Unilogo

8
Sep
2005

Interview zum Unterricht (1)

interview-unterricht1

IL: Gewöhnlich wird Information mit Mitteilung gleichgesetzt. Trifft diese Gleichsetzung eigentlich zu?

IR: Nein! Das Wort Mitteilung besagt etwas Anderes als das Wort Information. Im Wort Information steckt in Form bringen, formen, gestalten also. Im Wort Mitteilung steckt dagegen eher das miteinander teilen. Wer informieren will, verfolgt also eine andere Absicht als jemand, der mitteilen will. Wer informiert, sagt damit nicht unbedingt auch schon aus, dass er sein Wissen mit einem Menschen teilen will. Wer informiert, kann auch beabsichtigen, den anderen zu seinem Vorteil zu beeinflussen. Das Wort Mitteilung hat demnach eine soziale Bedeutung, das Wort Information nicht unbedingt.

IL: In diesem Zusammenhang fällt einem natürlich auch sofort das Wort Nachricht ein. Schwingt hier etwa die Bedeutung einer Aussage mit, nach der sich jemand, der sie vernimmt, richten soll?

IR: In der Tat. Die Nachrichtensender wählen Ereignisse oder Situationen, über die sie berichten wollen oder eben auch nicht. Sie entscheiden, was sie Hörern oder Zuschauern vorenthalten oder nicht. Nachrichten sind gefilterte Berichte. Der Empfänger richtet sich nach solchen Nachrichten insofer, als er seine eigene Situation unter Umständen danach einrichtet.

IL: Findet dann echte Kommunikation nur aufgrund von Mitteilungen statt?

IR: Im Wort Kommunikation steckt das sich gemeinsame Austauschen. Kommunikation funktioniert folglich allein auf der Basis von Mitteilungen.

IL: Nun gibt es ja mehr oder weniger erfolgreiche Kommunikation ...

IR: Das hängt davon ab, wie gut sich die Menschen, die miteinander kommunizieren, verstehen. Um das recht deutlich machen zu können, verwende ich lieber das Wort Information. Im Gegensatz zum Wort Mitteilung wird im Wort Information die Wirkung einer Mitteilung mit gedacht. Ideale Informationen sind intensiv wahrgenommene, erlebte, gefühlte Mitteilungen. Ideale Informationen vermitteln Bilder, Gedanken, Gefühle. Ideale Informationen stabilisieren, stellen also das Gleichgewicht zwischen gebenden und nehmenden Menschen her....

7
Sep
2005

Das kleine Bewusstsein

das-kleine-bewusstsein

Sobald wir wahrnehmen, filtern wir. Sobald wir betrachten, gestalten wir. Sobald wir beobachten, entscheiden wir. Sobald wir begreifen, vereinfachen wir.

Indem wir filtern, legen wir uns die Dinge zurecht. Indem wir gestalten, sehen wir Dinge nicht mehr an, sondern wir sehen das in sie hinein, was uns gefällt. Indem wir beobachten, verteidigen wir unseren Standpunkt. Indem wir begreifen, ergreifen wir. Und indem wir handeln, wollen wir unsere Erfahrungen bestätigen.

6
Sep
2005

Geburt des kleinen Bewusstsein

geburt-kleines-bewussts

Das kleine Bewusstsein ist in mehrfacher Hinsicht ein Unglück für den Menschen. Aufgrund der Entdeckung der Kunstsprache (Schriftsprache) zwingt es die Natursprache (Körpersprache) aus dem Bewusstsein in das Unbewusstsein und trennt somit Gefühlszeichen (Laute) von Verstandeszeichen (Worte). [Geburt der Lüge]

Aufgrund der Entdeckung des Begriffs zwingt es zur Einschränkung des sinnlichen Wahrnehmungsfeldes. [Geburt des Modells oder Filters]

5
Sep
2005

Wahrheit des kleinen Bewusstseins

wahrheit-des-kleinen-bewuss

Das Wenige, das bleibt und das wir von all unseren Wahrnehmungen, Empfindungen und Gefühlen bewusst erfassen, können wir wiederum nur zu einem geringen Teil gedanklich festhalten und uns später daran erinnern. Die Enge des Bewusstseins scheint uns daran zu hindern, alles von uns zu erfahren.

Unsere eigene Geschichte erscheint als ein Geschehen, das sich zum Großteil ohne uns ereignet. Wer sich abends noch einmal den Verlauf des Tages vergegenwärtigt, betrachtet nicht mehr als das, was er da für sich zurechtgelegt hat.

4
Sep
2005

Wahrheit als Berührung

wahrheit-beruehrung

Begreifen vollzieht sich wesentlich als (...) greifen. Was wir nicht berühren dürfen, können wir auch nicht verstehen. Das Fassen geschieht ganzheitlich geistig, seelisch und körperlich, mit Kopf, Herz und Hand oder gar nicht.

Wahrheit wird in der Metaphysik als Eröffnen erfahren, also als ein ständiges Unterwegs: ein langer, ein lebenslanger Weg der Annäherung an das, was nicht (er-)scheint, sondern ist. Sympathie führt geradeaus, Antipathie auf Abwege.

3
Sep
2005

Wahrheit als Geschmack

wahrheit-geschmackssache

Das schmeckt mir nicht. Das stinkt mir. Das fühlt sich nicht gut an. Das berührt mich nicht. Die Wahrheit einer Wahrnehmung gestaltet sich körpersprachlich zur Frage des Geschmacks.

Menschen, die sich nicht gefallen, nicht riechen und schmecken können oder berühren mögen, sollten sich einander möglichst neutral mitteilen, z.B. eher emailen oder simsen statt telefonieren. Die Kurzmitteilung ist körperlich geschmacklos.

2
Sep
2005

Wahrheit als Duftnote

wahrheit-geruch

Menschen, die sich nicht riechen können, sagen sich auch nicht die Wahrheit. Hier gibt es unter Umständen einen natürlichen Widerspruch zwischen Stamm- und Großhirn zu Gunsten der Fortpflanzung, denn Partner, welche gut riechen, haben von uns genetisch verschiedene Immunsysteme, ein Vorteil für die Widerstandsfähigkeit des Nachwuchses.

Die Duftnote bestimmt maßgeblich die sexuelle Attraktivität und damit die Bereitschaft, sich körperlich, seelisch und geistig mitzuteilen. Augen, Ohren, Nase, Haut und Geschmack lassen uns Wahrheit körperlich erfahren.

1
Sep
2005

Wahrheit vom Hören-Sagen

wahrheit-von-hoeren-sagen

Wir halten für wahr, was wir von vertrauten Menschen hören und ihnen sagen. Wir verlassen uns auf das, was wir fühlen während wir uns mitteilen.

Sinn (Wahrnehmung) = Sinn (Bedeutung). Wahrnehmen = Sinn geben.

31
Aug
2005

Wahrheit des Augen-Scheins

wahrnehmen-ist-wahr-nehmen

Wahrheit ereignet sich durch Wahrnehmen. Wir glauben, was wir sehen, hören, riechen, schmecken und tasten. Unser Empfinden versichert uns das so.

Was uns erscheint, das halten wir für wahr. Wir verlassen uns darauf. Wahrnehmen = für wahr nehmen.

30
Aug
2005

Unterrichten lernen V

unterricht-5

Die 3 Prinzipien des Gehirns

Das Gehirn folgt vor allem drei Grundsätzen:
  • Ich bin von Natur aus konservativ. Neuigkeiten sind mir zuwider.
  • Ich bin von Natur träge (faul). Falls ich etwas ändere, dann tue ich das nur unter der Voraussetzung, dass dies mit möglichst geringem Aufwand und möglichst großem Erfolg geschehen kann.
  • Ich bin von Natur aus auf Glück aus. Wenn mich also etwas nicht zufrieden macht, dann interessiert mich das auch nicht.

29
Aug
2005

Unterrichten lernen IV

unterricht-4

Hans muss nachholen, was
Hänschen nicht gelernt hat


Gott sei Dank gilt hier nicht der Spruch: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." Weil unser Gehirn nicht nur ein selbst organisierendes Organ ist, sondern auch ein Organ, dass jederzeit in der Lage ist, sich selbst zu verbessern, ist es nie zu spät, das Denken zu lernen. Als selbstreparierendes Organ ist das Gehirn in der Lage, Schäden, die durch Erziehung oder Schule verursacht wurden, zu beseitigen. Allerdings gibt es ein Problem.

Bevor sich das Gehirn darauf einlässt, sich zu verändern, sichert es sich dagegen ab, dass ihm solche Veränderungen nicht erneut zum Nachteil gereichen. Zum Zweck solcher Absicherung existieren bestimmte Hemmungen, die das Gehirn erst einmal abbauen bzw. überwinden muss. Diese Hemmungen lassen sich als neuronale Prinzipien formulieren. Wir wollen diese Prinzipien personifizieren und gleichsam aus der Sicht des Gehirns formulieren.

28
Aug
2005

Unterrichten lernen III

unterricht-3

Im Unterricht wird nicht nachgedacht

Sieht man sich in der Unterrichtspraxis um, dann lässt sich in der Regel tatsächlich beobachten, dass im Unterricht kaum nachgedacht wird. Das, was dort geschieht, stellt sich vereinfacht so dar: Lehrende machen vor und Lernende machen nach. Lernende prägen sich das ein, was sie von Lehrenden gesagt bekommen. Unterricht scheint demnach Gedächtnistraining zu sein. Das Gedächtnis zu trainieren, das ist eine gute Sache, aber dies hat noch nichts mit Erziehung, Bildung oder Information zu tun. Selbst Abschlussprüfungen an Universitäten gleichen eher einer Meisterleistung im Umgang mit eingeprägten Daten als einer Auseinandersetzung mit der Sache. Dementsprechend lassen sich sehr viele Prüfungen einfach dadurch bestehen, dass man die Inhalte auswendig lernt!

27
Aug
2005

Unterrichten lernen II

unterricht-2

Die Unfähigkeit, etwas als etwas Bestimmtes zu definieren, beruht auf einem Mangel an Erfahrung im Umgang mit Definitionen. Wir haben das Definieren in der Schule kaum gelernt. Sie werden gleichsam auf frischer Tat ertappt, wenn Sie jetzt nicht wissen, was Definieren bedeutet. Das Wort "definieren" ist lateinischen Ursprungs und bedeutet auf Deutsch: begreifen. Wir haben folglich während unserer gesamten Schulzeit zu wenig begriffen. Es gibt ein Wort für den Umgang mit Begriffen. Dieses Wort heißt: Denken. Mit anderen Worten: wir haben in der Schule das Denken nicht gelernt. Wie aber wollen wir unterrichten, wenn weder Erziehung bzw. Bildung noch das Informieren ohne Denken vollzogen werden kann?

26
Aug
2005

Unterrichten lernen I

unterricht-1

Unterricht steht im Dienst einer erfolgreichen Verbesserung des Daseins. Im Unterricht geht es also wesentlich um Verhaltensänderung. Unterricht organisiert das erfolgreiche Verändern von Verhalten. "Lernen" ist ein anderes Wort für Verhaltensänderung.

Fragt man nun diejenigen, welche von Berufs wegen mit der Organisation des Lernens zu tun haben, was das denn sei, das sie da betreiben, dann trifft man überraschenderweise oft auf verlegenes Schweigen. Lehrende wissen nicht wirklich, ihre Tätigkeit zu definieren. Fragen Sie sich einmal selbst, was Lernen ist. Wissen Sie die Antwort auf diese Frage? Das Wort Lernen ist nicht das einzige Wort, das Verlegenheit hervorruft. Hätten Sie denn gewusst, was Erziehung oder Bildung bedeutet? Oder können Sie ganz genau erklären, wie das Informieren vor sich geht?
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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