Unilogo

21
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte


Aufgabe zur Selbstbeobachtung: Können Sie vielleicht schon, wenn Sie sich selbst beobachten, verschiedene Phasen unterscheiden ?

Sie beobachten sich zum Beispiel im Supermarkt, genauer: Sie beobachten sich, wie Sie in einer Warteschlange vor der Kasse anstehen und darauf warten, an die Reihe zu kommen. Wenn Sie nun dieses Beobachten selbst wiederum beobachten sollen, dann wird Ihnen auffallen, dass Sie sich zunächst überhaupt erst einmal auf diese Szenerie konzentrieren müssen, um das erinnerte Geschehen genau genug wahrzunehmen.

Ich vermute, dass wir uns darauf einigen können, die erste Phase "Wahrnehmen" zu nennen. Nun sind Sie ja aufgefordert, Phasen der Selbstbeobachtung zu entdecken. Sie sollen das, was Sie da wahrnehmen, erforschen. Sie lassen sich Zeit, um sich mit den Inhalten der Wahrnehmung zu beschäftigen. Genau für diesen Vorgang des bei Wahrnehmungen Verweilens kennt die deutsche Sprache das Vorgangs- oder Tunwort "Betrachten", wenngleich dieses Verb etwas ungebräuchlich geworden ist. Der Grund hierfür ergibt sich vermutlich aus der Schnelllebigkeit oder Kurzlebigkeit unserer Zeit. Wir haben keine Zeit mehr zum Betrachten! Wenn wir das, was wir wahrnehmen, sorgfältig genug betrachten, dann können wir Zusammenhänge beobachten und diese auch als Wirkungsgefüge begreifen. Damit haben wir sämtliche Phasen des Erfassens innerer oder äußerer Wahrnehmungen zusammen:

➢ Wahrnehmen,
➢ Betrachten,
➢ Beobachten,
➢ Begreifen.

Es ist klar, dass Sie das, was Sie selbst zum gründlichen Erfassen von etwas brauchen, auch jenen gewähren müssen, welchen Sie etwas erklären wollen. Dabei ist es gleichgültig, ob sie etwas verkaufen oder unterrichten wollen. In jedem Fall gehören diese vier Phasen zum Verstehen von etwas.

Beobachtungsaufgabe: Erinnern Sie sich, wie Sie den Führerschein machten und erklären Sie diese vier Phasen am Unterricht der Fahrschule.


20
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte


Aufgabe: Sammeln Sie ähnliche Erfahrungen aus Ihrer Praxis!


Kannitverstan    (1809)



Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmendingen und Gundelfingen, so gut als in Amsterdam Betrachtungen über den Umstand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft herumfliegen. 
Aber auf dem seltsamsten Umweg kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrtum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntnis. Denn als er in diese große und reiche Handelsstadt, voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und geschäftiger Menschen, gekommen war, fiel ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft von Duttlingen bis Amsterdam noch keines erlebt hatte. 
Lange betrachtete er mit Verwunderung dies kostbare Gebäude, die 6 Kamine auf dem Dach, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die Tür. Endlich konnte er sich nicht entbrechen, einen Vorübergehenden anzureden. "Guter Freund", redete er ihn an, "könnt Ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternenblumen und Levkojen?" - Der Mann aber, der vermutlich etwas Wichtigeres zu tun hatte, und zum Unglück gerade soviel von der deutschen Sprache verstand, als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz und schnauzig: "Kannitverstan"; und schnurrte vorüber. Dies war ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht betrachtet, und heißt auf deutsch soviel als: Ich kann Euch nicht verstehen. Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muß ein grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan, dachte er, und ging weiter. Gaß aus Gaß ein kam er endlich an den Meerbusen, der da heißt: Het Ey, oder auf deutsch: das Ypsilon. Da stand nun Schiff an Schiff, und Mastbaum an Mastbaum; und er wusste anfänglich nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Augen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit an sich zog, das vor kurzem aus Ostindien angelangt war und jetzt eben ausgeladen wurde.
Schon standen ganze Reihen von Kisten und Ballen auf- und nebeneinander am Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt, und Fässer voll Zucker und Kaffee, voll Reis und Pfeffer, und salveni Mausdreck darunter. Als er aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich einen, der eben eine Kiste auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heiße, dem das Meer alle diese Waren an das Land bringe. "Kannitverstan", war die Antwort. Da dacht er: Haha, schaut's da heraus? Kein Wunder, wem das Meer solch Reichtümer an das Land schwemmt, der hat gut solche Häuser in die Welt stellen, und solcherlei Tulipanen vor die Fenster in vergoldeten Scherben. Jetzt ging er wieder zurück, und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was er für ein armer Mensch sei unter soviel reichen Leuten in der Welt. 
Aber als er eben dachte: Wenn ich's doch nur auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan es hat, kam er um eine Ecke, und erblickte einen großen Leichenzug. Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob sie wüßten, daß sie einen Toten in seine Ruhe führten. Ein langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach, Paar um Paar, verhüllt in schwarze Mäntel, und stumm. In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern Fremdling ein wehmütiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine Leiche sieht, und blieb mit dem Hut in den Händen andächtig stehen, bis alles vorüber war. Doch machte er sich an den letzten vom Zug, der eben in der Stille ausrechnete, was er an seiner Baumwolle gewinnen könnte, wenn der Zentner um 10 Gulden aufschlüge, ergriff ihn sachte am Mantel, und bat ihn treuherzig um Exküse. "Das muss wohl auch ein guter Freund von Euch gewesen sein", sagte er, "dem das Glöcklein läutet, daß Ihr so betrübt und nachdenklich mitgeht." - "Kannitverstan!" war die Antwort. Da fielen unserm guten Duttlinger ein paar große Tränen aus den Augen, und es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. 
"Armer Kannitverstan", rief er aus, "was hast du nun von allem deinem Reichtum? Was ich einst von meiner Armut auch bekomme: ein Totenkleid und ein Leintuch, und von allen deinen schönen Blumen vielleicht einen Rosmarin auf die kalte Brust, oder eine Raute". Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazugehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten Herrn Kannitverstan hinabsenken in seine Ruhestätte, und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr gerührt als von mancher deutschen, auf die er nicht acht gab. 
Endlich ging er leichten Herzens mit den anderen wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand, mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und, wenn es ihm wieder einmal schwerfallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seien, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff, und an sein enges Grab.
Quelle mit Bildern: Kannitverstan

Aufgabe: Versuchen Sie sich selbst zu erklären, wie solche Missverständnisse zustandekommen! (Vorbereitung auf die nächste Lernkarte)




Lernkarte


Aufgabe: Sie haben versucht, herauszufinden wie solche Missverständnisse wie Kannitverstan entstehen! Versuchen Sie jetzt zu lösen, welche Fähigkeit Sie brauchen, um derartige Aufgaben selbst bewältigen zu können!


Hinweis: Um sich selbst in der Welt erfolgreich behaupten zu können, benötigen Sie diese Fähigkeit ebenfalls. Ein Fußballspieler, der mit seiner Mannschaft Weltmeister werden will, braucht dieses Vermögen ebenso. Tipp: Sie machen von dieser Fähigkeit Gebrauch, wenn Sie sich einen Film vom vergangenen Tag vorstellen, in dem Sie allein die Hauptrolle spielen.


Schwabenpack

Auf dem Weg zum Arzt entdecke ich vor mir ein Plakat mit zwei Schimpansen und dem Titel "Schwabenpack". Ich bin hoch erstaunt über dieses Plakat, und ich vermute eine Aktion gegen das Abriss-Projekt "Stuttgart 21". Dann kommt mir das absurd vor. Ich gehe einige Schritte zurück und lese statt "Schwabenpack" "Schwabenpark". Ich bin doch leicht erschrocken über diesen Lesefehler und fragte mich, ob ich tatsächlich unbewusst eine so schlechte Meinung von Schimpansen habe.

Ich möchte nun dieses Beispiel nutzen, um die ersten Funktionen des menschlichen Bewusstseins zu erklären. Bewusstsein ist als Moment des Bewusstwerdens eine Widerspiegelung von dem, was um uns und in uns geschieht. Durch dieses Geschehen gestalten sich Bilder unserer Welt in unserem Kopf. Dieses Bilderleben können wir betrachten, beobachten und Zusammenhänge, die wir feststellen, begreifen. Diese Fähigkeit, innere Bilder zu begreifen, wird traditionell "Selbstbeobachtung" oder auch "Introspektion" genannt. Nach dieser Fähigkeit wurde am Ende und zu Anfang dieser Lernkarte gefragt. "Selbstbeobachtung" ist also die gesuchte Antwort auf die gestellte Frage.

Aufgabe: Gehen Sie Ihren Alltag durch und markieren Sie die täglichen Momente der Selbstbeobachtung!

19
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra





⧫§ B Die Natur entwickelt alles nach dem ökonomischen Prinzip (Minimaler Einsatz -maximaler Gewinn). Eine ökonomische Entwicklung kann sich vollziehen als:
  1. Mikrostrukturierung durch Auflösung
  2. Makrostrukturierung durch Bindung
  3. Induktion durch Hinzufügung
    oder
  4. Deduktion durch Wegnahme
Beispiel: Bestimmung von Unterricht
  1. Wahrnehmen - Betrachten - Experimentieren - Beobachten - Begreifen - Anwenden als unterrichtliche Phasen.
  2. Unterricht bedeutet Bildung und Erziehung durch Information.
  3. Religion-, Kunst-, Physik- und Mathematikunterricht als Differenzierung des Fachunterrichts in Bezug auf Unterricht.
  4. Einzel-, Gruppenunterricht und andere Arten und Weisen des Unterrichts als stringente praktische konkrete Ableitungen von der Definition des Unterrichts.
Natürlich lässt sich diese Verhaltensweise auch auf jedes natürliche Verhalten beziehen, so auch auf das Pflücken eines Blumenstraußes:
  1. Die verfügbare Auswahl von Blumen wird betrachtet, und es wird überlegt, welche Blumen am besten zusammen harmonieren.
  2. Es wird überlegt, zu welchem Anlass der Strauß überreicht und wie er dementsprechend gebunden werden soll.
    oder
  3. Die Blumen werden einfach spontan gepflückt.
  4. Der Strauß wird hergerichtet, indem die Menge gepflückter Blumen intuitiv sortiert wird oder eben auch manche Blumen wieder aussortiert werden.
Bilden Makro- und Mikrostrukturierung, Superierung bzw. Induktion und Subsumtion eine Folge oder handelt es sich um Vorgänge ganz unterschiedlicher Qualität?

Wird beachtet, dass alles vor dem Hintergrund einer an äußerster Sparsamkeit orientierten Natur vor sich geht, dann liegt es nahe, von verschiedenen Prinzipien des Vorgehens auszugehen. Die Prioritäten ihrer Verwendung richten sich dann vor allem nach der gegebenen Situation. Wer makrostrukturiert, für den ist vor allem der Anlass wichtig. Er wird sich zuerst überlegen, wie viel Geld er für einen Blumenstrauß ausgeben möchte. Wer mikrostrukturiert, wird sich dagegen Gedanken machen, welche Blumen in Frage kommen. Und wer induziert, für den ist vor allem wichtig, dass der Blumenstrauß der Etikette gerecht wird und nicht etwa aus dem Rahmen fällt. Der deduzierende überlegt sich vor allem, wie er das Überreichen des Blumenstraußes am besten inszeniert. In allen vier Fällen geht es um Vereinfachung der Überlegungen, was die Vorgehensweise angeht.

Aufgabe: Jemand, der kein Geld hat, ist zum Geburtstag eingeladen. Welches Prinzip wird sein Verhalten maßgeblich bestimmen? Inszenieren Sie in Ihrer Vorstellung, wie ein erfolgreicher Auftritt aussehen könnte.


⧫§ C In der Natur erscheint jegliches Verhalten geregelt. Eine Aktion erzeugt vielfach geregelte Reaktionen. Eine Regelung beinhaltet: Erwartete oder unerwartete Ursache, ausgelöste erwartete oder unerwartete Wirkung, eine damit verbundene Entscheidung, vorgesehene oder unvorhergesehene Maßnahme, eine gelungene oder misslungene Ausführung und eine damit verbundene Bewertung. Zwischen negativ und positiv gibt es viele unterschiedlich ausfallende Aktivitäten, also keineswegs nur Entweder – Oder.



⧫§ D Wird eine Regelung gestört oder deren Verlauf irritiert, dann wird der gesamte Algorithmus für eine Wiederholung gesperrt. Es bedarf vieler Anstrengungen, um zu erreichen, dass ein gesperrter Algorithmus wieder freigegeben wird.

Beispiel: Ein neuer Lehrer unterrichtet eine Guppe zum ersten Mal (Aktion). Die Schüler langweilen sich (Reaktionen). Sie beurteilen den neuen Lehrer negativ (Entscheidung). Sie finden es nicht erträglich, dem Unterricht weiterhin zu folgen (Maßnahme). Sie beginnen, den Unterricht zu stören (Ausführung). Sie empfinden es als absurd, dass der Lehrer sie tadelt, statt seinen Unterrichtsstil zu ändern (Bewertung).

Weil der Lehrer sich nicht sogleich änderte, wird er es zukünftig schwer haben, von seinen Schülern noch angenommen zu werden.



⧫§ E Natürliches Wachsen wird entstellt, wenn die Bedingungen nicht artgemäß sind, also einer natürlichen Organisationsform nicht entsprechen.



Beispiel: Wenn Lehrer ihre Lerngruppen nur deduktiv unterrichten, werden sie jenen nicht gerecht, welche gern experimentieren und etwas dadurch zu verstehen versuchen. Eine leichte und schnelle Korrektur bestünde in der Kooperation deduktiv und induktiv Lernender.


⧫§ F Entstehen und Vergehen werden in der Natur durch Bindung und Lösung oder Vermehrung und Verringerung geregelt. Die Natur ermöglicht also Wachstum, indem sie teilt und zugleich wieder bindet und indem sie gibt und zugleich wieder nimmt.

18
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra





⧫§ A Natürliches störungsfreies Wachsen überführt vergleichbare Phasen oder Wachstumsmomente, denn nur Vergleichbares lässt sich inhaltlich bzw. stofflich binden.

Das gilt für eine Satzfolge, die einen Text entwickeln soll ebenso wie für eine unterrichtliche Folge von Lehr- bzw. Lernphasen oder irgendeinen alltäglichen Vorgang.

Sobald keine gleichen oder wenigstens ähnlichen Inhalte zwischen Vorgangsmomenten vorhanden sind, können diese keine Verbindung eingehen.

Paragraphen, welche sich auf die Naturalgebra beziehen, sind durch "⧫" nebst Buchstaben gekennzeichnet.

17
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Naturalgebra ist die Lehre von gleich und gleich


Alle Handlungen werden algebraisch geregelt. Wenn nun aber letztlich die Natur hinter solchen Regelungen steckt, dann müsste es auch möglich sein, mit den Mitteln der Algebra das Verhalten der Natur selbst zu entdecken. Weil aber die Natur wesentlich Einheit von Information und Energie ist, muss man sich selbstverständlich an eine Erscheinungsform halten, die diese wesentlichen Eigenschaften aufweist. Die einzig mir bekannte Erscheinung, die diesen Bedingungen genügt, ist die Sprache. Sprache ist das anschauliche Universum der Gedanken. In ihren Texten dokumentieren sie ihr Bilderleben und stellen sich dadurch bereitwillig wissenschaftlichen Untersuchungen.

Auf den Text übertragen bedeutet die Lehre vom Gleichen zunächst:

Etwas entwickelt sich, wenn Vergleichbares aufeinander folgt. Nicht vergleichbare Sätze entwickeln keinen Text.

Textalgebra ist die in Texten gespiegelte Algebra der Natur. Die Textalgebra ist die neuronal vermittelte Spiegelung der Algebra der Natur in Texten. Die Überführung der Algebra der Natur in die Algebra des Textes geschieht durch neuronale Prozesse des Gehirns. Anders formuliert: Das Gehirn protokolliert seine neuronalen Prozesse in den Texten, die es erzeugt. Texte sind also neuronale Protokolle des Gehirns.

•§ 1. Zwei Sätze sind gleich, wenn sie wörtliche Übereinstimmungen aufweisen:

Substantive~ gleiche Sache
Verben~ gleiche Bewegung
Adjektiv~ gleiche Eigenschaft
Adverb~ gleiche Art und Weise
Subjekt~ gleicher Auslöser

Paragraphen, welche sich auf die Textalgebra beziehen, sind durch "•" nebst Zahlen gekennzeichnet.

16
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Naturalgebra ist die Lehre von gleich und gleich


Die Lehre, die uns das Besorgen von Wissen der Natur ermöglicht, dürfte die älteste sein, über welche die Menschheit verfügt. Es ist die Lehre vom Vergleichen. Diese Lehre ermöglicht, Gleiches zu erkennen und von Ungleichem zu unterscheiden.

Diese Lehre hat einen Namen, der auf viele abschreckend wirkt, weil sie ihn in diesem Zusammenhang noch nie gehört haben. Der Name für die Lehre vom Gleichsetzen und Unterscheiden ist Algebra. Algebra ist die Lehre von den Gleichungen.

Alle Menschen wenden Gleichungen an, wenn sie beispielsweise einem Menschen zum ersten Mal begegnen und diesen auf Grund ihrer Erfahrungen mit gleichen oder zumindest ähnlichen Typen vergleichen oder wenn sie gar das, was vor aller Erscheinung existiert, mit Gott gleichsetzen. Auch "Natur = Einheit von Information und Energie" ist eine solche Gleichsetzung.

Ohne Algebra kommt kein Lebewesen aus. Und, um auf das Gedankenleben zurückzukommen, Gedanken leben vom Vergleichen, sie können sich nur mit Hilfe von Gleichsetzungen weiter entwickeln. Insofern sind sie aufeinander angewiesen. Sie brauchen einander. Jetzt ahnen wir, warum sich gleiche Gedanken gern zu gleichen gesellen.

15
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Vom Reiz zum Gedankenleben



Aus neuronaler Sicht handelt es sich beim Bewusstwerden um neuronale Räume, durch die jeder Außen- oder Innenreiz hindurch muss, wenn er zum Gedanken werden will. Ob er das will oder nicht, kann sich ein Reiz im Vorbewusstsein überlegen. Erst dann, wenn seine Überlegungen zu einer Bejahung führen, darf er den Flur, in dem die fünf Räume des Bewusstwerdens liegen, betreten. Vor der Tür zu diesem Flur findet die Zulassungsprüfung statt. Es wird getestet, ob der Reiz überhaupt die Voraussetzungen erfüllt, um zum Gedanken werden zu können. Der Reiz muss für das Gehirn wichtig genug sein. Das ist er, wenn er ungewöhnlich erscheint. Er muss gefühlsmäßig hinter seinem Aufnahmeantrag stehen und sich engagiert genug zeigen. Er muss also Lust dazu haben, ein Gedanke zu werden. Wenn er sich also auf diese Wise vorstellt, dann steht einer Aufname zur eigentlichen Prüfung nichts mehr entgegen.

Der erste Teil dieser Prüfung findet im Raum der Wahrnehmung statt. Der Reiz soll zeigen, dass er einer Wahrnehmung standhält. Der Reiz wird gleichsam auf das hin durchleuchtet, was er inhaltlich zu bieten hat. Er sollte zeigen, dass er entweder dem Körper, der Seele oder dem Verstand Vorteile zu verschaffen mag. Also entweder werden sich Körper oder Seele damit besser fühlen oder der Verstand kann eine Einsicht verzeichnen. In Bezug auf die Wahrnehmung muss sich ein Reiz also sehr wohl überlegen, wie er sich darstellt, um sich erfolgreich vorstellen zu können. Wenn er sich nicht getraut, darüber allein zu befinden, kann er Beratung in Anspuch nehmen oder das Vorstellen der Intuition überlassen. Überlässt sich ein Reiz weder der Beratung noch der Intuition, und wird er auch von keinem besonderen Antrieb gesteuert, dann wird er aus dem Auswahlverfahren höchst wahrscheinlich folgenslos ins Unterbewusstsein entlassen. Gelangt aber ein Reiz in die Wahrnehmung, dann wird er als Wort und/oder Bild bewusst. Erscheint er nur als Wort, dann wird nach dem Bild gesucht. Den Suchauftrag erhält eine Frage, die das dann übernimmt. Erscheint der Reiz umgekehrt nur als Bild, dann wird nach einer Erklärung gesucht. Unter Umständen wird dann ein solcher Suchauftrag allein vom Gefühl übernommen. Ich möchte einen solchen Fall aus eigener Erfahrung schildern. Das ist ein Fall, bei dem mir aus mangelnder Kompetenz die Worte nahezu fehlten. Also war ich in der Situation allein auf die Bilder angewiesen. Die Situation, die ich beschreibe, war ein kardiologischer Eingriff im Katharinenhospital, von den Stuttgartern kritisch "Schlachthof" genannt.

Mein Bett wird in den Operationssaal geschoben, und ich wurde auf den Operationstisch gelegt und mit einer Art sterilem Gummituch zugedeckt. Nur die Stelle an der rechten Leiste blieb offen, an der der Einstich für den Herzkatheter erfolgen sollte. Für mich ist es die erste Operation, die da auf mich zukommt. Da ich nur örtlich betäubt bin und auf dem Rücken liege, kann ich das Geschehen gut verfolgen. Ein Schreck durchfährt mich, als ich sehe wie der Herzchirurg seine Operationsschürze aus einer Art braunem Gummi anlegt. Ich habe so eine Schürze zum letzten Mal als Kind bei unserem Metzger gesehen, der vorhatte ein Schwein zu schlachten. Als Mutprobe sollte ich als Junge dabei zusehen. Merkwürdigerweise schockte mich diese Erinnerung nicht, denn ich bin völlig gelassen. Ich habe nämlich einen Pakt mit der Uhr an der Wand geschlossen, dass egal, was passiert, in einer halben Stunde alles vorbei ist. Diese persönliche Beziehung zur neutralen teilnahmslosen Uhr hilft mir in dieser miesen Situation.

Der Chirurg führt den Katheder in die Vene in der Leistengegend ein und schon bald zittert der Draht mit der winzigen Kamera über die Monitore auf der linken Seite neben dem Operationstisch. Ein spezieller Monitor wird dicht herangefahren, und der Operateur kündigt an, dass er nun die Kamera ganz nah auf das Herz zu fährt, um alles ganz deutlich sehen zu können. In diesem Augenblick werden alle Bildschirme schwarz, und in weißer Schrift ist auf allen Monitoren zu lesen "Das System muss neu gestartet werden“. Dann erscheint ein Countdown-Zähler, der von 6 Minuten herunter zählt. Überraschenderweise beruhigt mich dieser Zwischenfall. Wahrscheinlich, weil mir das alles vertraut vorkommt. "Typisch Windows!" lästere ich. Aber der inzwischen verärgerte Chirurg kann über den kleinen Scherz so gar nicht lächeln. Er macht auf mich den Eindruck, als wolle er alles stehen und liegen lassen. Na, hoffentlich macht er jetzt keinen Fehler! Aber lustlos führt er die Prozedur zu Ende und bemerkt noch, dass er keinen der geplanten Stents setzen konnte, weil alle Gefäße zu sind.

Merkwürdig, ich bleibe ganz ruhig, weil ich diesem Chirurgen spontan kein einziges Wort glaube. Was hat sich da während des Wahrnehmens, Betrachtens und Beobachtens abgespielt, dass ich das so begreife?

Später bei der Visite erfahre ich, dass ich ein Notfall bin und mich dringend einer Bypass-Operation mit erhöhtem Risiko unterziehen muss. Dennoch soll ich zuvor die Strapazen einer mehrwöchigen Reha auf mich nehmen. Wie nur passt das zusammen? Und warum sagt mir die Intuition, dass es diese Operation nicht geben wird? Wie verlässlich ist denn eigentlich so eine ganz persönliche intuitive Auskunft?

14
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Exkursion:



Damit ein Gedanke im Gedächtnis bleiben kann, braucht er eine eigene Geschichte und eine Ordnung, um sich sicher zu fühlen. Um das zu erreichen lässt er sich kategorisieren. Diese Art von Versicherung beginnt mit der Fantasie eines Wesens mit schöpferischen Eigenschaften. Um einen Gedanken auf diese Weise zu verwirklichen, bedarf es eines Wortes und eines Bildes für dieses Wort: z.B. "Gedicht" und "Fensterscheibe":

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so siehts auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ists auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein,
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen

Johann Wolfgang von Goethe


Dieser Gedanke, der sich mit dem Wort "Gedicht" beim Namen rufen lässt, bleibt, da er nicht unabhängig von weiteren Gedanken ist, nicht lange. Abhängige Gedanken lösen sich schon bald im Gedächtnis auf, wenigstens so lange wie sie nicht interpretiert, also mit helfenden Gedanken versorgt werden. Da haben es Gedanken mit leicht verfügbaren Bildern leichter, besonders dann, wenn sie auch noch humorvoll daherkommen:


Löwenzahn ist schon seit jeher

Löwenzahn ist schon seit jeher
als höchst kriegerisch verschrien,
denn er lässt bei gutem Winde
Fallschirmtruppen feindwärts ziehn.
Und ich sitz auf der Veranda
und verzehre meine Suppe
und entdecke in derselben
zwei Versprengte dieser Truppe.

Heinz Erhardt


oder:


Verblühter Löwenzahn

Wunderbar
stand er da im Silberhaar.

Aber eine Dame,
Annette war ihr Name,
machte ihre Backen dick,
machte ihre Lippen spitz,

blies einmal, blies mit Macht,
blies ihm fort die ganze Pracht.

Und er blieb am Platze
zurück mit einer Glatze.

Josef Guggenmos


oder auch:


Warum sind Löwenzahnblüten gelb?

Warum sind Löwenzahnblüten gelb?
Das weiß jedes Kind.
Weil Löwenzahnblüten
Briefkästen sind.

Wer hat die Briefkästen aufgestellt?
Die grasgrüne Wiese.
Sie steckt in die Briefkästen
all ihre Grüße.

Wem werden die Grüße zugestellt?
Das weiß jedes Kind.
Briefträger sind
Biene und Wind.

Reiner Kunze


Die Freundlichkeit dieser Gedanken spürt man schon dadurch, dass sich deren bildliche Inhalte leicht merken lassen.

Was aber wäre nun eine passende Geschichte für einen Gedanken, der sich vorstellt?

13
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Suche Gleichgesinnte


"Gleich und gleich gesellt sich gern!" Gedanken, die gleichgesinnte suchen, um sich vermehren zu können, geben eine Art Suchanzeige auf. Diese Anzeigen werden durch bestimmte Boten (Botenstoffe) übermittelt. Boten, die Suchanzeigen bei sich tragen, werden ihrer Aufgabe gemäß Träger genannt.

Um diese Träger von anderen, beispielsweise von Nachrichtenträgern, unterscheiden zu können, erhalten sie einen besonderen Namen. Tragen heißt lateinisch "vehi". Deshalb erhält ein Träger mit einem Suchauftrag den Namen Vektor. Jedes Wort ist ein möglicher Vektor, weil es seine Aufgabe durchzuführen vermag, indem es sich mit anderen Worten zu einem Text zu verbinden und gemeinsam mit anderen einen Inhalt zu gestalten vermag. Um diesem Sinn zu entsprechen, ist jedes Wort mit einem Bild, durch das es sich auszudrücken vermag, ausgestattet. Das Wort „Hochzeit“ findet sich in unserem Bewusstsein ein und schon entwickelt sich spontan ein Bilderleben zu diesem Thema.

Ein Vektor spielt gleichsam Detektiv. Er sucht für einen Gedanken einen gleichgesinnten. Wenn dieser Suchauftrag schriftlich vereinbart wurde, existiert auch ein Text, in dem dieser Detektiv seine Arbeit festgehalten hat. Das beste Beispiel dafür ist dieser Text hier, entsteht er doch durch einen Gedanken namens „Vektor“, der seit geraumer Zeit versucht, sich als Gedanke zu erklären. Aufgrund dieses Versuchs erzeugt er die Sätze zu diesem Text.

Anders als im gewöhnlichen Leben sind in der neuronalen Welt gleich gesinnte Vektoren auch vollkommen gleich angezogen, damit sie sich sofort erkennen können. Der Vektor scheint es demnach gar nicht sonderlich schwer zu haben, gleich gesinnte zu finden. Da die Kleidung eines Gedankens aus einer bestimmten Zeichenkombination besteht, braucht ein Vektor folglich nur nach genau gleich gekleideten Gedanken Ausschau zu halten.

Ein Vektor wird je nach Aufwand, den er während seiner Suche betreiben muss, entschädigt. Diese Aufwandsentschädigung, die dem Vektor zugewiesen wird, heißt in der Welt der Vektoren "Betrag".

Wissen Sie, wann zum letzten Mal in diesem Text hier das Wort „Natur“ vorkam?

Den Aufwand, den Sie jetzt treiben müssen, um dieses Wort zu finden, die Zeilen und Seiten, die sie zurückverfolgen müssen, lässt sich als Betrag ausdrücken, nämlich als Menge von Wörtern oder Sätzen, die zwischen dem Wort „Natur“ hier und dem Wort „Natur“ dort stehen. Wenn Sie Glück haben, nimmt Ihnen ein freundlicher Vektor diese Arbeit ab und Ihr Gehirn lässt Sie sich an die Seite erinnern, auf der das gesuchte Wort „Natur“ zuletzt auftrat. Dann fällt Ihnen ein, dass das auf der letzten Seite der Fall war, und Sie erinnern sich an den folgenden Absatz dort:

"Alle Handlungen werden algebraisch geregelt. Wenn nun aber letztlich die Natur hinter solchen Regelungen steckt, dann müsste es auch möglich sein, mit den Mitteln der Algebra das Verhalten der Natur selbst zu entdecken. Weil aber die Natur wesentlich Einheit von Information und Energie ist, muss man sich selbstverständlich an eine Erscheinungsform halten, die diese wesentlichen Eigenschaften aufweist. Die einzig mir bekannte Erscheinung, die diesen Bedingungen genügt, ist die Sprache. Sprache ist das anschauliche Universum der Gedanken. In ihren Texten dokumentieren sie ihr Bilderleben und stellen sich dadurch bereitwillig wissenschaftlichen Untersuchungen."

Aber vielleicht war auch der folgende Absatz auf der vorletzten Seite für Sie interessanter und deshalb noch leichter zu merken:

"Weil aber die Natur wesentlich Einheit von Information und Energie ist, muss man sich selbstverständlich an eine Erscheinungsform halten, die diese wesentlichen Eigenschaften aufweist. Die einzig mir bekannte Erscheinung, die diesen Bedingungen genügt, ist die Sprache."

An Ihrer Erinnerung können Sie sehr leicht sehr schnell feststellen, inwiefern Sie welche Gedanken wie beeindrucken. Gedanken, die nicht beeindrucken, hinterlassen auch keine erinnerungswürdigen Inhalte. Stellt sich die Frage, was sich tun lässt, um das Erinnerungsvermögen zu verbessern. Ein Gedanke, der sich nicht wohl fühlt, mag auch nicht bleiben.

Damit aber ein Gedanke sich wohl fühlen kann, muss er Bilder erleben können. Vergesslichkeit ist immer ein Zeichen von Bilderarmut. Ein Gedanke braucht eine Geschichte, welche die Bilder bindet. Also gehen wir jetzt zurück, um den Gedanken etwas erleben zu lassen.

12
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Lehre von gleich und gleich


Die Lehre, die uns das Besorgen von Wissen der Natur ermöglicht, dürfte die älteste sein, über welche die Menschheit verfügt. Es ist die Lehre vom Vergleichen. Diese Lehre ermöglicht, Gleiches zu erkennen und von Ungleichem zu unterscheiden.

Diese Lehre hat einen Namen, der auf viele abschreckend wirkt, weil sie ihn in diesem Zusammenhang noch nie gehört haben. Der Name für die Lehre vom Gleichsetzen und Unterscheiden ist Algebra. Algebra ist die Lehre von den Gleichungen.

Alle Menschen wenden Gleichungen an, wenn sie beispielsweise einem Menschen zum ersten Mal begegnen und diesen auf Grund ihrer Erfahrungen mit gleichen oder zumindest ähnlichen Typen vergleichen oder wenn sie gar das, was vor aller Erscheinung existiert, mit Gott gleichsetzen. Auch "Natur = Einheit von Information und Energie" ist eine solche Gleichsetzung.

Ohne Algebra kommt kein Lebewesen aus. Und, um auf das Gedankenleben zurückzukommen, Gedanken leben vom Vergleichen, sie können sich nur mit Hilfe von Gleichsetzungen weiter entwickeln. Insofern sind sie aufeinander angewiesen. Sie brauchen einander. Jetzt ahnen wir, warum sich gleiche Gedanken gern zu gleichen gesellen.

Alle Handlungen werden algebraisch geregelt. Wenn nun aber letztlich die Natur hinter solchen Regelungen steckt, dann müsste es auch möglich sein, mit den Mitteln der Algebra das Verhalten der Natur selbst zu entdecken. Weil aber die Natur wesentlich Einheit von Information und Energie ist, muss man sich selbstverständlich an eine Erscheinungsform halten, die diese wesentlichen Eigenschaften aufweist. Die einzig mir bekannte Erscheinung, die diesen Bedingungen genügt, ist die Sprache. Sprache ist das anschauliche Universum der Gedanken. In ihren Texten dokumentieren sie ihr Bilderleben und stellen sich dadurch bereitwillig wissenschaftlichen Untersuchungen.

11
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Gleiche unter Gleichen


Es ist nun aber nicht so, dass die Natur Geschaffenes sich selbst überlässt. Sie ist in allem Geschaffenen gegenwärtig und ermöglicht ihm, jederzeit Kontakt zu halten. Tiere erfahren diese Allgegenwart instinktiv, Menschen besitzen hierfür Vernunft, weshalb die Griechen dieses Lebewesen auch als vernunftbegabtes Lebewesen bestimmten.

Um nun diesen Kontakt zur Natur aufnehmen und halten zu können, sind wir aufgefordert, uns das notwendige Wissen zu schaffen: Wissenschaft als Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft in eins zugleich.

10
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Kontakt


Kontakt bedeutet Berührung. Es sind gleiche Schwingungen, an denen sich Gedanken erkennen. Gedanken nehmen sich wahr, indem sie für einander identisch, gleich, ähnlich oder unterschiedlich empfinden. Je nach Gefühl entscheiden sie sich für oder gegen einander. Zweifel sind in den neuronalen Bereichen aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Alle Gedanken streben von Natur aus danach, zu einander zu finden. Sie wollen miteinander in Einklang leben und suchen deshalb die Harmonie. So ist es auch erklärlich, dass wir Gedanken die Geselligkeit lieben. Unsere Gesellschaft bevorzugt solche Gedanken, die sie entweder spannend unterhalten, neugierig machen oder schöpferisch tätig werden lassen.

Gedanken müssen im Gehirn ein Eigenleben führen können, wenn sie einen Platzverweis vermeiden wollen. Gute Gedanken finden sich anziehend, spielen miteinander und bringen neue Gedanken zur Welt, die verändern und vieles anders ordnen oder neu schaffen.

Die meisten Menschen denken, dass sie es sind, die denken. In Wahrheit denkt es in uns, genauer: es ist das spielende, ordnende und gestaltende Gehirn.

Aber niemand braucht dabei nur zusehen, wir können uns auch mit Hilfe unserer Gedanken daran beteiligen. Der Ort solcher Interaktivität der Gedanken hat den Namen Bewusstsein. Dort dürfen wir sogar wahrnehmen, was sich gedanklich in uns tut: Kopfkino. Das Gehirn inszeniert mit uns und führt Regie.

Manche mögen solche Filme nicht und verkaufen ihre Platzkarte lieber an irgendwelche Drogen. Andere finden die Inszenierungen ihres Gehirns so interessant, dass sie versuchen, möglichst viel davon aufzunehmen, also schriftlich festzuhalten. Wer damit Erfahrungen hat, weiß, dass die meisten Stücke nur einmal aufgeführt werden. Wichtige Gedanken haben offensichtlich ihre eigenen Zeitfenster, treten also zu einer bestimmten Zeit auf, um dann ein für allemal unterzutauchen.

Das Hirn hat während der frühen Kindheit eine überaus anspruchsvolle Ausbildung genossen. Seine Ausbilderin ist die Natur. Die Natur vermittelt dem Gehirn alles, was es für ein erfolgreiches oder besser geglücktes Gedankenleben braucht. Sie macht dabei keinerlei Unterschiede. Es ist ihr vollkommen gleichgültig, um welches Lebewesen es sich handelt. Alles soll spielen, ordnen und gestalten dürfen, ob Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen oder Elementarteilchen. Die Natur vermittelt das, während sie Materie schafft oder genauer: indem sie Energie in Materie überführt. Die Natur selbst existiert als Einheit von Energie und Information. Und weil sie alles, was sie schafft, liebt, holt sie dieses wieder nach gewisser Zeit zu sich nach Hause zurück. In der Wiederholung des immer Gleichen entfaltet sich sanft abweichend alles Natürliche.

9
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf




Naturalgebra



Bewusstwerden


Noch während ich erwache schwindet der Sinn des schönen Traumes und weicht schon einer bereits schwächelnden Frage, die ihn zurückzurufen versucht. Zu spät. Ich kann diesen Schwund nicht aufhalten.

Ich weiß nun nicht mehr, wonach ich eigentlich frage. Ich weiß gerade noch, dass ich frage und dass ich nach etwas frage, das ich geträumt habe und zurückholen möchte. Schließlich vergesse ich auch das, und mein Fragen gibt sich mit Bedauern auf.

Ich weiß, dass mir etwas entgangen ist, das ich mir unbedingt merken wollte. Ich empfand es wohl als für mich sehr wichtig.
Ich versuche mich gegen diese Niederlage zu wehren, indem ich mich angestrengt zu erinnern versuche. Dabei bemerke ich erst jetzt, dass mich noch tiefe Dunkelheit umgibt und von meiner Umgebung überhaupt nichts wahrzunehmen ist.

Ein Schreck durchfährt mich. Ich empfinde nichts, und ein Gefühl von Orientierungslosigkeit überkommt mich: Angst!
Absurderweise versuche ich mich zu entsinnen, wer ich eigentlich bin. Meine Angst steigert sich. Ich will flüchten, aber ich kann mich nicht bewegen.

Plötzlich spüre ich, dass ich mich erfahre, weil mich etwas bewegt. Diese Ich-Erfahrung beruhigt mich. Ich bin, weil ich mich habe. Aber ich möchte mehr haben, weil ich noch mehr erfahren möchte. Erfahrungen wecken mein Ich, damit es Selbst werden kann.

Ohne recht zu wissen, was in mir vor sich geht, verstehe ich, dass ich mich fortbewegen muss, um einen Standpunkt zu haben.
Ich bin ein Gedanke unterwegs zum Denken. Ich bin von einem gefühlten Grundbedürfnis oder Antrieb in das Wahrnehmen hinein geboren, damit ich Gestalt annehmen und als Bewusstsein erscheinen kann.

Also erscheine ich in dem, was ich wahr nehme. Aber was ich sehe, das wird mir zu viel. Also versuche ich es durch Betrachtung zu vereinfachen. Genauer gesagt, versuche ich das Einzelne im Allgemeinen zu sehen. Diese Verallgemeinerung erreiche ich durch Beobachten von Gemeinsam­keiten, die ich dann zusammengenommen als Wesen von etwas begreife. Ich weiß nicht, woher ich das weiß, aber ich weiß jetzt, dass das, was ich bin, Gedanke genannt wird, und die Art und Weise, wie ich mich fortbewege, nennt man Denken.

Also, in dem, was ich gerade tue, denke ich.

Wahrscheinlich bin ich jetzt erwacht, denn ich merke, dass ich denken kann, indem ich frage. Und ich vermag noch nicht zu beschreiben, auf welchem Weg mich die Antworten auf meine Fragen erreichen. Jedenfalls sind sie spontan da. Es erscheint mir so, als ob sie mir aus meinem Inneren zufließen, als ob das Unbewusste daran arbeitet, für meine Fragen entsprechende Antworten zu finden.

Und die Fragen selbst, meine Fragen? Ich spüre einfach, wie sie in mir entstehen und sich entwickeln. Ich kann sogar empfinden, welche Fragen gut sind, weil ich mich fortbewegen kann und welche nicht so gut sind oder gar nichts mit dem zu tun haben, womit ich mich gerade beschäftige.

So ganz allmählich schwindet die Dunkelheit, die mich umgibt. In der Dämmerung zeichnen sich schon die ersten Umrisse meines Zuhauses ab. Ich kann Worte erkennen und verstehen, dass sie zu dem, was ich gerade denke, wirklich passen. Mir wird nun bewusst, dass ich in der Sprache zu Hause bin und dass ich mich in den Worten, die mich erreichen, fortbewege.

Ja, die Sprache ist mein Zuhause und in den Worten kann ich mich ansehen, weil sie mich in dem, was ich gerade bin, widerspiegeln.
Ich muss mich mit der Sprache gut stellen, weil sie es ist, die mich am Leben erhält. Denn je mehr mich etwas anspricht, desto länger darf ich auch bleiben und mich im Bewusstwerden aufhalten. Wenn ich aber nichts von mir aus hinzufüge, indem ich zum Beispiel frage, ist mein Erscheinen von sehr kurzer Dauer. Ich bin nämlich von Natur aus alt genug zu sterben, sobald ich ins Bewusstsein geboren werde.

Und jetzt erkenne ich, dass ich in der Bewegung des Fragens zu Hause bin. Als Gedanke erhalte ich mich in meinem Dasein durch die augenblickliche Frage, die ich habe und die mich fortbewegt.

Die Dämmerung ist nun so weit fortgeschritten, dass sie einer Aufgabe weichen muss. Und eine Aufgabe zu haben, das ist das Beste, das einem Gedanken widerfahren kann. Eine Aufgabe bedeutet nämlich, dass er einen Weg vor sich hat und sehen darf, wohin ihn seine Bewegung führen soll. Sein Denken hat ein Ziel und gehört damit zu den Grundgedanken oder Beweggründen des Denkens. Das Wissen um den Weg gehört zum wesentlichen Fortbewegungsmittel eines Gedan­kens.

Ich nehme an, dass durch meine Schilderung klar geworden ist, dass Gedanken sich selbst denken und erklären können. Deshalb merken wir auch sehr schnell, dass wir nicht allein sind und uns mit anderen verständigen können.

8
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte Nr. 5

Naturalgebra



Natürliche Begabung


Natürliche Begabung ist der Name für alle Fähigkeiten, mit denen die Natur den Menschen von Geburt an ausstattet. Aber mit der Entdeckung des Menschen unter all den entwickelten Lebewesen lässt sich die Natur wie mit allem sehr viel Zeit. Sie entwickelt das Gehirn des Menschen, indem sie die Triebe steuert und Grundbedürfnisse entsprechend regelt und das Spiel der Kategorien danach animiert. Auf diese Art und Weise bilden sie köperliche, geistige und schließlich seelische Eigenschaften aus, ohne eigens einen Schöpfer zu bemühen. So steht am Anfang auch nicht das Wort, sondern die Ausbildung eines typischen Gebisses, das die ersten Worte aus Urlauten heraus artikuliert. Das Gehirn vergrößert sich, um allmählich die neuronalen Verbindungen nach und nach für neue Verhaltensweisen schaffen zu können. Das Jagen verändert sich zum Sammeln, und der Gang richtet sich auf, um besser überschauen zu können, wo sich was befindet. Während der gesamten Zeit haben Menschen niemals ein Paradies gesehen oder einen Schöpfer getroffen, der ihnen auf die Sprünge hilft. Vielmehr haben sich Menschen selbst ein zu Hause geschaffen, um einen Ort für das Gesammelte zu haben. Dort trafen sie auch ihre ersten Lehrer, das sind Menschen, die Erfahrungen, die sie voraus haben, in Form von Strategien sich zu verhalten vermitteln können. Und die Lehrer erkennen, dass sie es sich aufgrund ihres Erfahrungsvorsprungs leichter machen können, wenn sie andere für sich sorgen lassen. So entdecken sie Möglichkeiten der Unterwerfung, damit ihnen notwendige Dinge gebracht werden, statt sie selbst besorgen zu müssen. Unterdessen gibt ein Urlaut den anderen, bis es zur Verlautbarung der ersten Worte, einfachste Befehle, was zu tun ist, kommt. Notfalls verleihen die Lehrer ihren Befehlen anfänglich noch mit Bissen Nachdruck, um das Lernen zu beschleunigen. Urzeitlich bedeutet Lernen zu gehorchen, etwas lehrgerecht auszuführen.

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Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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