Fantasie (Korrektur aufgrund gestriger Kritiken)
Kaum unterwegs trifft Ordi auf die Fantasie. „Wer oder was bist Du?“, fragt sie die Erscheinung.
„Ich bin Deine Vorstellungskraft!“
„Was bedeutet das?“
„Ich ermögliche Dir zu schauen, was Du denkst!“
„Bedeutet das, dass ich ohne Deine Hilfe blind wäre?“, fragt Ordi erstaunt.
„Nein, keineswegs. Du brauchst mich nicht, um zu sehen, was Du sinnlich zu erfassen vermagst. Konkrete Wahrnehmungsinhalte kannst Du ohne meine Hilfe schauen!“
„Und wofür brauche ich Dich denn dann?“
„Sobald Du Dich von sinnlich Vernehmbaren entfernst, also abstrahierst, bis Du auf meine Hilfe angewiesen!“, erklärt die Fantasie.
„Verstehe ich nicht“, mault Ordi.
„Gut, dann schau Dir diese kleine Fläche an! Beschreibe, was Du siehst!“
„Das ist ein kleines Notizbuch!“
„Und wie genau sieht es aus?“
„Es ist viereckig. Es ist ein Viereck mit vier gleich langen Seiten und vier gleichen Innenwinkeln!“
„Kennst Du noch andere Dinge, die ebenfalls viereckig und rechtwinklig sind?“
„Ja klar, Fliesen, Platten kleiner Blumentische, Oberflächen von Würfeln z.B.!
„Du kannst also meine Frage nur beantworten, weil Du weißt, was viereckig, gleichseitig und zugleich rechtwinklig ist! Eine solche Fläche wird Quadrat genannt. Weil Du über das Wissen von dieser Fläche verfügst, kann Du herausfinden, welche Dinge quadratisch sind! Um Dir aber vorstellen zu können, was genau ein Quadrat auszeichnet, brauchst Du mich.
Ich verhelfe Dir zu allgemeinen Bildern, um entsprechend aussehende konkrete Dinge ausmachen zu können.“
„Dann seid ihr gar keine Gedanken!“, erschrickt sich Ordi und fügt noch die Frage hinzu: Wenn ihr keine Gedanken seid, wie könnt ihr dann meine Eltern sein?“
„Willst Du antworten?“ fragt der Vater verlegen. „Wir sind etwas Ähnliches wie Gedanken.“, beginnt die Mutter und setzt dann fort: „Wir sind Ideen!“
„Was ist denn das?“, will Ordi wissen. Die Mutter zögert: “Eigentlich wollten wir Dir das erst später einmal sagen …. Wir sind nicht wirklich von hier, sondern sind jenseits der Raumes, in dem Du wohnst!
„Aber ich sehe Euch doch und spreche mit Euch. Wie könnt Ihr dann nicht mit mir zusammen in einem Raum sein?“, widerspricht Ordi.
Die Mutter sieht etwas verzweifelt ihren Partner an. Der aber schweigt. Deshalb versucht es die Mutter erneut: „Ordi, sieh einmal. Wir sprechen von Raum. Aber den kannst Du nicht sehen! Das brauchst Du auch nicht, weil Du Dir ja sicher bist, dass Du Dich in einem Raum befindest! Und wie Du Deinen Raum nicht sehen kannst, so sieht Du auch unseren Raum nicht. Und trotzdem unterscheidet sich der Raum der Ideen vom Raum der Gedanken!“
„Und was ist der Unterschied?“, will Ordi wissen.
„Der Raum der Ideen liegt im Unbewussten, während der Raum der Gedanken im Bewussten liegt!“
„Huch, dann bin ich ja eine Ausländerin?“, erstaunt sich Ordi.
„Kann man so sagen!“, bestätigt die Mutter, um ihre Erklärungsnot los zu werden.
Ordi gibt sich erst einmal damit zufrieden. Jedenfalls tut sie so.
„Ich bin Deine Vorstellungskraft!“
„Was bedeutet das?“
„Ich ermögliche Dir zu schauen, was Du denkst!“
„Bedeutet das, dass ich ohne Deine Hilfe blind wäre?“, fragt Ordi erstaunt.
„Nein, keineswegs. Du brauchst mich nicht, um zu sehen, was Du sinnlich zu erfassen vermagst. Konkrete Wahrnehmungsinhalte kannst Du ohne meine Hilfe schauen!“
„Und wofür brauche ich Dich denn dann?“
„Sobald Du Dich von sinnlich Vernehmbaren entfernst, also abstrahierst, bis Du auf meine Hilfe angewiesen!“, erklärt die Fantasie.
„Verstehe ich nicht“, mault Ordi.
„Gut, dann schau Dir diese kleine Fläche an! Beschreibe, was Du siehst!“
„Das ist ein kleines Notizbuch!“
„Und wie genau sieht es aus?“
„Es ist viereckig. Es ist ein Viereck mit vier gleich langen Seiten und vier gleichen Innenwinkeln!“
„Kennst Du noch andere Dinge, die ebenfalls viereckig und rechtwinklig sind?“
„Ja klar, Fliesen, Platten kleiner Blumentische, Oberflächen von Würfeln z.B.!
„Du kannst also meine Frage nur beantworten, weil Du weißt, was viereckig, gleichseitig und zugleich rechtwinklig ist! Eine solche Fläche wird Quadrat genannt. Weil Du über das Wissen von dieser Fläche verfügst, kann Du herausfinden, welche Dinge quadratisch sind! Um Dir aber vorstellen zu können, was genau ein Quadrat auszeichnet, brauchst Du mich.
Ich verhelfe Dir zu allgemeinen Bildern, um entsprechend aussehende konkrete Dinge ausmachen zu können.“
Sein & Nichts
Nach der Begegnung mit der Fantasie bittet Ordi Sein und Nichts um ein Bild von ihr. „Wir haben keine Bilder, weder von uns noch von Dir! Wir existieren bilderlos!“„Dann seid ihr gar keine Gedanken!“, erschrickt sich Ordi und fügt noch die Frage hinzu: Wenn ihr keine Gedanken seid, wie könnt ihr dann meine Eltern sein?“
„Willst Du antworten?“ fragt der Vater verlegen. „Wir sind etwas Ähnliches wie Gedanken.“, beginnt die Mutter und setzt dann fort: „Wir sind Ideen!“
„Was ist denn das?“, will Ordi wissen. Die Mutter zögert: “Eigentlich wollten wir Dir das erst später einmal sagen …. Wir sind nicht wirklich von hier, sondern sind jenseits der Raumes, in dem Du wohnst!
„Aber ich sehe Euch doch und spreche mit Euch. Wie könnt Ihr dann nicht mit mir zusammen in einem Raum sein?“, widerspricht Ordi.
Die Mutter sieht etwas verzweifelt ihren Partner an. Der aber schweigt. Deshalb versucht es die Mutter erneut: „Ordi, sieh einmal. Wir sprechen von Raum. Aber den kannst Du nicht sehen! Das brauchst Du auch nicht, weil Du Dir ja sicher bist, dass Du Dich in einem Raum befindest! Und wie Du Deinen Raum nicht sehen kannst, so sieht Du auch unseren Raum nicht. Und trotzdem unterscheidet sich der Raum der Ideen vom Raum der Gedanken!“
„Und was ist der Unterschied?“, will Ordi wissen.
„Der Raum der Ideen liegt im Unbewussten, während der Raum der Gedanken im Bewussten liegt!“
„Huch, dann bin ich ja eine Ausländerin?“, erstaunt sich Ordi.
„Kann man so sagen!“, bestätigt die Mutter, um ihre Erklärungsnot los zu werden.
Ordi gibt sich erst einmal damit zufrieden. Jedenfalls tut sie so.
wfschmid - 28. November, 07:24
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
david ramirer - 28. November, 10:00
die atome der erkenntnis bestehen aus solchen grundformen wie dem punkt, der linie, dem quadrat, dem kreis, der addition oder dem obertonfreien grundton mit 440 Hz.
was man nicht bereits auf der atomaren ebene der wahrnehmung erkannt hat, kann nicht auf der viel komplexeren ebene der kombinatorisch-fantastischen vorstellung imaginierend verknüpft werden: ohne quadrat kein würfel, ohne würfel und kugel kein kuppeldach, ohne kugel, kegel und zylinder keine flasche, usw. usf. - nach oben sind die grenzen vollkommen offen, aber niemandem können die grundformen erspart werden, am weg zu tieferen bzw. weiteren einsichten.
wenn man sich aber die zeit nimmt, diese grundformen wirklich zu verinnerlichen (und sie haben in der tat ihre eigene, enorme kraft), erspart man sich damit andererseits eine ganze menge und füllt das konto der erkenntnis schon vor der weiteren reise mit festverzinstem kapital.
was man nicht bereits auf der atomaren ebene der wahrnehmung erkannt hat, kann nicht auf der viel komplexeren ebene der kombinatorisch-fantastischen vorstellung imaginierend verknüpft werden: ohne quadrat kein würfel, ohne würfel und kugel kein kuppeldach, ohne kugel, kegel und zylinder keine flasche, usw. usf. - nach oben sind die grenzen vollkommen offen, aber niemandem können die grundformen erspart werden, am weg zu tieferen bzw. weiteren einsichten.
wenn man sich aber die zeit nimmt, diese grundformen wirklich zu verinnerlichen (und sie haben in der tat ihre eigene, enorme kraft), erspart man sich damit andererseits eine ganze menge und füllt das konto der erkenntnis schon vor der weiteren reise mit festverzinstem kapital.
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