Unilogo

7
Apr
2005

Werden VI

Nirvana als mögliche Erfahrung setzt die Anerkennung der Nichtigkeit des Ichs und die Erkenntnis voraus, dass der Alltag von einer krampfhaften Fixiertheit auf das Ich bestimmt ist. Es kommt alles darauf an, sich aus dieser Fixiertheit zu befreien.

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Metaphysik dagegen hebt das Ich als Subjekt des Denkens hervor und versucht dieses in seinem Denken zu erfassen. Das westliche Denken ist immer ein Ich-Denken. Das östliche Denken ist dagegen immer ein Nicht-Ich-Denken. Das östliche Denken ist der unentwegte Versuch, in den Abstand zu sich selbst zu gelangen, um das Ich in seiner Nichtigkeit zu schauen. Die Befreiung aus der Ich-Haft ist das wesentliche Anliegen östlicher Philosophie.

Nirvana vollzieht sich als das Irrelevantwerden von Gegensätzen. Metaphysik aber ist von ihrem Grund her auf Gegensätzen aufgebaut, vor allem auf dem Gegensatz zwischen Subjekt und Objekt. Das östliche Denken verneint diese Gegensätzlichkeit nicht, sondern erfasst sie als Beleg für die Brüchigkeit des Ichs. Aus der Einsicht in die Leere von allem erwächst die Verbundenheit mit allem. Das Aushalten von Leere bedeutet Freiheit, wenn sie nicht mehr auf dem Hintergrund der Sehnsucht nach Sicherheit ausgelegt wird. Wenn die Vernunft nicht mehr anhaftet und alles ergreift, erwacht der Mensch zur Weisheit (Prajna), mit der alle Menschen geboren werden.

Der Philosoph Arthur Schopenhauer versucht die östliche und westliche Philosophie zu verbinden und kommt zu einer umfassenden Philosophie des Mitleids. Die Grenzen einer Welt, die im Grunde durch den Willen, den Drang zur Selbststeigerung und Machtvergrößerung, geprägt ist, werden überschritten.

Sowohl Maurice Merleau-Ponty als auch Martin Heidegger nehmen Bezug auf östliches Denken, ihre Philosophie wird dementsprechend häufig im Lichte der östlichen Philosophie bzw. des Zen-Buddhismus interpretiert.

6
Apr
2005

Werden V

Der Metaphysik der westlichen Philosophie steht das Nirvana der östlichen Philosophie gegenüber. Das Nirvana östlicher Weisheit ist anders als das Sein westlicher Weisheit nicht das Bleibende angesichts ständiger Veränderung, sondern das Vergehen der ständigen Veränderung selbst. Das Denken dieses Vorgangs prägt alle asiatischen Religionen und Philosophien, sowohl des Hinduismus, des Buddhismus wie des Zen-Buddhismus.

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Anders als die Liebe zur Weisheit im Verständnis westlicher Philosophie ist das Nirvana gleichsam das Aufgehen in der Harmonie mit dieser Liebe selbst. Während Fühlen und Denken in der westlichen Philosophie getrennt erscheinen, bilden Fühlen und Denken in der östlichen Philosophie eine Einheit. Aus diesem Grund erscheinen westlich geprägtem Denken die philosophischen Aussagen östlich geprägten Denkens oft eher religiöser als philosophischer Natur zu sein. Östliche Philosophie erscheint als Einheit von Fühlen und Denken als Religion. Mit anderen Worten: Philosophie und Religion sind für das östliche Denken ein und dasselbe.

Nirvana (aus dem Sanskrit) bedeutet »Erlöschen«, »Vergehen«. Nirvana als Verlöschen liegt die Vorstellung des Zur-Ruhe-Kommens einer Bewegung zugrunde, die Vorstellung einer endgültigen Heimkehr in den Urgrund. Das Verlöschen einer Flamme, deren Wachs aufgebraucht ist, oder das Verglimmen von Funken sind beispielhafte Bilder hierfür.

Im Buddhismus bedeutet Nirvana vor allem das Verlöschen des Leidens, das aus dem Lebensdurst und den Leidenschaften entsteht. Als drei Ursachen des Leidens gibt der Buddhist die Begierde, den Hass und das Nichtwissen an.

Die östlichen Religionen und Philosophien ersehnen für den Menschen die Rückkehr zum Einen, die letztliche Vereinigung aller Vielheiten und Versöhnung mit dem göttlichen Urprinzip; und diese Rückkehr ist für den Menschen das Nirvana.

5
Apr
2005

Werden IV

Die Geschichte des Bilderlebens gelangt als Geschichte der Philosophie zum Vorschein. Das Wort 'Philosophie' wird ursprünglich als Gabe der Göttin der Weisheit empfunden. Die Freundschaft mit dieser Göttin erweist sich als Liebe zur Weisheit.

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Die Liebe zur Weisheit, das ist das maßgeblich Bestimmende der Philosophie geblieben. Allein die Liebe gewährt das unvoreingenommene Betrachten, Beobachten und Begreifen der Erscheinungen so wie sie sind. Die Liebe vereinnahmt nicht, sondern bewahrt die Offenheit für das, was sich zeigt.

Um überhaupt versuchen zu können, diesem Anspruch zu genügen, dürfen die Gedanken der Philosophen nicht losgelöst (absolut) betrachtet werden. Die unterschiedlichen Gedanken sind verschiedene Beiträge zu dem, was uns als Bilderleben erscheint. Die Geschichte der Philosophie zeigt sich uns als Wechselspiel zwischen Natur (Werden) und Geist (Sein). Die griechischen Philosophen denken das Sein des Werdens. Ihre Leitfrage sucht nach dem Bleibenden angesichts ständiger Veränderung. Sie entdecken es, indem sie über das sinnlich Vernehmbare (Physik) hinausgehen (Metaphysik) und das denken, was alles sinnlich Vernehmbare ermöglicht.

Aus der Metaphysik entwickeln sich Mathematik und Naturwissenschaften. Der sinnlich vernehmbare natürliche Vorgang erscheint als Ableitung der Regelung des Wachstums aus dem sinnlich nicht vernehmbaren regelnden Naturgesetz.

4
Apr
2005

Werden III

Das Erwachen des Bewusstseins durch das Bilder-Leben des Mythos verändert sich zunehmend durch das Bild-Erleben des Logos. Der Mensch beginnt, die gestalterisch ins Werk gesetzten Gestalten seiner Götter nicht nur ästhetisch, sondern auch logisch auszulegen. Mit dem Erwachen der Vernunft erweitert sich das Wahrnehmen und Betrachten zum Beobachten und Begreifen.

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Indem der Mensch der Göttin der Erde gleichsam bei ihrer Arbeit zuschaut, entdeckt er, dass sie zum Beispiel Überschwemmungen nutzt, um die Ernte der Gottlosen zu vernichten. Indem der Mensch versucht, die Geheimnisse der Göttin der Erde zu entbergen, entdeckt er, dass sie die Flüsse ansteigen lässt, um fruchtbares Land zu überschwemmen. Wiederholte Beobachtungen zeigen die Regelmäßigkeiten von Überschwemmungen und damit deren Vorhersagbarkeit. Das Fallen und Steigen des Wasserpegels wird berechenbar. Die Göttin der Erde verliert ihren Einluss. Es sind nicht göttliche Einwirkungen, welche die Flüsse über die Ufer treten lassen, sondern gewaltige Niederschläge. An die Stelle des Opferns für die Göttin der Erde tritt die Berechnung des Verhaltens der Flüsse.

Der aufkommende Zweifel an der Macht ihrer Götter treibt die Menschen an, nach natürlichen Erklärungen für das göttliche Wirken zu suchen. Noch erfahren sie diesen Antrieb als Geschenk der Göttin der Weisheit. Für kurze Zeit erklären die Griechen deshalb die Göttin der Weisheit zu ihrer Lieblingsgöttin.

3
Apr
2005

Werden II

Die Vergänglichkeit des Lebens schickt den Menschen auf die Suche nach Zeichen von Unvergänglichkeit. Mit der Entdeckung solcher Zeichen beginnt seine Geschichte. Die Menschen gestalten im Verlauf ihrer Geschichte die Suche nach Möglichkeiten, Daseinsgrenzen lebend zu überschreiten, recht unterschiedlich. Das Bilderleben des Unbewussten zeigt sich dem erwachenden Bewusstsein als Bild-Erleben.

clara

Alle Erscheinungen der Natur erfährt er als göttliches Geschick. Der Alltag des Menschen wird von der Welt der Götter bestimmt. Der Göttin der Erde obliegt alles, was die Natur an Pflanzen hervorbringt. Sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg der Ernte. Die Göttin der Gerechtigkeit legt fest, was gerecht und ungerecht ist. Die Göttin der Weisheit offenbart die Geheimnisse des Lebens. Sie verfügt über die Möglichkeiten und Grenzen allen Erkennens.

Als göttliche Offenbarung beeinflusst der Mythos bis heute das Leben der Menschen. Aus den Welten der redseligen Götter ist die Welt eines schweigsamen Gottes hervorgegangen. Die Ablösung des Mythos (Welt der Bilder) durch den Logos (Welt der Begriffe) wirkt sich auf diesen einen Gott maßgeblich bestimmend aus. Dieser Gott zeigt sich nicht mehr unmittelbar in Bildern, sondern offenbart sich mittelbar durch das Wort. Die Worte des Gottes der Christenheit werden in der katholischen Kirche durch dessen Stellvertreter auf Erden geschützt.

2
Apr
2005

Werden I

Die Natur zeigt sich uns in ständiger Veränderung. Entstehen und Vergehen wechseln. Jede Erscheinung ist gleichsam eine Momentaufnahme natürlichen Geschehens. Der Mensch findet sich in dieser ständigen Veränderung nicht zurecht. Angesichts ständigen Wechsels sucht er eine Bleibe. Die Natur kommt diesem Bedürfnis entgegen, indem sie Veränderungen zeitlich unterschiedlich gestaltet. Auf diese Weise entsteht der Eindruck von Bleibendem. So erfährt der Mensch zwar sein Leben als unaufhörliches Vergehen, aber dieser Schwund vollzieht sich für ihn so langsam, dass es ihm gelingt, sich für eine Weile einzurichten.

franziskus

Das Werden erscheint ihm wie Sein. In dieser Täuschung richtet sich der Mensch ein und nennt dieses Festhalten Dasein. Indem er die Veränglichkeit des Daseins verdrängt, glaubt er sich fest einrichten zu können. Um diese Art von Einrichtung abzusichern, schafft er sich Systeme, die den Eindruck von Dauer verstärken.

Angesichts des Sterbens wird aber die Vergänglichkeit des Lebens immer wieder augenscheinlich. Statt diese Flüchtigkeit zu bejahen, versucht der Mensch sein Dasein zu verlängern, indem er nach Möglichkeiten sucht, sich über den Tod hinaus einzurichten. So begibt er sich auf die Suche nach Zeichen jenseits seiner Daseinsgrenzen.

1
Apr
2005

Vergleichen lernen

Begreifen, dass im Bewusstsein Bilder, Begriffe, Gefühle, Handlungen unterschiedlicher Ausführungsqualität hergestellt werden, also recht unterschiedliche Angebote entstehen.

vergleichen-lernen

Der richtige Augenblick für die Annahme eines solchen Angebots ('Glück') ist eine Frage sorgfältiger Auswahl. Eine günstige Entscheidung setzt kritische Vergleiche voraus: prüfendes Nebeneinander- oder Gegenüberstellen, um Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen zu können. Vergleiche setzen einen Bezugspunkt voraus, das ist ein Bild oder ein Begriff, an dem sich die Prüfungsergebnisse orientieren.

Es gibt u.a. folgende Vergleichsmotive:
- Abwechslung (Möglichkeiten zu wechseln),
- Gewichtung (Möglichkeiten zu bewerten),
- Ausgleich (nicht nur ..., sondern auch ...),
- Kompromiss (einerseits ..., andererseits ...),
- Vorbehalt (teils ..., teils ...),
- Unentschiedenheit (ob ... oder ob ...),
- Alternative (entweder ... oder ...),
- Zweifel (halb ..., halb ...),
- Verneinung (weder ... noch ...),
- Gleichzeitigkeit (sowohl ... als auch ...).

Vergleiche sorgfältig durchführen heißt, Entscheidungen gründlich vorbereiten. Eine solche Vorbereitung spitzt sich im günstigen Fall auf eine Alternative (faktischer, konditionaler, lokaler, temporaler, qualitativer, quantitativer, kausaler, finaler, modaler oder instrumentaler Art) zu.

Vergleiche werden im Bewusstsein permanent durchgeführt. Vergleichen lernen, das bedeutet, sich dies bewusst zu machen, um mehr Einfluss auf eine eigene selbstgesteuerte) Entwicklung zu gewinnen.

31
Mrz
2005

Spielen lernen

Begreifen, dass sich zweckfreies Verhalten insofern günstig auf die psychische Entwicklung auswirkt als die Neigung, geschlossene Strukturen zu bilden, durch das Interesse an offenen Strukturen kontrolliert wird.

spielen-lernen

Spielen lernen vollzieht sich als Änderung des Verhaltens, indem sich dieses nicht nur in starren Mustern (Automatismen bzw. Routinen) ausprägt, sondern auch in frei verfügbaren Teilstrukturen (Funktionselemente). Das bedeutet, dass Spiel als Haltung der Bildentwicklung und der Begriffsbildung gegenüber aufzufassen ist und solche Spiele gemeint sind, welche diese Haltung unterstützen. Die Absicht zu gewinnen ergibt sich aus dem Bedürfnis, den Erfolg offenen Strukturierens zu erleben, ein Erlebnis des plötzlichen Spannungsabfalls ('Aha-Effekt'). Dieses Erleben wird bei der künstlerischen, philosophischen, mathematischen Tätigkeit immer wieder durch wider Erwarten auftretende Ergebnisse aufgebaut, das heißt, dass der Künstler, Philosoph oder Mathematiker sein Tun als spannend erlebt, ergibt sich aus der Erfahrung des jederzeit möglichen Neuen. Der Wissenschaftler spielt insofern mit künstlerischen, philosophischen oder mathematischen Metasystemen, als er diese unvoreingenommen in der Natur ausprobiert.

Wer spielen lernen will, um seine eigene Entwicklung günstig zu beeinflussen, muss sich auf das Spiel der Gedanken mit Bildern oder auf das (Rück)Spiel der Bilder mit Gedanken einlassen. Alle anderen Spiele kommen erst dann in Frage (und dies auch nur kurzfristig), wenn er sie zuvor erfindet. Jeder, der Spiele gern möglichst oft wiederholt, ist kein Spieler mehr, sondern ein Sportler. Wie dieser benötigt er Geräte: Geld, Klötze, Steine, Kugeln, Figuren, Würfel, da sich sein Wettkampf auf spielmustergesteuerte motorische Geschicklichkeiten beschränkt.

Die Konkurrenz verwandelt das Spiel in einen Kampf, aus dem freien Umgang mit den besten Möglichkeiten wird ein Ausnutzen jeder Möglichkeit, die Vorteile bringt.

30
Mrz
2005

Kybernetik

Kybernetik, das ist die Methode zur Entwicklung von Modellen, um Erkenntnisse über die Funktionen von Organismen zu gewinnen.

kybernetik

Die kybernetische Vorgehensweise lässt sich auf die Durchführung einer phänomenologischen Analyse erfolgreich übertragen. Auf diese Weise lässt sich die tradierte Phänomenologie erhärten. Es gelingt, ein Modell von der Organisation bewusstseinsinterner Prozesse zu entwickeln, das sich empirisch (vor allem sprachanalytisch) kontrollieren lässt.

Die Kybernetik verhält sich insofern komplementär zur Phänomenologie, als sie im Gegensatz zu dieser nicht philosophische, sondern mathematische Verfahren benutzt.

Begründet man zwischen Kybernetik und Phänomenologie ein dialektisches Verhältnis, dann gewinnt man ein wissenschaftlich ertragreiches Spannungsfeld. Die Nutzbarkeit hängt allerdings entschieden davon ab, welche Arbeitsstrategien eingesetzt werden. Im Hinblick auf die Erforschung von Denkprozessen hat es sich am sinnvollsten erwiesen, introspektiv vorzugehen und diese Vorgehensweise den Modellierungsgesetzen (Prinzipien der Modellmethode) zu unterwerfen.

Die Übertragung transparent gewordener geistiger Vorgänge auf technische Systeme macht es notwendig, umkehrbar eindeutige Algorithmen zu erzeugen.

Diese Verschärfung der Formulierung von Organisationsstrukturen des Bewusstseins erleichtert die Vermittlung und somit die pädagogische Arbeit. Hinzu kommt, dass die Simulation die Bedingung der Möglichkeit für eine empirische Überprüfung darstellt.

29
Mrz
2005

Phänomenologie

Phänomenologie, das ist die Untersuchung von Denkprozessen, soweit sie durch Introspektion (geistige Wahrnehmung) erfasst werden können.

phaenomenologie

Diese Untersuchung wird durch folgende Phasen gekennzeichnet:
a) Formulierung des Vorgangs, der introspektiv erfasst werden soll, als Überführungsfunktion, b) Auslegung der dadurch erfassten informationellen Zustände als Verhältnis von Ursache und Wirkung, c) Überprüfung dieses Zusammenhangs in der Praxis, d) Definition.

Jede phänomenologische Untersuchung informationeller Prozesse verlangt zwar den Rückgang auf naive Beobachtung, aber sie unterzieht diese von Anfang an bestimmten Vorschriften, um die Subjektivität der Beobachtungen zu überwinden. Die introspektiv ermittelten Organisationsstrukturen von Denkprozessen müssen so weit 'reduziert' werden, dass sie sich jederzeit mathematisieren lassen, um empirisch überprüft werden zu können.

Phänomen, das ist jede Duplizität von Definitionen (Begriffe, die sich zueinander komplementär verhalten), die sich im Hinblick auf Denkprozesse als Organisationsprinzip auslegen lässt.

Die Durchführung der phänomenologischen Analyse setzt folgende Fähigkeiten voraus: Introspektion – Logik – Praxis (Erfahrung in dem Bereich, der phänomenologisch analysiert werden soll) – Ökonomie.

28
Mrz
2005

Lernverhinderung

Lernverhinderung, das bedeutet: Den Erwerb oder die Veränderung von Verhalten mit Hilfe der psychosomatischen Funktion vermeiden.

lernverhinderung

Verhaltensänderungen werden entweder durch Erzeugung entgegengesetzter Bilder oder durch Senkung der Bewusstseinskapazität (entweder durch Ablenkung oder durch Ermüdung) unterbunden. Jemand hat sich z.B. entschlossen, ab morgen regelmäßig zu arbeiten, also schrittweise das zu tun, was gerade anliegt. Am anderen Morgen liefert ihm das Unterbewusstsein ein diesem Vorsatz entgegengesetztes Bild, z.B. 'Zeitungslektüre'. Gelingt diese psychisch organisierte Ablenkung nicht, dann wird der Vorsatz durch organisatorische Maßnahmen im physischen Bereich blockiert, z.B. dadurch, dass sehr starke Ermüdungserscheinungen erzeugt werden. Aufgrund der psychosomatischen Funktion (Wechselwirkungsbeziehung zwischen Seele (psyche) und Körper (physis)) kann die Ermüdung als Mittel zur Abwehr von Verhaltensänderungen noch bildlich dadurch unterstützt werden, dass das Bild "Jetzt noch einmal ins Bett" entsteht, unter Umständen durchaus begründet durch ein weiteres Bild, "...um dann frischer zu sein" (Ausrede).

Die Verhinderung von Verhaltensänderungen ist natürlich und besagt nur, dass die geplante Verhaltensverbesserung den subjektiven seelischen oder körperlichen Bedingungen widerspricht. Plan und Wirklichkeit stimmen nicht überein, und deshalb ist eine Umsetzung unmöglich. Das Vorhaben verstößt gegen eine Gewohnheit, statt sich dieser anzugleichen.

Werden Gewohnheiten längerfristig übergangen statt geändert, dann führen ungelöste Konflikte (einander entgegenfließende Informationsströme, also widersprüchliche Denkrichtungen) zur Neurose, zur Angst bzw. Depression, zur Nervosität oder zur erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten.

27
Mrz
2005

Lernbereitschaft

Lernbereitschaft, das ist die Bejahung, bestimmte Verhaltensweisen zu erwerben oder zu verbessern und die Umsetzung dieser Zustimmung in erhöhte Aufmerksamkeit, um etwas differenzierter zu beobachten bzw. trennschärfer einzuprägen, in erhöhte Konzentration, um exaktere Erinnerungen bzw. strukturiertere Vergegenwärtigungen von Erfahrungen zu ermöglichen.

lerbereitschaft

Lernbereitschaft lässt sich bewusst herstellen. Da die Leistung (Umsetzung von Wahrnehmungen in Beobachtungen, von Beobachtungen in Bilder, von Bildern in Begriffe, von Begriffen in Handlungen innerhalb einer bestimmten Zeit) zu Lernbeginn noch gering ist und erst allmählich ansteigt, gehört zur
Lernbereitschaft auch die Vorbereitung dessen, was bearbeitet werden soll (Anlauf-, Einstellungs-, Umschaltzeit).

Der Lernplan ist die Bedingung der Möglichkeit für erfolgreiches Lernen, weil sich das Unterbewusstsein auf den Umfang der vorzunehmenden Verhaltensänderungen einstellen muss (Prädisposition).

Die Terminierung von Lernabschnitten erübrigt eine Diskussion unterwegs, eine Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lernwegs, die sehr schnell bei der Frage nach dem Sinn des Lebens überhaupt ankommen kann Abwehrmechanismus).

Sobald informationelles Verhalten grundsätzlich geändert wird, benötigt das Bewusstsein Zeit, um den neuen geistigen Akt inszenieren zu können ('Kulissenwechsel'). Solche Umstellungen sind erforderlich, sobald der Schwierigkeitsgrad geistiger Arbeit entschieden gesteigert wird – die Umkehrung gilt nicht.

26
Mrz
2005

Lernen organisieren

Begreifen, dass Verhaltensverbesserungen jederzeit möglich sind, wenn Verhaltenskorrekturen ausschließlich nach dem ökonomischen Prinzip 'Minimaler Aufwand - maximaler Effekt' durchgeführt werden.

lernen-organisieren

Sobald der Aufwand zu hoch und der Erfolg zu gering erscheint, erlischt die Lernbereitschaft. Um das Bewusstsein täglich neu auf das Lernen bzw. auf den Informationserwerb einzustellen, müssen Aufgaben, die zu erledigen sind, nach dem hierfür erforderlichen Aufwand sortiert werden, und zwar nach:
- leicht (Arbeitsbeginn),
- weniger leicht,
- schwierig,
- am schwierigsten (Leistungshoch),
- weniger schwierig,
- leicht (Leistungstief).

In der Regel entstehen somit zwei Arbeitsketten pro Tag: eine Vormittags- und eine Nachmittagsreihe, wobei darauf geachtet werden sollte, dass das Nachmittagshoch schwächer ist als das Vormittagshoch. Die schwierigste Aufgabe des Nachmittags sollte deshalb weniger schwer sein als die schwierigste Aufgabe des Vormittags. Dies gilt nicht, wenn der Aufwand für die einzelne Aufgabe gefühlsmäßig eingeschätzt wird, wenn also an die Stelle des Schwierigkeitsgrades die Befindlichkeitsskala tritt:
- gern (Arbeitsbeginn),
- weniger gern,
- ungern,
- am unangenehmsten (Leistungshoch),
- weniger unangenehm,
- gern (Leistungstief).

25
Mrz
2005

Informieren lernen

Informieren lernen heißt: Begreifen, dass Information anbieten eine Möglichkeit zur Verhaltensverbesserung bedeutet.

informieren-lernen

Verhaltensverbesserung, das bedeutet:
- Inhalte werden genauer erfasst,
- Stimmung und Einstellung werden verbessert,
- Situationen werden angemessener interpretiert,
- Verhalten wird differenzierter,
- Zeiten werden besser eingeteilt,
- Argumente werden stichhaltiger,
- Ziele werden schärfer formuliert,
- Erfahrungen werden gründlicher ausgewertet,
- Aufwendungen werden geringer,
- Strategien werden erfolgreicher.

Um Information in dieser Richtung vermitteln zu können, müssen folgende Fehler vermieden werden:
- Bilder und Begriffe werden zu komplex, das heißt sie stellen mehr dar, als im Augenblick benötigt wird,
- Nebensächlichkeiten werden zur Hauptsache,
- Zusammenhänge lösen sich auf, weil einzelne Teile zu stark hervorgehoben werden,
- Gesichtspunkte werden gewechselt, weil Bilder oder Begriffe assoziierend erzeugt werden,
- Bilder oder Begriffe sind keine Beispiele, weil sie entweder zu abstrakt oder nicht geschlossen sind,
- Bilder oder Begriffe beziehen sich nicht auf vorhandene Erfahrungen,
- Bilder oder Begriffe sind nicht verlockend.
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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