Unilogo

4
Sep
2010

Einspruch



Zugegeben, die letzte Aufgabe setzt „Begabung“ voraus, damit Sie diese überhaupt verstehen und damit etwas anfangen können. Gemeint war eine Kurzgeschichte, in der das Rechteck sich persönlich vorstellt. Das könnte natürlich auch ein Gedicht sein.


Einspruch

Ich finde es schon ein starkes Stück:
Quadrate halten mich für zu dick!
Ich hab' nicht vier mal die gleiche Seite,
zwei davon gingen in die Breite.
Ich bin nicht dick, sondern nur breit
und kann wachsen sehr sehr weit,
als Band werde ich zum Längen- und Breitengrad,
umspanne die ganze Erde wie ein riesiges Rad!

Selbstverständlich lässt sich das besser machen und künstlerischer gestalten. Das sollte hier auch nur ein Entwurf einer Idee sein, offen für jede Verbesserung.


Eine einfache Intelligenzprüfung

Begriffe sind wiederholbare Verhaltensmuster oder Handlungsentwürfe. Alltägliche Begriffe dulden Abweichungen oder Abwandlungen. Wissenschaftliche oder handwerkliche Begriffe dagegen beinhalten strenge gleichbleibende Ablaufvorschriften. Im Gegensatz zu Alltagsbegriffen wirken Wissenschaftsbegriffe auf den ersten 'Blick' recht starr.
Im Begreifen steckt das Greifen. Der Begriff ist aber erst dann und nur dann echt, wenn er den praktischen Zugriff auf etwas ermöglicht.

Der Begriff ist wesentlich praktischer Natur. Er dient dem Experiment, der Organisation, der Konstruktion oder auch Berechnung von Gegenständen oder Ereignissen und erlaubt damit Diagnosen und Prognosen.

Das Definieren, das Herstellen von Begriffen also, ist die linkshemisphärische Art zu gestalten. Es ist die Zuspitzung linkshemisphärischer Leistung.
Im beruflichen Alltag benötigen wir Definitionen, um Sicherheit in den unterschiedlichen Verkehrsnetzen zu gewährleisten, um komplizierte Operationen, Tests oder Simulationen durchzuführen oder technische Geräte zu bauen.
Der Begriff ist die zugespitzte Gestalt der Information, d.i. die allgemeine Form eines Vorgehens, eine Formel also.

Die allgemeine Vorstellung einer Handlung, beispielsweise das Konstruieren eines Kreises ist aber wiederum zugleich auch ein Bild, folglich eine rechtshemisphärische Angelegenheit. Sobald die linke Hemisphäre zur Höchstform aufläuft, tut sie sich mit der rechten zusammen.

Sie haben hier die Gelegenheit, Ihre Intelligenz zu prüfen. Nennen Sie einfach aus Ihrem beruflichen Bereich zwölf Begriffe. Denken Sie dabei aber bitte daran, dass sich das, was Ihre Begriffe beinhalten, sehen lassen können oder mathematisch nachweisbar sein muss. Begriffe, die das nicht leisten, heißen Schlagwörter. Sogenannte Unterhaltungswissenschaftler, die sich in den sogenannten allgemeinen Erziehungswissenschaften, aber auch in der Philosophie besonders häufig tummeln, spielen mit 'Wort-Blümchen'.


Welt

Eingesperrt im selbst gebauten Haus,
niemand kann aus seiner Haut heraus.
Aber kommt doch jemand hinaus gerannt,
weil Ärger in ihm die Wut entbrannt,
dann ist er keineswegs von sich befreit,
sondern eingeschlossen in Einsamkeit.
Das Ich bleibt im Selbst eingesperrt,
durch Ungeduld und Gedanken verzerrt.
Gedanklich vergebliches Gebaren
bei der Suche nach vermeintlich Wahren.
Allein unermüdliches Fragen öffnet Dein Haus
und lässt Dich schließlich doch aus Dir heraus!

3
Sep
2010

Ich habe nur meine Welt



Welt, das ist immer das Gesamt der Vorstellungen, in welchen der einzelne Mensch bei sich selbst zu Hause ist. Religion, Philosophie, Kunst und Wissenschaft sind Wege, die aus der individuellen subjektiven Sicht von dem, was uns umgibt, herausführen. Der Weg, der hier gewählt worden ist, ist der philosophische wissenschaftliche Weg.Das ist der zureichende Grund für das Training des Bewusstseins als trennscharfe Organisation der Bildung von Begriffen.

Das Ergreifen von Welt hängt vom Begreifen ab, also von der Anzahl verfügbarer Begriffe. Begriffe sind Informationen, die im Bewusstsein eine klare Vorstellung über den Ablauf von Handlungen erzeugen und unser bewusstes Verhalten regeln.

Ein Begriff ist erst dann und nur dann vollständig, wenn er unser Bewusstsein ganzheitlich anspricht. Was bedeutet das?

Ein Begriff regelt 1. unser Wahrnehmen, d.h. er beinhaltet das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Er macht uns achtsam für bestimmte Ereignisse oder Situationen. Unser Gehirn reagiert auf die Vergegenwärtigung eines Begriffs und spiegelt diese Reaktion in unserem Bewusstsein als Stimmung. Weil Begriffe Orientierungswert für das Gehirn haben, verbessert sich unsere Stimmung um so mehr, je klarer der Begriff ist, den wir gerade vergegenwärtigen. Schlecht gestimmte Menschen sind sehr oft begriffsstutzig oder gar begriffslos.

Ein Begriff regelt 2. unser Betrachten, d.h. er beeinflusst die Dauer unserer Auseinandersetzung mit einem Wahrnehmungs- bzw. Bewusstseinsinhalt. Er sagt uns, wie intensiv wir uns auf Ereignisse oder Situationen einlassen sollen. Das Gehirn reagiert auf diesen begrifflich geregelten Hinweis, indem es uns Gelassenheit schenkt und eine angemessene Nähe zulässt oder einen hilfreichen Abstand bestimmt. Gestresste Menschen haben sehr oft das Gefühl für den Augenblick (= Gelassenheit) verloren.

Ein Begriff regelt 3. unser Beobachten, d.h. er lässt uns offen werden für das Entdecken von Zusammenhängen. Das Gehirn reagiert darauf emotional, fördert also das Suchen nach entsprechenden Eigenschaften, indem es neugierig macht. Neugier ist die Kraft des Suchens. Menschen, die nicht schöpferisch tätig sind, fehlen Begriffe.

Ein Begriff regelt 4. unser Begreifen, d.h. er lässt uns spüren und aufspüren, was sich, in dem, was wir gerade vergegenwärtigen, Neues zeigt. Begreifen und das Entdecken von Neuem ist ein und dasselbe. Ein Begriff zeigt das, was er beinhaltet, immer wieder anders. Weil das schöpferische Gehirn Wiederholungen meidet, zeigt es uns auch längst Erkanntes immer wieder unter einer neuen Perspektive und unter einem anderen Aspekt. Das Gehirn belohnt das Begreifen, indem es neben der Stimmung auch die Einstellung zu einem Ereignis oder einer Situation sehr positiv bestimmt. Negative Einstellungen zeugen von fehlenden Begriffen.

Ein Begriff regelt 5. unser Tun, d.h. er bewegt uns dazu, das anders Wahrgenommene, das unterschiedlich Betrachtete, das abweichend Beobachtete und das neu Begriffene auch auszuprobieren, indem es in die Tat umgesetzt wird. Das Gehirn spiegelt diesen Tatendrang gefühlsmäßig im Bewusstsein wieder. Engagierte Menschen sind reich an Begriffen.

Der schöpferisch spielende Mensch weiß damit sehr wohl etwas anzufangen. Blitzartig, spontan spielt sein Gehirn mit dem Begriff „Rechteck“, indem es beispielsweise das geometrische Konstruieren oder das künstlerische Gestalten eines Rechtecks ganz anschaulich wie in einem Kurzfilm ins Bewusstsein projiziert. Das Ich kann sich im Kopfkino auch eine Art Trickfilm anschauen. Da gestaltet sich ein Raum, in dem sich das Rechteck bewegt und die wenigen Eigenschaften besonders in Szene setzt, wie z.B. seine Diagonalen. Damit zeigt sich aber das Gehirn nicht zufrieden. Zum Begreifen gehört nicht nur der Kopf (Geist) und Herz (Gefühl), sondern auch die Hand (Initiative). Bei wem das in den Zusammenhang mit Bild-er-leben gesetzte Rechteck schöpferisches Handeln in Gang setzt, der ergreift auch die Initiative. Das Rechteck könnte so beispielsweise der Anlass zu einem Gedicht, zu einer Kurzgeschichte, zu einer Skizze oder zu sonst irgendeinem schöpferischen Tun gewesen sein. Die Initiative selbst muss gar nicht mehr in einem unmittelbaren Zusammenhang zum Anlass stehen. Naheliegend war jedoch dies: die Initiative zu ergreifen und über das "Innenleben des Rechtecks" zu berichten. Allein schon diese Initiative beweist, das man sich auf den Umgang mit Begriffen versteht. Und hier gilt die Tat, nicht der Vorsatz.

Aufgabe: Personifizieren Sie das Rechteck und beschreiben Sie dessen Charakter!

2
Sep
2010

Tatsachen und Spielsachen


Gefühle empfinden, das initiiert das Bilderleben. Grundsätzlich inszenieren Begriffe im Bewusstsein genaue Vorstellungen über den Ablauf von Handlungen. Das Problem ist nur, dass mit Begriffen oft so unsachgemäß umgegangen wird, dass erst gar keine Bilder im Kopf entstehen können.

Der angemessene Umgang mit Begriffen wird in der Regel nicht gelehrt. Die Folge ist, dass das Gehirn Begriffe mit Bezeichnungen bzw. bloßen Benennungen verwechselt und diese dann identifiziert oder allenfalls noch interpretiert, statt sie als Bilderleben lebendig werden zu lassen.

Aufgabe: Jeder kann leicht und schnell prüfen, ob er sich im Umgang mit Begriffen auskennt. Um diesen Test so eindrucksvoll wie möglich durchführen zu können, soll einer der einfachsten Begriffe ausgewählt werden.

Dieser Begriff lautet: Rechteck.

Jeder weiß, was ein Rechteck ist. Sobald beim Lesen des Wortes "Rechteck" die Vorstellung von einer Rechteckfläche entsteht, verarbeitet das Gehirn dieses Wort auf der Grundlage des Wiedererkennens (Identifikation). Das lässt sich leicht daran erkennen, dass das Wort "Rechteck" eine Art Standbild - vergleichbar mit einem Dia - ins Bewusstsein projiziert, aber eben keine Folge von Bildern eines Ablaufes, Momentaufnahmen einer Handlung also.

Sollten Sie jetzt nichts mit dieser Erklärung anzufangen wissen, dann verfügen Sie noch über keine Erfahrungen im Umgang mit Begriffen. Falls Sie das Rechteck in Bewegung gesehen haben, vielleicht, indem dieses seine Größe oder auch Farbe wechselte, haben Sie mit dem projizierten Standbild gespielt, aber eben immer noch keine typisch begriffsbedingte Projektion erfahren.

Der Begriff "Bilderleben" hat eine zweifache Bedeutung:

1. Bild-Erleben, das ist vorwiegend die Arbeit der linken Gehirnhälfte und
2. Bilder-Leben, das ist überwiegend die Arbeit der rechten Gehirnhälfte.

Ein Begriff wird erst dann und nur dann verstanden, wenn es zum Bilderleben kommt. Das Begreifen von Welt hängt von der Anzahl verfügbarer Begriffe ab. Begriffe sind Informationen, die im Bewusstsein eine klare Vorstellung über den Ablauf von Handlungen erzeugen und unser bewusstes Verhalten regeln. „Begriffe sind Tat-Sachen“!
„Kompositionen sind Spiel-Sachen!“

Eine Musikkomposition entsteht aus dem Spiel der Intuition mit Tönen und Tonfolgen oder auch aus dem Zufall, indem der Komponierende Klangbilder versucht und so lange verändert, bis ihm eines davon gefällt. Um aber dieses Klangbild festhalten zu können, bedarf er der Fähigkeit der linken Hemisphäre, welche die Klänge in einem wohlgeordneten Notenbild festzuhalten vermag.

Umgekehrt wird die Komposition künstlerisch nicht dadurch zu Gehör gebracht, dass der Musiker die Notenfolgen auf seinem Instrument zu Gehör bringt. Der künstlerische Ausdruck entsteht erst durch das Spiel mit den Noten auf dem Instrument beispielsweise durch Variation des Anschlags, Geschwindigkeit oder Druck der Tasten oder Saiten. Das trifft auf jede Art von produktiver Tätigkeit zu, gleichgültig, ob ich einen Artikel schreibe oder eine Vorlesung halte. Nicht einmal ein Nachrichten- oder Sachartikel entsteht allein mit Hilfe der linken Hemisphäre.

Der professionelle Schreiber macht sich Gedanken über die Leser und überlegt, welche Art und Weise zu schreiben gerade bei dieser Nachricht oder Sache angebracht ist. Gerade die Artikel von Wissenschaftsjournalisten demonstrieren oft die hohe Kunst, schwierige Dinge ganz einfach zu vermitteln. Dreiplusneun versucht, das Gleichgewicht von Begabung und Intelligenz wieder herzustellen. In der Praxis bedeutet das in der Regel die Schwächung der einseitigen Bevorzugung von Intelligenz. Bei der sogenannten Hochbegabung hat das die Natur immer schon selbst geregelt, also gegen alle Erziehung das Ungleichgewicht zwischen linker und rechter Hemisphäre verhindert. Dreiplusneun überwindet das Ungleichgewicht zwischen „links“ und „rechts“ durch gezieltes Fördern der rechten Hemisphäre, und zwar durch Herausfordern der linken Hemisphäre.

Aufgabe: Erfinden Sie neue Wörter und geben Sie Ihnen Bedeutungen!

1
Sep
2010

Lehrbuchentwuf

Lernkarte

Aufgabe: Kennen Sie Ihre Gefühle und kennen Sie sich selbst dabei? Fühlen Sie überhaupt die eigenen Gefühle und verstehen Sie, was diese Ihnen sagen wollen, z.B. jetzt im Augenblick? Finden Sie Antworten!


Unangenehme Gefühle wie Belästigung, Unbehagen, Missfallen, Verdruss, Verstimmung sind Beispiele für emotionale Anzeigen dafür, dass dem eigenen Streben und Bestreben etwas zuwiderläuft.

Ärgernisse rauben gewöhnlich Ressourcen. Das hat zur Folge, dass der Abstand zu einem Ereignis oder einer Situation verloren geht und die Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten wächst. Aus diesem Grund sollte man aus einer Verstimmung heraus nie einen Entschluss fassen oder eine Entscheidung fällen.

Destruktive Kritik oder Vorwürfe vermindern die Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit. Das Vermögen, klare Gedanken zu fassen, wird blockiert und macht vorschnellen unvorsichtigen Reaktionen Platz.

Um übereilten Verhaltensweisen keine Gelegenheiten zu geben, sollten Ärgernisse im wortwörtlichen Sinn vertagt, also überschlafen werden. Wer sich ärgern lässt, macht sich von anderen abhängig. Befreien Sie sich aus dieser Abhängigkeit auf vernünftige Weise, indem Sie Zeit und damit Abstand gewinnen. Unter Stress können Sie von sich keine vernünftige Reaktion erwarten.

Sie können sich natürlich auch selbst ärgern, indem Sie Missgeschicke und Fehlverhalten hochspielen, statt aus Fehlern zu lernen. Sie können sich einreden, dass es Ihnen an Intelligenz und Begabung fehlt und durch diese Selbstinduktion dafür sorgen, dass Sie sich vorübergehend wirklich blöd verhalten. Dann sehen Sie sich schließlich sogar noch bestätigt.

Am meisten ärgern uns am anderen Menschen unsere eigenen Fehler. Es handelt sich dabei um Mängel, die wir uns nicht eingestehen wollen und deshalb aus unserem Bewusstsein verdrängen, bis sie dann durch andere wieder gegenwärtig werden.
Ärger ist gewöhnlich ein Zeichen mangelnden Abstands. Das Gegenteil von Ärger ist die Auseinandersetzung mit aufgetretenen Fehlern.

Die verschiedenen Bedürfnisse ergeben sich aus dem unterschiedlichen körperlichen, seelischen oder geistigen Bedarf. Die Maslowsche Bedürfnispyramide ordnet Bedürfnisse aufgrund ihrer Dringlichkeit.

Vorrangig werden elementare körperliche Grundbedürfnisse befriedigt. Dazu gehören Atmen, Durst, Hunger, Schlaf, Bewegung, das Bedürfnis nach Sex. Erst wenn diese weitgehend befriedigt sind, melden sich Sicherheitsbedürfnisse, dann die Bedürfnisse nach Beziehungen zu anderen Menschen und erst danach werden nach Maslow die Wertschätzungsbedürfnisse und die Bedürfnisse, sich selbst zu verwirklichen, wach.

Die fünf stufige Bedürfnishierarchie von Maslow berücksichtigt instinktive Bedürfnisse, die allen Lebewesen gemeinsam sind, obgleich sie sich natürlicherweise recht unterschiedlich zeigen. Beim Revierverhalten lassen sich Gemeinsamkeiten am leichtesten feststellen.

Die instinktiven Bedürfnisse spiegeln sich in den vernunftbedingten Bedürfnissen wider. So sprechen wir von Wissensdurst oder vom Hunger nach Herausforderungen. Der Spruch „Wissen ist Macht!“ steht für Grenzziehung und Absicherung. Das politische bzw. berufliche Engagement will gesellschaftliche oder auch wirtschaftliche Verhältnisse verbessern helfen. Und Idealismus dient häufig der Aufrechterhaltung von Werten wie dem der Nächstenliebe durch Hilfsaktionen.

Die Befriedigung geistiger Bedürfnisse vollzieht sich nicht von einem Augenblick zum andern. Wissen muss wie alles in der Natur erst einmal wachsen. Lernkarten durcharbeiten, das bedeutet den erfolgreichen Weg der kleinen Schritte zu gehen!

31
Aug
2010

Lehrbuchentwuf

Lernkarte

Arbeitsteilung – „Links vor rechts!“ für Erfahrungen – „Rechts vor links!“ für Ideen


Überlegungen innerhalb der letzten Lernkarte lassen vermuten, dass die linke Hemisphäre vorwiegend das Bewusstwerden regelt und dass die rechte Hemisphäre diese Regelung selbst wieder als Bilderleben zum Vorschein zu bringen vermag. Durch solches Selbstbeobachten wird es möglich, sich das, was in einem selbst geschieht, anzuschauen. Dabei lässt sich durchaus darüber nachdenken, welche Vorteile so etwas eigentlich bringen soll und was sich letztlich damit anfangen lässt. Und schließlich stellt sich auch die Frage, wie zuverlässig die bewusstseinsinternen Beobachtungen und die Schlüsse sind, die daraus gezogen werden. Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen linker und rechter Hemisphäre überhaupt aus?

Die linke und die rechte Hemisphäre teilen sich die Verarbeitung von Information. Die linke Hemisphäre regelt die Aufmerksamkeit, die rechte Hemisphäre dagegen die Konzentration.
Im beruflichen Alltag gilt links vor rechts. Gegenstände, Ereignisse oder Situationen werden linkshemisphärisch identifiziert und rechtshemisphärisch mit Hilfe vorhandener Erfahrungen interpretiert. Handelt es sich dagegen um Fertigkeiten, bedarf es nicht einmal einer Beteiligung der rechten Hemisphäre. Das dient in diesem Fall der beschleunigten Bewältigung von Routineangelegenheiten.
Die ‚Verkehrsregel’ „Links vor rechts!" gilt nicht, wenn keine Erfahrungen vorliegen. Sobald Ungewöhnliches auftritt, leitet die linke Hemisphäre einen Suchvorgang ein, den sie an die rechte Hemisphäre delegiert. Versuchen Sie einmal ein Alphabet Ihrer Fehler, die Sie nur sich selbst eingestehen, zusammenzustellen. Das geht nicht linkshemisphärisch. Sie müssen sich nämlich dazu selbst betrachten. Eine gute Übung übrigens. Wie heißt es doch: „Selbsterkenntnis bzw. Selbstwahrnehmung ist der erste Schritt zur Besserung!“
Sich etwas einfallen lassen können, das ist ein von Natur aus vorhandenes Vermögen. Allerdings wird dieses durch neuronal 'verkehrswidrigen' Unterricht zumindest gehemmt. Beklagen Sie sich über Einfallslosigkeit, sollten Sie üben, Ihre rechte Hemisphäre wieder zu Bildern kommen zu lassen. Gehen Sie zu diesem Zweck unmittelbar vor dem Einschlafen vorstellungsmäßig Ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Je genauer sich die Innenbilder dabei entwickeln, um so erfolgreicher verläuft das Reaktivieren des bildnerischen Potentials der rechten Hirnhälfte.

Aufgabe: Sie können auch über Tage oder gar Wochen zuschauen, wie Ihr fantastisches Wunschhaus gebaut wird. Sie können sich ja alles aussuchen, was Sie sich wünschen. Das Grundstück kann sich auch in einem Fantasieland befinden. Diese Übung hat durchaus meditativen Charakter und zeigt vergleichbar beruhigende Wirkungen.

30
Aug
2010

Lehrbuchentwuf

Lernkarte

Ablenkung

Es gibt vermeidbare und unvermeidbare Ablenkungen. Es gibt Ablenkungen, die zur Unterbrechung führen wie das Annehmen eines Telefonats oder das Gespräch mit einem Kollegen oder einer Kollegin. Vor allem Unterbrechungen - und seinen sie noch so kurz - verbrauchen sehr viele Ressourcen, weil sich Aufmerksamkeit und Konzentration erst wieder aufbauen müssen. Der Reibungsverlust aber bleibt, weil Aufmerksamkeits- und Konzentrationsgrad von Mal zu Mal abnehmen. Störungen zulassen, heißt Dinge nicht wirklich tun wollen! Ich werde weniger durch meine Umgebung als durch mich selbst gestört. Selbst-Störungen sind schlechte Stimmung, negative Einstellung, unerledigte Aufgaben, Termindruck oder Bedürfnisse, die nicht mit der augenblicklichen Beschäftigung zu tun haben.

Aufgabe: Legen Sie Ihre anstehenden Aufgaben fest und diskutieren Sie anschließend nie, ob sie nicht doch ein anderes Mal erledigt werden könnten. Sie sorgen sonst nur dafür, dass Ihnen das Gehirn Ressourcen verweigert, bevor Sie diese vergeuden können.
Wer sich leicht ablenken lässt, ist nicht sonderlich stabil. Er zeigt sich wenig in der Lage, angesichts von Störungen das innere Gleichgewicht zu erhalten.
Ablenkungen sind Zeit- und Ressourcenfresser. Sie können Ihre geistige, seelische Stabilität erhöhen, indem sie Ihren Tagesablauf morgens etwa ein, zwei Minuten vorstellungsmäßig durchspielen.

Das Gehirn stellt sich darauf ein, indem es die anstehenden Aufgaben in einer Art Warteschleife bereithält und Ihnen hilft, diese auch tatsächlich aufzulösen. „Morgen, morgen nur nicht heute!“, sagen alle instabilen und faulen Leute. Der Grad der Ablenkbarkeit entspricht dem Grad innerer Unausgewogenheit.

29
Aug
2010

Lehrbuchentwuf

Lernkarte

Wenn Sie sich selbst beobachten während Sie auf Auffälliges in Ihrer Umgebung achten, dann fällt Ihnen vielleicht auf, welches die Gründe für Ihre Auswahl sind, d.h., Sie erfahren etwas über den Ablauf des Auswählens. Wenn Sie solche Erfahrungen zu machen in der Lage sind, dann verfügen Sie über die erforderliche Empfindlichkeit, um Selbstbeobachtungen erfolgreich durchführen zu können.

So können Sie während der Durchführung der letzten Aufgabe wahrscheinlich feststellen, dass Sie irgendwie das Gefühl haben, sich in den Vorgang des Beobachtens einzumischen. So haben Sie beispielsweise das Gefühl, bevor Sie wahrnehmen, auf das, was Sie wahrnehmen werden, auf nicht so klar auszumachende Weise Einfluss zu nehmen. Sie haben das Gefühl, vorweg bestimmen zu wollen, was auffällig sein soll. Das, was Sie hier vielleicht noch sehr unbestimmt empfinden, ist tatsächlich eine Einmischung, die alle unsere Wahrnehmungen bestimmt. Diese „Einmischung“ beruht auf der unwillkürlichen Reaktion der Identifikation. Die neuronale Funktion Identifikation bewirkt, dass, sobald wahrgenommen zugleich auch Gleiches erinnert wird. Sobald ich auf einem KFZ-Kennzeichen „FL“ lese, weiß ich, dass „FL“ für die Stadt „Flensburg“ steht.

Warum legen wir so viel Wert auf diese Empfindung der inneren 'Einmischung'? Es ist wichtig, dass Sie so etwas spüren! Das zeigt, dass Ihre Sensibilität der Selbstwahrnehmung (innere Vigilanz) hoch genug ist, um dieser Schulung des Bewusstseins weiterhin erfolgreich folgen zu können. Andererseits ist es auch schwierig, solche feinnervigen Empfindungen mit für Sie gut geeigneten Worten so genau zu beschreiben, dass Sie sofort erkennen, was damit gemeint ist.

28
Aug
2010

Lehrbuchentwuf

Lernkarte

Aufgabe: Fragen Sie sich, ob Sie in der Lage sind, bei sich zu beobachten, ob Sie sich im Gleichgewicht befinden! Woran erkennen Sie das überhaupt? Nennen Sie einige Merkmale!

Kalibrieren
...bedeutet u.a.: Sich durch genaues Beobachten auf die Physiologie und Reaktion seines Gegenübers einstellen, um festzustellen, welche äußeren Reaktionen welches innere Erleben widerspiegeln. Und hier bedeutet dieser Vorgang: das Verändern des eigenen Verhaltens aufgrund beobachteter Verhaltensmerkmale. Beispiel: es gibt Anzeichen von Nervosität oder Niedergeschlagenheit, die als Zeichen für Überarbeitung auftreten. Zufolge dieser Anzeichen wird sofort eine längere Pause eingelegt. Schwierig wird dieser Ausgleich dann, wenn die berufliche Tätigkeit keine längere Pause zulässt, weil der laufende Prozess sich gar nicht unterbrechen lässt, z.B. im medizinischen Operations- und Pflegedienst, Führen eines öffentlichen Verkehrsmittels oder das Durchführen von Unterricht. Während eines laufenden Prozesses für Ausgleich sorgen, das bedarf der Kunst der unauffälligen Erholung durch geschickte Entspannungsübungen oder Blitzaufladungen durch meditative Techniken. Eine beliebte Methode von Lehrern, sich während des Unterrichtens zu entlasten, ist das Einstreuen von Experimenten oder Aufgaben.

Die wesentliche Bedeutung des Kalibrierens meint aber das Angleichen der Trennschärfe des Denkens an das Niveau der Intelligenz durch Trainieren der elementaren Ordnungsfunktionen:

Die Natur ordnet durch
Zuordnen (vergleichen) und Einordnen (Gleiches, Ähnliches, Unterschiedliches, Gegensätzliches)
Überordnen (Formen, Gestalten) und Unterordnen (Eigenschaften, Merkmale)
Vorordnen (Aktionsmöglichkeiten) und Nachordnungen (Reaktionsmöglichkeiten)
Anordnen (Folge von einzelnen Schritten (Algorithmus)) und Beiordnen (Alternativen, sich zu verhalten)

Aufgabe: Ordnen Sie sich, indem Sie achtfach ordnen ! Führen Sie diese Kalibrierung am Beispiel der Jahreszeit „Sommer“ durch!

27
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte



(Fortsetzung von gestern)


Das Gehirn erfasst demnach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das sind die neurologischen Zeiten des Gehirns, durch welche das Zeitempfinden erheblich beeinflusst wird. Über je mehr Zukunft das natürliche System verfügt, um so dichter wird das Zeitempfinden, wobei die Zukunft der Gegenwart natürlich von der Vergangenheit abhängt. Vergangenheit fördert gleichsam das Erzeugen von Zukunft, und die Gegenwart fordert die Vergangenheit heraus.

Um die neurologische nicht empirische Richtung des Zeitpfeils ausrichten zu können, bedarf das natürliche System eines tiefgreifenden Beweggrundes. Der Zeitpfeil lässt sich als Vektor begreifen, der im existentiellen Motiv seinen Ausgangspunkt hat. Die Richtung dieses Vektors wird durch die Suchbewegung des natürlichen Systems vorgegeben. Solche Bewegungen werden als Fragen versprachlicht und dadurch auch bewusst. Die Komplexion des dadurch maßgeblich bestimmten neuronalen Netzes oder die Weite des Bewusstseins wird durch den Betrag bzw. Energie des Vektors bestimmt.

Während des Bewusstwerdens, das wir als Bilderleben erfahren, können wir das neuronale Geschehen durch Kalibrierung des Bewusstseins günstig beeinflussen.

26
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte



Wiederholung nebst Erweiterungen


Warum lernen wir überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?
Dass wir überhaupt lernen, verdanken wir einer Eigenschaft unseres Gehirns. Vom menschlichen Gehirn kennen wir bislang vor allem drei Eigenschaften. Unser Gehirn ist von Natur aus vorsichtig, konservativ und neugierig. Alle drei Eigenschaften sind auf das ökonomische Prinzip zurückzuführen: "Minimaler Aufwand – maximale Wirkung" oder "So wenig wie möglich und gerade so viel wie unbedingt nötig!" "Vor-Sicht", die erstgenannte Eigenschaft wird vor allem durch das Grundbedürfnis nach Schutz bzw. Sicherheit gesteuert. (Grundsätzlich wird das Gehirn natürlicherweise durch alle unsere Triebe und Grundbedürfnissen gesteuert. Das Gebot der Selbsterhaltung ist das 1. Gebot der Natur!)

Das Wort "Vor-Sicht" besagt, dass unser Gehirn über die Gabe der Antizipation verfügt, also über die Fähigkeit, etwas vorweg sehen, um sich vorsehen zu können. Die Vorsicht ist das durchgängige Motiv, überhaupt zu lernen: "Etwas immer besser zu machen, um immer sicherer sein zu können!"
Um das leisten zu können, muss das Gehirn vor allem in der Lage sein zu vergleichen, also Gleiches zu erfassen und Ähnliches, Unterschiedliches oder gar Gegensätzliches davon abheben zu können.
Das geschieht vorwiegend im Bewusstsein. Bewusstsein, das ist ein momentaner Verbund besonders erhöht aktiver Nervenzellen zu einem besonderen Netz zu einem gerade interessanten oder gar spannenden Thema.

Grundsätzlich sind ständig die gesamten Nervenzellen des Gehirns aktiv. Jede Nervenzelle (Neuron) ist ein eigenständiges Informationsverarbeitungssystem, das zugleich über die Tätigkeit aller anderen 100 Milliarden Nervenzellen vollständig informiert ist. Jedes Neuron ist ständig mit 1000 anderen Neuronen über 100 Billionen Synapsen verbunden und kann von diesen in höchstens vier schritten Schritten erreicht werden: Wahrnehmen = Gleichschalten des Identischen, Betrachten = Gleichschalten des Gleichen, Beobachten = Gleichschalten des Ähnlichen, Begreifen = Zusammenschalten zu einem definierten Netz.

Aus ökonomischen Gründen werden allein jene 1000 Nervenzellen zusammengeschaltet, welche die Verkürzung oder Vereinfachung eines Ablaufs in Aussicht stellen, d.h. aus (gespeicherten) Erfahrungen die kürzesten bzw. einfachsten Wege anbieten.
Das lässt sich nur dann und erst dann verstehen, wenn man bedenkt, dass das Gehirn alles dreifach erfasst, und zwar als Vergangenheit bzw. Gewesenes, als Gegenwart bzw. Seiendes, als Zukünftiges bzw. Werdendes.

Forsetzung und Ende dieser Lernkarte morgen

25
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte



Stehen bleiben bedeutet rückwärts gehen


Ohne geistig durchgängig zu üben, kann man geistig auch nicht fit bleiben. Will man die Speicherfähigkeit seines Kurzzeitgedächtnisses erhalten, dann kommt man nicht umhin, entweder regelmäßig Gedächtnistraining zu machen oder anspruchsvollen Gedankengängen nachzugehen.

Ein gutes Kurzzeitgedächtnis verhilft dazu, komplexe Ereignisse und mehrere Vorgänge zugleich zu vergegenwärtigen, so wie z.B die vier Vorgänge des Verstehens mit den sie begleitenden Gefühlen und Regelfunktionen. Wenn Sie diese 12 Vorgänge jetzt nicht mehr erinnern, dann liegt das nicht an einem untrainierten Kurzzeitgedächtnis, sondern vielmehr an einer nicht besonders guten Einprägung. Wenn man sich nämlich etwas besonders gut und möglichst dauerhaft merken will, dann braucht man:

➢ ein Bild,
➢ eine Geschichte,
➢ eine Idee,
➢ ein Etikett.

Versuchen wir das doch einmal mit den vier Phasen des Verstehens: Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten, Begreifen. Die Idee wäre eine Geschichte, die alle Vorgänge erfasst.

Die Geschichte:

Sonne scheint,
Poweranzeige auf ¼,
Solaruhr an die Sonne,
auch nach Stunden verändert sich die Anzeige nicht. Was nun?

Dieser Fall lässt sich leicht merken und leicht mit den 4 Phasen verbinden! Am besten, Sie wählen ein eigenes Beispiel!

Hier ein Merksatz für die 4 Phasen:

Wir beginnen bald zu begreifen! (w, b, b, b für wahrnehmen, betrachten, beobachten, begreifen)

24
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte


Die Natur versucht unnötige Wiederholgen (Leerlauf) und besonders die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden. Also werden gemachte Erfahrungen festgehalten, um diese gegebenenfalls berücksichtigen zu können. Es sind also unsere Erfahrungen, aufgrund derer wir über unsere möglichen Wahrnehmungen vorweg urteilen. Weil das Gehirn zu vereinfachen sucht, um zukünftige Verarbeitungsprozesse zu beschleunigen, werden mit der Zeit gemachte Erfahrungen zu Verhaltensregeln vereinfacht und zukünftig neben bereits vorhandenen berücksichtigt. Die Menge der anerzogenen, kultur- und gesellschaftsbedingten Regeln wird „Gewissen“ genannt. Diese Menge von Vorgaben sich zu verhalten lässt sich als zureichender Grund unserer Vorurteile auffassen.

Gemäß den zurückliegenden Überlegungen sollen nun die Phasen des Verstehens erweitert werden:


Phasen des Verstehens und die sie begleitenden Gefühle:

Wahrnehmung ↔ Empfindung
Betrachtung ↔ Stimmung
Beobachtung ↔ Interesse
Einsicht ↔ Einstellung


Diese vier Phasen des Verstehens sind zugleich Phasen der Regelung des Bewusstwerdens:

Wahrnehmung ↔ Empfindung ↔ Vorgabe (Soll ↔ Ist)
Betrachtung ↔ Stimmung ↔ Regler (Selbst ↔ Ich)
Beobachtung ↔ Interesse ↔ Maßnahme
Einsicht ↔ Einstellung ↔ Ausführung bzw. Anwendung


Offensichtlich genügt für eine Einsicht nicht nur das Wissen um den Begriff, sondern es braucht auch das Wissen um die Anwendung des begriffenen Inhalts.

Wenn man es recht bedenkt, sind inzwischen die Anforderungen an die Benutzer der Lernkarten ganz schön gestiegen, denn jetzt müssen 4 mal 3 Vorgänge zugleich vergegenwärtigt werden und somit wird auch die Belastungsgrenze des Kurzzeitgedächtnisses erreicht, das ja höchstens 12 Inhalte bzw. Einheiten zugleich zu vergegenwärtigen vermag.

23
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte


Aufgabe: Versuchen Sie folgende Frage zu beantworten: Können Sie sich vorstellen, warum das Gedächtnis nur dann erfolgreich einprägt, wenn die vier Phasen des Verstehens eingehalten werden.

Früher wurde den Kindern in der Schule beigebracht, sich Vokabeln nacheinander einzuprägen und so lange zu wiederholen, bis sie behalten werden. Heutzutage werden Vokabeln im Zusammenhang einer Situation erarbeitet, also gemäß den vier Phasen des Erfassens aus ihrem Kontext erschlossen. Im Fremdsprachenunterricht wird deshalb auch vermieden, zwischen Muttersprache und Fremdsprache hin und her zu wechseln. Bedeutungen sollen nämlich im und durch das Gespräch und nicht in Wörter zerstückelt erschlossen werden. Das kommt der Neigung des Gehirns entgegen, sich wegen der Notwendigkeit, neuronale Netze zu bilden, vorzugsweise mit Zusammenhängen auseinanderzusetzen und sich Einzelnes nur widerwillig zu merken.

Nun verhält es sich aber so, dass es nicht weiterhilft, allein die vier Phasen zu berücksichtigen. Die Redewendung „Der Ton macht die Musik!“ weist darauf hin, dass alles nicht viel nutzt, wenn die Phasen des Erfassens einfach abgearbeitet werden, ohne sie zu fühlen. Und jetzt spätestens wird klar, dass der wichtige Aspekt des Gefühls außer Acht gelassen wird, dass Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen gefühlt werden müssen, wenn diese Prozesse störungsfrei ablaufen sollen. Ein Lehrer kann noch so gut sein, ohne gefühlsmäßige positive Beziehung zu seinen Schülern wird seine Lehre nur wenig erfolgreich sein. Das Mindeste, das von einem Lehrer erwartet werden muss, ist, dass er vorurteilsfrei unterrichtet. Und damit gelangen wir zum ersten kritischen Punkt in unserer Auseinandersetzung mit der Selbstbeobachtung. Sie funktioniert nämlich überhaupt nicht, wenn sie nicht vorurteilsfrei geschieht.

Natürlicherweise versucht das Gehirn, das eigene System (Körper, Seele, Geist) schon aus Selbstschutz im besten Licht erscheinen zu lassen. Das führt häufig zur Verfälschung aller Phasen des Verstehens. Wie leicht das geschehen kann, das zeigt das folgende Gedicht, dem viele inhaltlich erst einmal zustimmen, weil die eigenen Erfahrungen entsprechend vorbelastet sind und damit voller Vorurteile erinnert werden.

Lehrer

Es sprach ein Pennäler:
"Die schlimmsten Quäler
sind unsere Lehrer.
Nein, ich bin kein Verehrer
von ihrer hohen Geistigkeit.
Oft haben sie nicht einmal Zeit,
etwas anständig zu erklären.
Ich muss mich häufig wehren
gegen ihre zynische Selbstherrlichkeit."
 
-"Was Du begreifst nicht,
 Du bist noch nicht so weit?"
 
Doch wenn man sie erlebt,
wonach jedem Schüler strebt,
in einer anderen Sparte,
dann erwarte
nur nicht Verstand und Geist.
Wie es sich oft erweist,
gilt dies nur auf ihrem Gebiet,
das ist das alte Lied.
Alle anderen Themen versanden
oder kommen sogar ganz abhanden.
 
Norbert Wittke

Diese Art von Vorurteilen Lehrern gegenüber sind genau so weit verbreitet wie Vorurteile in Bezug auf Beamte oder Ärzte.

Wenn wir uns einmal genau beobachten, dann können wir feststellen, dass wir durchgängig nicht vorurteilsfrei wahrnehmen. Demnach muss doch den Vorurteilen eine wichtige Funktion zukommen. Einen ersten Hinweis gibt uns das Wort Vorurteil selbst. Es existiert vor allem Wahrnehmen ein Urteil, durch das unsere Betrachtungen und Beobachtungen beeinflusst werden. Bevor wir näher hierauf eingehen, erscheint es aber wichtig, sich die Rolle von Vorurteilen hinreichend bewusst zu machen.

Aufgabe: Vergegenwärtigen Sie, wie Sie selbst einmal Opfer eines Vorurteils geworden sind!

22
Aug
2010

Lehrbuch-Entwurf



Lernkarte


Aufgabe: Wie lauten die vier Phasen des Verstehens? Wenn Sie die Antwort kennen, versuchen Sie einmal eigene Namen für diese Phasen zu finden! Und: Gegeben ist das Verb "sehen". Benennen Sie mit Hilfe dieses Verbs die vier Phasen, indem Sie das Verb durch geeignete Vorsilben erweitern ("sehen" → "um-sehen" → "umsehen").


Warum ich Falten bekomme

Eines Morgens fühlte sich meine Haut ganz elend. Sie hatte Durst und sehnte sich nach Feuchtigkeit. Schließlich klagte sie dem Gehirn ihr Leid. "Da kenne ich eine ganz einfache und ebenso schnelle Lösung!" beruhigte das Gehirn die Haut. "Rufe den Durst, nicht mich!" antwortete das Gehirn und hing weiter seinen Gedanken nach.

Auch in dieser kleinen Geschichte verbergen sich die vier Phasen des Verstehens. Aber vorweg zuerst noch das fällige Beispiel aus der Fahrschule: Ich bin mit dem Auto unterwegs und nähere mich einer Straßenkreuzung (wahrnehmen). Ein Verkehrsschild zeigt an, dass ich mich auf einer Vorfahrtastrasse befinde (betrachten). Ich bemerke keine Verkehrsteilnehmer, die sich ebenfalls der Straßenkreuzung nähern (beobachten). Aufgrund meiner Fahrpraxis entscheide ich mich, mein Fahrzeug aus Vorsicht etwas zu verlangsamen (begreifen).

Nun zur Interaktion der beiden Organe Gehirn und Haut:

Wahrnehmen: Erfassen des Feuchtigkeitsmangels der Haut
Betrachten: Erfassen des Gesamtzustandes der Haut
Beobachten: Die Wasserzufuhr ist ungenügend (Bericht der Zellen)
Begreifen: Vergrößerung der Hautoberfläche durch Falten


Die Falten um die Stirne...

Die Falten um die Stirne dein,
lass sie nur heiter ranken;
das sind die Narben, die darein
geschlagen die Gedanken.

Josef Viktor von Scheffel


An eine Falte

Wie Gottes Atem seine Fluren fächelt,
so wird es leicht und licht
in diesem klaren Angesicht.
Es hat die Erde gern
und schwebt ihr fern
und liebt und lächelt.

Und Gottes Finger bildete den Bug
vom Ebenbilde.
Es zieht so milde
hin über alles Leid,
und es verzeiht
der edle Zug.

In dich, o unvergeßlich feine Falte,
betend versanken
meine Gedanken.
Daß diese letzte Spur
seiner Natur
mir Gott erhalte!

Karl Kraus


Aufgabe: Wenden Sie die vier Phasen auf das Einprägen von Vokabeln an !

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Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

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