Paradoxon "Gott"
Allmächtiger, allgegenwärtiger, ewiger Gott ist als eine in sich widersprüchliche Idee das Konstrukt einer der mächtigsten Glaubensgemeinschaften der Welt. Diese tragische Idee führte zu vielen Kriegen, und viele Menschen waren davon so überzeugt, dass sie sogar dafür ihren Tod in Kauf nahmen.
Diese paradoxe Idee ist so geschickt angelegt, dass sie jede kritische Frage nach ihrem zureichenden Grund rigoros ausschließt. Das schafft sie, indem sie unbedingten Glauben zur Bedingung ihrer Möglichkeit macht. Und nur unbedingt Glaubenden dürfen auf ein Leben nach dem Tod hoffen.
Da von klein auf zu diesem Glauben restriktiv erzogen wird, nistet er sich früh als Orientierungshilfe für die Seele ein, um sie möglichst so zu steuern, dass sie ein frommes Leben führt.
Es gibt viele fanatisch fromme Gläubige, die als Vorbilder dienen, weil sie scheinbar Wunder verbringen konnten, also offensichtlich Unmögliches ermöglichten.
Um nun aber Gott auf die Spur kommen können, muss man philosophisches Denken gleichsam auf die Spitze der Abstraktion treiben können. Philosophisches Denken gerät dadurch gleichsam in die Nähe der Mystik.
Man kann Gott zwar nicht denken, aber man kann denken, was das in Wahrheit bedeutet. Die Gott zugesprochenen Eigenschaften machen den Himmel zum Albtraum werden.
Der Tod beendet das Leben zwar nicht, aber er nimmt ihm, was es lebendig macht: Sinne, Triebe, Bedürfnisse, Bilder. Im Himmel ist die Seele leer und der Geist hohl. Himmel zu Ende gedacht ist die Hölle.
Es ist völlig unverständlich, dass niemand darüber nachdenkt, was aus dem vernunftbegabten Lebewesen im Himmel wird.
Für einen solchen Himmel lohnt es sich nicht zu sterben. Einen anderen aber macht die Schöpfung Gottes nicht möglich.
„Himmel“, das führt die Idee „Gott“ ad absurdum.
wfschmid - 9. Mai, 02:36
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
steppenhund - 9. Mai, 03:09
Dass niemand darüber nachdenkt, ist ein bisschen zu grob formuliert.
Dass der Tod dem Leben alles nimmt, kann ich nicht so apodiktisch stehen lassen. Denkt man nämlich zu Ende, dann ist vielleicht gerade "Leben" etwas Göttliches und als solches für uns ebenso wenig einsichtig, wie es eigentlich klar sein sollte.
Auch Pantoffeltierchen leben, doch sie denken vermutlich nicht philosophisch. Sie "denken" nur an die Ernährung und den Selbsterhalt.
Die Überlegung, dass der Tod das weg nimmt, was lebendig macht, ist eine Schlussfolgerung, die aus unserer übersteigerten Selbsteinschätzung herrührt. Man muss nur einmal einen Satz weg denken oder negieren. "Der Mensch ist n i c h t das Maß aller Dinge." Dann gewinnt die Kategorie Leben an Bedeutung in einer vollkommen neuen und abstrakteren Form.
Dass der Tod dem Leben alles nimmt, kann ich nicht so apodiktisch stehen lassen. Denkt man nämlich zu Ende, dann ist vielleicht gerade "Leben" etwas Göttliches und als solches für uns ebenso wenig einsichtig, wie es eigentlich klar sein sollte.
Auch Pantoffeltierchen leben, doch sie denken vermutlich nicht philosophisch. Sie "denken" nur an die Ernährung und den Selbsterhalt.
Die Überlegung, dass der Tod das weg nimmt, was lebendig macht, ist eine Schlussfolgerung, die aus unserer übersteigerten Selbsteinschätzung herrührt. Man muss nur einmal einen Satz weg denken oder negieren. "Der Mensch ist n i c h t das Maß aller Dinge." Dann gewinnt die Kategorie Leben an Bedeutung in einer vollkommen neuen und abstrakteren Form.
wfschmid - 10. Mai, 01:09
Frage der Perspektive und des Aspekts
Es kommt darauf an, wie man die Dinge sehen will. Es ist eine Frage des kulurellen Aspekts, unter welcher Perspekive, Phänomene wahrnehmen will. So kennen Buddhisten diese Problematik überhaupt nicht, da sie loszulassen in der Lage sind. So sieht der Buddhist im Tod Leben, nach dem Fallen des Blattes im Herbst bereits den Ansatz der Knospe des Frühlings.
Ergänzung:
Wahrnehmen ist die Bedingung der Möglichkeit, sich zu täuschen. Statt Wahrnehmen, nehmen wir wahr, d.h., wir projizieren in das, was wir sinnlich vernehmen. Genauer gesagt wird das, was vorweg bedürfnisbedingt ausgefiltert wird, emotional durch Erinnerungen bzw. Erfahrungen komplementiert.
Die limbische Funktion des physiopsychischen Wechsels ist angeboren und dient der Selbst-Erhaltung (Ich-Bewusstsein) des vernunftbegabten Lebewesens.
Ergänzung:
Wahrnehmen ist die Bedingung der Möglichkeit, sich zu täuschen. Statt Wahrnehmen, nehmen wir wahr, d.h., wir projizieren in das, was wir sinnlich vernehmen. Genauer gesagt wird das, was vorweg bedürfnisbedingt ausgefiltert wird, emotional durch Erinnerungen bzw. Erfahrungen komplementiert.
Die limbische Funktion des physiopsychischen Wechsels ist angeboren und dient der Selbst-Erhaltung (Ich-Bewusstsein) des vernunftbegabten Lebewesens.
bonanzaMARGOT - 10. Mai, 19:37
bewusstsein und angst gepaart mit naivität erschufen die götter als höhere wesen, welche unser schicksal lenken.
die meisten machten nun einen gott daraus, weil es einfacher ist. der monotheismus ist in meinen augen eine logische konsequenz der kulturellen bewusstseinsentwicklung.
gott ist ein abstraktes konstrukt unseres geistes. das dasein übersteigt unseren verstand bei weitem - darum brauchen wir für unsere angst und den leeren raum des nichtwissens "gott".
die meisten machten nun einen gott daraus, weil es einfacher ist. der monotheismus ist in meinen augen eine logische konsequenz der kulturellen bewusstseinsentwicklung.
gott ist ein abstraktes konstrukt unseres geistes. das dasein übersteigt unseren verstand bei weitem - darum brauchen wir für unsere angst und den leeren raum des nichtwissens "gott".
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