Unilogo

28
Mai
2010

Seit 1:07 Buddhistisches Neujahr

Jahwe


Was außerhalb des menschlichen Zugriffs existiert, muss auch so in Erscheinung treten. Außeridisches kann nicht die Erscheinungsform des Irdischen haben. Insofern ist es eine Illusion der Irdischen, Außerirdischen begegnen zu können. Höhere Formen können niedrigere annehmen, aber nicht umgekehrt. Der Dornbusch des Alten Testaments verbrennt nicht, weil Moses während seiner Ekstase aus dem Strom der Zeit herausgetreten ist. Außerhalb Moses' Bewusstsein findet nichts Wundersames statt. Die Ekstase geschieht wie oft auch ein Traum als fantastische Reise ausserhalb von Raum und Zeit. In meinem ersten Buch "Totzeit" (1968) habe ich versucht, die Zeitdilation durch Raumdilation durch Überschreitung der Sprachgrenzen aufzuheben. Auch diese Aufhebung definiert sich als Veränderung des Bewusstseins. Das buddhistische Nirwana hat eine vergleichbare Wirkung.

27
Mai
2010

concept fashion


Der Begriff ist eine Modeerscheinung, die Frühjahrsmode der Abendländischen Kultur. Mehr Nichts als Sein. Nichtssagend bis auf das Wesen. Für die Wahrheit viel zu teuer. Für die Praxis untragbar.
Die Mode der Wahrheit wird deshalb bald von der Mode der Richtigkeit abgelöst. Man trägt im Abendland wieder kurz und bündig. Die Arbeitskleidung für Vorurteile und Vorverurteilungen. Da glaubt niemand mehr, dass sich die Kunst besser auf das Design des Geistes versteht.

26
Mai
2010

Widerspruch

Ein Dilemma ist nur für die definierte, bewusstseinsregulierte Wahrnehmung bzw. Vorstellung unüberwindbar. So verblasst ein Dilemma z.B. in einer Vision. Vision, das ist eine Sicht, die über die Felder der wirklichen Möglichkeiten hinaus reicht. Die Visionen der Hildegard von Bingen erzählen von dieser Überreichweite der Wahrnehmungen. Es lohnt sich, diesem Weg nachzugehen.

25
Mai
2010

Dilemma

Das Dilemma gehört zu den wenigen echten Problemen. Zu einem echten Problem gehört vor allem die Unlösbarkeit. Das Dilemma ist wie ein Funke, der immer wieder ein geistiges Feuer entfacht. Das Problem der Gottes Existenz: Menschen werden es nicht lösen.

24
Mai
2010

Anmerkung zu Pfingsten

Nach Auffassung des Glaubens spricht Gott durch den Heiligen Geist zu uns. Das ist das Wesentliche der Pfingstbotschaft. Pfingsten ist also gleichsam ein rein geistiges Fest. Da gibt es nichs zu sehen. Pfingsten ist kein Fest für schaulustige Gläubige mit verdrehter Neugier. Dennoch warnt der Buddhist: "Selbst wenn Ihr den Heiligen Geist vernehmen könntet, so würdet Ihr doch überhören, was er mitteilt. Denn Eure Eitelkeit ist Euch im Wege. Mit Eurer Wohlgefälligkeit verstellt Ihr alles, weil Ihr es nicht ertragen könnt, dass die göttliche Stimme zu Euch spricht. Wenn jemand so eitel ist, den anderen zu sagen, dass Gott zu ihm spricht, handelt er sich mit Recht Hohn und Gelächter für diese Selbst-Täuschung ein!" Die Bibel ist so wenig unter dem Einfluss des göttlichen Geistes entstanden wie irgendeine Predigt. Berühmte Forscher und Wissenschaftler wie Albert Einstein haben immer wieder nach den Spuren Gottes gesucht, ohne verständlich machen zu können, ob sie diese Spuren finden konnten.

23
Mai
2010

Veni creator spiritus


VENI, Creator Spiritus,
mentes tuorum visita,
imple superna gratia
quae tu creasti pectora.

Qui diceris Paraclitus,
altissimi donum Dei,
fons vivus, ignis, caritas,
et spiritalis unctio.

Tu, septiformis munere,
digitus paternae dexterae,
Tu rite promissum Patris,
sermone ditans guttura.

Accende lumen sensibus:
infunde amorem cordibus:
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.

Hostem repellas longius,
pacemque dones protinus:
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium.

Per te sciamus da Patrem,
noscamus atque Filium;
Teque utriusque Spiritum
credamus omni tempore.

Deo Patri sit gloria,
et Filio, qui a mortuis
surrexit, ac Paraclito,
in saeculorum saecula.
Amen.

2
Mai
2010

Heilende Worte


Ganzheitliche Medizin, zusammengeführt in der Einheit von Körper und Geist, ist für die Schulmedizin ein Albtraum. So bleibt die Sprache in Kliniken und Rehas im günstigsten Falle der gewöhnliche Umgangston von freundlichen Handwerkern, mechanistisch grob eben. "Hat Nr.36 schon ihr Frühstück bekommen?" "Hat der PKW in Box 4 schon seinen Ölwechsel?" "Sie sind bei dem desolaten Zustand Ihres Körpers hier nicht, um sich zu erholen, sondern um zu arbeiten!" Die Seele, die beste Ärztin des Körpers gehört nicht in eine Klinik. Die Seele des Kranken ist eigentlich von Natur aus eine selbstheilende Kraft. Was ist, wenn sie diese ursprüngliche Idee auf dem Krankenlager nicht verwirklichen darf? Für eine solch arme Seele hat Francois einige Tipps.
"Des mots de Sainte Francois d'Assisi"
(entdeckt bei Renovierungsarbeiten nach dem Erdbeben, Assisi im Oktober 1997)

Geistheilung vollzieht sich im wesentlichen bei sich selbst wie Antizipation, bei anderen wie Initiation durch Projekion (Vorstellungstransfer). Die Kraft der Selbst- oder Fremdübertragung hängt vor allem von der Überzeugung ab. Nur Glaube vermag Berge zu versetzen! Die Frage ist nicht, ob wir heilen können, sondern die Frage ist, ob wir davon überzeugt sind, heilen zu können. Heilen vermögen wir von Natur aus, aber den Glauben an diese natürliche Fähigkeit haben wir verloren.

Francois et Claire


Wenn die Luft da oben eng und der Atem eng wird, entschwinden dem Bewusstsein alle Utopien. Heilende Kräfte versickern und alle Wunder verblassen. Erst wenn Hiob vollkommen am Ende ist, erhebt sich die Seele, um jenseits des Köperlichen ihre Ansprüche anzumelden. Sie fürchtet die Kirche mehr als die Hölle. Diese leeren Weissagungen von ahnungslosen, zum Missbrauch bereiten Priestern. Die Bibel ein Flickwerk aus Jahrhunderten. Wenn es da nicht diese Störenfriede gäbe, die auf Gott ohne Glauben vertrauen. Allen voran Maria, die aus ihrer peinlichen Lage die größte Story aller Zeiten machte. Marias Weltenlehre: "Nicht das ist wahr, was tatächlich ist, sondern das, was aus Dir sich als überzeugende Tatsache gestaltet." Die Jungfrauengeburt eine schöpferische Notlüge als Beleg. Wer Verständnis für diese Lüge hat, erkennt das Heilige jenseits von Gut und Böse. Die Leidenschaft für Claire machte Francois den Verzicht auf alle anderen Begehrenswerten leicht. Wer nur von der Liebe lebt, kann nie zum Idioten gemacht werden. Und wer glaubt, dass die Liebe vergeht, hat sie auch nicht verdient. Rabiater als Francois kann man das nicht sehen. Dieser Francois ist radikal genug, um für das bevorstehende Ereignis zu taugen.

1
Mai
2010

Nur ein Spruch


"Lebe jeden Tag so, als wäre er dein letzter!"
Ein wirklich frommer Spruch! Denn in Wahrheit ist es nicht leicht möglich herauszufinden, was es denn so Wichtiges geben könnte, dass es unbedingt in den letzten Tag gehören müsste. Es ist auf jeden Fall der Verlust des Lebens! Insofern kann niemand diesen Tag in einer Klinik der Schulmedizin erleben. Der vollkommen mechanisierte Körper hat keine Luft mehr für die Seele. Und das Abschalten der Geräte wirkt wie das Schließen der Garagentür nach einem schönen Ausflug.

26
Apr
2010

Lobpreis Magdalene's

Verlegenheit ob dieser Angelegenheit. Was liegt an, dass das Verlegte unbedingt gefunden werden muss? Jeder Tag gebärt sich ungefragt aus der Nacht des Nichts, in das er wiederum entschwindet, als sei da nicht etwas gewesen. Bisweilen kommt es zum Un-Fall, wenn die Frau ihr Kind absolut nicht will und alle Mühe vergebens war, es doch noch zu verhindern. Der Geburtstag wird zum in die Welt geworfenen Unglück, vor 66 jahren während eines Bombenhagels. Selbst aus dem Un-Glück ist nichts geworden. Magdalene hat das einfach nicht geschafft. Die Kriegsgötter waren allesamt gegen sie. Es nutzte ihr auch nichts, den Kleinen einfach wegzuwerfen. Unter dem Sauerstoffzelt wurde er gleichsam wiedergeboren... ...Geburtstag eben!

25
Apr
2010

Missbrauch einer guten Idee

Würden Sie in einer Gegend wohnen wollen, in der sich mehr Gesindel aufhält als gewöhnlich ? Das Internet ist so eine Gegend. Da verkehren dumme Leute voller Arroganz und outen sich dabei ohne jede Rücksicht auf Anstand. Sie biedern sich hemmungslos mit blöden Texten an. Voyeure, die alles zu entdecken glauben. Sie zelebrieren ihre geistigen Behinderungen in schleimigen Textergüssen. Dabei kann man in Texten nicht einfach das sagen, was man denkt. Die eigenen Gedanken verraten mehr als Ahnungen zulassen. Erst durch Intuition wird alles sichtbar! Und auch, dass man jene Gegend unbedingt meiden sollte.

24
Apr
2010

Ich werde diese geheimen Filme zeigen


Wir sprechen nicht, um uns Gedanken mitzuteilen, sondern um uns zu sagen, was unsere Gefühle tatsächlich meinen. Wörter sind Träger von Schwingungen von dem, was wir im Augenblick empfinden. Sätze sind Takte unseres Lebensrhythmus und Texte sind Kompositionen unserer momentanen Situation. Das Wesentliche steht zwischen den Zeilen. Nicht das, was wir sagen oder schreiben, sondern das, was wir uns nicht getrauen auszusprechen, wenn wir sprechen oder schreiben. Jedes Gehirn dokumentiert durch Sprache seine Biografie. Besonders deutlich teilt sich das Gehirn in seiner Wahrheit mit, wenn es kritisiert. Solche Kritiken sind wie Kopfkino, in dem die Kritisierenden ihr persönliches Drama der Öffentlichkeit vorführen. Ich kann die Bilder solcher Aufführungen sehr deutlich sehen und verstehen und aus der Scheinheiligkeit in das tatsächlich Gemeinte übersetzen. Das ist nicht unbedingt ein Gewinn angesichts des schönen häßlichen Scheins.

18
Apr
2010

Gelassenheit contra Gleichgültigkeit


Sonografie

Eine engagierte Ärztin, Oberärztin der Stroke Unit sagte mir, als ich sie wegen ihres konstruktiv helfenden Humors bewunderte: "Ach wissen Sie, ohne Humor könnten wir alle hier das alles gar nicht aushalten!" Ich dachte nicht, dass mir dieser Satz an diesem Montag heute mehrmals helfen würde.
Um 13:20 kam die Stationsschwester, um mir klarzumachen, dass ich mich um 13:50 in der Kardiografie einfinden soll. Ich wurde wohl nicht abgeholt, weil ich morgens über das Frühstück gelacht hatte. Immerhin aber erklärte sie mir im schnippischen Ton den Weg dorthin.
Um 13:45 saß ich brav auf einem der schwarzen Stühle in der kardiografischen Abteilung. Schließlich liebe ich Pünktlichkeit. Einige Meter von mir entfernt stand ein Krankenbett, in dem eine alte Frau lag und darauf wartete, dass sie nach ihrer Untersuchung auch wieder abgeholt wird. Als eine Verwaltungsangestellte vorbeikommt, fragte die alte Frau, wann sie denn abgeholt wird. "Bestimmt gleich!", sagte die Angestellte. "Oh, das sagte Ihre Kollegin auch schon! " "Wann war das denn?" "Das war kurz vor zwölf!" Und inzwischen war es bereits kurz vor zwei. Die Angestellte versicherte, dass sie sofort telefonieren werde, sobald sie die Akten, die sie unter dem Arm trägt, abgegeben hat. Nach einigen Minuten kam sie wieder und versicherte der alten Frau, dass sie den Abholdienst benachrichtigt hätte. Die alte Frau drohte inzwischen, dass sie aus dem Bett steigt und mit ihrem nach hinten vollkommen offenen, viel zu kurzen Operationshemdchen zu Fuß in ihre Station zurückgeht. Als sich um 14:20 bei mir immer noch nichts tat, klopfte ich an die Tür von Zimmer 3. "Wie ist Ihr Name?" "Schmid!" "Ja, dann sind Sie hier richtig! Gehen Sie doch schon einmal in den Untersuchungsraum, machen Ihren Oberkörper frei und legen sich auf die Liege neben dem sonografischen Messgerät!" Dann setzte sie das durch mich unterbrochene Gespräch mit der Praktikantin fort. Jetzt war nicht Humor gefragt, sondern Eselsgeduld. Nach etwa zehn Minuten setzte sie sich neben mich unterhielt sich weiter, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Dann schließlich erklärte sie mir, während sie auf den Bildschirm stierte, dass es noch etwas dauern werde, da sie noch den Befund von der Voruntersuchung schreiben müsse.
Endlich begann sie mit der Untersuchung meines Herzens und entdeckte schon bald eine beachtliche 'Sehenswürdigkeit'. Sogleich rief sie die Praktikantin: "Schauen Sie sich das an. Ich zeige Ihnen das, weil man das sonst nie so gut sehen kann. Sehen Sie, was können Sie erkennen?" Aber weder ich noch die Praktikantin hatten die geringste Ahnung. Dann änderte sie die Bildeinstellung. "Sehen Sie die starke Einbuchtung in der Herzwand? Sehen Sie das?" Ja, das war nun wirklich nicht zu übersehen. Die Kardiografin fuhr fort: "Diese Einbuchtung ist eine Narbe! Das rührt von einem Herzinfarkt! Toll, wie gut man das hier sieht!" Na, wenigstens jemand, der sich freut. Der Rest war schnell erledigt. Es gab nichts Interessantes mehr zu entdecken!
Als ich wieder in meinem Bett auf der Station lag, stieg in mir eine bis dahin nie gekannte helfende Gleichgültigkeit hoch.

17
Apr
2010

Lungenfunktionsanalyse


Lungenfunktionsanalyse

Frühstückszeit im Hospital. Ein wenig Magarine, ein wenig Erdbeermarmelade in zwei kleinen Platikbehältern, neben einer in Plastikfolie eingeschweißten kargen Brotscheibe. Neugier. Was ist wohl in dem großen grauen, schüsselartigen Behälter? Ich hebe den Deckel und muss unwillkürlich lachen. Ein (!) kümmerliches Brötchen! Ich versuche der Schwester humorvoll zu erklären..., aber sie hat dafür keinen Sinn. Wütend schimpfend verlässt sie das Zimmer. Ich komme erst gar nicht zum Frühstücken, weil ein Krankenpfleger mich auffordert, zur Lungenfunktionsanalyse zu gehen. Jetzt bin auch ich wütend. Die Lungenfunktionsanalyse wird von einer Ärztin durchgeführt, die mich für geistig behindert hält. Also versuche ich ihr klarzumachen, dass meine verwaschene Sprache von einem Schlaganfall herrührt. Sie zuckt mit den Schultern und sagt: Sie machen jetzt genau, was ich sage. Hören Sie, Sie machen jetzt genau, was ich sage. Sie sitzen jetzt ganz aufrecht und atmen gleichmäßig durch den Mund ein und aus. Hier ist ein Plastikröhrchen auf dem Messinstrument, durch das Sie atmen müssen. Bitte nur durch den Mund atmen und dabei ganz aufrecht sitzen. Genervt folgte ich ihren Anweisugen, nachdem sie mir zur Sicherheit eine Nasenklemme aufgesteckt hatte. Einatmen -Ausatmen. Und immer genau das machen, was ich sage. Einatmen - Ausatmen! Und dann reißt sie die Tür der viel zu engen Kabine auf, zieht lautstark den Atem an, hält ihn an, um ihn lautstark hinauszuprusten. Jetzt machen Sie das genau so wie ich. Hören Sie, genau so wie ich. Dann kommandiert sie: "Einatmen", brüllt "Luft anhalten uuund kräftig ausstoßen!" Weil sie nicht alle Funktionen eingestellt hatte, musste die ganze Prozedur wiederholt werden. Also Sie machen jetzt unbedingt genau, was ich sage. Hören Sie, Sie machen jetzt genau, was ich sage. Sie sitzen jetzt ganz aufrecht und atmen gleichmäßig durch den Mund ein und aus. Hier ist ein Plastikröhrchen auf dem Messinstrument, durch das Sie atmen müssen. Bitte nur durch den Mund atmen und dabei ganz aufrecht sitzen....

16
Apr
2010

Danach

Schlaganfall


Unversehens backstage (Hinführung)
Jahrzehnte inmitten der Sprache, zwischen Worten und ihrer neuronalen Bedeutungen, Satz für Satz neurologische Funktionen ermittelnd, um dann unversehens hinter die Kulissen des Bewusstseins geworfen zu werden. Hirnschlag, Schlaganfall und das ganze, so wohl bedacht Gedachte verliert an Bedeutung, ohne die Möglichkeit, noch mitgeteilt werden zu können. Jetzt nur nicht locker lassen. Aufgeben? Kein Weg! Keineswegs!
Mit der linken Hand Buchstaben für Buchstaben mit einem Finger, mit dem Mittelfinger vorzugsweise, weil mit der größten Treffsicherheit der zuständigen Tasten auf der wenig erhabenen Mac-Tastatur. Aber vorwärts nach rechts, Schritt für Schritt auf der Zeile voran stolpernd, das untersagt Mister Donald! Auf meinem rechten Bein sitzend hat er unbemerkt, blitzartig die Pfeil-nach-rechts-Taste gekonnt mit dem bekannten Geschick eines Kakadus ausgehebelt.
Was bringt nun der Blick hinter die Kulisse? Auf jeden Fall keinen Ein-Blick! Was habe ich denn erwartet? Doch zumindest eine helfende Erfahrung! Ja, doch, die gibt es. Meine Gedanken müssen sich urplötzlich in Geduld üben. Es kostet sie jetzt entschieden mehr Zeit, bis sie verschriftlicht worden sind, um in ihre Herkunft zurück entlassen werden zu können. Völlig neu dieses stark verlangsamte Festhalten von Gedanken. Wohl deshalb werden Sprachtherapeutin und Logopädin nicht müde, sich nach meiner Konzentrationsfähigkeit zu erkundigen. Aber bei aller Unvernunft habe ich wohl Glück gehabt. Aufmerksamkeit und Konzentration erweisen sich als uneingeschränkt, so dass sich meine Gedanken nach Lust und Laune austoben können.
Eine erste erstaunliche Erfahrung zeigt, dass meine Gedanken diese neu gewonnene Freiheit voll auskosten. Weil ein Gedanke dem Bewusstsein Buchstabe für Buchstabe abgerungen werden muss, hat er plötzlich Zeit, sich sein Erscheinen im Text noch einmal zu überlegen. Diese Erfahrung ist für mich völlig neu, denn bislang hat sich fast jeder meiner Gedanken widerspruchsfrei ergeben. Ich habe ihn also so aufgeschrieben, wie er angekommen ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, sein Outfit zu ändern. Und jetzt? Gedanken stolzieren wie auf einem Laufsteg daher, drehen und wenden sich nach allen Seiten, beinahe so, als wären sie jetzt doch noch eitel geworden und stolz auf ihre Wortwahl. Ein Text als Modenschau von Stichwortdesignern des Unbewussten. Ich ertappe mich dabei, diese gut gemeinten Mühseligkeiten meines angeschlagenen Gehirns ungeduldig und geringschätzig zu behandeln. Wäre ich arm im Geiste geworden, ich würde es nicht einmal bemerken. Ja solche Armut ist nicht eingekehrt, aber ein Gefühl von Undankbarkeit breitet sich aus. Und überempfindliche Reaktionen auf Geringfügigkeiten nerven und strapazieren zunehmend, den Eindruck erweckend, dass alle Besserung geschwächt ist.
Alarm im Bewusstsein. Die rechte Hemisphäre warnt vor der Ein-Finger-Strategie der linken. Das Gehirn beginnt nämlich, sich mit der Behinderung zu arrangieren. Absurd, mit einem Finger der linken Hand scheint es einfacher und schneller zu gehen als auf zwei Hände verteilt. Das ist unzulässig, wenn ich meine Behinderung nicht festschreiben möchte. Folglich inakzeptabel.
Aber auch die rechte Hemisphäre versucht durchaus, die Gelegenheit zu nutzen, um sich neue Gebiete zu erobern. Sie träumt von einem Roman. Das erscheint ihr bekömmlicher als ein umfangreiches Lehrbuch. Solche Träumereien haben etwas Ungeordnetes an sich. Aber immerhin das Bedürfnis nach Widerstand wird geweckt. Ich will keinen einzigen Schritt zurück! In keinem und auf keinen Fall! Da haben wir’s. "In und auf keinen Fall", das hätte ich so früher niemals geschrieben. Was aber bedeutet das? Gibt es da überhaupt einen Unterschied derart, dass er eigens erwähnt werden sollte? Sprachgefühl ist gefragt. "In keinem Fall", das klingt eher situativ: in keiner Situation also. Und "auf keinen Fall", das hört sich Kantisch kategorisch an, unter keiner Voraussetzung also! Aha, so ist das: in keiner Situation ünd unter keiner Bedingung! Das ist in der Tat trennschärfer gesagt, weil der angenommene Fall sowohl situativ als auch kategorisch beschrieben wird. Braucht es das überhaupt? Wer kennt denn überhaupt den Unterschied zwischen Perspektive und Aspekt? "Frechheit!" meldet sich da ein Gedanke, der sich links orientiert aus der logischen Hemisphäre ankündigt. Was will er? Worüber ist er eigentlich verärgert? Kann ich ihn so etwas fragen? Von rechts nähert sich Besänftigung. "Nur nichts Verrücktes jetzt! Haarspalterei liebt niemand! Nun wird der Gedanke erst richtig sauer. "Ich bin gegen überzogene Genauigkeit. Das wird man ja wohl noch ausdrücken dürfen!"
Seltsam. Überzogene Genauigkeit war noch nie mein Thema! Trennscharfer Ausdruck, das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Alle drücken sich so klar aus wie sie können. Der Rest ist doch Verstehen-Wollen. Dennoch bin ich stutzig. Irgend etwas wollen mir solche Gedanken doch sagen. Ich sollte mich in Geduld üben und besser hinhören! Also was ist denn nun das Thema? Schweigen! Die Gedanken scheinen keine Lust mehr zu haben. Vielleicht brauchen sie eine Extra-Einladung. Wäre kein Ptoblem, aber wie geht das? Ach so, klar: Über eine Frage! Fragen wecken Gedanken. Die Fragen begleiten Gedanken ins Bewusstsein, zeigen ihnen den kürzesten Weg in die Gegenden brauchbarer Antworten. Endlich Zeit, sich nach der Laune des ausgebliebenen Gedankens zu erkundigen. Wo steckt er eigentlich? Ach so, noch immer im Ärger über angenommener Spiegelfechterei. Was verlangt er von mir, damit er sich blicken lässt? Er wünscht sich vor allem, dass ich ihn nicht mehr bedränge. Erste Woche Reha! Wiederkehr des immer Gleichen. Verordnet angeordnete geordnete Heilung im ½ Stundentakt. Mit Stundenplänen in der Hand laufen wir durch die Gänge von Therapie zu Therapie humpelnd: Neuropsychologie, Sprachtherapie, Physiotherapie, Ergotherapie. Feinmotorikgruppen, Gleichgewichtsgruppen. Ich will nach Hause laufen. Aber das eigenständige Gehen ist noch nicht therapeutisch kontrolliert freigegeben. Ich kann nicht mehr selbst entscheiden, ob ich noch gehen kann. Persönliche Protestaktion am Karsamstag. Ich gehe allein ¾ Stunde zu Fuß in die Stadt, um mich dort mit Ulrike zu treffen. Ein Gefühl von Freiheit ohne Gleichgewichtsstörungen. Anschließend noch 2 Stunden Stadtbummel mit Wochenmarkt und AAA-123-Suchen in Kaufhäusern. Alles therapiefrei okay. Reha: Ruhig eine heftige Abreibung für Unvernunft. Ein Schlag für den Schlag. Einschlag. Wer heilt? Das innere oder äußere System oder doch ich mich selbst?
Feinmotorik ist gefragt. Ein Gedanke kündigt sich an, weil er aufgeschrieben werden möchte. Ohne Lust auf Konkretes schleicht er sich an. Geheimnistuer, der ganz offensichtlich doch nur etwas über sich erfahren will. Folglich sucht er sich einen Begleiter, einen Verbündeten, mit dem er sich so austauschen kann, dass alle Vorteile auf seiner Seite bleiben. Wer aber gibt sich schon als Leihmutter oder Spendenvater her? So bleibt es nicht aus, dass die Möglichkeiten ausbleiben und der Mangel in mein Bewusstsein zurückkehrt. Motorische Mängel in velen Einzelbewegungen. Wer keinen Ball fangen kann, vermag auch nicht allein vorwärts zu gehen. Das ist ohne therapeutische Hilfe nicht zu schaffen. Bewegungen werden von unten her aufgebaut. Induktion also. Deduktion? Lächerlich geradezu! Das Gehen wächst aus dem Schritt für Schritt und nicht etwa umgekehrt. Vorstellungen von einem Gang verhelfen zu keinem einzigen Schritt. Nur der Nazarener kann Lahmen befehlen zu gehen. Doch Deduktion also? Bin ich Jesus? Ich kann mir nicht einfach befehlen, so zu tun, als ob nichts gewesen wäre! Was einem nicht alles durch den Kopf geht, wenn sich ein inhaltsloser Gedanke vorbeischleicht. Zum Einschlafen beinahe! Untätiger Gedanke sucht agilen Partner zwecks Verbindung. Oh, jetzt kommt er, der andere. Erste Gehversuche auf dem Diktiergerät bringt er mit, ein Ladenhüter also mit verwaschener Artikulation, fast in eine Art Lallen fallend. "Wenn jemand ein Lehrbuch verfasst, gibt er vor, in einem Erfahrungsraum mehr zu Hause zu sein als andere." Aha, der aufgezeichnete Gedanke erinnert an das ursprüngliche Vorhaben. "… Er gibt an, diesen Erfahrungsraum anderen vermitteln zu können. Weil Lehren das systematische Ermöglichen neuer Erfahrungsräume bedeutet. Wenn nun ein Lehrbuch "basic instinct" entsteht, dann wird der Anspruch erhoben, sagen zu können, wie sich Bewusstsein optimal organisieren lässt, denn ‚basic instinct‘ bedeutet ja die von Natur vorhandene Systemorganisation des Bewusstseins." Der an sich leere Gedanke trifft mit seiner Erinnerung das Aktuelle ganz genau. Es ist doch so, dass das Gehirn ein selbstreparierendes Organ ist, bemüht, die durch den Einschlag gestörten Netze wiederherzustellen. Folglich kommen hier zwei Interessen zusammen, frei nach Münchhausen formuliert, wie sich das Gehirn selbst von sich befreit oder nach esotherischer Manier: ein Fall von Selbstheilung. Aber zunächst zur Aufzeichnung zurück: "Bewusstsein steht für multifunktionale neuronale logistisch-ästhetische Netze: Wahrnehmen – Betrachten - Bewerten – Beobachten – Begreifen – Umsetzen – Prüfen – (ggf. ändern)" Huch, vorweggenommene Reha! Geht es einem Inhalt im Bewusstsein etwa vergleichbar?
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Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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