Unilogo

23
Mrz
2009

Einführung in wesentliche Momente (1)

ordnen1
"Die Mathematik (altgriechisches Adjektiv μαθηματική [τέχνη] mathēmatikē [téchnē] „[die Kunst des] Lernen[s], zum Lernen gehörig“; vom altgriechischen Verb μανθάνω manthánō „ich lerne“; kurz oder umgangssprachlich: Mathe) ist die Wissenschaft, welche aus der Untersuchung von Figuren und dem Rechnen mit Zahlen entstand. Für Mathematik gibt es keine allgemein anerkannte Definition; heute wird sie üblicherweise als eine Wissenschaft, die selbst geschaffene abstrakte Strukturen auf ihre Eigenschaften und Muster untersucht, beschrieben." (Mathematik)

Ich habe diese Bestimmung aus Wikipedia übernommen, weil sie auf die ursprüngliche Bedeutung der Mathematik verweist. Mathematik wird hier dem entsprechend als die Geographie der metaphysischen Gegend verstanden.

<ORDNEN> ist das Grundmoment allen Lebens. Das Komplement <UNORDNEN> erzeugt das Chaos.
Ohne <ORDNEN> hätte nichts aus dem Chaos entstehen können. Dieses Moment des Verhaltens (Verhältnis gründender Augenblick) ist hoch wahrscheinlich das sowohl logisch als auch zeitlich erste Seinsmoment. Als solches ist es richtungsweisend, zuvor existierte kein "vor, zurück, rechts, link, oben, unten, linear, zirkulär, krumm oder gerade" oder der Zeit nach "Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft" bzw. "früher, später, vorher, nachher, nebenbei" oder der Ordnung nach: "zu- und ein-, vor- und nach-, unter- und über-, an- und beiordnen".

22
Mrz
2009

Sensible Beziehung

sensible_beziehung
Der äußerst schwierige Zugang zur "inneren Welt" der Natur kann erst dann und nur dann gelingen, wenn der Weg sowohl künstlerischer als auch wissenschaftlicher Natur ist. Das bedeutet eine Synthese von Formel und Bild, und zwar möglichst so, dass ein Optimum an Intuition erreicht wird. Das lässt sich vor allem erreichen, wenn die wissenschaftliche Aussage mit Hilfe der Fantasie formuliert wird.

Hierzu ein Beispiel: "Vektor"! Würde man den Vektor als Pfeil abbilden, dann wäre das ohne künstlerischen Wert, weil jede Auseinandersetzung schon mit der Identifikation des Vektors als Pfeil abgeschlossen ist. Stattdessen wird "Vektor" als Zuordnung von einem Anfangs- zu einem Endpunkt bestimmt. Als Zuordnung ist diese Beziehung festgelegt, d.h., man weiß im Grunde genau, wie lange dieser Vorgang zeitlich andauert. Bestimmt man dagegen "Vektor" als Zuordnung von Start- und Zielpunkt, dann erhält man eine inhaltliche Beziehung, d.h., der Ablauf ist davon abhängig, dass das Vorhaben auch tatsächlich erreicht worden ist.

Dieses Beispiel mag schon zeigen, wie sehr viel sensibler die Mathematisierung mit Hilfe 'symbolischer Ausdrücke' ist als mit bloßen Zeichen für eine Operation. Erkennen Sie den genauen Unterschied zwischen beiden Vektoren? Das Ende wird erreicht, unabhängig davon, ob das Ziel erreicht worden ist. So kann das Leben zu Ende gehen, ohne eigentlich sein Ziel erreicht zu haben. Dieser Unterschied lässt sich beispielsweise nicht mathematisch zum Ausdruck bringen.

21
Mrz
2009

Jeder Wechsel ist immer auch ein kleiner Tod

werden_sein_wechsel
Alles Natürliche besteht als Einheit des Gegensätzlichen und existiert als zum Vorschein Bringen dieses Gegensatzes.
Das Leben lässt das Sterben aufscheinen.
Das Blühen enthält in sich bereits das Verwelken wie der Tag schon die Nacht. Das Werden verweist von sich her auf das Sein wie die Schöpfung auf ihren Schöpfer verweist.

Vor etwa vier Jahrzehnten habe ich ein Buch unter dem Titel "Totzeit" im Henn-Verlag veröffentlicht, das sich mit dieser Einheit von Werden und Sein befasst. Damals habe ich schon angenommen, dass es gelingen müßte, den Übergang innerhalb dieser Einheit denkend zu erfahren. Das Buch endet mit der Feststellung, dass man zuerst an der Sprache arbeiten muss, um die Aussagen in eine angemessene entsprechende Form zu bringen. Angesichts dieser Bemerkungen könnte jemand sagen "Ist der denn in vier Jahrzehnten immer noch nicht schlauer geworden!" Es sind nicht nur vier Jahrzehnte in dem Wunsch vergangen, das Wesen des Seins denkend zum Vorschein zu bringen, sondern dieser Wunsch währt bereits so lange wie die Geschichte der abendländischen Kultur. Es ist also auch gar nicht mein Wunsch, der so lange seiner Erfüllung harrt, sondern es ist der Wunsch des Philosophen Platon, der sich in mir aus irgendwelchen Gründen auch eingefunden hat und immer noch antreibt.

Heute weiß ich, dass sich jeder Mensch diesen Wunsch selbst erfüllen muss. Dieser Wunsch lässt sich nicht allgemein vermitteln, weil die Sprache dazu nicht ausreicht bzw. dann so sensibel werden muss, das kaum noch jemand dazu geneigt ist, sich darauf einzulassen. Im Gegensatz zum realen Wissen wird nämlich das wesentliche Wissen nicht vernünftig, sondern allein intuitiv erfahren. Die Sprache des Wesentlichen ist sowohl wissenschaftlicher als auch künstlerischer Natur. Es ist eine Sprache vom Wesen der zu diesen Modulen gezeichneten Bilder, die deren Inhalt jeweils auf intuitive Weise zusammenfassen. Die Bilder des Künstlers Paul Klee bringen intuitiv exakt das zum Ausdruck, was naturwissenschaftliche Formeln hoch trennscharf rational formulieren. Jene Sprache, welche zur Darstellung des Wesentlichen geeignet wäre, müsste eine Synthese von Mathematik und Kunst eingehen. Aber es ist nicht so, dass es eine solche Sprache nicht bereits gibt. Alles, was sich natürlich entwickelt, spricht sie, die Blume ebenso wie die Hoch und Tiefs, die unser Wetter formulieren. Jeder Blick ins Universum vermittelt uns Worte der Intuition über Phänomene, welche wir mit unserem Verstand nicht mehr zu erfassen vermögen.

Das lässt sich auch bereits im Kleinen an einem allseits bekannten Symbol sehr schnell zeigen. Was nämlich bedeutet "+"? Formulieren Sie das für sich! Und was bedeutet dann "++"? Und wenn Sie dann auch noch "+-" wirklich verstehen, dann können Sie eine solche Sprache ahnen. Versuchen Sie also folgende Geschichte zu verstehen: "+<- = +>-" (in Worten: Ein Hinzufügen, das sich so vollzieht, dass es als weniger erscheint, als ein Wegnehmen, gelangt als beschleunigt zunehmender Schwund zum Vorschein, zeigt sich also in Wahrheit als ein Hinzunehmen von Wegnehmen!) Wenn Sie das intuitiv verstehen, dann können Sie auch nachvollziehen, dass Ihnen das jede Blume auf Ihrem Balkon und jeder Vogel morgens mit seinem Gesang demonstriert oder auch jede Komposition eines Musikers oder eines Malers.

Schauen Sie sich das einmal an: Guitar Playing Cockatoo

20
Mrz
2009

Annäherung (2)

annaeherung3
Die Fähigkeit, der Wahrheit zu begegnen, begründet sich in der Fähigkeit des Gehirns, die bereits mit dem Wort "Selbstauskunft" genannt wurde. Die Selbstauskunft setzt voraus, dass eine entsprechend genaue Frage gestellt wird. Das Gehirn ist allein zur wesentlichen Auskunft in der Lage. Selbstauskunft meint die Darstellung der eigenen Arbeitsweise. Infolgedessen kann man zum Beispiel danach fragen, welche Prozesse eine Frage auslöst, aber man kann sich nicht danach erkundigen, welche Fragen für eine bestimmte Angelegenheit wichtig sind. Im ersten Fall nutzt das Gehirn sein natürliches Wissen, im zweiten Fall bedarf es der erworbenen Erfahrungen und das Ergebnis ist dann auch nur relativ zuverlässig. Damit das Gehirn in der Lage ist, Selbstauskunft zu erteilen, muss bereits das reine Denken aktiviert sein. Das bedeutet, dass man sich im Umgang mit Wesentlichen auskennen muss. Es gibt durchaus die Möglichkeit sich einzuüben. Zu diesem Zweck stellt man sich das Frage- und Ausrufungszeichen jeweils personifiziert vor, ohne sich allerdings ein klares Bild von einer bestimmten Person zu machen; es sollte sich also eher um eine intuitive Gestalt handeln.

Hier das Fallbeispiel eines Dialogs mit "?" und "!":

?: Was bedeutet Selbstauskunft des Gehirns?
!: Ich kann zum Beispiel selbst erklären, um welches Phänomen es sich dabei bei mir handelt!
?: Und?
!: Um Vorgänge darstellen zu können, wie sie in mir ablaufen, benötige ich gleichsam eine Projektionsmöglichkeit. Die besitzt du bereits in Form der Introspektion.
?:
!: Du solltest jetzt überprüfen, ob die Projektion überhaupt funktioniert!
?:
!: Das funktioniert, wenn du folgende Tests erfolgreich durchführen kannst:

Stelle dir folgende vier Prozesse an einem Beispiel von etwas vor, das dir gerade spontan einfällt: wahrnehmen - betrachten - beobachten - begreifen...

Stelle dir folgende neun Prozesse zugleich vor, indem du dir den Time Square in New York vorstellst oder eine entsprechende Webcam aufrufst:
zu- und einordnen, vor- und nachordnen, über- und unterordnen, an-, bei- und umordnen.

?: Zu was dienen diese Tests genau?
!: Sie prüfen, ob du in dem Komplexitätsgrad zu denken gewohnt bist, der für das Öffnen bzw. Betreten des Ideenraumes oder des Raumes des Lichts, wie Platon das nennt, unabdingbar ist.
?: Ich würde gern ein Beispiel haben, um das besser verstehen zu können.
!: Ein vergleichbar komplexes Gebilde ist eine Fremdsprache. Viele Menschen tun sich sehr schwer damit, weil sie einfach nicht zuhören können. Sie achten nicht sorgfältig auf den Klang und Rhythmus der fremden Sprache und so können sie auch nicht verstehen, was in der ihnen noch fremden Sprache gesagt wird. Damit kann sich ihr Gehirn auch kaum einprägen, was sie in der fremden Sprache äußern, weil es dieses im Klangkörper der fremden Sprache nicht wieder hört. Im übertragenen Sinn können sie auch kein Denken nachvollziehen, solange sie sich nicht gedanklich analog zu dessen Art und Weise zu denken bewegen.
?: Kann ich mich in diese Komplexität einfinden, indem ich vor allem komplexe Aufgaben trainiere?
!: Solche Aufgaben gibt es nicht. Ich befürchte, Philosophie kann man nicht lernen. Man muss immer schon Philosoph oder Philosophin sein, um philosophieren zu können. Als gewisse Art und Weise, über das Simple hinaus zu denken, ist Philosophieren eben letztlich auch eine Begabung.
?: Und wozu betreiben wir das eigentlich?
!: Nun, weil ich bis zur Frage nach der Komplexität vermutet habe, dass dieses Denken zu vermitteln sei. Aber genau diese Frage zeigt, dass ich nichts erreicht habe!
?: Hey, da widersprechst du dir ja von Grund auf. Hast denn nicht ausgerechnet du von der Fähigkeit des Gehirns gesprochen, sich selbst reparieren zu können?
!: Ja, das ist so!
?: Dann kannst du doch einfach gleich damit beginnen, dieses zu initiieren?
!: Ich lasse mich gern auf dieses Abenteuer ein. Du kannst ja rechtzeitig kundtun, ab wann du glaubst, nicht mehr mithalten zu können.

!: Zur Erinnerung: Selbst-Beobachtung entsteht, sobald folgende parallele Vorgänge im Blick auf einen Inhalt ablaufen: Wahrnehmen - Betrachten - Beobachten - Begreifen.

Ein Beispiel: Erinnere dich an eine Person und nimm diese wahr, indem du dir diese Person vorstellst. Betrachte diese Person eingehend und schau ihr in die Augen. Beobachte, was während des Blickkontaktes geschieht. Und begreife jetzt, warum du gerade dieser Person in deiner Vorstellung begegnen wolltest, indem du diese Frage an deine innere Stimme stellst. Du wirst feststellen, dass das ganz einfach ist.

?: Wie ist diese Übung als Selbtbeobachtung einzuordnen?
!: Man darf Selbstbeobachtung und inneren Dialog nicht miteinander verwechseln. Der innere Dialog beruht im Gegensatz zur Selbt-Beobachtung auf Erinnerungen. Die Selbst-Beobachtung aber bezieht sich immer auf die Gesetze der (inneren) Natur. Bereits in den Anfängen unserer Kulturgeschichte waren die Philosophen der Auffassung, dass die Menschen von der Natur die Gabe geschenkt bekommen haben, die Natur selbst zu schauen.
?: Was genau bedeutet das?
!: Die Fähigkeit zu besitzen, zu sehen, wie die Natur alles Natürliche regelt. Um das zu können, musst du allerdings ihrem Wesen begegnen. Allein im Wesen offenbart die Natur ihre Natur.
?: Ist es dann aber nicht auch eine Möglichkeit, alles Natürliche zu verlieren, um das Wesen zu schauen?
!: Das Sterben ist der leichtere Weg. Schwieriger wird es schon, wenn das Leben das Sterben antizipieren soll.
?: Sprachen deshalb die frühen Philosophen des Altertums davon, das das Philosophieren eine Übung im Sterben sei?
!: Du hast die erste und zugleich letzte Frage entdeckt!

18
Mrz
2009

Annäherung

annaeherung
Jeder natürliche Mensch hat einen schöpferischen Traum. Die Religionen sagen, dass alle Menschen ein Geschöpf des Schöpfers sind, der ihnen diesen Traum geschenkt hat. Aber kein Mensch weiß, wann er diesem Traum begegnet, aufwacht und damit erfährt und weiß, was er wesentlich ist.

Wesen bedeutet Dasein im Licht des Anwesens, also wortwörtlich endlich da sein, angekommen sein. Wesentlich ist der Mensch in dem, was seine Begabung ausmacht. Begabung ist ein anderes Wort für das göttliche Geschenk. Wesen ist also das, worin sich ein Mensch vollkommen zu Hause fühlt oder dort, wo er daheim ist und sich glücklich fühlt.

Wesen, das ist ein Tunwort. Wesen vollzieht sich allein in der Tat, gleichgültig, ob ich dichte, male, musiziere, singe, mathematisiere oder sonst leidenschaftlich tätig bin. In unserem Wesen müssen wir jeden Tag neu ankommen. Es ist zwar ein Geschenk, aber es wird uns nicht geschenkt.

Noch einmal: Nur in unserer Tat können wir wesentlich sein. Das tatsächlich bei sich selbst Ankommen ist jene Selbstbefreiung, von welcher Platon in seinem Höhlengleichnis spricht und die er als Bedingung der Möglichkeit betrachtet, von der Physik in die Welt der Metaphysik zu wechseln. Dieser Wechsel aus der Welt des Realen in die Welt des Idealen bedeutet etwa im Buddhismus das vollkommene Loslassen von allem mit Sein behafteten. Die Tat für diese Welt der Ideen ist das Verweilen im Nichts. Allein durch tiefe Meditation vermag das reine Denken aus dem Sein in die Tiefen der möglichen Möglichkeiten vorzudringen und die in allem waltende Energie zu entdecken und zu erfahren.

Das klingt nur so lange befremdlich wie man sich damit nicht vertraut gemacht hat. Aber wie gesagt, da es sich um eine natürliche Gabe handelt, gibt es auch einen sehr natürlichen Weg, sie anzunehmen. Das Eröffnen oder Offenbaren des Wesens nennen die griechischen Philosophen des Altertums "Alétheia" (dtsch. Wahrheit). Jeder Mensch verfügt natürlicherweise über die Fähigkeit, der Wahrheit des Wesens zu begegnen.

17
Mrz
2009

Meine Welt ist dort, wo ich wesentlich bin.

entschwinden_der_sprache
Es ist heutzutage nicht mehr so klar, was "wesentlich" oder gar die "Frage nach dem Wesen" bedeutet. Mit anderen Worten, das vor Jahrzehnten noch heiß diskutierte "Sein" (das Wesen von allem Seienden) ist in Vergessenheit geraten. Die Aussage "Meine Welt ist dort, wo ich wesentlich bin!" wird dem Inhalt nach vielleicht besser verstanden, wenn ich sage: "Ich bin dort zu Hause, wo mein Herz ist!"

Nun ist es aber so, dass man nicht einfach Worte durch andere Worte ersetzen kann, ohne den Sinn zu verändern. Aber was soll man tun, wenn die Bedeutung jenes Wortes verloren gegangen ist, welches man gerade gern benutzen möchte. Es ist in der Tat so, dass viele Worte, über die wir damals während meines Studiums noch hoch engagiert diskutierten, von heutigen Studierenden nicht einmal mehr verstanden werden. Angesichts der Rede vom "Sein des Seienden" würde man heutzutage von einem Studierenden nur ratlos angeschaut. Es ist so, dass viele Worte einfach unbemerkt entschwinden.

Auf der anderen Seite gibt es auch Wörter, die nahezu in aller Leute Mund sind und doch von niemandem verstanden werden. Wer weiß denn schon zu sagen, was unter dem Wort "Bildung" verstanden werden soll. Es geht hier nicht um Wehklagen angesichts überalterter Wörter, sondern dahinter steckt vielmehr die Frage, was eigentlich mit dem Entschwinden von Sprache einhergeht. Dahinter verbirgt sich wiederum der Gedanke, dass doch das, was auf Sprache angewiesen ist, das Denken ist. Folglich entzieht sich mit einer bestimmten Sprache auch ein bestimmtes Denken. "Cool" ist eben doch eine andere Eigenschaft als "gelassen". Das Wort "cool" verrät hier bereits sehr viel weniger von der gemeinten Eigenschaft. Mit dem Eigenschaftswort "gelassen" teilt die Sprache immerhin noch etwas von der Freiheit mit, von etwa lassen zu können, fähig sein, etwa loszulassen. "Cool" ist "abgefahren", frech, geil oder schlichtweg "unterkühlt". "Cool" ist eben cool, weil das ältere Generationen nicht so verstehen können.

Aber es ist nicht der Protest der Jugendlichen gemeint, der sich sehr oft in einer Sprache für Insider äußert, sondern der von niemandem beabsichtigte Schwund von Sprache. Der tiefere Grund, warum ich überhaupt darüber spreche, ist letztlich die Schwierigkeit, die Bedeutung von Wesen in die heutige Sprache zurückzuholen. Ich möchte für das Phänomen des Wesens sensibilisieren. Natürlich findet man das Wort "Wesen" noch an, wenn man nach ihm im Internet sucht, was man heute vowiegend "googeln" nennt und damit zugleich für Google, die bekannteste Suchmaschine, wirbt.

So heißt es bei Wikepedia, der größten Informationshalde: "Das Wesen (gr. ousia, lat. essentia, quidditas) ist das, was bei jeglicher Veränderung einer Sache gleich bleibt: das „Wesenhafte“ bzw. das unterscheidende Hauptmerkmal einer Gegebenheit (das „Wesentliche“). In diesem Sinne kann es das Allgemeine, den Sinngehalt, die Gattung oder die Idee des betrachteten Gegenstands meinen, in Gegensatz zum Einzelnen, Individuellen und den zufälligen Änderungen unterworfenen Erscheinungen." (Wesen (Philosophie))

Und hier zeigt sich das Problem: Das ist nicht falsch ausgedrückt; es bringt aber auch nicht das zur Sprache, was "Wesen" wirklich meint. Da hilft es auch nicht, dass man sich auf die griechische Sprache bezieht und "ousia" sagt.

16
Mrz
2009

Das Kopfschmerzmittel DT oder A.H.S.

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Täglich erscheinen Tausende  wissenschaftlicher Publikationen in der Welt und das Wissen verdoppelt sich alle paar Jahre. Im Internet existieren viele derartiger Statistiken mit recht unterschiedlichen Zahlen. Was haben wir eigentlich davon zu wissen, dass täglich vielleicht 100.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen erscheinen und dass das gesamte Wissen in der Welt sich alle ein oder zwei Jahre verdoppelt. Warum stellen wir eigentlich solche Statistiken auf mit Zahlen, mit denen niemand etwas anzufangen weiß. Und wenn wir jeden Monat mehrere Bücher lesen und brav alle wissenschaftliche Dokumentationen im Fernsehen anschauen, werden wir im Grunde auch kaum schlauer.

Warum also nehmen wir Information überhaupt auf? Das geschieht nicht etwa, um das Gehirn zu beschäftigen, sondern vielmehr deshalb, weil unser Gehirn Information braucht, um sich am Leben erhalten zu können. Information ist also ein Lebensmittel für unser Gehirn. Diese Lebensmittel sind überall dort zu haben, wo sich viele Menschen aufhalten. Und wie alle Lebensmittel so richtet sich auch bei diesen der Preis nach der Qualität. Wer diese Lebensmittel bewusst verzehrt, weiß auch zu sagen, wie sie schmecken. Da man nicht immer am Geschmack erkennen kann, ob Information einem bekommt oder nicht, existieren Lebensmittelgesetze, die zwar nicht von Behörden, aber immerhin doch in dafür eigens vorgesehenen Einrichtungen verwaltet werden. Wie bei Lebensmitteln für den Körper kann auch der Verzehr von Information dazu führen, dass wir zunehmen oder abnehmen. Wir können sogar verhungern, wenn wir gehaltlose Information zu uns nehmen. Weil wir Information zum Leben brauchen, sollten wir uns schon darüber Gedanken machen, was wir eigentlich zu uns nehmen.

Unter den Lebensmitteln gibt es solche, welche Stoffe enthalten, die abhängig machen. Ist der Anteil abhängig machender Stoffe sehr hoch, dann werden diese Mittel nicht mehr Lebensmittel, sondern Rauschmittel oder Drogen genannt. Ich möchte das einmal an einem Mittel klar machen, dass gemeinhin als Heilmittel gilt. Es handelt sich um das Kopfschmerzmittel A.H.S., das auch unter der Markenbezeichnung DT vertrieben wird. Besonders beliebt ist dieses Mittel unter jungen Lehrern und Lehrerinnen, die ihr sogenantes Referendariat absolvieren.

Um die Wirkung von DT verstehen und es dann gegebenenfalls selbst einnehmen zu können, soll ein sehr häufig vorkommender medizinischer Fall herangezogen werden. Aus rechtlichen Gründen wurde der Name des Referendars verändert. Nennen wir ihn also einfach Hans-Peter. Ich habe mich für Hans-Peter deshalb entschieden, weil sein Fall unter den Fachleuten als typisch oder ganz normal gilt.

Um die Wirkung von DT bei Hans-Peter zu verstehen, muss man etwas auf dessen Verhalten eingehen. Hans-Peter hat vor kurzem sein erstes Staatsexamen an der Universität mit Erfolg abgelegt. Während seines Studiums ist Hans-Peter nie sonderlich aufgefallen. Er hat brav seine Praktika absolviert und sich fleißig gezeigt. Hans-Peter hat den Beruf des Lehrers weniger aus Überzeugung als vielmehr aus Verlegenheit gewählt. Er betrachtet diesen Beruf als Existenzgrundlage und meint zukünftig existentiell ganz gut abgesichert zu sein. Hans-Peters Begabung und Intelligenz sind durchschnittlich, und so zeigt er sich wenig motiviert, Leistungen über das geforderte Maß hinaus zu erbringen. Die Ausbilder und Ausbilderinnen bezeichnen Hans-Peter als nicht gerade einfallsreich.

Hans-Peter befindet sich im Augenblick wenige Tage vor seiner ersten Prüfungslehrprobe und ist voller Furcht, diese nicht hinzubekommen. Er hat inzwischen so viele Unterrichtsentwürfe angefertigt, dass er nicht mehr weiß, wo ihm eigentlich der Kopf steht. Da ihm inzwischen auch nicht mehr einfällt, gerät er in eine Art panische Angst, die schließlich dazu führt, dass er sich dem kommenden Ereignis gegenüber völlig ohnmächtig fühlt. In seiner Not bittet er seine Mentorin um ein Gespräch. Er schildert ihr seine Situation ausführlich und endet mit der Klage, dass er inzwischen nicht einmal mehr weiß, wie Unterricht eigentlich abläuft.

Als ihm seine Mentorin das Mittel "AHS" verabreicht, beruhigt sich Hans-Peter rasch. Endlich hat er etwas ganz Einfaches, woran er sich orientieren und festhalten kann. Begeistert wiederholt er nach diesem Gespräch immer wieder: A.H.S... . A.H.S... Anfang - Hauptteil - Schluss.  Eine banalere Information ist nicht möglich, und es ist gerade diese Banalität, die wirkt. Inmitten des Chaos wirkt diese Information wegen ihrer Einfachhheit so sehr erleichternd, dass sie Langzeitwirkung erreicht. Diese verheerende Wirkung der Vereinfachung merkt Hans-Peter gar nicht, wenn er seinen Unterricht zukünftig in A H S gliedert.

15
Mrz
2009

Ohne Kontakt

ohne_kontakt
Wenn Sie auf irgendeine Weise schreibend tätig sind, dann haben Sie schon die Erfahrung gemacht, dass das Schreiben sich zu verschiedenen Tageszeiten auch sehr unterschiedlich gestaltet. Sie schreiben am frühen Morgen anders als am späten Abend, und Sie können unter Umständen spät abends nicht mehr verstehen, was Sie früh morgens geschrieben haben. Es ergeht Ihnen so ähnlich wie mit dem Abfassen eines umfangreichen Textes, das Sie wegen eines Urlaubs unterbrochen haben. Da reicht meistens auch schon ein Kurzurlaub. Was geschieht da eigentlich? Das Gehirn beschäftigt sich zwischenzeitlich mit ganz anderen Dingen und verändert damit auch gleichzeitig die neuronalen Strukturen für das Verstehen Ihres Textes.

Nun kann man dagegen einwenden, dass dann der abgefasste Text nicht sonderlich geeignet ist, unterschiedlichen Strukturen des Verstehens ausgesetzt zu werden. Er ist schlichtweg zu schwierig, weil zu subjektiv oder zu individuell strukturell. Einen solchen Text können nicht nur Sie selbst kaum mehr verstehen, sondern alle anderen auch nicht. Ein Text, der nicht wirklich gut geschrieben ist, wird mit der Zeit unwahr, indem er sich seiner eigenen Offenheit entzieht.

Sehr viele Beziehungen scheitern dadurch, dass es an Bemühungen fehlt, das Verhalten des anderen Menschen mit dem in Einklang zu bringen, was er einmal gesagt hat. So entpuppt sich ein 'Schwur' auf ewige Treue scheinbar durch Untreue als Lüge. Wer so verfährt, hat entweder den Schwur nie verstanden oder niemals wirklich geliebt. Es sind Bedeutungsverschiebungen, die "in schlechten Tagen" zur Beziehungsfalle werden und schließlich Scheinliebe in Hass umschlagen lassen. Die Rede von "enttäuschter Liebe" ist also ein Widerspruch in sich. Der Partner hat sich nicht verändert, sondern die eigene Bedeutungsstruktur, mit der er wahrgenommen wird.

So in etwa verhält es sich mit Ihrem eigenen Gehirn, zu dem Sie den Kontakt verloren haben, um mit ihm umzugehen wie in ihrer Kindheit. Was ist da anders geworden? Es spricht niemand mehr mit Ihnen. Die Stimme der Fantasiegestalt aus Ihrer Kindheit schweigt schon lange! Das ist Ihnen nie aufgefallen! Auch die innere Stimme schweigt! Das fällt ebenfalls erst dann auf, wenn man darüber spricht. Manches Mal unterhält man sich mit der inneren Stimme unbewusst. Das geschieht, wenn man ein Selbstgespräch führt. Das Sprechen der inneren Stimme hängt nicht vom Zufall ab.

Es existieren verschiedene Möglichkeiten, die innere Stimme anzusprechen.

14
Mrz
2009

Die Natur ist wesentlich Wissenschaftlerin!

natur_als_wissenschaftlerin
Das lässt sich bei allem, was sie hervorbringt, feststellen.

Und man braucht nur in sich hineinzuschauen, um die Natur wesentlich wahrzunehmen und diese Wissenschaftlichkeit zu entdecken. Das lässt sich an der Wissenschaftlichkeit des Gehirns zeigen. Das Gehirn nimmt natürlicherweise alles unvoreigenommen wahr und beobachtet es auf Gemeinsamkeiten hin. Gleiche Verhaltensweisen zeichnen sich durch gemeinsame Merkmale aus. Dadurch entwickelt sich eine Regel, nach der sich Wahrnehmungen ordnen lassen. So lassen sich auch Wiederholungen des immer Gleichen erfassen und als Gesetz ('Regel ohne Ausnahme') formulieren. Weil das Gehirn zunehmend mehr verarbeitet und erfährt, ist es auf fortwährende Vereinfachung angewiesen, ein Prinzip, dem auch alle Entwicklungen des Menschen möglichst folgen. Weil dem Gehirn wesentlich an Vereinfachung gelegen ist, versucht es auch den Menschen, dessen Leben es regelt, davon zu überzeugen. Dieser Trend der Vereinfachung erklärt, warum die Askese die hirngerechteste Form des Lebens ist. Unter dieser Voraussetzung vermag es am besten zu arbeiten.

Um die Vereinfachung auch für sich zu erreichen, macht das Gehirn dem Menschen, dessen Dasein es bestimmt, das Angebot der Selbstauskunft. Das bedeutet, dass jeder Menschen die Möglichkeit hat, das Gehirn nach dem für ihn einfachsten Weg zu befragen. Es ist deshalb wahrscheinlich interessant, erst einmal die Selbstauskunftei des Gehirns aufzusuchen. Der Name des Weges, der zu dieser Auskunftei führt, heißt "Introspektion". Introspektion, das bedeutet das Vermögen, in sich hineinzusehen, um wahrzunehmen, zu beobachten, um möglichst zu begreifen, was da vor sich geht.

Obgleich dieser Weg allen offen steht, finden ihn die meisten nicht und Erkundigungen in einer entsprechenden Bibliothek oder auch im Internet gestalten sich schwierig. Im Klartext:  Viele ahnen zwar, dass es einen solchen Weg gibt, aber zeigen sich völlig ahnungslos, wenn es darum geht, diesen Weg auf der neuronalen Karte des Gehirns zu entdecken.

Mich wundert das überhaupt nicht, weiß ich doch, wie schwierig es ist, diesen Weg zu beschreiben, selbst dann, wenn man ihn kennt. Ich habe deshalb folgenden Gedanken. Wenn man gedanklich einfach diesem Weg folgt, dann werden diese Erfahrungen die entsprechenden eigenen Gangstrukturen aktivieren und immer deutlicher erfahren und immer besser verstehen lassen, was Introspektion tatsächlich bedeutet.

Denken lernt man nur durch Denken (oder: "Übungen machen den Meister!"). Mir ist kein anderer Weg bekannt, aber mir ist auch bekannt, warum es diesen anderen Weg nicht gibt. Ganz kurz gesagt: Die Sensibilität für diesen Weg geht durch die Erziehung in der Schule verloren. Und wenn man diesen Weg aus der frühen Kindheit wieder entdeckt hat, dann kann man auch sagen, warum man ihn aus den Augen verloren hat.

13
Mrz
2009

Wissenschaft ohne Wissenschaft?

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Das Wort "Wissenschaft" gehört zu jenen Wörtern, von welchen die meisten, die es in den Mund nehmen, nicht zu nennen vermögen, was sie damit eigentlich sagen. Oberflächlich verbindet man Wissenschaft mit Logik oder Zahlenlogistik. Eine wissenschaftliche Aussage - so meint man naiv - stützt sich auf ein Zahlenwerk und empirische Untersuchungen. Irgendwie trifft das auch zu. Aber der Wissenschaft kann man sich nicht irgendwie, sondern allein trennscharf nähern.

Wissenschaft ist die Kunst, das Besondere allgemein bestimmen und analysieren zu können. Das Wissen um das Allgemeine gibt dem Wissenschaftler die Sicherheit einer systemischen Bestimmung im Sinne des "pars pro toto". Wissenschaftliches Denken ist, wenn es sich wesentlich vollzieht, immer ein Weg des Aufdeckens und Entdeckens. Der Naturwissenschaftler, der im Idealfall philosophisch vorgeht, denkt das Wesen der Natur und offenbart es an einem besonderen Ereignis.

Der geregelte wissenschaftliche Weg besteht aus den Strecken: Phänomen - Idee - Modell - Experiment - Kurzbeschreibung als Formel - Nachweis durch das Verhalten des Originals. In der Geisteswissenschaft erscheint die Formel in Gestalt eines Grundsatzes (Prinzips).

Die Gangart, um die genannten Strecken gehen zu können, beruht auf dem Rhythmus: Wahrnehmen - Betrachten - Beobachten - Begreifen - Anwenden.

Schnelltest zur Frage: Bin ich wesentlich ein Wissenschaftler?

Antwort: Wenn Sie nicht nachweisen können, etwas Neues entdeckt zu haben, dann sind Sie kein Wissenschaftler, sondern Imitator, Restaurator, Transporteur oder einfach Expeditionskaufmann für Information.
Grund: Wahrscheinlich fehlt es an Neugier!

12
Mrz
2009

Pars pro toto

pars-pro-toto
Das Gehirn ist als selbstorganisierendes Organ ein ganzheitliches System, das nach dem Prinzip pars pro toto arbeitet. Das bedeutet, dass alle Module des Systems nach den selben Regeln arbeiten oder auch die selben Störungen aufweisen. Will man also diesem selbstreparierenden Organ gerecht werden, und systemische Korrekturen vornehmen, dann muss man nur an einem(!) Modul bzw. an einer Verhaltensweise arbeiten, um zugleich ineins auch alle anderen Module zu korrigieren.

Beispiel: Manche Menschen behaupten von sich, dass sie nicht in der Lage sind, eine Fremdsprache in einer akzeptablen Zeit zu erwerben. Bei genauer Prüfung muss man der Annahme dieser Leute zustimmen. Es trifft zu, dass sie die von ihnen gewählte Fremdsprache nicht erwerben können, weil sie sich überhaupt nicht intensiv mit ihr befassen. Sie täuschen sich in der Zeit, die sie in den Spracherwerb investieren. In Wahheit bringen sie es pro Tag nicht einmal auf eine halbe Stunde. Um solcher Selbsttäuschung, die natürlich auch auf andere Verhaltensweisen zutrifft, zu entgehen, müssen sie sich ihr Zeitmanagement erst einmal sorgfältig bewusst machen. Anschließend müssen sie die Zeiteinheiten, die sie investieren wollen, für sich selbst sinnvoll und vor allem(!) regelmäßig festlegen, etwa nach dem Motto: "Mäßig, aber regelmäßig!" Wenn sie dann ihrem Zeitplan konsequent folgen, beginnen sich auch Unregelmäßigkeiten in anderen Modulen allmählich aufzulösen.

Man sollte die Korrektur allerdings mit einem Modul beginnen, das man noch relativ leicht auf Regelmäßigkeit hin trainieren kann. Man sollte also nicht gerade mit einem abhängigkeitsbedingten Verhalten beginnen.

11
Mrz
2009

Entstören

entstoeren
Letztlich ist es für wünschenswerte Verhaltensänderungen nie zu spät, aber auch nie zu früh. Es stellt sich allerdings die Frage, wie eine solche Verhaltensänderung zu bewerkstelligen ist. Dass eigenes Versagen sehr viel weniger mit einem "schwachen Willen" zu tun hat als vielmehr mit "Programmen", welche das Fortkommen stören, dürfte deutlich geworden sein. Solche Programme lassen sich durch ein geeignetes "Meta-Programm" geschickt aushebeln. Ein Meta-Programm ist ein anderen Programmen übergeordnetes Programm, welches zugleich auch die untergeordneten Programme regelt.

Ein solches Programm muss nicht erst eingerichtet werden. Es existiert bereits, allerdings ohne akzeptable Effektivität. Es geht folglich darum, die verlorene Wirksamkeit wieder herzustellen. Zu diesem Zweck ist ein konsequentes Training unabdingbar.

10
Mrz
2009

Selbstwahrnehmung

selbstwahrnehmung
Der Mensch versucht auf sehr vielen Wegen, einen erfolgreichen Zugang zu sich selbst zu entdecken. Nicht wenige übergeben diese Aufgabe Therapeuten. Sie nehmen an, dass ein Therapeut in der Lage ist, die wichtigsten Störungen zu entdecken und zu beseitigen. Aber wie erkennt der Therapeut, welcher Weg für einen Menschen erfolgreich ist?

Der Therapeut untersucht die Aktivitäten eines Menschen und prüft, ob diese noch den Normen entsprechen. Eine Norm des Verhaltens gibt an, was ein Mensch in einer bestimmten Situation zu tun hat. Der Therapeut vergleicht die Norm mit dem Verhalten seines Klienten. Weichen Norm und Verhalten zu sehr voneinander ab, dann muss der Therapeut nach den Ursachen und Gründen für diese Abweichung suchen.

Nicole ist eine außerordentlich erfolgreiche Diebin. Sie ist noch niemals bei einem Diebstahl erwischt worden. Aber Nicole will nicht stehlen. Sie spürt einen inneren Zwang, die Dinge aus dem Kaufhaus ohne Bezahlung mitzunehmen. Eines Tages erzählt Nicole ihrer Mutter von ihrem Problem. Nach einem eingehenden Gespräch meldet die Mutter ihre Tochter zur Therapie an. Der Therapeut entdeckt in dem langweiligen Leben, das Nicole führt, den Grund für das Stehlen. Die Ursache für den einzelnen Diebstahl besteht also in dem Risiko, das Spannung erzeugt und die Langeweile unterbricht.

Hätte Nicole das nicht selbst erkennen können? Eine positive Antwort würde voraussetzen, dass Nicole ihre Langeweile erkannt hätte. Zudem hätte sie ihre Diebstähle als Mittel zum Zweck einer Beseitigung ihrer Langeweile sehen müssen. Dem Therapeuten ist selbstverständlich klar, dass die Störung bei Nicole nicht allein darin besteht zu stehlen. Eine solche intensive Störung der Selbstkontrolle tritt nicht isoliert auf.

9
Mrz
2009

Regel der Identität:

identitaet
Ein Verhaltensmuster wird übernommen, um emotionale Übereinstimmung zu erreichen. Da es in diesem Fall zu einer Simulation des Originals kommt, die wegen der fehlenden Strategie im Hintergrund nicht aufrechterhalten kann, gelangen solche Imitationsmuster später dadurch zum Vorschein, dass viele Handlungen zwar begonnen, aber nicht erfolgreich zu Ende geführt werden. So kommt es, dass viele hoch begabte Menschen erfolglos bleiben, weil sie trotz hoher Begabung nicht in der Lage sind, ihre Anfänge zu koordinieren.

Neben unreflektierten Übernahmen von Verhaltensmustern gibt es auch solche Muster, welche auf Überhöhung des Gewissens beruhen und somit gar nichts mehr mit der eigenen Person zu tun haben. "Gewissen" meint hier die Gesamtheit anerzogener Werte bzw. Bewertungen wie:

Ideologien und Normen,
Gebote und Verbote,
Regeln und Gesetze,
Vereinbarungen und Verträge,
Vorbilder und Autoritäten.

Haben nun Bezugspersonen solche Wertungen leidenschaftlich mit nicht mehr nachvollziehbarer Gewissenhaftigkeit durchzusetzen versucht, dann sind entsprechende Grundmuster vorprogrammiert, damit Kinder unter Umständen zu Ende führen, was ihre Eltern nicht geschafft haben. Der intensive Wunsch, eine bessere Ehe zu führen, ist oft schon der Anfang vom Ende einer solchen Beziehung, und zwar deshalb, weil es keine Erfahrungen dazu gibt. So werden Mädchen alleinerziehender Mütter mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederum alleinerziehende Mütter.

Es stellt sich die Frage, wie man einer gewissen Zwangsläufigkeit bestimmter Grundmuster entgehen kann.

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Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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