Gefühle - Gedanken der Seele
Im abendländischen Denken gelten Verstand und Gefühl, Rationalität und Emotionalität als Gegensätze. Logik und Intuition werden gleichsam gegeneinander ausgespielt.
Dieser Umgang aber widerspricht alltäglichen Erfahrungen. Im Alltag gelangen Gedanke und Gefühl als feste Verbindung zum Vorschein. Wenn sich jemand über sommerliches Wetter freut und daran denkt, an den Strand zu fahren, dann erscheint diese Freude als gefühlsmäßiger Ausdruck dieses Vorhabens. Die Seele kommentiert diese Absicht als erfreulich, um für die Verwirklichung zu motivieren. Der Gedanke der Seele beinhaltet folglich einen Kommentar zum Gedanken des Verstandes. Dieser emotional-rationale Dialog findet im abendländischen Denken kaum Beachtung.
Infolge dieser Missachtung wird nicht erkannt, dass die Gedanken der Seele limbische Mitteilungen des Unbewussten sind, und jene Formen ausmachen, in welchen Gedanken sich gestalten.
‚Bauchgefühl’ oder Intuition aber ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetz-mäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Ge-brauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen.
Wir haben weitgehend verlernt, auf intuitive Eingebungen zu hören. Wir haben vergessen, die Leiden-schaft des Erkennens zu erfahren. Analog zum Bewusstwerden als:
• Wahrnehmen,
• Betrachten,
• Beobachten,
• Begreifen,
• Umsetzen.
existiert Empfinden als:
• Affizieren,
• Aufspüren,
• Interessieren,
• Motivieren.
• Engagieren
Ich schlendere durch den herbstlichen Park. Das bunte Laub der Bäume beeindruckt mich (Affektion). Ich spüre einen Hauch von Vergänglichkeit. (Empfindung). Ich überlege ein Gedicht über den Herbst zu schreiben. (Interesse). Das Gedicht „Das ist der Herbst“ motiviert mich.
Das ist der Herbst
Das ist der Herbst; die Blätter fliegen,
Durch nackte Zweige fährt der Wind;
Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen –
Leb wohl, du reizend Schifferkind! –
Sie schaute mit den klaren Augen
Vom Bord des Schiffes unverwandt,
Und Grüße einer fremden Sprache
Schickte sie wieder und wieder ans Land.
Am Ufer standen wir und hielten
Den Segler mit den Augen fest –
Das ist der Herbst! Wo alles Leben
Und alle Schönheit uns verlässt.
Theodor Storm (1817 – 1888)
Das Gedicht bringt zum Vorschein, dass Gefühle Ereignisse nicht wie Begriffe eingrenzen, sondern offen halten für subjektive Auslegungen.
Dennoch existiert neben rationaler Intelligenz auch emotionale Intelligenz. Gefühle ordnen Bewusstwerden analog zu Begriffen.
wfschmid - 17. Januar, 05:30
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