Unilogo

23
Mrz
2010

4
Mrz
2010

radikal


Die Zeit begegnet zwei Extremistinnen
Zeit: "Gewöhnlich treffe ich mich nicht mit radikalen Leuten. Diese haben nämlich alles aufgegeben, was das Leben liebenswert macht. Sie haben sich in einer entwurzelten Existenz verloren, gefangen von einer einzigen unwahren Idee. Radikale Ideen sind nie wahr, weil sie die entgegengesetzte Möglichkeit nicht mehr zu lassen."
Linksradikale: "Und warum empfängst du gerade uns?"
Zeit: "Weil ihr beiden miteinander befreundet seid, obgleich ihr Gegensätzliches schafft!"
Rechtsradikale: "Na ja, befreundet... ...das ist so eine Sache. Wir sitzen halt lebenslang im selben Bau!"
Zeit: "Aber ihr könnt euch doch treffen, wann immer ihr wollt!"
Linksradikale: "Die Lust sich zu treffen ergibt sich aus dem Wunsch, die Enge alltäglicher Zellen loszulassen, Abstand zu gewinnen, sich zu vergnügen, etwas zu erleben."
Rechtsradikale: "Das schaffen wir allein mit Phantasie. Unsere freie Zeit ist ein Aufgehen im Augenblick. Das gelingt uns selten. Gewöhnlich befinden wir uns nämlich entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft, also in Zellen, in denen wir bereits gehaust haben, oder in Zellen, die erst gebaut werden."
Zeit: "Was nennt ihr eigentlich Zellen?"
Linksradikale: "Zellen, das sind Machwerke wie Modelle, Begriffe oder Formeln, also alles, was einem keinen Spielraum mehr lässt."
Rechtsradikale: "Und freie Zeit, das bedeutet im Augenblick sein. Ein Augenblick dauert etwa drei Sekunden. So lange richtet das Gehirn die Aufmerksamkeit auf eine Wahrnehmung. So lange richtet das Gehirn die Konzentration auf einen Gedanken. Dann wechselt es die Perspektive bzw. den Aspekt. Um in eine Folge von Augenblicken gelangen zu können, muss man sich auf das Loslassen verstehen."
Linksradikale: "Freie Zeit ist ein Verhalten, durch das die Uhrzeit gleichsam komprimiert wird. Es passt mehr Zeit in eine Minute, Stunde oder einen ganzen Tag. Zeit dehnen bedeutet: mehr als andere in der gleichen Zeit erledigen zu können. Zeitverdichtung dagegen besagt: mehr als andere in der gleichen Zeit erfolgreicher bewerkstelligen zu können. Wer Zeit dehnt und zugleich verdichtet, braucht Augenblicke, um das leisten zu können."
Zeit: "Um in den Augenblick gelangen zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen: sorgfältig wahrnehmen, geduldig betrachten, genau beobachten und treffsicher umsetzen können, sich freuen und sich belohnen können, verzichten und genießen können. Die Kunst des Augenblicks ergibt sich, sobald ihr beide zusammenarbeitet: ein Ereignis, ob nun Arbeits- oder Freizeit, wird als vollkommen harmonisch bzw. schön erlebt. Bioenergetisch ist dieses Erlebnis sogar mit einer Art Blitzaufladung verbunden. Trotz anstrengender Arbeit oder Unternehmung werden zusätzlich Energien freigesetzt. Es entsteht ein Gefühl von hoher Zufriedenheit oder gar Glück."
Anmerkung: Links- und Rechtsradikale nennen sich unter neurologischem Gesichtspunkt linke und rechte Hemisphäre.

3
Mrz
2010

zufällig


Die Zeit begegnet dem Zufall
Zeit: "Hallo Zufall!"
Zufall: "Dass du mich erkannt hast!"
Zeit: "'Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen!' Auch du nicht. Ich erkenne dich ganz leicht, weil du dich ständig veränderst. Du bist das Lebendigste, was ich kenne. Leben bedeutet ja Erleben, im Fluss sein, von der Welle des Augenblicks getragen werden, sich zur rechten Zeit am rechten Ort befinden und das Richtige tun."
Zufall: "Das verlangt Offenheit für das, was uns in einer Situation 'zufällt'. Ich, der Zufall, bin ein Zusammentreffen von Ereignissen, das sich nicht - wenigstens zunächst nicht - mit Ursache und Wirkung erklären lässt."
Zeit: "Aber als unglücklicher Zufall hat jeder Unfall seine eigene Geschichte über jemanden, der sich zu wenig Zeit genommen hat. Unfälle sind Folgen von Zeitfehlern. Dagegen werden bei einem glücklichen Zufall sehr unwahrscheinliche Übereinstimmungen hergestellt. Zur rechten Zeit ereignet sich am rechten Ort das Richtige, so bei einem Lottogewinn."
Zufall: "Ich bin allerdings sehr oft unglücklich, weil mich verantwortungslose Leute an ihren Unfällen beteiligen!"
Zeit: "Der Feind aller Unfälle, an denen ich beteiligt sein könnte, ist der gelungene Umgang mit der Zeit, in diesem Fall Gelassenheit. Der Spruch 'Zeit ist Geld!' verführt im Verkehrswesen geradewegs zu unfallträchtigen Entscheidungen. Wer hier Zeit und Geld spart, ist auf dem besten Weg, sich und andere unglücklich zu machen."
Zufall: "Am liebsteude. Auf diese Weise fallen einander Gedanken zu, die ich dann Idee nenne. Schöpferische Menschen haben solche Zufälle als Weggefährten."
Zeit: "Zufälle sind meine Freunde. Einfälle entstehen nicht von ungefähr. Einfallsreichtum ist eine Frage der Spielzeit. Spielzeit, das ist eine Zeitart, die entsteht, sobald unser Gehirn Gedankenspiele regelt und Treffer qua Einfälle ins Bewusstsein schickt. Spielzeit bedeutet weder Dehnung noch Komprimierung, sondern 'Aussetzen' von Zeit. Jede Idee wird in einem Augenblick geboren, der nicht 'stattfindet'. Es ist die Zeit 'zwischen' Augenblicken, durch die der Rhythmus definiert wird, vergleichbar mit dem Herzen oder dem Atem, die kurze Pausen einlegen. In dieser Zwischenzeit bzw. Totzeit wird alles Schöpferische geboren."

2
Mrz
2010

wahr


Die Zeit besucht die Wahrheit
Wahrheit: "Siehst du den dort?"
Zeit: "Ja, das ist Thales!"
Wahrheit: "Und weißt du, was er treibt?"
Zeit: "Ja, er sucht seinen Satz!"
Wahrheit: "Und weißt du auch, was er mit diesem Satz vorhat?"
Zeit: "Nein."
Wahrheit: "Nun, er möchte den Lauf der Sonne zerschneiden!"
Zum ersten Mal hört die Zeit die Wahrheit lachen, ein Lachen, wie sie es zuvor noch niemals gehört hat.
Zeit: "Was möchte er?"
"Den Lauf der Sonne zerschneiden!" lacht die Wahrheit erneut, und es erscheint der Zeit fast so, als hätte sie ihrer Freundin, der Sonne, zugezwinkert.
Zeit: "Und womit will er den Lauf der Sonne zerschneiden?"
Wahrheit: "Mit einem einzigen Satz!"
Zeit: "Mit einem Satz?"
Wahrheit: "Ja, wenn der Mensch einen Satz formt, dann bezwingt er die Offenheit des Ungesagten und glaubt, auf diese Weise zur Freiheit seines Gesetzes zu gelangen. Aber seine Gesetze sind Stückwerk. Er schneidet sich damit Stücke aus der Wirklichkeit und setzt sich aus ihnen eine neue, für ihn passendere zusammen. So gibt es seit Thales einen Sonnenstand, obgleich sich die Sonne für uns ständig bewegt. Es gibt einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang, obwohl immer beides zusammen und niemals nur das eine oder das andere ist. Ein Satz ist nichts anderes als ein Schaufenster, in dem jemand seine eigenen Ansichten von Welt ausstellt. ..."
Nach einer Weile fährt die Wahrheit fort: "Thales sucht einen Lehrsatz. Er möchte sich ein Gebäude errichten, in dem nur er wohnen darf. Alle sollen dieses Lehrgebäude bewundern und darüber staunen, welche Bausteine dieser Architekt verwandt hat. Aber das Gebäude, das er errichtet, ist in Wirklichkeit der Steinbruch, den er hinterlässt."
Zeit: "Und weshalb tut Thales das?"
Wahrheit: "Thales ist Wissenschaftler!"
Zeit: "Was ist das?"
Wahrheit: "Wissenschaftler, das sind Wesen, die von der Wissenschaft befallen sind. Wissenschaft, das ist eine Augenkrankheit, die anfangs zu sehr starker Kurzsichtigkeit und schließlich zur Erblindung führt. Diese Augenkrankheit ist eine Folge von Eitelkeit!"
Zeit: "Werden viele Menschen von dieser Krankheit heimgesucht?"
Wahrheit: "Fast alle, auf irgendeine Weise. Aber vor allem die schöpferischen. Wer schafft, will sich Ansehen verschaffen. `Eitelkeit', so heißt der Virus der verstellten Wahrnehmungen!"
Zeit: "Wissenschaftler bewegen sich zu einseitig und verbrauchen deshalb zuviel Zeit!"

1
Mrz
2010

Fashion


Die Zeit besucht eine Modenschau
Die Zeit weilt gerade bei der Phantasie. Diese hat sie zu einer Modenschau eingeladen. Die Phantasie selbst wirkt dort als Model mit. Sie erscheint zuerst in einem merkwürdigen Gewand.
Phantasie: "Das ist das Modell 'heitere Gelassenheit', eine Schöpfung des Humors, eigens für diese Modenschau geschaffen!"
Der Zeit gefällt dieses Gewand. Sie ist neugierig, was die Phantasie wohl noch alles anzubieten hat. Jetzt verwandelt diese ihr Aussehen.
Phantasie: "Das habe ich mir von der Freude ausgeliehen. Sie nennt dieses Modell 'Heiterkeit des Augenblicks'!"
Und schon hat die Phantasie wieder ein anderes Kleid an. Sie bezeichnet es als Wendekleid und nennt es 'Links-Rechts'. Schließlich führt sie der Zeit dann doch noch das Kleid 'Modell Wissenschaft' vor, das dieser aber gar nicht gefällt. Hernach erscheint sie in einem eleganten Kostüm: die Bluse fein strukturiert und der Rock systemisch genäht; er erinnert leicht an einen Flickenteppich. Jetzt kündigt die Phantasie Modelle aus der Serie 'Sichten' an.
Phantasie: "Wie gefällt dir dieses Modell?"
Zeit: "Wie heißt es?"
Phantasie: "Einsicht!"
Zeit: "Dachte ich mir schon. Es steht dir nicht. Es ist viel zu eng!"
Phantasie: "Und dieses Modell?"
Zeit: "Das finde ich sehr gut, es sitzt sehr bequem und lässt dir sehr viel Bewegungsspielraum! Wie heißt dieses Modell?"
Phantasie: "Der Modeschöpfer Ratio nennt es 'Umsicht'."
Zeit: "Und dort drüben... ...was ist das für ein Modell?"
Phantasie: "Es steht mir nicht. Es spannt überall."
Zeit: "Aber mir gefällt es. Ich könnte es doch einmal anprobieren!"
Die Zeit zieht sich jenes Modellkleid an, welches Ratio 'Vorsicht' nennt.
Phantasie: "Oh, es steht dir wirklich ausgezeichnet. Es passt gut zu dir, weil es deine Eigenschaften sehr günstig hervorhebt. Es wirkt sehr elegant und gleicht sich hervorragend deinen Bewegungen an."
Zeit: "Ich kann im Spiegel sehen, wie es meine Bewegungen durch seinen Faltenwurf schon andeutet, bevor ich sie ausführe."
Phantasie: "'Kleider machen Leute' heißt es, aber ich denke: 'Kleider sparen Zeit', weil sie dem anderen helfen, schnell zu sehen, woran er ist."

28
Feb
2010

Die Zeit begegnet einem Workaholic


Workaholic: "Oh, entschuldige, aber ich habe keine Zeit! Ich muss arbeiten!"
Zeit: "Wer zwingt dich dazu?"
Workaholic: "Die Arbeit. Ich habe alle Hände voll zu tun!"
Zeit: "Kannst du dir denn deine Arbeit nicht besser einteilen?"
Workaholic: "Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich bin so wichtig, dass ich es mir gar nicht leisten kann, nicht zu arbeiten!"
Zeit: "Wenn du dich selbst für so wichtig hältst, dann musst du in die Arbeit fliehen. Würdest du auf diese Weise nicht flüchten, dann könnte dir ja auffallen, dass du vielleicht gar nicht so wichtig bist!"
Workaholic: "Das ist doch klar. Wenn ich aufhöre zu arbeiten, bin ich auch nicht mehr wichtig. Meine Arbeit ist wichtig, nicht ich!"
Zeit: "Dein Dasein gestaltet sich demnach nach der Devise: 'Ich arbeite, also bin ich', oder 'Ich bin, was ich bin, nur durch Arbeit'."
Workaholic: "Genau, meine Arbeit, das bin ich!"
Zeit: "Da hast du aber ein ernstes Problem!"
Workaholic: "Ich wüsste nicht, welches!"
Zeit: "Je mehr du arbeitest, desto weniger schaffst du. Dir werden nämlich an einem Tag nur wenige schöpferische Stunden gewährt. Arbeitest du in dieser Zeit, dann kannst du alles, was anliegt sehr gut schaffen. Verfährst du aber umgekehrt, indem du deine Arbeit über den ganzen Arbeitstag verteilst, dann erledigst du vielleicht gerade einmal die Hälfte von dem, was du zu tun dir vorgenommen hast. Überziehst du gar noch die reguläre Arbeitszeit, indem du darüber hinaus den ganzen Tag einsetzt, dann erledigst du vielleicht noch ein Drittel. Arbeit ist nämlich kein Ergebnis aus der investierten Zeit, sondern der Erfolg zufolge vorhandener Energie!"
Workaholic: "Das stimmt nicht, liebe Zeit. Das kann ich dir beweisen. Ich schreibe nämlich den ganzen Tag, und das, was ich alles geschrieben habe, kann sich sehen lassen!"
Zeit: "Du hast recht, wenn es dir auf das Aussehen ankommt. Bei mir zählt aber nicht Quantität, sondern Qualität. Je mehr du schreibst, desto eher fliehen die Inhalte aus deinen Texten!"

27
Feb
2010

Die Zeit trifft den Misserfolg


Zeit: "Dich wollte ich schon immer treffen!"
Misserfolg: "Ich aber dich nicht!"
Zeit: "Ich würde dir ja zu gern dein gefräßiges Maul stopfen!"
Misserfolg: "Das würde ich an deiner Stelle aber schön bleiben lassen. Siehst du dort meine Freunde?"
Zeit: "Ja, die Fehler, die Blockaden, die Hemmungen, die Übertreibungen, die Vorsätze und wer sonst noch dazugehört. Sie haben es sich dort drüben auf den Stolpersteinen bequem gemacht!"
Misserfolg: "Da wir uns nun einmal begegnet sind, möchte ich dir gern eine einzige Frage stellen."
Zeit: "Und wie lautet die?"
Misserfolg: "Warum lässt du mich eigentlich gewähren?"
Zeit: "Ich kann dein Treiben nicht verhindern. Die Leute mögen dich, auch wenn sie das nicht zugeben."
Misserfolg: "Das glaube ich dir nicht. Das musst du mir beweisen!"
Zeit: "Erst neulich hast du jemandem weisgemacht, dass er sein Leben viel besser organisieren kann, wenn er sich ein Buch über Zeit- und Selbstmanagement kauft. Also lief er in die Buchhandlung und erwarb jenes Buch, welches ihm am meisten zusagte. Ganz euphorisch ging er nach Hause, um sogleich in diesem Buch zu blättern. Er hegte ja die Hoffnung, dass jetzt alles anders wird. Aber schon wenige Seiten desillusionierten ihn völlig. Er sieht nämlich sehr schnell ein, dass Veränderung nicht so leicht zu haben ist. Zugleich muss er erkennen, wie viele Fehler er in der Vergangenheit gemacht hat. Das ist ja keineswegs motivierend. Und dann wird das auch noch alles hinterfragt, was er eigentlich erfolgreich verdrängt hatte. Schließlich legte er das Buch erst weg, korrigierte sich dann, indem er es gleich ins Regal zu den anderen Büchern ähnlichen Inhalts stellte. Und was bitte soll ich gegen eine solche Verhaltensweise unternehmen, wenn doch gerade wieder einmal die Erfahrung gemacht wurde, dass solche Bücher eben nicht weiterhelfen?"
Misserfolg: "Du könntest diesen Leuten Ausdauer schenken, damit sie länger verweilen. Auf diese Weise könntest du den Frust, welcher der Lust folgt, verhindern."
Zeit: "Das ist keine Frage der Ausdauer, sondern eine Frage des Willens. Wer sich nicht selbst gegen sich selbst durchsetzen will, braucht nicht lange, um eine Entscheidung gegen eine Verhaltensänderung zu fällen."
Misserfolg: "Du kommst also nicht gegen mich an?"
Zeit: "Solange solche Leute nicht einsehen, dass sie Neuanfänge nicht verschieben dürfen, kann ich nichts ausrichten. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang. Aber man muss eben auch die Gelegenheit nutzen, wenn sie da ist. Chancen zeigen sich selten zweimal."
Misserfolg: "Du musst zugeben, dass meine Methode gut ist. So lasse ich Vorsätze fassen, die nicht einzuhalten sind, Ausreden erfinden, Verschiebungen vornehmen, oder ich sorge dafür, dass sich jemand überfordert."

26
Feb
2010

Die Zeit vor Gericht


- Zweiter Verhandlungstag -
Nachdem einige Zeitexperten angehört wurden, wird die Verhandlung fortgesetzt. Die Zeitexperten sind sich darin einig, dass die Uhrzeit keinen Gegensatz zur Naturzeit darstellt, sondern als eine Art Parallele betrachtet werden muss. Die Einheiten der Uhr folgen den Zyklen der Natur und kennzeichnen diese eben in Form von Zahlen. Die Zeitexperten empfehlen daher dem Gericht die Einstellung des Verfahrens. Deren Begründung lautet: Die Zeit bzw. Naturzeit vermag die Uhrzeit prinzipiell nicht zu gefährden. Die Uhrzeit ahme schließlich nur nach, was ihr die Natur vormache. Das gelte erst recht für eine der genauesten Uhren der Welt, die sogenannte Atomuhr. Sie ist auf die Schwingungsfrequenz zwischen zwei Energiezuständen bestimmter Atome oder Moleküle eingestellt. Diese Schwingungen werden nicht durch äußere Kräfte beeinflusst. Der Betrieb einer Cäsium-Atomuhr beruht auf der Frequenzmessung der Energiedifferenz, die ein Cäsiumatom beim Übergang von einem niedrigeren Energieniveau auf ein höheres aufnimmt. Mit diesem Modell definiert man die Grundeinheit der Zeit im Internationalen Einheitensystem.
Nach Anhörung der Zeitexperten beschließt das Gericht, das Verfahren gegen die Zeit wegen Geringfügigkeit einzustellen.
Rechtsanwältin: "Wie beurteilst du den Ausgang des Verfahrens?"
Zeit: "Das Problem ist zwar damit nicht beseitigt, aber ich werde über eine andere Strategie nachdenken. Es bringt ja nichts, wenn die Uhrzeit und ich uns streiten. Das hilft den Menschen nicht!"
Rechtsanwältin: "Und was hast du vor?"
Zeit: "Ich werde auch eine Messmethode einführen, aber eben eine natürliche!"

25
Feb
2010

Die Zeit vor Gericht


- Erster Verhandlungstag -
Die Zeit hat eine Vorladung für die Gerichtsverhandlung "Uhr gegen Zeit" erhalten. Ihr wird vorgeworfen, mit der Uhrzeit grob fahrlässig umzugehen. Die Zeit sieht der Verhandlung gelassen entgegen. Sie hat die beste Rechtsanwältin für sich gewonnen, nämlich die Sonnenuhr. Die Staatsanwältin heißt Atomuhr.
Staatsanwältin: "Angeklagte, Ihnen wird vorgeworfen, unser Gesellschaftssystem zu unterlaufen und unser Wirtschaftssystem zu gefährden, indem Sie ganz gezielt Wachstum zu verhindern versuchen.
Sie agieren gegen unser Beschleunigungsprinzip, indem Sie die Uhrzeit durch Naturzeit zu ersetzen versuchen. Aufgrund Ihres Verhaltens sehe ich mich gezwungen, lebenslänglichen Freiheitsentzug zu beantragen."
Rechtsanwältin: "Hohes Gericht, ich werde jetzt die mir vorliegende Anklageschrift Schritt für Schritt widerlegen. Der Zeit wird vorgeworfen, mit der Uhr grob fahrlässig umzugehen. Das ist absurd.
In der Geschichte erfolgte die Angabe von Zeit vorwiegend aufgrund der Bewegung der Erde im Verhältnis zur Sonne und zu den Sternen. Die Schattenuhr oder Gnomon zählte zu den ersten Uhren, die schon um 3500 v. Chr. verwendet wurden. Es handelte sich dabei um einen senkrechten Stab oder Obelisken, der einen Schatten warf. Eine ägyptische Schattenuhr aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. ist bis heute erhalten. Die erste halbkugelförmige Sonnenuhr wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. von dem chaldeischen Astronomen Berossus beschrieben. Alle diese Arten von Zeitmessung orientieren sich an natürlichen Ereignissen, folglich an Geschehnissen, für welche sich die Zeit geradezu nachdrücklich einsetzt."
Staatsanwältin: "Einspruch! Darum geht es genau nicht. Es geht um Uhren, welche die Zeit unabhängig von irgendwelchen ungenauen, weil veränderlichen Naturereignissen anzeigen!"
Richter: "Erklären Sie sich bitte genauer!"
Staatsanwältin: "Bereits im alten China benutzte man für die Zeitmessung ohne Sonnenlicht ein Seil mit Knoten. Man zündete das Seil an einem Ende an. Die Zeit, die das Feuer benötigte, um von einem Knoten zum nächsten zu kommen, galt als Zeitmaß. Bei der Wasseruhr oder Klepshydra zeigt eine fließende Wassermenge an, wie die Zeit vergeht. Wasseruhren wurden verbessert und erhielten um 270 v. Chr. durch den griechischen Erfinder Ktesibios von Alexandria sogar ein Räderwerk. Bei Sanduhren benutzt man einen Sandstrom, um Zeitabschnitte zu messen. Und gegen diese von Naturverläufen unabhängigen Zeitmesser treibt die Zeit ihr Unwesen!"
Richter: "Die Verhandlung wird vertagt!"

24
Feb
2010

Die Eltern der 12 Geschwister

Kosmos (Ordnung) und Chaos (Unordnung) sind die Eltern jener 12 Geschwister, welche wir auch unter dem Namn "Kategorien" kennen.

23
Feb
2010

Geschwister der Zeit

Die Zeit und ihre Geschwister sind insgesamt 12. Diese Geschwister haben die Namen:
Eigenschaft(en)
Wesen
Art und Weise
Ursache
Wirkung
Grund
Zweck
Maß
Mittel
Wert
Raum
Zeit

22
Feb
2010

Zeit und Sein


Das Sein wundert sich darüber, dass es der Zeit zwar schon öfters begegnet, aber höchst selten einem ihrer vielen Geschwister. Neugierig geworden, erkundigt sich das Sein bei der Zeit, warum das so ist.
Die Zeit Wiederum wundert sich über das Sein, da doch das Sein der Name für die Gemeinschaft aller ihrer Geschwister ist.

21
Feb
2010

Die Zeit unterhält sich mit einem Zeitsponsor


Zeit: "Viele Menschen glauben, dass sie auf die Zeit keinen Einfluss haben. Sie nehmen an, dass alle Menschen gleich viel Zeit haben und es nur darauf ankäme, wie sie mit ihren Zeitressourcen umgehen."
Sponsor: "Dieser Irrglaube ergibt sich aus dem Umgang mit der Uhrzeit. Wenn man sich allein daran hält, dann ist selbstverständlich eine Stunde, ein Tag, eine Woche, ein Monat, ein Jahr für alle gleich lang. Leute, die ihr Leben eingrenzen bzw. mit Terminen ausfüllen, werden aber von mir nicht gesponsert. Das wäre vertane Zeit, weil sich solche Menschen eben nicht auf den rechten Umgang mit der Zeit verstehen."
Zeit: "Und wen sponserst du?"
Sponsor: "Alle Leute, die zu dir eine gute Beziehung pflegen und sich an ihrer inneren Uhr orientieren! Die innere Uhr, die vom Gehirn angetrieben wird, ist für jeden Menschen persönlicher Zeitgeber und Zeitnehmer. Es lässt uns eine Situation als kurzweilig oder langweilig erfahren. Langeweile signalisiert das Gehirn dann, wenn es zu wenig zu tun hat. Das Gehirn ernährt sich von Information, das können Sinnesreize oder Gedankenimpulse sein. Es ist sehr geschmacksempfindlich. Bekömmliche Nahrung sind Informationen, die Bilder im Kopf entstehen lassen, die etwas in Gang setzen, oder Informationen, die Erfahrungen bestätigen oder zum Widerspruch reizen. Sobald das Gehirn Information ausgesetzt ist, mit der es nichts anzufangen vermag, erzeugt es das Gefühl von Langeweile, verführt zum Tagträumen oder senkt den Wachheitsgrad, indem es zum Beispiel einen Zuhörer während eines Vortrages mehrfach in Sekunden- oder gar Minutenschlaf versetzt.
Wer vor der Bewältigung einer öden Aufgabe steht, fängt an, sich zu langweilen, tagzuträumen, müde zu werden oder sich durch angenehmere Tätigkeiten abzulenken.
Wie Menschen Zeit empfinden, das sagt etwas darüber aus, welche Nahrungsmittel sie dem Gehirn zuführen.
Wer häufig über Langeweile klagt, verliert ständig Zeit. Zeit wächst oder verkümmert vor allem durch Menschen und Ereignisse, mit denen wir es zu tun haben. Jeder ist, was er ‚isst', also körperlich oder geistig zu sich nimmt und sich dabei seelisch zumutet. Oder: ‚Sage mir, mit welcher Information du umgehst oder mit wem oder was du kommunizierst, und ich sage dir, wie viel Zeit du hast!'"
Zeit: "Und wie sieht dein Sponsoring aus?"
Sponsor: "Ich gewähre mehr Energie als gewöhnlich zur Verfügung steht. Dadurch dehnt sich die Zeit, weil zum Beispiel in einer Stunde so viel geschaffen werden kann wie normalerweise in zwei oder gar drei Stunden."
Zeit: "Wer von dir gesponsert wird, muss folglich in etwas weniger Zeit investieren als andere!"
Sponsor: "Weniger ist auch hier mehr!"
Nachtrag: Auf ausdrücklichen Wunsch der Zeit wird der Name des Sponsors erst nach ihrem Gespräch mit ihm genannt. Der Sponsor, das ist das Gehirn.

20
Feb
2010

Die Zeit trifft Sciurus und Willibald


Sciurus ist ein Eichhörnchen, das seit einigen Jahren in einem Wald lebt, der unmittelbar an die Stadt grenzt. Dort bewohnt es eine verlassene Baumhöhle. Sein Nest hat es sich mit abgenagten Zweigen, Moos und Gras gemütlich eingerichtet.
Zeit: "Hallo Sciurus! So früh unterwegs?"
Eichhörnchen: "Ja, ich will heute in die Stadt!"
Zeit: "Was hast du denn in der Stadt zu tun?"
Eichhörnchen: "Ich besuche Willibald. Er wohnt im Stadtpark."
Zeit: "Ach den alten Raben, der sich mit Arbeitsorganisation beschäftigt. Und was willst du von Willibald?"
Eichhörnchen: "Er hat für uns Eichhörnchen einen Stundenplan zusammengestellt."
Zeit: "Darf ich mit?"
Das Eichhörnchen freut sich sehr über die Begleitung der Zeit. Als sie im Stadtpark ankommen, werden sie von Willibald sehr herzlich begrüßt. Er hat sich sehr gründlich auf seinen Vortrag vorbereitet. Sogleich beginnt er damit.
Willibald: "Jedes Lebewesen hat sein eigenes Zeitbudget. Zeit ist eine Frage des Arbeitsflusses. Hast du deine Arbeit so organisiert, dass du die einzelnen Aufgaben zügig hintereinander ohne Stress erledigen kannst? Bist du diszipliniert genug, eine Aufgabe erst einmal zu Ende zu führen, bevor du eine andere beginnst? Eine gute Arbeitsorganisation spart Zeit, weil dir unnötiges, lästiges Suchen und Nachfragen weitgehend erspart bleibt.
Musst du deine Arbeitszeit oft überziehen, dann spätestens, solltest du deine Arbeitsorganisation einer Überprüfung unterziehen.
Die häufigsten Fehler sind hierbei: Prioritäten werden nicht gesetzt, zu viele Termine werden vereinbart, Fristen werden nicht eingehalten, Zeitdiebe werden zugelassen, Pufferzeiten fehlen, die Wohnung und die Nahrungsbeschaffung sind schlecht organisiert. Du lässt dich zu leicht ablenken."
Sciurus unterbricht Willibald: "Und wo bleibt mein Stundenplan?"
Willibald: "Dein Stundenplan richtet sich nach der Natur und deiner inneren Uhr. Etwa eine Stunde, nachdem dich die Amsel Oma Merle geweckt hat, solltest du mit dem beginnen, was für dich das Wichtigste ist. Dabei solltest du die geistige Arbeit der körperlichen vorziehen."
Eichhörnchen: "Also nicht erst Samen, Bucheckern, Eicheln oder Nüsse sammeln, sondern über die Verbesserung von Schutzmaßnahmen gegen Marder und Greifvögel, über die Wintervorsorge oder über die Erziehung meiner Kinder nachdenken."
Willibald: "Richtig! Es gibt ein paar Regeln, nach denen du dich richten kannst. Willst du sie hören?"
Eichhörnchen: "Natürlich, Willibald"
Willibald: "1. Vom Wichtigsten zum wenig Wichtigen. 2. Vom Schwierigeren zum Leichteren. 3. Von geistiger Arbeit zur körperlichen. 4. Vor(aus)sicht ist besser als Nachsicht oder wie ihr Eichhörnchen sagt: Spare zur rechten Zeit, dann hast du in der Not!"
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

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