Unilogo

18
Dez
2012

Flow

 
Flow ist ein emotionaler Träger von Information. Als solcher ist er ein Moment des Bewusstwerdens. Insofern geschieht der Flow zugleich physisch, psychisch und rational. Der Flow ist um so schwächer, je weniger bildhaft Information bewusst wird. Flow geschieht wesentlich als emotionales Bilderleben. Im Gedankenlabor gilt Flow als Glücksmoment, der bzw. das allein durch das Denken des Nichtdenkens zu erreichen ist. Dieser oder dieses Moment gilt als Einheit des dreidimensionalen Koordinatennetzes K, S, G (Körper, Seele, Geist). Das Gefühl für eine Handlung entsteht durch die Lage eines Verhaltens in diesem Raum. Entdeckt wird ein solches Verhalten aufgrund der zwölf Fragen des Bewusstwerdens bzw. aufgrund des systematischen Suchens in der zwölfdimensionalen Welt des Bewusstseins. Diese Fragen formen den Schlüssel zur Information nach innen. Die Information aus der Tiefe des Innenraumes erscheint als Idee. Im Gedankenlabor geht es wesentlich um Ideenspiegelungen der spielerischen Natur. Der Begriff ist im Gedankenlabor ein Bild, das körperlich, seelisch und verstandesmäßig lebendig erfahren wird. Der Begriff "Unterricht" ist im Gedankenlabor erst dann und nur anwesend, wenn er als unterrichtliches Ereignis in der Vorstellung erlebt wird. In der Regel wird das ein Blitzlicht (Erinnerungsbild) aus der Praxis sein.

So erinnere ich mich an folgendes Eröffnungsmoment einer Unterrichtsstunde im Schulzentrum Flensburg-Harrislee.Der Praktikant Werner Preuss soll eine Lerngruppe der Hauptschule unterrichten, die ausschließlich aus jenen besteht, welche aus Strafe nicht an der Klassenfahrt teilnehmen dürfen. Diese Lerngruppe setzt sich aus unterschiedlichen Klassen zusammen. Nach der Pause kommen die Schüler und Schülerinnen in den Klassenraum hereingestürzt und rennen laut lärmend über Tische und Bänke. Intuitiv spürte ich, dass ich da nichts werde ausrichten können, falls Werner mit der Situation nicht klar kommt. Ich ging deshalb zu ihm, um ihm das zu sagen. "Aber das ist kein Problem, wenn einer das hier schafft, dann bist Du es!", sagte ich noch. Ich kannte den Nordfriesen Werner, ein Hüne von Mann, bereits aus anderen Stunden. Hinten in der Klasse saßen schadenfrohe Lehrer, die nun miterleben wollen, wie ein Praktikant dieses unkonventionellen Professors kläglich scheitern wird.

Jetzt ist es Zeit, mit der Kunststunde zu beginnen. Werner nimmt seine großen Hände, formt sie zu einem Trichter und schreit mit seiner kräftigen Stimme "Hallo!". Es gab niemanden in diesem Raum, der nicht vor Schreck zusammenzuckte. Auch die Schüler waren plötzlich still und folgten ruhig den Anweisungen zum perspektivischen Zeichnen. Die Ergebnisse dieser Kunststunde waren sogar recht beachtlich. Wütend verließen die Lehrer den Raum.

Dieses Bild aus der Unterrichtspraxis ist eine typische, für das Gedankenlabor übliche Anschauung. Obwohl diese Anschauung keine Definition darstellt, handelt es sich um einen praktischen Begriff. Flow ist in diesem Fall die Emotion, welche die didaktisch-methodische Information begleitet.
 

17
Dez
2012

Bewegen im Fluss des Werdens

 
Flow (engl. Fließen, Strömen) ist der Name für ein Gefühl der völligen Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit. Das geschieht vor allem bei komplexen, schnell ablaufenden Geschehen. Der Zustand, der beim Flow erreicht wird, entspricht einer optimalen Synchronisation von Herzschlag, Atmung und Blutdruck. In diesem Zustand besteht völlige Harmonie zwischen dem limbischen System, das die Emotionen steuert, und dem kortikalen System, das als Grund des Bewusstseins bzw. des Verstandes gilt. Als Null-Linie zwischen + und - ist Flow die Balance zwischen Überforderung und Unterforderung, zwischen Vergangenheit und Zukunft im Augenblick oder in der Gegenwart. Während des Flows fließen Bilder-Leben und Bild-Erleben im Bilderleben zusammen und durchströmen das Bewusstsein warm als meditativer Strom des Loslassens. Trotzdem ereignet sich der Flow zugleich deutlich zielorientiert, wobei die Tätigkeit unmittelbar emotional positiv rückgekoppelt wird.
 

16
Dez
2012

Leben, um zu erleben

 
Sehr schnell wird klar, dass wir uns zunächst aus der Verwirrung zufälliger Spiele befreien müssen. Auf dem Rückweg durch mögliche und wirkliche Möglichkeiten in mögliche Wirklichkeiten lernen wir zu verstehen, dass Ideen sehr viel schöner sind als das, was aus ihnen wird. Völlig unverständlich bleibt, was wir mit dieser Art von Einsicht anfangen können. Außer unserer Intuition verfügen wir über nichts, das uns Halt schenken könnte. Unsere Ratlosigkeit beginnt sich allmählich aufzulösen und zurück bleibt die Intuition, etwas Besonderes zu erfahren.

Sollten wir etwa im Gedankenlabor entdecken, dass wahres Leben erleben heißt? Mit dieser Frage offenbart sich die Intuition als Wahrsagerin, die uns verkündet, dass es sich genau so verhält. Wert- und vorurteilsfreies Erleben lässt uns glücklich werden, indem wir uns jeden Augenblick spielerisch schaffen, der Philosoph, indem er philosophiert, der Mönch, indem er betet, der Autor, indem er schreibt, der Naturwissenschaftler, indem er theoretisch oder praktisch experimentiert. Als Beweggrund erscheint Tun, um zu spielen. Scheint durch diesen Beweggrund zugleich der Urgrund allen Werdens durch: das Spielen des Zufalls mit sich selbst. Ist der Urgrund allen Werdens ein Spielen als Experperimentieren mit dem Zufall?
 

15
Dez
2012

Im Gedankenlabor

 
Im Gedankenlabor verlieren sich Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen, um zu einem spontanen Gespür für das zeitlose Werden zu verschmelzen. Im Schein des inneren Lichts erscheint alles ungewohnt anders und muss deshalb neu gedacht werden.
Das Überschreiten der logischen Grenzen des Verstandes bedeutet, gekonnte Ordnungen zu verlassen, um damit herkömmliche Orientierungsmöglichkeiten aufzugeben. Grenzüberschreitungen sind im Denken nicht ungewöhnlich. Ohne eine solche Überschreitung wären weder die Metaphysik noch die Geometrie und die Mathematik möglich geworden.

Aus solchem Geschehen wird deutlich, dass es eine zündende Idee ist, welche das Überschreiten ermöglicht. Durch eine solche Idee werden festgefahrene neuronale Beziehungen entflammt und völlig unbrauchbar. Die Idee, nach der wir seit dem Betreten des Gedankenlabors Ausschau halten, erscheint uns als Einladung, das Bilderleben als einen Vorgang zu sehen und nicht mehr in das Bilder-Leben der Fantasie und das Bild-Erleben des Verstandes zu splitten.

Es wird gefordert, dass sich Vernunft der Seele und Verstand in der Intuition vereinen. Das verlangt vom Verstand den Verzicht auf den Unglauben der Seele gegenüber und von der Seele den Verzicht auf Bedürfnisse gegen den Verstand. Jenes Denken, welches aus der Vereinigung von Vernunft bzw. Seele und Verstand hervorgeht, geschieht als reines Denken a priori. Das Wissen tritt im Gedankenlabor seine Vormachtstellung an den Glauben ab, an ein Glauben, dass vor aller Erfahrung Allgemeingültiges und zugleich Bedingungen für die Möglichkeiten von Erfahrungen überhaupt existieren.
 

14
Dez
2012

Führung durch die Räume des Gedankenlabors

 
Nach kurzem Einfühlen in das Gespür der Intuition erfahren wir, worin solches Spüren eigentlich besteht. Die Intuition offenbart sich uns als Wahrheit des Herzens, indem sie uns die Räume des Gedankenlabors eröffnet.

Durch unterschiedlich verwirklichte Wirklichkeiten verschiedener Ansichten gelangen wir jenseits der wirklichen Möglichkeiten zu einsichtigen Bedingungen ihrer Existenz. Diese Bedingungen wirklicher Möglichkeiten werden mögliche Möglichkeiten genannt. Diese entdecken wir in den Räumen des Zufalls, in denen sie aus Spielen möglicher Möglichkeiten entstehen.

Innerhalb solcher Spiele empfinden wir uns als vollkommen orientierungslos. Es existieren keine Ordnungen mehr, an die wir uns halten könnten. Wir sind nicht sonderlich glücklich darüber, dass als Grund aller Zufälle das Nichts erscheint.

Während des Übergangs wurde klar, dass die Möglichkeiten immer sehr viel größer sind als die Wirklichkeiten. Wir überlegen, was uns durch die Erscheinungen gezeigt werden soll.
 

13
Dez
2012

Selbstloses Ich

 
"Das letzte Hemd hat keine Taschen!" Niemand kann irgend etwas mitnehmen. Erst das Ich, welches das Selbst los ist, hat alles losgelassen. Solange noch Nach- oder Vorbilder gesucht werden, ist das Ich noch nicht zu sich gekommen. Durch das lange Warten vor dem Gedankenlabor klärt sich alles auf. Der Nebel irrelevanter Vorstellungen löst sich auf. Es kommt nicht darauf an, viel mitzubringen, um mit Mengen-Angaben anzugeben.

"Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" (MT 16,26)

Nur das selbstlose Ich vermag den Zugang zum Gedankenlabor zu entdecken. Spätestens während der langen Wartezeit vor dem Gedankenlabor vergegenwärtigt sich die Wahrheit, dass es leichter ist, nichts zu haben, als alles loszuwerden. Für das Gedankenlabor ist nicht entscheidend, möglichst viel gelesen, sondern die Lese eigener Gedanken sorgfältig gepflegt zu haben.
 

12
Dez
2012

Ausweis

 
Sich auszuweisen, das wird vielleicht nicht nur vor dem Betreten des Gedankenlabors verlangt, sondern wahrscheinlich vor allem auch beim Verlassen der Welt der Wahrnehmungen. Jedenfalls gilt allgemein die Auffassung, dass während des Ablebens noch einmal das gesamte Leben innerhalb kürzester Zeit an einem vorüberzieht. Der Ausweis, der zum Betreten eines Gedankenlabors berechtigt, bezieht sich nun nicht auf das gesamte Leben, sondern auf den zureichenden Grund der bisherigen existentiellen Gestaltung, also auf das, worauf es im Leben wesentlich ankommt. Am Eingang eines Gedankenlabors will man ganz genau wissen, was jemand aus seinem Leben gemacht hat. Ohne diese Klarheit ist es unmöglich hineinzukommen. Dabei geht es keineswegs um irgendeine Bewertung, sondern um jene Selbst-Klarheit, welche dem Ich allererst ermöglicht, durch sich selbst zu sich selbst hindurchzukommen.

Wahrscheinlich werden die meisten überrascht sein, wenn sie plötzlich aufgefordert werden, ihr Leben auf den Punkt zu bringen. Vermutlich besitzen nur wenige einen Basta-Ausweis, der 'nur' das reine Leben ausweist. "Ich habe gelebt und sonst nichts, basta!" Dieser Lebensweisheit steht ein Gedankenlabor jederzeit offen, bedeutet das doch, alles losgelassen zu haben.

Die Kraft, alles sein zu lassen, trägt das Wesen in die Freiräume des Begreifens. Allein das Wissen eigenen Nichtwissens befreit von allen Beengungen durch Voruteile und überschätzte Erfahrungen. Begreifen bedeutet den Reichtum einer allumfassenden Vergegenwärtigung.

Allmählich wird klar, wozu die langen Wartezeiten vor dem Gedankenlabor eigentlich gedacht sind.
 

11
Dez
2012

Besuch in einem Gedankenlabor

 
Um sich Zutritt zu einem Gedankenlabor zu verschaffen, muss man erst einmal durch das Gedränge der Eindrücke eines Alltags hindurch. Und sogleich danach stellt sich heraus, dass man auch viel Geduld mitbringen muss, denn das Gedränge vor einem Gedankenlabor ist sehr groß. Solange man nämlich noch mit all seinen vielen Wahrnehmungen beschäftigt ist, geht es nicht voran. Man versteht also schnell, dass der Zugang zu einem Gedankenlabor sehr viel, wenn nicht gar ausschließlich mit Loslassen zu tun hat. Das bedeutet die gewiss nicht einfache Befreiung von noch so interessanten Dingen, von sich hartnäckig aufdrängenden Bedürfnissen oder anzüglichen Trieben.

Hat man das geschafft und kommt endlich zur Ruhe, dann befindet man sich bereits in den beruhigten Bereichen der Betrachtungen. Das Gedränge von Wahrnehmungen lässt spürbar nach, so dass man sogar Zeit findet, sich mit einzelnen Wahrnehmungen genauer zu beschäftigen. Auf diese Weise entdeckt man wahrscheinlich andere Zusammenhänge und begreift andere Möglichkeiten sich zu verhalten.

10
Dez
2012

Einrichtung eines Gedankenlabors

 
Leitender Architekt eines Gedankenlabors ist das Gehirn, welches die Areale des Bewusstseins entsprechend organisiert. Gewöhnlich erscheint Bewusstsein als Erscheinungsform zwischen unbewusstem Vorbewusstsein und Un- oder Unterbewusstsein. Im Vorbewusstsein werden für das Bewussein relevante Wahrnehmungen ausgefiltert. Dadurch werden nur Wahrnehmungen bewusst, die entweder interessant oder aufdringlich sind. Es interessiert grundsätzlich alles, was die Neugierde reizt und als aufdringlich erweist sich alles, was Bedürfnisse weckt oder Triebe erregt. Aber aufdringlich können auch Erinnerungen oder ungelöste Probleme sein. Im Unter- oder Nachbewusstsein werden alle Bewusstseinsinhalte aufbewahrt und gegebenenfalls weiter verarbeitet.

Das Gedankenlabor ist nun eine Art Zwischenbewusstsein oder auch Oberbewusstsein, welches besondere Bedürfnisse und Interessen bevorzugt behandelt und diese auf das übrige Bewusstsein maßgeblich bestimmend Einfluss nehmen lässt.

Das Gedankenlabor als solches wird durch eine besondere Form des Denkens eingerichtet. Bei genauerer, kritischer Betrachtung jedoch erweist sich schon jeder einzelne Gedanke als ein inneres Bild bzw. als Bildungsmoment des Gedankenlabors.

Dieses Innenbild ist wahr, da von innen heraus geoffenbart.

Denken ist Bilderleben, nämlich das Bild-Erleben der Seele und das Bilder-Leben ihrer Fantasie. Im Innenbild spiegelt sich ein gefühlter Augenblick des Denkens. Als wahr gilt, was gefühlt wird. Das Gefühl schenkt Vertrauen in das, was betrachtet wird. Es schenkt Sicherheit.

Der Philosoph Descartes nennt diese Selbstgewissheit den Grund allen Wissens. Descartes erklärt dazu: Der Mensch kann an allem zweifeln, aber er kann nicht daran zweifeln, dass er zweifelt.

Bedeutet das, dass ich nur wissen kann, was ich fühle? Für das subjektive Wissen trifft das zu. Aber ausser dem subjektiven Wissen existiert noch intersubjektives Wissen und objektives Wissen. Intersubjektives Wissen beruht auf der Zustimmung von mehreren Subjekten. Objektives Wissen ist unabhängig von der Zustimmung einzelner Subjekte. Objektives Wissen beruht auf wissenschaftlichen (subjektunabhängigen) Gedanken. Intersubjektives und subjektives Wissen beruhen auf persönlichen Einsichten. Der Gedanke des Wissenschaftlers besteht aus einer definierten Abbildung. Auch er glaubt an dieses Bild, weil er den Methoden der Abbildung vertraut.

Eine im Bewusstsein vergegenwärtigte Abbildung ist ein Ergebnis vorgängiger Untersuchungen im Gedankenlabor.

Um uns zurechtzufinden, müssen wir uns Bilder von der Welt machen, die aber nur Deutungen sind. Dieses Bedürfnis zu deuten ist die Ursache aller Religion und aller Wissenschaften.
 

9
Dez
2012

Gedankenlabor

 
"Gedankenlabor" ist der Name für jene Projektionen des Bewusstseins, welche der Antizipation von Handlungen dienen. Das allein sich in der Vorstellung vollziehene Probehandeln soll das vernunftbegabte Wesen vor unüberlegtem Tun schützen.

Bei Kindern bildet das Gedankenlabor einen Schutzraum für deren Spielwelten. Auch das kindliche Spiel ist eine Möglichkeit, sich in der Vorstellung auszuprobieren.

In der Regel wird zwar das Gedankenlabor spätestens mit Beginn der Pubertät aufgelöst, aber viele, insbesondere philosophische Denker versuchen diese Idee der Natur für sich weiterhin als Methode zu benutzen. Grund genug vielleicht, einmal das Phänomen des Gedankenlabors näher zu betrachten. Simulationsspiele wie SIMcity oder SIMfamily sind ebenso wie Flug- oder Fahrsimulatoren geschickt programmierte Erscheinungsformen von Gedankenlaboren. Computerspiele simulieren, was sich ansonsten in einem Gedankenlabor abspielt. Die denkbar beste und damit zugleich genaueste Form, Gedankenspiele zu gestalten, sind Philosophie und Mathematik. Durch die Synthese beider wird das, was sie antizipieren, kybernetisch modellierend umgesetzt.
 

8
Dez
2012

Faszination des Suchens

Philosophen und Mystiker sind Menschen voller Leidenschaft zu suchen. So schreibt Augustinus zu Beginn seines Werkes "Bekenntnisse": „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr.“ "Inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te, Domine." (Augustinus confessiones, I 1) Solches Suchen kann entweder vor allem geistiger und/oder seelischer Natur sein.
Die Seele, die auf der Suche ist, hat ihren eigentlichen Beweggrund noch nicht gefunden.
Der Geist, der auf der Suche ist, hat das Wesentliche seiner Existenz noch nicht entdeckt.

Das Selbst löst sich auf, sobald Seele und Geist nicht mehr suchen. Die nicht suchende Seele wird von äußeren Widrigkeiten der Natur abhängig. So leidet sie je nach Verfassung unter unterschiedlichen Jahreszeiten. Die Touristik bietet solchen Seelen preiswerte Fluchtmöglichkeiten an, freilich verschweigend, dass die wahre Sonne nur innen scheint.
Der nicht suchende Geist erschafft nichts mehr, indem er es aufgibt, sich weiterhin mühsam durch den Dschungel des Ungedachten zu schlagen. Medien bieten solchen Geistern preiswerte Möglichkeiten der Zerstreuung.

Flüchtende Seelen frönen der Arroganz der Rechthaberei, sind selbstherrlich eitel und voller Hass gegen alles, was sie aus ihrer Selbstfäulnis befreien könnte.
Flüchtende Geister suchen ihr Heil in der Besserwisserei und vereinen sich mit ihrer Seele im Angriff auf alles, was sie unbewusst auch nur leicht berühren könnte.

Wer auf der Flucht ist, übersieht allzu leicht noch immer vorhandene Zufluchten, um das Selbst vor dem gehetzten Ich zu schützen.

Der Zufluchtsort für ein Kind wird von seiner Fantasie bei sich zu Hause in der Wahl der Traumwelt vorbereitet. In dieser Welt darf es sich ausprobieren und sich so versuchsweise selbst erfahren. Auf der Trutzburg haben Seele und Geist dem kleinen Jungen schon früh ein großartiges Gedankenlabor eingerichtet. Dort durfte jeder all seine Gedanken mitteilen und mit den jeweiligen Gästen diskutieren. Das war alles so interessant, dass es sich gewiss lohnen könnte, noch nach Gedächtnisprotokollen zu suchen.

7
Dez
2012

Nachbildung

Vor lauter Vorbilder werden Nachbilder kaum beachtet. Es sind die frühen Ereignisse der Kindheit, die als Nachbilder in uns wirksam bleiben. Diese Nachbilder prägen uns sehr viel stärker als Vorbilder. Wahrscheinlich sind es innere Empfänger, die uns für Schwingungen bestimmter Vorbilder nicht nur empfindlich machen, sondern auch als Sender diese wiederum für das, was wir für sie zugleich ausstrahlen. Vereinsamt, allein auf sich gestellt sein versteinert entweder eine Seele oder verflüchtigt sie. Beide Seiten dieser Alternative sind mit großen Gefahren verbunden. Beiden Seiten ist wohl eine fortschreitende Gefühllosigkeit gemeinsam. Für ein Kind gibt es da wahrscheinlich nur eine Möglichkeit der Flucht. Es muss möglichst schnell für sich eine Traumwelt finden, die es aufnimmt und vor der Tageswelt schützt. Das ist dann jene Zeit, in welcher sich die kindliche Entwicklung sehr leicht in einer Art Autismus verfängt. Jedenfalls zeige ich mit hoher Wahrscheinlichkeit als Neun- oder Zehnjähriger autistische Züge. Das hilft mir wiederum, wenn ich aus Strafe Stunden im Kohlen- oder Holzkeller oder im Bad verbringen muss. Das autistische Kind widersetzt sich frühester Isolation, indem es ganz in sich gekehrt ruht. Da es sich selbst aus sich selbst versorgt, widersetzt es sich einer Fürsorge von außen. Diese Art von Selbstversorgung verdichtet sich in mir zum Kern existentieller Gestaltung. Das bringt eine sehr geringe Bereitschaft mit sich, von Anderen etwas anzunehmen. Ich lerne sehr schnell, dass dies in der Schule gekonntes Widersprechen bedeutet.

6
Dez
2012

Selbst-Berührung

Heute Nacht jedoch sollte er nicht mehr entkommen. Das Selbst wollte das Ich berühren, um ihm zu zeigen, dass Nähe heilt.

Während der kleine Junge aus seinem Albtraum erwacht, spürt er wie eine Hand seinen Mund zuhält. Noch zu Tode erschrocken stellt er fest, dass es seine eigene linke Hand ist, die ihm den Mund zuhält, während er mit seinen oberen Zähnen auf seine Unterlippe beißt. Er löst die Umklammerung des linken Armes, der seinen Kopf umschließt, um mit der Hand den Mund zudrücken zu können.

Der kleine Junge ist sehr erleichtert und froh über diese Entdeckung. Die körperliche Selbstberührung wischt die Angst hinweg, und fortan bedroht ihn diese Kugel in keiner Nacht mehr. Es dämmert in der körperlosen, mütterlichen Berührungslosikeit, und die ersten Nebel von Hospitalismus lösen sich auf. Das traumatische Ereignis gerät für Jahre in Vergessenheit. Selbst die Eigenliebe der Selbstberührung bleibt ohne Folgen. In den ersten Nachkriegsjahren vertreibt die Enge des Zuhauses durch aufgezwungene Flüchtlinge die Möglichkeiten einer Ausweitung phantastischer Weiten. Das Bild von einem kargen Mittagsmahl gleitet durch die Dunkelheit frühester Erinnerungen. Teller wasserklarer Gemüsesuppe stehen vor uns. Im Teller meines Vaters finden sich die meisten Wurststückchen. Ich will die Frau fragen, warum sie denn gar keine Stückchen hat. Aber sie führt schnell ihren Zeigefinger an ihren Mund und bedeutet mir zu schweigen. Meine Erinnerung sagt mir, dass sie mir in diesem Bild meine Mutter zum letzten Mal zu Hause zeigt. Aber ich kann mich auf diesen Hinweis wahrscheinlich schon nicht mehr verlassen, passt doch das Verhalten dieser Frau so gar nicht zu dem, was alle über meine Mutter erzählen.

5
Dez
2012

 

 

deadlines




Die Geschichte beginnt in einem Kriegslazarett einige Jahre vor dieser Naturkatastrophe. In das Lazarett, das etwa hundert Kilometer vor Moskau liegt, wird an einem eisigen Wintertag ein junger, knapp über dreissig Jahre alter, schwer verwundeter Soldat eingeliefert. Ein Granatsplitter hatte ihn am Kopf getroffen und seine Augen zerstört. Obgleich er sich an der Front unvorsichtig verhalten hatte, wurde er für diese schwere Verletzung zynischerweise wegen Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. Während seines Aufenthaltes im Kriegslazareth lernt er die junge Lazarettschwester Magdaleine aus dem Waldecker Land kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten noch während des Krieges. Nach vergeblichen Abtreibungsversuchen gebärt sie im Singener Krankenhaus einen gesunden Jungen. Ein Jahr später folgt noch ein Mädchen. Der blinde Mann bemerkt nicht, dass seine junge Frau mit ihrem Mann und den beiden Kindern völlig überfordert ist und den Haushalt samt den beiden Geschwister verwahrlosen lässt. Um ihr Leben überhaupt noch bewältigen zu können, flüchtet sie in eine Traumwelt und spielt bei ihren Männerbekanntschaften die reiche Frau. Um sich dieses Spiel leisten zu können, ersetzt sie die Geldscheine ihres Mannes durch zurechtgeschnittene Papierblätter. Als der Sohn des Kriegsblinden für diesen Rauchwaren besorgen soll, werden ihm statt Geldscheine wertlose Papierblätter in die Hand gedrückt. Der Vater, ein Oberstleutnant, fackelt nicht lange und erstattet Anzeige. Es kommt zu einem Gerichtsverfahren, bei dem die junge Mutter schuldig gesprochen, mit Gefängnis bestraft und ein Jahr später von ihrem Mann geschieden wird.

Eine junge Hinterbliebene, deren Mann als vermisst gilt, übernimmt den Haushalt und die Erziehung der Kinder. Voller Genuss zeigt sie bei einem sonntäglichen Spaziergang in die Nordstadt den Kindern die vergitterten Fenster des Gefängnisse, hinter denen ihre Mutter angeblich ihre Strafe absitzt. Später droht sie dem kleinen Jungen, den sie nicht ausstehen kann, damit, dass er eines Tages wie seine Mutter ins Gefängnis kommen wird. Jahrelang kämpft sie vergeblich darum, dass der unfolgsame Junge in eine Erziehungsanstalt eingeliefert wird. Als sich die ersten positiven schulischen Leistungen des Jungen abzeichnen, versucht sie, ihn an seinen Hausaufgaben zu hindern, indem sie ihn nachmittags so oft wie irgendwie möglich in weit auseinander liegende Geschäfte zum Einkaufen schickt. Schließlich darf aus ihm auf keinen Fall mehr werden als auf ihrem Hugo, der keine Lehre zum Abschluss brachte und nun als Fahrer mit seinem VW Lieferwagen mit Sanella-Werbung bei einem Lebensmitellager tätig ist. Er findet seinen Job so toll, dass er den kleinen Jungen dazu überredet, ihn einen Tag auf seiner Tour über Land zu begleiten. Natürlich sagt der Junge ohne Zögern zu, zumal er Hugo gut leiden kann. Auf seiner Tour zeigt ihm Hugo, wie viele Mädchen er überall kennt. Aber den kleinen Jungen interessiert das nicht. Und was den Job angeht, so denkt er sich, dass es doch besser ist, noch zur Schule zu gehen. Diese Gedanken behält er jedoch für sich und instinktiv erzählt er auch der Haushälterin, Hugos Mutter, nichts von der Tour mit Hugo. Diese hat für ihn ohnehin schon eine Lehre in der Suppen- und Gewürzfabrik Maggi vorgesehen.

Es ist ohnehin die Zeit gekommen, sich für oder gegen eine weiterführende Schule für den Jungen zu entscheiden. Das Kriterium für diese Entscheidung besteht in dem Argument der Haushälterin, dass es nur darum gehen kann, möglichst schnell Geld zu verdienen, um möglichst bald existentiell abgesichert zu sein. Der Vater lässt sich ebenfalls davon überzeugen, zumal ihn alle Verwandten drängen, das Kind doch auf der Volksschule zu lassen und in die Hauptschule zu geben.

Während seine Freunde das Gymnasium besuchen, geht das Kind des kriegsblinden Vaters zur Volksschule. Er erinnert sich noch sehr genau an seine erste Stunde in der Hauptschule. Seine Mitschüler sind sehr aggressiv und hänseln ihn. Erst als der Lehrer die Klasse betritt, hören sie damit auf. Der Klassenlehrer aber fragt ihn scharf: "Was willst Du denn hier? Du hast hier doch überhaupt nicht zu suchen!" Nach der ersten Stunde, nimmt der Klassenlehrer den Jungen mit zur Schulleitung, um sich zu beschweren. Dort aber erfährt er, dass alles seine Ordnung hat und der Schüler ganz ordnungsgemäß in der Hauptschule für die fünfte Klasse angemeldet ist. Nach einem längeren Streitgespräch einigen sich Klassenlehrer und Schulleiter ungewöhnlicherweise darauf, den Jungen sofort in die Mittelschule, in welcher der Lehrer ebenfalls unterrichtet, zu schicken. Also nimmt ihn der Hauptschullehrer in die Mittelschule mit, in der er die anschließende Schulstunde unterrichtet. Dieser Schultyp befindet sich im selben Haus ein Stockwerk höher.
Überraschenderweise taucht der Haupt- und Mittelschullehrer nachmittags bei dem Jungen zu Hause auf, um mit seinem Vater zu sprechen und ihn um sein Einverständnis zu dem geplanten Schulwechsel zu bitten. Der Vater erklärt sich gegen den heftigen Widerstand seiner Haushälterin und selbsternannten Erzieherin des Jungen einverstanden. Also besucht der Junge weiterhin die Mittelschule.

Die existentielle Zeit erinnerbarer Ereignisse erscheint anders als die real abgelaufene Zeit. Der anerzogene Hang zur Ordnung verführt dazu, die existentielle Zeit als biografische Linie zu betrachten. Solche Rationalisierung verführt dazu, die Sprache der Seele zu überhören und die innere Stimme verstummen zu lassen. Entgegen der Stimme des Verstandes sagt die Stimme der Vernunft, der Intuition also, dass die Kindheit mit diesen letzten Volksschuljahren ihren Abschluss findet.



logo

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

Archiv

März 2025
Januar 2025
Dezember 2024
Juli 2024
Januar 2024
Dezember 2023
Oktober 2023
August 2023
Juli 2023
Juni 2023
Mai 2023
April 2023
Januar 2023
Dezember 2022
Oktober 2022
September 2022
Juni 2022
Mai 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
November 2021
Oktober 2021
September 2021
August 2021
Juli 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
Januar 2021
Dezember 2020
November 2020
Oktober 2020
September 2020
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
Oktober 2008
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005
Dezember 2004

Aktuelle Beiträge

Am Anfang war das Wort
Am Anfang war das Wort, und das Wort war das Sein,...
wfschmid - 10. März, 02:28
Schauen, was nicht zu...
Neue Publikation, auch in englischer Spreche Bestellung...
wfschmid - 22. Januar, 13:11
URSPRUNG DER INFORMATION...
Vernunft und Verstand begabter intelligenter Wesen...
wfschmid - 26. Dezember, 07:10
Bildlose Gedanken sind...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 21. Dezember, 06:11
ES GIBT DINGE, DIE GIBT...
ES GIBT DINGE, DIE GIBT ES GAR NICHT Dieser Spruch...
wfschmid - 14. Dezember, 11:22
Vernunft <--->...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 13. Dezember, 21:49
H u m o r
Gefräßige Gesellschaft www.greedype rson.com
wfschmid - 25. Juli, 12:09
Dreamed out
If a priori represents a metaphysical congruence with...
wfschmid - 9. Januar, 05:24

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7760 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. März, 02:28

Suche (AND, OR erlaubt) - Nächste (leere) Zeile anklicken!

 

Credits

 

 

Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

 wfs