Unilogo

2
Jun
2005

Gedanken sind Aufforderungen

Denken geschieht als Bilderleben. Und Zoomen ist eine Weise mit Bildern zu spielen.

gedanken-sind-aufforderunge

Denken ist das Spielen mit Bildern in unserer Vorstellung. Die Philosophie schenkt uns die Möglichkeit, dieses Spiel immer besser zu beherrschen und so mit Bildern zu spielen, dass sie sich zu schöpferischem Gestalten vereinigen.

Das Spiel mit Bildern, das Bilder-Leben und das Bild-Erleben also, muss behutsam erweitert werden, wenn es sich entwickeln können soll.

Wir haben das Zoomen, die Nähe und Ferne zu Bildern in unserer Vorstellung, vergegenwärtigt. Die Beschreibung des Zoomens als Annähern und Entfernen reicht zwar für das geistige Wahrnehmen und Betrachten aus, aber sie lässt noch keine geregeltes Überführen in Beobachten zu.

Die Schwierigkeiten, solche Überführungen zu leisten, ergeben sich vor allem aus der Sprache. Worte bleiben weit hinter dem zurück, was Bilder zeigen. Die Aufforderung, einen Grashalm zu zoomen, vermag nur anzugeben, was mit dem Bild getan werden soll. Über den Inhalt des Bildes wird nichts ausgesagt. Der Inhalt wird lediglich beim Namen genannt.

Zur Sprache gebrachtes Denken vermag nicht mehr widerzuspiegeln als das, was mit etwas zu tun ist. Eine klare Aufforderung, mit etwas Bestimmten etwas Bestimmtes zu tun, heisst Gedanke. Zoomen ist ein solcher Gedanke.

Alle Sätze, die zu einem Tun auffordern, enthalten folglich Gedanken. Beispiel: Nehmen Sie den Grashalm wahr. Betrachten Sie ihn. Beobachten Sie ihn...

1
Jun
2005

Ein Gedanke gestaltet sich

Denken lässt sich einfach sichtbar machen! Das geschieht durch die Sprache. Ein Wort ohne Bild ist wie ein leerer Rahmen. Ein Wort mit einem unbewegten Bild ist noch kein Gedanke.

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Zum Beispiel erzeugt das Wort "Grashalm" sofort ein Bild. Um aus diesem Bild einen Gedanken zu erzeugen, muss dieser Grashalm zum Leben erwachen. Die Vorstellung von diesem Grashalm muss lebendig werden. Der Grashalm wiegt sich in einem leichten Windhauch. An diesem Grashalm perlen die letzten Tautropfen des frühen Morgen ab. Ein Marienkäfer lässt sich von diesem sich im Wind wiegenden Grashalm hin und her schaukeln. Das sind einige Bilder, die aus den Vorstellungen von diesem Grashalm einen Gedanken entstehen lassen.

Während dieser Gedanke sich zu gestalten beginnt, laufen viele Prozesse ab, die uns gewöhnlich nicht als Denken bewusst werden. Über die wichtigsten Vorgänge, die das natürliche Denken auszeichnen, werden wir in den kommenden Tagen mehr erfahren. Heute betrachten wir den ersten dieser Vorgänge.

Sobald wir das Wort "Grashalm" lesen oder hören, erscheint ein Grashalm in unserer Vorstellung, und zwar in einem Abstand, der uns gemäß ist. Wir nehmen diesen Grashalm geistig wahr. Denken entsteht spontan, sobald wir diesen Abstand verändern, um den Grashalm zu betrachten. Wir können diesen Grashalm näher betrachten und dichter zu uns heranholen, um uns seine Oberfläche genauer anzusehen. Wir können diesen Grashalm aber auch aus einem größeren Abstand betrachten, weil wir seine Umgebung miteinbeziehen wollen.

Das Denken, das den Abstand zu etwas, das wir betrachten, regelt, heißt Zoomen. Die Abstandsregelung ist die natürliche Form der Abstraktion. Abstrahieren bedeutet: etwas unter bestimmten Voraussetzungen konkretisieren. Wenn wir den Grashalm zu uns heranzoomen, schneiden wir ihn gleichsam aus seiner Umgeben heraus. Das Zoomen ermöglicht uns die Entscheidung über bestimmte Bildausschnitte.

Das Zoomen regelt die Sprache durch das Zusammensetzen von Wörtern. Die Zusammensetzung von Wörtern zeigt, wie nah oder fern wir etwas sind. So bestimmt die Zusammensetzung der Wörter: Sonnenblumen – Blüten – Blatt – Farbe (Sonnenblumenblütenblattfarbe) eine größere Nähe als das Wort Sonnenblume.

31
Mai
2005

Lässt sich Denken sehen?

Diese Frage scheint sich von Aristoteles her bejahen zu lassen. Aber Aristoteles spricht nicht vom Denken, sondern vom Erkennen.

denken-sehen

Er-Kennen bedeutet aber jenen Weg beschreiten, welcher das Wissen erweitert, also den Bestand von Handlungsentwürfen, Handlungsmodellen und verwirklichten Handlungsmustern. Diese Wege können empirisch sein wie zum Beispiel in der Physik oder konstruktiv wie zum Beispiel in der Mathematik. Obgleich Aristoteles also nur mittelbar auf das Denken eingeht, hat er wesentliche Grundlagen dafür geschaffen, um das Denken überhaupt denken zu können. Später hat Immanuel Kant diese Grundlagen einer bis heute maßgeblichen Kritik unterzogen. Kants erweiterte Grundlegung des Denkens hat wenigstens den mittelbaren Zugang für das Wahrnehmen, Betrachten, Beobachtens und Begreifens des Denkens selbst geschaffen. Aber ohne Ausweis durch Veranschaulichung bleibt ein unmittelbarer Zugang verwehrt.

Solange sich Denken nicht empirisch ausweisen lässt, verbleibt dieser Prozess im spekulativen Bereich und lässt sich religiös, mythisch, esotherisch oder pseudowissenschaftlich behaupten. Und vor allem muss vorweg akzeptiert werden, dass Denken mehr ist als das, was sich in herkömmlicher Weise wissenschaftlich erfassen lässt.

Denken lässt sich natürlich für alle sehen. Schließlich machen wir alle unsere Erfahrungen damit. Aber es ist nach wie vor offen, wie es sich so betrachten und beobachten lässt, dass es ganzheitlich begriffen werden kann.

Der Begriffskalender will dazu nicht nur Anregungen liefern, sondern auch Möglichkeiten eröffnen, um auf dem Weg des Denkens voranzukommen.

30
Mai
2005

Aristoteles 2 – Die Entdeckung der Wissenschaft

Im Gegensatz zu den griechischen Naturphilosophen betrachtet Aristoteles nicht mehr das Werden als Ursache und Grund allen Seins sondern befragt das Sein selbst. "Worin besteht die Ursache allen Seins?"

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Mit dieser Fragestellung löst sich die Philosophie von den eingegangenen Verbindlichkeiten mit der Natur und begründet ihren Gegenstandsbereich unabhängig von allem Werden. Damit wird die Einheit von Theorie gespalten und Theorie wird fortan zum Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen des Denkens selbst. Das ist der eigentliche Geburtsvorgang wissenschaftlicher Theorie. Aristoteles entdeckt letzlich die Möglichkeit für das Denken, sich selbst zu denken.

Seitdem bemüht sich jede Wissenschaft, vor aller Erfahrung zunächst einmal ihre Art und Weise des Vorgehens zu klären (Methodik), bevor sie sich auf empirische Untersuchungen einlässt. Dass das funktioniert beweist die Mathematik und deren Anwendung durch die Naturwissenschaften. Dagegen folgt die Physik noch nahezu zwei Jahrtausende der Vorgehensweise der griechischen Naturphilosophen und entwickelt ihre Gesetze aufgrund von Experimenten. Eine Kehre von "Theorie aufgrund von Experimenten" zu "Experimente aufgrund von Theorie" erfolgt erst im letzten Jahrhundert. Albert Einstein ist der bekannteste Repräsentant dieser Kehre.

Das Problem, das sich die Wissenschaft durch die Abkehr von der Unmittelbarkeit des Werdens einhandelt, zeigt sich heutzutage besonders deutlich in der Medizin, die nicht mehr den einzelnen Menschen, ja nicht einmal den menschlichen Körper insgesamt wahrnimmt, sondern hochspezialisiert nur noch einzelne körperliche Funktionen betrachtet. Aus der Sicht der Medizin ist das nicht anders zu machen, denn kein Arzt wäre auch nur entfernt in der Lage, das medizinische Wissen gegenwärtig zu haben. Das hoch spezialisierte Vorgehen der Medizin kann den zureichenden Grund durch eine deutliche Verlängerung des menschlichen Lebens ausweisen.

Während das Problem für die Medizin durch die Entscheidung für die Verlängerung der Lebenszeit gelöst erscheint, tun sich andere Wissenschaften sehr schwer damit. So hat beispielsweise die Pädagogik gerade durch ihre Theorien die Praxis aus den Augen verloren. Trotz aller reformpädagogischen Bemühungen, diese Wissenschaft doch wieder vom Menschen aus zu betreiben, setzt die Pädagogik vor alle Praxis immer noch eine ihrer vielen Theorien. Pädagogik erweist sich so als eine Wissenschaft, die wahrscheinlich Aristoteles am gründlichsten mißverstanden hat, wohl aus Unwissenheit über das, was Aristoteles "praktische Wissenschaft“ nennt.

29
Mai
2005

Aristoteles 1 – Kühles Denken

(384 bis 324 v. u. Z.)
Es wird kälter in der Welt des Denkens.

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Aristoteles folgt Sokrates und Platon, was die Forderung nach allgemeinen Bestimmungen angeht. Aber er löst das Erkennen von den alltäglichen Bezügen. Für ihn ergibt sich die Notwendigkeit, den Prozess des Erkennens unabhängig von der sinnlich vernehmbaren Welt zu untersuchen. Er nennt "theoretische Wissenschaft" jene Wissenschaft, welche alles, was unabhängig vom Menschen geschieht, untersucht. Die theoretische Wissenschaft macht sich ausschließlich den Prozess des Erkennens selbst zum Gegenstand. Damit folgt zwar Aristoteles den Ansätzen vor allem von Thales und Pythagoras, aber er geht über diese weit hinaus, indem er die Philosophie von allen Ausweisen und Beweisen durch sinnlich Vernehmbares löst. Als Bilderleben wird das Denken selbst zum Gegenstand des Denkens.

Durch diesen Vorgang schließt Aristoteles Wirklichkeitsbezüge nicht aus. Die "praktische Wissenschaft" macht sich die menschlichen Handlungen zum Gegenstand. Aber sie kann seiner Ansicht nach nicht mehr leisten als wiederum Handlungen hervorzubringen.

Die "poietische Wissenschaft" untersucht dagegen das, was im Bereich des schöpferisch hervorbringenden Verhaltens des Menschen liegt, wobei sich Aristoteles vorwiegend auf die Dichtung bezieht.

Durch diese 'Dreiteilung' der Wissenschaft sieht sich Aristoteles vor die Aufgabe gestellt, ein übergreifendes wissenschaftliches System zu schaffen, das für alle Wissenschaften Gültigkeit hat. Den alle Wissenschaften übergreifenden Weg nennt Aristoteles Logik.

Im Gegensatz zu Platon, der Philosophie als Einheitswissenschaft auffasst, also als eine Wissenschaft, die alles Bereiche menschlichen Wissens zum Gegenstand hat, löst Aristoteles die Wissenschaft gleichsam in Einzelwissenschaften auf. Mit dieser Auflösung beginnt quasi die vorgeburtliche Zeit des heutigen 'Fachidioten'. Die Einzelwissenschaften als einzelne Disziplinen sind geboren.

28
Mai
2005

Philosophische Bilder VIII – Die dreizehnte Frage

Die dreizehnte Frage bildet gleichsam die Summe (summa summarum) der zwölf Fragen. Es ist die Frage nach sich selbst. Diese Frage beantwortet sich nicht aufgrund von irgendwelchen Selbst-Grübeleien.

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Die Antwort auf die Frage:

13. Wer bin ich?

ergibt sich durch Widerspiegelung meiner Persönlichkeit in meinem Verhalten als Person anderen Menschen gegenüber. Viele, die lange über sich selbst ergebnislos nachdenken, würden eine sehr schnelle Antwort erhalten, wenn sie sich über jene Menschen Gedanken machen würden, zu denen sie Beziehungen eingegangen sind. Sie sollten sich fragen, in wiefern sie diesen Menschen genügen.

Starkes Selbst-Bewusstsein ist eine Frage von Selbstlosigkeit. Umgekehrt zeugt ein schwaches Selbst-Bewusstsein von Selbst-Sucht. Wir Menschen sind soziale Lebewesen und auf andere angewiesen. Die Ich-Stärke kann allein durch das Du des anderen wachsen. Da hilft einem kein Gott! Wenn wir zu uns selbst kommen wollen, müssen wir auf den anderen zugehen!

27
Mai
2005

Philosophische Bilder VII – Fragen der Organisation

Die griechischen Philosophen kannten den Begriff "Bewusstsein" noch nicht. Sie hatten aber Namen für das, was wir heutzutage mit "Bewusstsein" meinen.

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Die Griechen nannten das vorstellungsmäßige Vorwegnehmen von Handlungen "Theorie" und die Umsetzung dieser Vorstellungen "Praxis". Die Einheit von "Theorie" und "Praxis" nannten sie "Vernunft" (nous). Entsprechend bestimmten sie den Menschen als "vernunftbegabtes Lebewesen" (nous zoon echon). Der Mensch ist das Lebewesen, das sich vernünftig verhält (~ handelt), also sich aufgrund einer genauen Vorstellung von dem, was zu tun ist, folgerichtig verhält. Sollte man wenigstens meinen.

Die Fragen der Organisation beantworten sich letztlich immer aus der Art und Weise der Selbst-Organisation. Im Unterschied zu den Antworten auf alle anderen Fragen sind die Antworten auf die Fragen der Organisation nur Fakten. Es zählt allein, wie sich jemand in einer bestimmten Situation verhält.

Alles Theoretisieren über Freundschaft bleibt leer, wenn Freundschaft nicht praktiziert wird. Vielen mangelt es heutzutage an Mut, das, was in ihnen vorgeht, wirklich auszusprechen. Interessanterweise sind heutzutage die Weblogs voll von sehr persönlichen Aussagen. Es wird öffentlich über sehr intime Vorgänge in einem selbst nachgedacht, statt sich in den Beziehungen, die man doch zu haben vorgibt, unmittelbar mitzuteilen. Das zeugt von Furcht vor Nähe.

Es ist durchaus sinnvoll, einmal die eigenen Beziehungen anhand der zwölf Fragen unvoreingenommen in Frage zu stellen. Wer sich beispielsweise in Beziehungen so austauscht, dass er mit den ersten drei Fragen auskommt, wer also in Beziehungen nicht mehr als Alltägliches mitteilt, sollte sich bewusst machen, dass er im Grunde vor dieser Beziehung flüchtet, weil er letztlich das Wagnis der Nähe scheut. Viele, die vorgeben, befreundet zu sein, teilen sich nicht mehr mit als das gute Geschäftspartner auch tun.

Die folgenden Fragen der Selbst-Organisation haben die Grundgestalt:

10. In welcher Situation kann ich mein Vorhaben am besten umsetzen?
11. Wie viel Zeit nehme ich dafür?
12. Welcher Weg zeigt sich mir, um zum Ziel zu gelangen?

26
Mai
2005

Philosophische Bilder VI – Fragen nach Sinn und Zweck

Fragen nach Sinn und Zweck stellen sich kaum, wenn die Antworten an Religionen und Ideologien delegiert werden.

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Diese Fragen stellen sich, um Möglichkeiten der Orientierung zu erfassen an:
  • Leitideen und Vorbildern,
  • Gegebenheien und Bedürfnissen,
  • Werten und Normen,
  • Gesetzen und Regeln,
  • Verboten und Geboten.
Aus diesen Orientierungsmöglichkeiten u.a. erwachsen Verantwortungen, entstehen Vereinbarungen und ergeben sich Pflichten.

Die Fragen nach Sinn und Zweck lassen sich in ihrer kürzesten Form so darstellen:

7. Aus welchem Grund ereignet sich das?
8. Zu welchem Zweck geschieht das?
9. Steht der Aufwand im rechten Verhältnis zum Geschehen?

Diese Fragen stellen sich im Alltag in noch kürzerer Form. Wir nennen das dann die Stimme des Gewissens.

25
Mai
2005

Philosophische Bilder V – Fragen aus Neugier

Das innere Auge ist geschlossen, bis es Fragen öffnen!

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Fragen über das bloße Identifizieren hinaus stellen sich in der Kindheit von selbst. Die Lust zu fragen bleibt erhalten, wenn Erwachsene die Fragen der Kinder sorgfältig beantworten. Die Neugier oder die Lust zu fragen ist eine wesentliche Voraussetzung für das Philosophieren.

Philosophisches Denken setzt die Fähigkeit vollständigen Fragens voraus. Es ist verführerisch, alle Möglichkeiten zu fragen, einfach vorzugeben. Erforschen Sie deshalb vorweg einmal, wie viele Arten und Weisen zu fragen Sie entdecken. Hinweis: Benutzen Sie die verfügbaren Fragefürwörter und achten Sie darauf, dass sie diese nicht mehrfach verwenden. Achten Sie besonders auf die feinen Unterschiede! Die Neugier drückt sich in den Fragen aus:

4. Was ist die Ursache dieses Geschehens? Warum geschieht das?
5. Was ist die Wirkung dieses Geschehens? Wozu geschieht das?
6. Unter welchen Umständen lässt sich das beobachten? Wobei geschieht das?

Neugier wird ausgelöst durch fehlende Erklärungen für eine Erscheinung, ein Ereignis, eine Situation, eine Person... Warum bin ich wie ich bin? Welchen Einfluss (Wirkung) haben welche Ereignisse und Personen auf mich gehabt? Unter welchen Voraussetzungen lässt sich das für mich herausfinden?

Diese persönlichen Fragen sind sehr viel schwieriger zu beantworten als beispielsweise Fragen nach den Ursachen und Wirkungen von Naturerscheinungen. Das begründet sich einerseits aus Selbst-Schutz anderereits aus Vorgängen der Verdrängung. Gewöhnlich geben wir uns vorschnell mit 'oberflächigen' Erklärungen ab, und wir versuchen erst gar nicht, tiefer gehende Fragen zu stellen. So treffen viele Entscheidungen aufgrund von Feststellungen, über die sie letztlich nie weiter nachgedacht haben. Bisweilen werden sogar Entscheidungen getroffen, nur um sich zu entscheiden.

24
Mai
2005

Philosophische Bilder IV – Fragen für das Überleben

Die Vorrechte der einzelnen Fragen richten sich nach den Situationen, in denen wir uns gerade befinden.

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In gefährlichen Situationen muss oft im Bruchteil einer Sekunde entschieden werden, um dann umgehend reagieren zu können. Die Reaktionszeit wird durch die drei Fragen entschieden:

1. Welche Eigenschaften charakterisieren das, was da geschieht?
2. Was ist das für ein Geschehen?
3. Wie reagiere ich darauf?

Liegen Erfahrungen vor, dann können diese Fragen bereits vorbewusst entschieden werden. Das Beantworten dieser Fragen macht die sogenannte Schrecksekunde aus. Beispiele: Tier überquert die Fahrbahn, Ball rollt auf die Strasse. Ein Knall.
Die Fragen, die eine mögliche Flucht vorbereiten, sind interessanter Weise zugleich auch die Fragen, mit denen sich viele im Alltag begnügen. Es genügt uns offensichtlich, etwas aufgrund einiger Eigenschaften als etwas Bestimmtes zu identifizieren und zu reagieren. Eine weitergehende Auseinandersetzung kann mit diesen drei Fragen allein nicht erfolgen.

23
Mai
2005

Philosophische Bilder III – Gut gefragt ist halb gefunden

Denken vollzieht sich zwar als Bilderleben, aber das Bild-Erleben darf sich nicht als Wiederholen des immer Gleichen vollziehen.

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Denken vollzieht sich als Gestalten von neuen Bildern. Als Bilderleben gestaltet sich Denken aufgrund mehrerer zugleich ablaufender Vorgänge. Einer dieser Vorgänge ist das Fragen. Nicht gemeint ist das Fragen im Sinne des Erkundigens. Es muss sich schon um Fragen handeln, die Sie wirklich über Ihren Alltag hinaus beschäftigen. Diese Fragen dürfen nicht vage sein. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist zum Beispiel viel zu 'allgemein' als dass sie als philosophische Frage gelten könnte.

Es mag überraschen, aber das Fragen muss erst gelernt werden. Denn: gewöhnlich organisiert unser Bewusstsein nur jene Standard-Fragen, die wir für den Alltag brauchen. Es existieren folgende Arten und Weisen zu fragen:
  • Fragen für das Überleben
  • Fragen aus Neugier
  • Fragen nach dem Nutzen
  • Fragen der Organisation
  • Fragen nach sich selbst
Die einzelnen Fragen werden in den folgenden Tagen behandelt. Welche Fragen kennen Sie und welche Bilder entstehen in Ihnen, sobald Sie sich diese Fragen vergegenwärtigen?

22
Mai
2005

Philosophische Bilder II

Denken vollzieht sich als Bilderleben. Jeder Gedanke kann sich nur als Bild zur Sprache bringen.

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Texte, die keine Bilder erzeugen, sehen nur so aus, als ob gedacht worden wäre. Nicht jeder kann jeden Text verstehen. So gelten die Anforderungen der Bilderzeugung durch wissenschaftliche Texte freilich nur für die entsprechenden Fachleute. Aber für sie gelten sie!

Wer gedankenlose, weil bilderlose Texte erzeugt, hat entweder mit Minder- oder Höherwertigkeitskomplexen zu tun. Er braucht entweder Anerkennung oder Macht.

Das zweite philosophische Bild entsteht durch das Spiel mit Wörtern. Vergegenwärtigen Sie sich ein Wort und fügen Sie nur Wörter hinzu, die damit in Zusammenhang stehen. Wählen Sie ein Wort, das Ihnen naheliegt. Falls Sie den Monat Mai wählen, könnten das Wörter sein wie Blumen, blühende Bäume, Maiglöckchen, Regenwetter, frösteln... Es sind Wörter, die Sie Ihren Monat Mai ausmalen lassen.

Wenn Sie genug Wörter haben, spielt das Gehirn mit Ihren Wörtern und setzt sie zu vielfältigen, sehr unterschiedlichen Bildern zusammen.

Kennen Sie Ihre Lieblingswörter und Ihre Lieblingsbilder? Prüfen Sie, wie sehr sich diese von Tag zu Tag unterscheiden.

21
Mai
2005

Philosophische Bilder I

Die Bilder philosophischer Gedanken sind bewusstseins-organisatorische Anweisungen. Solche Anweisungen sind beispielsweise auch mathematische Formeln. Diese Formeln sind für das Bewusstsein Anleitungen, bestimmte Bilder zu entwickeln. Ohne Vorstellungen sind Formeln nicht zu begreifen.

philosophische-bilder1

Das erste philosophische Bild entsteht aufgrund der Anweisung, einem Wort ein Bild zuzuweisen, um das Wort als begriffen auszuweisen. Vergegenwärtigen Sie sich einmal innerhalb von zehn Sekunden zehn Bilder. Sie werden feststellen, dass Sie diese Bilder spontan mit den entsprechenden Wörtern bezeichnen. Versuchen Sie es nun einmal umgekehrt. Vergegenwärtigen Sie sich zehn Wörter und dazu die entsprechenden Bilder. Sie werden feststellen, dass das wesentlich langsamer geht. Sie werden wahrscheinlich bemerken, dass Sie bisweilen mehrere Wörter zur Auswahl haben.

Überlegen Sie, warum es schneller geht, Bildern Wörter zuordnen als Wörtern Bilder zuzuweisen. Sobald Sie diese Überlegung anstellen, vollziehen Sie philosophische Gedanken. Sie denken über das Denken nach, also über das Bilderleben, das wir Bewusstsein nennen.

20
Mai
2005

Philosophie XII

Wir sind unterwegs zur Sprache. Dieser Weg ist ein Suchen nach geeigneten Bildern für das philosophische Denken. Der Wunsch, solche Bilder zu entdecken, ergibt sich aus dem Unbehagen an der doch teilweise sehr schwer verständlichen Sprache überkommener Philosophie.

19mai05

Noch einmal: Das Wort lässt sich durchaus wie ein Bilderrahmen vorstellen. Ohne Bild hat dieser Rahmen keine Funktion. Für das Gehirn ist das Wort eine neuronale Adresse für Bilder. Ohne Bilder ist ein Wort gleichsam neuronal unzustellbar. Bildlose Worte wirken wie nicht abgesandt.

Weil philosophisches Denken umfassend ist, eignen sich alle Arten von Bildern. Eine besondere Art von Bild ist das Gedicht "Schillern".


schillern

in mehreren Farben spielen
die Gedanken:
weder weiß noch schwarz
im Dazwischen
leicht
jedes Bild
wie ein Flügelschlag
dessen Licht
noch nicht verdunkelt
im gedruckten
Schwarz auf Weiß

Susanne M. Abel


Dieses Bild spiegelt die Vielfalt von Gedanken und lässt erahnen, welche Sorgfalt erforderlich ist, sollen Gedanken im Gewand der Sprache Gestalt bekommen..
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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