Unilogo

31
Okt
2011

Naturcode

 
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Ein Code ist eine Vorschrift, wie Mitteilungen mit Hilfe von Zeichen umgewandelt werden sollen. Wenn die Natur unter dem Aspekt betrachtet werden soll, dass sie Schöpfung Gottes sein soll, dann stellt sie möglicherweise einen Code dar, mit dessen Hilfe sich der Schöpfer in verschlüsselter Form mitteilt.

Wird nun Natur daraufhin beobachtet, dann gelangt alles in strengen Ordnungen zum Vorschein, also wiederum verstandesgesteuert. Im System “Natur” scheint kein Raum für die Vernunft zu sein und alle vernünftigen Eingebungen wie beispielsweise das Gewissen erscheinen wider die Natur.

Die Natur kennt nur Verbote, keine Gebote, nur Gesetze, keine Regeln und keine Werte, sondern nur Normen. Trotz allem ist Natur nicht nur rein logisch, sondern auch künstlerisch tätig. Zumindest erzeugt sie mit Hilfe logischer Formen künstlerische Ge­stal­tungen. So ist Musik ohne die Gesetze der Harmonie nicht denkbar. Ist dann Vernunft nichts Anderes als ein Spiel des Verstandes?

Die Vernunft mischt sich ein. Für sie drohen sich die Gedanken zu einseitig zu gestalten. Ihrer Ansicht nach tut der Verstand gerade so, als sei für ihn “Unschärfe” ein Fremdwort. “Was ist nur in ihn gefahren?”, fragt sich die Vernunft. Gewiss, strenge Logik ist für den Verstand eine Utopie, die ihn antreibt.

Jetzt greift auch der Verstand direkt ein, durchaus dankbar dafür, dass sich ihr Zwiegespräch fortsetzt. Der Verstand erzählt, dass ihm das Spielen durchaus nicht fremd ist. Oft muss er einen Gedanken lange durchspielen, bis er ihm gefällt und er ihn annehmen kann. Und er beklagt sich, dass es in der geistigen Welt viel zu viele sowohl magersüchtige als auch fettleibige Definitionen gibt. Manche geisteswissenschaftliche Definition ist so vollgefressen, dass sie Regale in Anspruch nehmen muss.

Für den Verstand ist die Vernunft die Mutter, die ihn ernährt. Und ohne schöpferische Vernunft wäre er längst arbeitslos. “Warum hast Du dann den Autor so lange gegen mich schreiben lassen?”, will die Vernunft wissen. “Weil es für mich ein Gedankenspiel war!”, antwortet der Verstand, und er fügt noch hinzu: “Tut mir leid, dass Du das alles ernstgenommen hast!”

Der Verstand hat eine Idee und fragt die Vernunft, was sie davon halte, wenn er sie ins Naturkunde-Museum einladen würde.
 

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Digitale - 11. November, 00:39

Gedanken zum Text -

Ja, so ist die Natur. Sie tut was sie versteht. Die Natur folgt ihren Gesetzen.
Sie ist vielleicht augenscheinlich zu künstlerischen Gestaltungen fähig, ist es aber ohne Vorsatz aus sich selbst heraus, nur für die Augen desjenigen erkennbar, der meint künstlerische Erscheinungen erkennen und als solche bewerten zu können.
Ist das was Sie Spielzeug des Verstandes nennen (Vernunft) nötig Kunst zu erkennen, habe ich mich gefragt. Macht Natur Kunst?

Der erste Gedanke ist: Ja! man braucht Vernunft um Kunst wahrzunehmen.und NEIN, Natur kann keine Kunst "machen" (weil die Vernunft und der Absichtsgedanke fehlen)
Sicher, die Natur kann ästhetisch (in hohem Maße!) sein. Sie neigt zu praktischen Lösungen, es gibt herrliche Strukturen und Muster zu entdecken, aber das Erkennen des Künstlerischen, des Harmonischen, des Beglückenden bleibt die Frucht der Vernunft.

Aber ist das wirklich so? Ist ein zufriedener Löwe der den Gesängen der Nacht lauscht und dabei ruhig und zufrieden wird weniger Kunstkenner, als der Mensch in der Oper, der Gänsehaut bei einem Ton bekommt, weil er ihn so anrührend findet? Ich weiß es nicht.-
Ist das nicht furchtbar arrogant und selbstherrlich zu sagen: Tiere haben keinen Sinn für Kunst oder Pflanzen haben kein ästhetisches Empfinden, obwohl sie pure Ästhetik SIND?
Kann es nicht sein, dass Natur einfach anders ist, ein kollektives Bewusstsein hat, einen Sensor für das "Richtige", der Ästhetik und Funktion gleichermaßen erwünscht und an einem Ideal interessiert ist, was jenseits der Vorstellungskraft des Menschen liegt? Ein Verstehen, das viel tiefer reicht und untrennbar mit der Existenz verbunden ist.Ein Verstehen was die beiden Modelle "Verstand" und "Vernunft" bereits verschmolzen hat?
Es gibt Menschen die sagen, dass sie ohne Kunst nicht leben könnten, dass es sie rettet und heilt auf einer Ebene zu ordnen und zu gestalten, die man schlecht beschreiben kann, weil man im SEIN keine Worte braucht.
Vielleicht ist es eher ein Zeichen von Degeneration, wenn der Verstand die nährende Vernunft braucht. Oder sage ich doch besser eine niedere Seins-eine Entwicklungsstufe. Schöpferische Momente, Momente, der Stille und Meditaion, sind als Visionen zu sehen, wie eine natürliche Lebenshaltung wäre, aber die Getrenntheit von Vernunft und Verstand hält uns in den meisten Stunden unseres Lebens in den Gefilden, die eben den menschlichen entsprechen.

Bleibt noch die Frage zu klären, ob die Vernunft mit dem Verstand in das Naturkunde-Museum ginge. Die beiden sollten soviel wie möglich gemeinsam unternehmen. Je mehr der Verstand von der nährenden, schöpferischen Vernunft lernt desto besser. - Obwohl sie vielleicht auch zusammen in Wald fahren könnten...

wfschmid - 11. November, 12:02

Danke

Danke für den langen Kommentar zu "Naturcode". Ich kann den Überlegungen und den Fragen, die sich darin ergeben, sehr gut folgen. Das Wichtigste wäre, einen Begriff zu finden, der Vernunft und Verstand in sich vereint. Das ist mir leider nicht gelungen. Das ist schade, weil Vernunft alias rechte Hemisphäre und Verstand alias linke Hemsisphäre zwei einander wechselseitige Energien des Gehirns sind. Eine Reihe der Fragen beantwortet sich wohl durch den weiteren Verlauf des Textes. Im Wesentlichen gelangt die Natur auch als Künstlerin zum Vorschein. Ja, auf die Art und Weise genau dieses Vorscheins müsste ich näher eingehen. Diesen auftragenden Gedanken werde ich mitnehmen ;-) Leider wird zu wenig kommentiert. Wenn das anders wäre, wäre es gut, einen Chatblog anzulegen.
Wolfgang
Digitale - 11. November, 23:29

es wird zu wenig kommentiert

genau das dachte ich auch: Schade ist das, dass sich so wenige Menschen trauen hier was zu sagen. Nach Abgabe meines Kommentar habe ich auch gesehen, dass noch mehr Texte gefolgt sind und die Frage, ob ins Museum gegangen wird, längst geklärt wurde. :-) und dass dem Ganzen schon ein durchdachtes Konzept zu Grunde liegt- was vielleicht ein Grund dafür ist, dass sich so wenige trauen etwas zu sagen.-

Das mit dem einenden Begriff ist tatsächlich schwierig, weil es was Altes und was Neues ist, was da zusammen kommt.
Ich habe dabei Ihr Bild von dem Verstand (Kind) vor Augen, der irgendwann Erbe der Vernunft(Mutter) wird, denn dem Gesetz der Natur zufolge, stirbt das Alte, wenn das Neue die überlebenswichtigen Informationen aufgenommen hat. -In der Natur ist es oftmals so- bei den menschen nicht ganz so deutlich...Dazu erfolgt eine Modifizierung, eine Anpassung an die aktuellen Lebensumstände, weshalb es etwas ist, was stetig in Bewegung ist und prozesshaft bleibt.- Wenn Ihr Bild- oder Dein Bild, Wolfgang- das richtige ist, würde das bedeuten, dass der Verstand(das Neue, das Kind), wenn er erwachsen würde, eine neue Vernunft wäre, die wiederum einem neuen Verstand das überlebenswichtige lehrte.... kann daneben liegen, aber vielleicht fällt dir dadurch was neues ein. Man muss vielleicht die Dimension der Zeit ausblenden und beides gleichzeitig sehen, das Alte und das Neue was im Augenblick vollkommen ist- so wie der Zustand, wenn man weiß, dass man KUNST macht. Da ist man so massiv und so sehr Erde, dass man weiß, dass man immer war und immer sein wird, aber auch leichter als Nichts und pures Gefühl. Das Wort "erleuchtet" gibt es ja schon...ist aber vielleicht doch das richtige ???

liebe Grüße
Stefanie
Wolfgang (Gast) - 12. November, 10:57

Erleuchtung ;-)

Hallo Stefanie,
nach Deinen Überlegungen kam mir spontan die Idee, ob nicht vielleicht "Intuition" der die Vernunft und Verstand einigende Begriff sein kann. Schließlich ist ja das Gefühl schon das die Vernunft und den Verstand Vermittelnde, beide haben also wohl ohnehin teil an der Intuition. Nicht von ungefähr wird sich später ohnehin herausstellen, dass die Kunst lange vor der Philosophie das Denken beschäftigte. Und letztendlich war es die Dichtung Homers, welche den Schöpfungs-Mythos hervorbrachte. Und in der Tat erweist sich der Verstand wie in Deinem Bild als Kind der Vernunft (Mutter). In der Intuition als deren Beziehung wären so beide vereinigt. In der Kunst sind sie beide in eins zugleich vereinigt wirksam.
Übrigens zur Intuition würde ja auch "Erleuchtung" passen!

Ebenfalls liebe Grüße
Wolfgang

Digitale - 12. November, 20:21

Intuition

"Intuition, das ist es!" An dem Begriff gefällt mir, dass er etwas Erfahrenes und etwas Ahnendes hat und damit "alt" und "neu" zugleich ist.- Ein wichtiges Kriterium finde ich, um Verstand und Vernunft einen zu können, weil dann das Mutter-Kind-Bild aufrecht erhalten bleibt.
Zu bedenken:
wenn die Natur tut was sie versteht (ohne augenscheinlich zu reflektieren oder nachzudenken) nennt man das ja Instinkt...
Wolfgang (Gast) - 14. November, 05:39

Bindung

Bindung
Ja, ich denke auch, dass das Wort "Intuition" Vernunft und Verstand gut (aneinander bindet, In der Tat stellt sich in der Geschichte des Denkens zudem die Vernunft als Mutter des Verstandes dar. So entsteht Dichtung weitaus früher als Philosophie. Interessant wir es, wenn man bedenkt, dass dementsprechend auch die Wissenschaft aus der Kunst geboren wurde. (Der Logos aus dem Mythos). Ich denke jetzt gerade über das Verhältnis Natur und Kunst nach...
Digitale - 15. November, 13:47

Hallo Wolfgang

ich bin krank derzeit und war gestern nicht fähig aufzustehen- Laptop anzuschaffen wär vielleicht doch nicht so schlecht :-)

Ich hab mich gefragt ob der Begriff Mythos = Kunst ist. Hab dann gegoogelt wie ich es manchmal tue, wenn meine schlechte Schulbildung und die fehlenden Kenntnisse des Latainischen oder Griechischen Fragen offen lassen.
Was ich dann gefunden habe trifft nicht den oberflächlichen Kunstbegriff sondern etwas worüber ich schon sehr viel nachgedacht habe- vielleicht hilft es dir weiter - über das Verhältnis von Sprache und Kunst. Kunst ist nämlich eine Sprache, eine universelle noch dazu und aus dem wie Kunst spricht vom Geschehen auf und ihren Erfahrungen mit der Welt können sicher Dinge erkannt werden.
Beobachtet habe ich, dass Kunst sich sogar dann zu äußern versteht, wenn der Verstand sich bereits abgeschaltet hat und nicht mehr sehen, hören oder über etwas nachdenken will und es schafft ihn durch ihre Äußerungen - Unterbewußtsein und Gefühl spielen auch eine Rolle- wieder aufzuwecken und ihm ein tieferes Verständnis zu ermöglichen.

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

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