wahrnehmungen zu sehr differenzierten Mustern von Nervenimpulsen auszugestalten.

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Der äußere Bereich des Inneren Auges besteht aus drei schützenden Hüllen, die Grobheiten und damit Verletzungen abwehren:

Ganz außen liegt das schützende Gleichmachen (idem facere = identifizieren), das alle automatisierten oder routinierten Muster abweist. "Das haben wir immer so gemacht, das machen wir jetzt so, und das werden wir auch in Zukunft nicht anders machen!" Oder: "Ich habe schon immer nichts von Mathematik verstanden. Das geht mir heute genauso. Warum soll ich mich also irgendwann mit Mathematik beschäftigen?"

Dieser Vorgang geht unter gewissen Umständen in Interaktion mit dem zweiten Schutzmechanismus über, der die Störungen von Automatismen und Routinen ausgleicht, indem er alternative Interpretationsmöglichkeiten anbietet. Dieser zweite Schutzmechanismus ist das Modellieren auf der Grundlage verfügbarer Modelle. "Beamte sind faul." Oder: "Politiker sind machtgeil."

Der dritte Schutzmechanismus ist das Ausreden bzw. Abweisen von Wahrnehmungen, die sich nicht einfach und spontan abwehren lassen. Ein kleiner Junge zu seiner Mutter: "Ich möchte nur wissen, wer mir in die Hose geschissen hat, ich hatte sie doch an!"

Gleichmacherei, Vorurteile (Modelle) und Ausreden schützen die Schlafenden Augen vor versehentlichem Aktivieren. Solange diese drei Schutzbereiche die Verarbeitung von Informationen bewältigen können, öffnen sich die Schlafenden Augen nicht.

Diese drei wichtigsten Schutzmechanismen schützen die Schlafenden Augen im Alltag vor unergiebigen Strapazen. Weil das Innere Auge auf Grund interhemisphärischer Kommunikation aktiviert wird, bleibt es geschlossen, solange das Gehirn einseitig arbeitet.

3
Feb
2005

Erfolg - So einfach kann das doch nicht sein!

Zufall und Begabung sind die Eltern des Erfolgs. "Ich sehe 'was, was du nicht siehst!", das ist die Geburt jedes Erfolgs. Es wird ein bislang nicht beobachteter Zusammenhang entdeckt. Die meisten Entdeckungen überraschen die Entdecker selbst am meisten. Das Entdeckte erscheint einfach, viel zu einfach zu sein.

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Zuerst ungläubiges Staunen, dann Irritation ob der Banalität des aufgedeckten Zusammenhangs. Zweifel: "So einfach kann das doch alles nicht sein! Da wären dann doch schon längst andere 'draufgekommen!".

Solcher Zweifel muss durch den Glauben an sich selbst überwunden werden. Ohne Selbstvertrauen fehlt der Mut zum Erfolg. Zögerlichkeit läßt jeden Einfall verkommen. Er verschwindet aus dem Gesichtsfeld, zumeist auf Nimmerwiedersehen.

Der Erfolg ist höchst empfindlich. Er will behutsam angenommen und gepflegt werden. Jeder Erfolg macht zu Anfang einen recht schwächlichen Eindruck. Sich um ihn zu kümmern, das erscheint sehr risikoreich. Der überaus anspruchsvolle Geselle scheut zu Anfang das Licht der Öffentlichkeit. Wer zu früh über seinen wahrscheinlich sehr erfolgreichen Einfall erzählt, schwächt seine Idee so, dass sie sogar daran zugrunde gehen kann. Der gerade entstandene Einfall braucht Einsamkeit und Verschwiegenheit, um sich optimal entwickeln zu können. Ein möglicher Erfolg ist zunächst wie ein Geheimnis. Wahrscheinlich kennen Sie selbst das Gefühl, das Sie überkommt, wenn Sie wieder einmal den Mund nicht halten konnten. Meistens belächeln Sie andere ohnehin nur, wenn Sie ihnen von einem wirklich guten Einfall erzählen.

Die meisten Erfolge scheitern, weil der Glaube an sie fehlt. Das zeigt, dass das Gehirn unser Handeln vor allem auch emotional regelt. Gefühle steuern das, was uns nicht unmittelbar bewusst wird. Sind wir auf etwas günstig eingestimmt oder eingestellt, dann wirkt sich das positiv aus.

2
Feb
2005

Erfolg - Zeit kann man sich nicht besorgen, aber besser nutzen

Viele verbinden mit Erfolg einen gelungenen Umgang mit der Zeit. Sie kommen auf diesen Gedanken, weil sie das Gefühl nicht loswerden, ihr Leben wird von der Zeit diktiert. Sie fühlen sich unter Zeitdruck, können selten ausschlafen und haben es schwer, Verabredungen einzuhalten.

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Umfragen zeigen immer wieder, dass die meisten Menschen gern mehr Zeit hätten für den Schlaf, für Reisen, für Besuche von Freunden und Verwandten, für das Faulenzen, für das Lesen, für sportliche Betätigungen, für das Hören von Musik, für Theater und Kinobesuche oder das Fernsehen. Die meisten Menschen wünschen sich also mehr freie Zeit zur eigenen Gestaltung ihres Lebens.

Diesem Wunsch steht die Fremdgestaltung der eigenen Zeit entgegen. Pflichten, Verpflichtungen und unnötige Wartezeiten takten das Leben nach Terminen bzw. anstehenden Aufgaben. Die meisten von uns haben ständig etwas zu tun. Weil sie ihr Pflichtenheft immer bei sich tragen, können sie nicht abschalten, um einmal einfach nur so in den Tag hineinleben zu können. Folglich überlegen sie, ob sie überhaupt richtig mit ihrer Zeit umgehen oder ob es da nicht Verbesserungsmöglichkeiten geben könnte.

Also suchen sie nach Möglichkeiten, wie sie sich ihre Zeit besser einteilen können. Vielleicht erwerben sie besondere Organizer, um das zu schaffen.

Allerdings laufen sie dabei Gefahr, den Sinn von Terminkalendern in Unsinn zu verkehren, denn diese Zeithelfer sind nicht dazu da, möglichst viel Zeit zu verplanen, sondern genau umgekehrt möglichst viel Zeit freizuhalten.

Ein voller Terminkalender ist in der Regel ein Armutszeugnis.

1
Feb
2005

Erfahrung

Erfahrung ist letztlich das deutsche Wort für lateinisch ‚Information'. Jemanden zu informieren, das ist etwas völlig Anderes als ihn zu benachrichtigen.

erfahrung

Nachrichten sind Mitteilungen, durch die Fakten und Daten vermittelt werden. Informationen dagegen sind Auskünfte, die jemanden in die Lage versetzen, etwas zu tun.

Echte Informationen ermöglichen Erfahrungen, versetzen also in die Lage, sich selbst durch Tun zu unterrichten. Erfahrung steht für ‚unterrichtet sein'. Im Unterricht wird folglich erst dann und nur dann informiert, wenn Möglichkeiten geschaffen werden, etwas durch Ausprobieren selbst herauszufinden. Die meisten Lehrer sprechen Nachrichten statt zu informieren.

Die Bestandteile einer Information sind: Beschreibung eines Vorgehens, Anleitung für die Umsetzung und Definition des Erfolgsfalles.

Übung: Geben Sie den Leuten, mit denen Sie tagtäglich zu tun haben, Nachrichten oder Informationen?
Warum bemisst sich Professionalität nicht an der Menge von Informationen?
Warum behandelt ein Nachrichtenredakteur im Gegensatz zum Nachrichtensprecher Nachrichten, bevor sie gedruckt oder gesendet werden, als Informationen?

In welchen der folgenden Fälle benachrichtigen und in welchen informieren Sie?
Sie werden nach der Uhrzeit gefragt.
Ihr Kind fragt Sie nach dem Lösungsweg einer Aufgabe.
Sie werden um einen Termin gebeten.
Sie erkundigen sich nach Reisemöglichkeiten.
Sie werden nach dem Weg zum Bahnhof gefragt.
Sie erkundigen sich nach einem Kochrezept.
Erklären Sie die Berechnung des Flächeninhaltes eines Quadrates in Form einer Nachricht und dann in Form einer Information.
Sie berichten über einen Film und Sie erzählen von einem Film. Wann benachrichtigen und wann informieren Sie?

31
Jan
2005

Denken - Was Fächer dazu beitragen

Höhere Mathematik und Theoretische Physik als anschauliche Mathematik prägen sowohl die linke als auch die rechte Hemisphäre harmonisch aus.
Dies schaffen die beiden Fächer durch Bereitstellen allgemeiner Bilder für alle besonderen Fälle - Kunst und Naturwissenschaften prägen vor allem jene Bereiche des Gehirns, welche wir als Bewusstseinsbasen vermuten. Fremdsprachen schulen die Sprache als Gedankenbildung durch die Auseinandersetzung mit anderen Sprachen. Philosophie zielt vor allem auf die Schulung unseres Verstandes ab. Der Leistungssport fördert alle Formen der sensumotorischen Intelligenz und Begabung.

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Alle anderen Fächer stellen Mischformen dieser Fächer dar. Interessant ist dabei die Frage, ob ich selbst feststellen kann, welcher Struktur bzw. Strategie ich persönlich zuneige. Das hat nur zum Teil etwas mit den Fächern zu tun, die mich interessieren. So ist zum Beispiel längst nicht gesagt, dass jeder Didaktiker der Physik auch mathematisch zu denken in der Lage ist, obgleich er ja im Rahmen seines Studiums Veranstaltungen der Mathematik besuchen muss.

Denken braucht klare Vorstellungen. Ein wahrgenommenes Stoppschild erzeugt die klare und eindeutige Vorstellung: "Ich muss anhalten!" Das Zeichen für Tilde "~" erzeugt dagegen bei den meisten gar keine Vorstellung.

Denken braucht klare Worte. "Stopp" ist ein ebenso klares Wort wie "Hunger". Interjektionen wie "Au" oder "Aua" werden sogar von Tieren verstanden. "Haus" oder "Bildung " sind dagegen wegen ihrer Vieldeutigkeit unklar.

Denken braucht Bewegung. Ohne Ausprobieren läuft 'gedankenmäßig' nichts. Nachdenken im Sinne des Nachvollziehens braucht diese Bewegung auch. Das Verhalten vor einem Stoppschild üben wir in der Fahrschule.

30
Jan
2005

Bilderlose Texte

"Fehlschaltung" ist zwar ein gängiges Wort, aber im Zusammenhang mit der Betrachtung der Hirntätigkeit erweist es sich als zu umgangssprachlich. Im Wort "Fehlschaltung" steckt das Wort "Schaltung" und das verführt allzu leicht zu einer mechanistischen Betrachtungsweise.

Was wir aus dem Alltag als "Fehlschaltung" kennen, wenn wir beispielsweise die Haare mit Rasierschaum statt mit Schaumfestiger behandeln, hat natürlich nichts mit Fehlschaltung im Gehirn zu tun. Wir waren lediglich unaufmerksam und haben die ähnlich aussehenden Behälter miteinander verwechselt.

feuersee

Das Gehirn kennt keine Fehlschaltungen, solange nicht besondere Erkrankungen vorliegen. Das, was wir als Fehlschaltung erleben, geht gewöhnlich auf mangelnde Aufmerksamkeit oder Konzentration zurück.

Wenn wir aufmerksam sind, dann achten wir auf alles, was entweder um uns herum oder mit uns selbst körperlich geschieht. Wenn wir aufmerksam lesen, dann lesen wir einen Text genau. Wir nehmen sorgfältig Satz für Satz auf. Wenn wir auf uns selbst aufmerksam werden, dann nehmen wir körperliche Bedürfnisse wahr oder wir beschäftigen uns einfach nur mit unserem Aussehen.

Wenn wir uns dagegen konzentrieren, dann achten wir auf alles, was in uns gedanklich geschieht. Wenn wir uns auf einen aufmerksam aufgenommenen Text konzentrieren, dann versuchen wir, uns dessen Inhalte besonders deutlich vor Augen zu führen. Das Verhältnis zwischen Aufmerksamkeit und Konzentration lässt sich als Wechselwirkung auffassen.

Aber nicht nur unsere Aufmerksamkeit und Konzentration beeinflussen unseren Umgang mit Texten, sondern umgekehrt wirken sich auch Texte auf unsere Aufmerksamkeit und Konzentration aus. Auf diesen Zusammenhang wollen wir kurz eingehen.

Anschauliche Inhalte von Texten sorgen dafür, dass sich in mir etwas bildhaft ereignet. Allein Bildergeschichten können von uns so klar vergegenwärtigt werden, dass wir sie auch wirklich wahrnehmen, betrachten und verstehen.

Es sei anmerkend eingefügt, dass wir das Wort "Vergegenwärtigung" dem Wort "Bewusstsein" vorziehen. Das Wort "Bewusstsein" trifft nämlich nicht ganz das, was sich im Gehirn ereignet. Das Wort "Bewusstsein" drückt eher einen Zustand aus und verführt allzu leicht zur Vorstellung von einem Raum, in dem etwas geschieht. Hirngerechter ist es, das Wort "Bewusstsein" durch das Wort "Wachheit" zu ersetzen.

Bilderlose Texte führen nicht jene Wachheit herbei, die erforderlich wäre, um sich mit Texten auseinander zu setzen. Texte, die keine Bildergeschichten vermitteln, schläfern uns ein und wir bekommen nichts mit. Texte, die müde machen, schützen das Gehirn auf natürlich Weise davor, sich auf nutzlose Auseinandersetzungen einzulassen. Bilderlose Texte werden zwar irgendwie bewusst, aber deren Inhalte werden eben nicht klar vergegenwärtigt sondern eher übergangen. Bilderlose Texte werden mit geringer Aufmerksamkeit bzw. Wachsamkeit überflogen oder gar überlesen.

29
Jan
2005

Sprachliches Blendwerk (Textattrappe)

Texte lassen sich mit noch nicht entwickelten Filmmaterial vergleichen. Sobald wir gute Texte lesen oder hören, entwickeln sich text-vermittelte Bilder.

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Schlechte Texte zeigen entweder überbelichtete, unterbelichtete oder gar keine Bilder.

Schauen wir uns das am Beispiel eines Satzes einmal an. Der Satz lautet: "Das kleine Mädchen pflückt Blumen." Dieser Satz vermittelt ein klares Innenbild. Jeder sieht das kleine Mädchen Blumen pflücken. Aber jeder sieht ein anderes Mädchen andere Blumen pflücken. Das satzvermittelte Innenbild lässt also Spielraum für die eigene Gestaltung. Ich kann dem Mädchen einen Namen geben und mir zum Beispiel Gartenblumen, Wiesenblumen oder Feldblumen vorstellen. Durch das eigene Gestalten wird das Innenbild zu einem Ereignis.

Schlechte Texte oder schlechte Sätze dagegen lassen keine Innenbilder entstehen. Schauen wir uns nun einen solchen schlechten Satz einmal an. Der Satz lautet: "Unter Deduktion wird die Umkehrung der Abstraktion verstanden." Das satzvermittelte Innenbild ist unterbelichtet. Aber immerhin, es lässt sich noch erahnen, was gemeint sein könnte. Noch schlechter ist der folgende Satz: "Dem Substrat inhärieren Akzidenzien." Es dürfte sich wohl kaum mehr ein Innenbild entwickeln.

Sätze, die keine Entwicklung von Innenbildern ermöglichen, infizieren das Gehirn erst dann und nur dann, wenn es sich um Lehrsätze handelt, die jemandem aufgezwungen werden. Wenn also Studierende in ihrer Prüfung zum Beispiel mit der Frage rechen müssen, was denn "Inhärenz" bedeute, dann sehen sie sich zuvor gezwungen, Sätze einzuprägen, die für sie keinen Sinn machen.

Treten bildlose Sätze häufig auf, dann können sie dazu führen, dass sich im Gehirn ein Hirnvirus entwickeln und auswirken kann.

Es gibt verschiedene Arten von Hirnviren. Im Fall des Einprägens und Wiedergebens auferzwungener Lehrsätze wird im Gehirn eine ‚Fehlschaltung’ ausgelöst. Diese ‚Fehlschaltung’ führt dazu, das Lehrsätze nicht mehr interpretiert, sondern nur noch identifiziert werden, etwa unter dem Motto: "Lehrsätze kann man nicht verstehen, die muss man einfach aufsagen können!" Hat sich dieser Irrtum erst einmal eingenistet, dann hat sich folgendes Vorurteil verfestigt: "Das ist ein Lehrsatz! Da gibt es nichts zu verstehen!" Wiederholen sich dergleichen Erfahrungen von Unterricht zu Unterricht, dann weitet sich das Vorurteil unter ungünstigen Bedingungen aus und kann sich auf die gesamte Schulzeit beziehen.

28
Jan
2005

Emotionen – Botenstoffe für Eilzustellungen

Aufregung, Erregung, Begeisterung, Leidenschaft sind Emotionen. Emotion ist gefühltes Wahrnehmen, Beobachten, Begreifen oder Tun. Diese körperlich, geistig seelische Bewegung ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Stimmung und Einstellung, Pflicht- bzw. Verantwortungsgefühl und sachlichem Engagement.

emotionen

Positive Emotionen wie Freude, Glück oder Liebe beschleunigen das Verarbeiten von Informationen durch Freisetzen zusätzlicher Kräfte bzw. Ressourcen.

Ohne Emotionen sind künstlerische Aktionen wie Musik, Tanz oder Schauspiel überhaupt nicht möglich. Aber auch Reden oder Vorträge werden erst durch positive Emotionen erfolgreich.

Negative Emotionen wie Aggression oder Depression verlangsamen dagegen das Verarbeiten von Informationen durch Störungen des normalen Ablaufs. Diese Emotionen sind gewöhnlich gefühlsmäßige Reaktionen aus persönlicher Motivation heraus. Ich bin gefühlsmäßig aus dem Gleichgewicht geraten, erregt bzw. aufgeregt und wehre mich dagegen.

Positive emotionale Impulse sorgen für Spannung und beschleunigen das Bewältigen von Ereignissen und Situationen. Negative emotionale Impulse dagegen wirken hemmend oder gar blockierend. Solche Gemütsbewegungen dienen der Aufforderung, das innere Gleichgewicht möglichst rasch wieder herzustellen, beispielsweise durch sorgfältiges, aber abständiges Erledigen einer schwierigen Aufgabe. Emotionen sind Zeichen, dass mir persönlich etwas wichtig ist.

Emotion bedeutet: Wichtiges steht in Frage. Das Gehirn sucht beschleunigt nach Antworten. Besonders emotional reagieren wir, wenn wir persönlich betroffen oder gar in unserem Selbstbild verletzt werden. Dann ärgern wir uns kräftig. Am andern Menschen ärgern uns ganz besonders jene eigenen Fehler, welche wir an uns nicht wahrhaben wollen.
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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